Bayerische Soleleitungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Soleleitung Reichenhall – Traunstein war die erste bayerische Soleleitung. Sie wurde 1617 bis 1619 erbaut und verlief von [[Bad Reichenhall|Reichenhall]] über [[Karlstein (Bad Reichenhall)|Karlstein]] und oberhalb des Thumsees auf den Antoniberg. Weiter am „Neuweg“ (B 305) über der Weißbachschlucht nach Inzell und von dort nach Traunstein. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole gelangte über diese Leitung in die Traunsteiner Saline.
Die Soleleitung Reichenhall – Traunstein war die erste bayerische Soleleitung. Sie wurde 1617 bis 1619 erbaut und verlief von [[Bad Reichenhall|Reichenhall]] über [[Karlstein (Bad Reichenhall)|Karlstein]] und oberhalb des Thumsees auf den Antoniberg. Weiter am „Neuweg“ (B 305) über der Weißbachschlucht nach Inzell und von dort nach Traunstein. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole gelangte über diese Leitung in die Traunsteiner Saline.


Das drängendste Problem der [[Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte)|Reichenhaller Saline]] war über Jahrhunderte eine ausreichende [[Brennholzversorgung der Saline Reichenhall|Versorgung mit Brennholz]]. Das gesamte bayerische Saalachtal und seine Nebentäler, sowie die Bayerischen Saalforste im salzburgischen Pinzgau reichten dafür nur bedingt aus. Nachdem 1613 bei Ausbesserungsarbeiten am Brunnenschacht eine neue hochgrädige Solequelle zutage trat, verschärfte sich dieses Problem.  Der herzogliche Hofkammerrat Oswald Schuß schlug Herzog Maximilian I. deshalb vor, die Sole zu einer neu zu erbauenden Saline in Siegsdorf bei Traunstein zu leiten. Denn das viele verfügbare Holz in den Chiemgauer Bergwäldern konnte auf dem Fluss Traun leicht dorthin getriftet werden. Als Vorbild diente dabei die Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee im Salzkammergut, die jedoch das natürliche Gefälle nutzen konnte und daher ohne Pumpen auskam. Herzog Maximilian ließ sich überzeugen und erteilte den Auftrag zum Bau einer Soleleitung, gab aber zu bedenken: ''"Die Unkosten sind nicht zu achten, wenn selbe nur nicht vergebens verwendet werden"''.
Das drängendste Problem der [[Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte)|Reichenhaller Saline]] war über Jahrhunderte eine ausreichende [[Brennholzversorgung der Saline Reichenhall|Versorgung mit Brennholz]]. Das gesamte bayerische Saalachtal und seine Nebentäler, sowie die Bayerischen Saalforste im Pinzgau reichten dafür nur bedingt aus. Außerdem war man beim Holzbezug aus dem salzburgischen Pinzgau auf das Wohlwollen des dortigen Landesherrn, des Fürsterzbischofs von Salzburg, angewiesen. Nachdem 1613 bei Ausbesserungsarbeiten am Brunnenschacht eine neue hochgrädige Solequelle zutage trat, verschärfte sich dieses Problem.  Der herzogliche Hofkammerrat Oswald Schuß schlug Herzog Maximilian I. deshalb vor, die Sole zu einer neu zu erbauenden Saline in Siegsdorf bei Traunstein zu leiten. Denn das viele verfügbare Holz in den Chiemgauer Bergwäldern konnte auf dem Fluss Traun leicht dorthin getriftet werden. Als Vorbild diente dabei die Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee im Salzkammergut, die jedoch das natürliche Gefälle nutzen konnte und daher ohne Pumpen auskam. Herzog Maximilian ließ sich überzeugen und erteilte den Auftrag zum Bau einer Soleleitung, gab aber zu bedenken: ''"Die Unkosten sind nicht zu achten, wenn selbe nur nicht vergebens verwendet werden"''.




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'''Ende der historischen Soleleitungen'''
'''Ende der historischen Soleleitungen'''


Die Saline Traunstein wurde 1912 geschlossen. Die Soleleitung blieb bis zur Schließung der Saline Rosenheim 1958 insgesamt 339 Jahre in Betrieb. Die Soleleitung von Berchtesgaden über die [[Schwarzbachwacht]] nach [[Bad Reichenhall]] hatte ausgedient, als 1961 eine neue über den Pass Hallthurm  [http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/hb/hb_1990_eins.pdf] in Betrieb genommen wurde.
Die Saline Traunstein wurde 1912 geschlossen. Die Soleleitung blieb bis zur Schließung der Saline Rosenheim 1958 insgesamt 339 Jahre in Betrieb. Die Soleleitung von Berchtesgaden über die [[Schwarzbachwacht]] nach [[Bad Reichenhall]] hatte ausgedient, als 1961 eine neue über den Pass Hallthurm  [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_1990_1_c.pdf] in Betrieb genommen wurde.




