Archäologische Befunde an der Spitalkirche und am Angerl 2016/2017

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Archäologische Befunde an der Spitalkirche und am Angerl 2016/2017

Zwei größeren Baumaßnahmen in den Jahren 2016/17 gingen umfangreiche archäologische Untersuchungen voraus. In beiden Kampagnen gelang es, bis in die Phase der Stadtwerdung Reichenhalls im 12. Jahrhundert vorzudringen. Auf dem Areal südlich der St.-Johannes-Spitalkirche (Poststraße 56) fand man verschiedene übereinander liegende Gebäudemauern, die auf mehrfache Umnutzungen und Neuparzellierungen im Laufe der Jahrhunderte hinweisen. Die ältesten Steinmauerreste dort stammten aus dem 14. Jahrhundert. Aus dem 15. und 16. Jahrhundert haben sich mehrere steinerne Brunnenschächte erhalten, während an der Rückwand eines Nachbargebäudes die Umrisse eines Treppengiebels gefunden werden konnten. Nach den Befunden muss daher die Stadtmauer in diesem Bereich im 14. Jahrhundert erneuert worden sein. Bei der Grabung am Angerl stieß man in den untersten Schichten bis in das 12. Jahrhundert vor. Mehrere Zerstörungshorizonte mit Befunden passten zeitlich zu der Totalzerstörung der Stadt 1196 und dem Stadtbrand von 1515. Skelette, die nicht rituell bestattet worden waren, können als Opfer der Katastrophe von 1196 interpretiert werden. Die Reste eines mächtigen Patrizierturms (Grundfläche 10 m x 14 m, Mauerstärke 80 cm) aus der nachfolgenden Wiederaufbauphase der Stadt im frühen 13. Jahrhundert kamen ebenfalls zum Vorschein. Im 16. Jahrhundert – möglicherweise beim Stadtbrand 1515 – dürfte das Gebäude bereits zerstört worden sein. Daneben fand man mehrere Handwerkerhäuser, die sich mit ihrer Ausrichtung an dem Turm orientiert hatten.

Quelle:

Thomas Beckh, Turm und Tote „Im Angerl“ – Mittelalterlicher Turmbau zu Reichenhall, in: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Gesellschaft für Archäologie in Bayern, Das archäologische Jahr in Bayern, 2017

Bearbeitung: Andreas Hirsch