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'''Themenwanderweg'''
'''Themenwanderweg'''


Bei [[Bad Reichenhall]] führt ein Themenwanderweg überwiegend auf der Trasse der ersten Soleleitung vom Brunnhaus Fager (Abzweigung Thumseestraße-Kugelbachweg) in [[Karlstein (Bad Reichenhall)|Karlstein]], oberhalb vom Thumsee vorbei, bis zur Hochreserve Obernesselgraben am Antoniberg. Infotafeln am Themenweg: https://issuu.com/reichenhall/docs/soleleitungsweg_thumsee_komplett   
Anfang der 1980er Jahre engagierte sich der Traunsteiner Vermessungsingenieur [[Graßler, Anton|Anton Graßler]] für die Wiederentdeckung der Soleleitung und trat erfolgreich für eine Instandsetzung der Soleleitungswege ein. Der Bad Reichenhaller Stadtheimatpfleger Fritz Hofmann war von der Idee angetan und konnte deren Umsetzung auf dem Gebiet des Landkreises Berchtesgadener Land vorantreiben.
Im Jahr 1985 begann die Gemeinde Schneizlreuth mit der Instandsetzung von Soleleitungswegen sowie der „Himmelsleiter“ und des Solehochbehälters beim Brunnhaus Nagling.
Die Stadt Bad Reichenhall erneuerte von 1985 bis 1987 den verfallenen Soleleitungsweg, errichtete eine Informationshütte am Standort der ehemaligen Hochreserve Obernesselgraben und stellte Infotafeln entlang des Weges auf.
 
Bei [[Bad Reichenhall]] führt ein Themenwanderweg überwiegend auf der Trasse der ersten Soleleitung vom Brunnhaus Fager (Abzweigung Thumseestraße-Kugelbachweg) in [[Karlstein (Bad Reichenhall)|Karlstein]], oberhalb vom Thumsee vorbei, bis zur Hochreserve Obernesselgraben am Antoniberg. Infotafeln am Themenweg: [https://issuu.com/reichenhall/docs/soleleitungsweg_thumsee_komplett]    
(Der SalzAlpenSteig verläuft ebenfalls teilweise über diese Trasse.)
(Der SalzAlpenSteig verläuft ebenfalls teilweise über diese Trasse.)


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Die bayerischen Soleleitungen. Reichenhall - Traunstein 1619 - Rosenheim 1810 - Berchtesgaden - Reichenhall 1817 und 1961 ; Hrsg.: Markt Grassau, Salz + Moor Museum Klaushäusl, 2012
Die bayerischen Soleleitungen. Reichenhall - Traunstein 1619 - Rosenheim 1810 - Berchtesgaden - Reichenhall 1817 und 1961 ; Hrsg.: Markt Grassau, Salz + Moor Museum Klaushäusl, 2012


Andreas Hirsch: Pionierleistung überwindet Höhen. Vor 400 Jahren ging die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein in Betrieb, Heimatblätter 2/2019: [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/hb/hb_2019_zwei.pdf]
Andreas Hirsch: Pionierleistung überwindet Höhen. Vor 400 Jahren ging die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein in Betrieb, Heimatblätter 2/2019: [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2019_2_c.pdf]


== Link ==
== Link ==
Ausstellung Traunstein: 400 Jahre Soleleitung [https://www.traunstein.de/tourismus-freizeit/400-jahre-salzgeschichte-die-erste-pipeline-der-welt/ausstellung-die-erste-pipeline-der-welt/]


Museum Salz & Moor im Brunnhaus Klaushäusl
Museum Salz & Moor im Brunnhaus Klaushäusl
http://www.grassau.de/de/klaushaeusl
[http://www.grassau.de/de/klaushaeusl]




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Datei:BH Lettenklause.JPG|Brunnhaus Lettenklause um 1700
Datei:BH Lettenklause.JPG|Brunnhaus Lettenklause um 1700
Datei:Faso.JPG|Deicheln nahe Fantenberg
Datei:Faso.JPG|Deicheln nahe Fantenberg
Datei:BH Hammer.JPG|Brunnhaus Hammer, ab 1810 Abzweigung nach Rosenheim
Datei:Hammer, Brunnhaus.jpg|Brunnhaus Hammer, ab 1810 Abzweigung nach Rosenheim
Datei:TS.JPG|Saline Traunstein um 1700
Datei:TS.JPG|Saline Traunstein um 1700
Datei:Deichel.JPG|Deichel (Holzrohr)
Datei:Reiffenstuel.JPG|Simon Reiffenstuel
Datei:Reiffenstuel.JPG|Simon Reiffenstuel
Datei:1805.jpg|Karte der Salzwasserleitung, 1796
Datei:1805.jpg|Karte der Salzwasserleitung, 1796