Bayern und Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

 
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'''Kurzer Überblick über die gemeinsame Geschichte und historischen Beziehungen'''
'''Kurzer Überblick über die gemeinsame Geschichte und historischen Beziehungen'''
[[Image:Romania.JPG|thumbnail|Gebiet der "[[Salzburger Romania]]"]]
[[Image:IUVAVUM.jpg|thumbnail|Vermutete Ausdehnung des Bezirks Iuvavum]]
[[Image:LA1988.jpg|thumbnail|Das bairische Stammesherzogtum um 788 mit den Gaubezeichnungen der Agilolfingerzeit]]
[[Image:LA1988.jpg|thumbnail|Das bairische Stammesherzogtum um 788 mit den Gaubezeichnungen der Agilolfingerzeit]]
[[Image:Salzburggau.JPG|thumbnail|Herrschaftsbereiche im nördlichen Salzburggau im Hochmittelalter]]
[[Image:Salzburggau, Herrschaftsbereiche.jpg|thumbnail|Der Salzburggau und die Entstehung der Landesgrenzen zwischen Bayern und Salzburg]]
[[Image:GRB.JPG|thumbnail|Entwicklung der Grenzen im Reichenhaller Becken]]
[[Image:GRB.JPG|thumbnail|Entwicklung der Grenzen im Reichenhaller Becken]]
[[Image:K1710.JPG|thumbnail|Karte des Erzstifts Salzburg 1710 (Ausschnitt)]]
[[Image:K1710.JPG|thumbnail|Karte des Erzstifts Salzburg 1710 (Ausschnitt)]]
[[Image:Bayerischer Kreis 1740.jpg|thumbnail|Der Bayerische Reichskreis im 18. Jh.]]
[[Image:Salzachkreis 1810.JPG|thumbnail|Der Salzachkreis 1810-1816]]
[[Image:Salzachkreis 1810.JPG|thumbnail|Der Salzachkreis 1810-1816]]
[[Image:Grenzregulierung.JPG|thumbnail|Karte zur Grenzregulierung 1817]]
[[Image:Grenzregulierung.JPG|thumbnail|Karte zur Grenzregulierung 1817]]
[[Image:Gedicht 1849.jpg|thumbnail|Gedicht des Reichenhaller Landrichters Cäsar von Widder, das am 27. April 1849 im „Bayerischen Gebirgsboten“ veröffentlicht wurde.]]
[[Image:Gedicht 1849.jpg|thumbnail|Gedicht des Reichenhaller Landrichters Cäsar von Widder, das am 27. April 1849 im „Bayerischen Gebirgsboten“ veröffentlicht wurde.]]
[[Image:Plakat 1921.JPG|thumbnail|Plakat für die Abstimmung zu einem Anschluss Salzburgs an das Deutsche Reich, 1921]]
[[Image:1921 Salzburg.jpg|thumbnail|Plakat für die Abstimmung über einen Anschluss Salzburgs an das Deutsche Reich, 29. Mai 1921]]
[[Image:Plakat 1938.JPG|thumbnail|Propaganda-Plakat des nationalsozialistischen Regimes zum "Anschluss" Österreichs 1938. Man stellte diesen als das nun endlich erreichte Ziel der deutschen Einigungsbewegung dar. Mit den Bezeichnungen "Großdeutsches Reich" und „Drittes Reich“ versuchte Hitler der Bevölkerung zu suggerieren, sein Terrorregime knüpfe an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation („Erstes Reich“) und das Deutsche Kaiserreich („Zweites Reich“) an.]]
[[Image:Plakat 1938.JPG|thumbnail|Propaganda-Plakat des nationalsozialistischen Regimes zum "Anschluss" Österreichs 1938. Man stellte diesen als das nun endlich erreichte Ziel der deutschen Einigungsbewegung dar. Mit den Bezeichnungen "Großdeutsches Reich" und „Drittes Reich“ versuchte Hitler der Bevölkerung zu suggerieren, sein Terrorregime knüpfe an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation („Erstes Reich“) und das Deutsche Kaiserreich („Zweites Reich“) an.]]
[[Image:Grenze10.JPG|thumbnail|Der [[Grenzübergang Walserberg|Autobahngrenzübergang Walserberg]] nach 1972]]
[[Image:Grenze10.JPG|thumbnail|Der [[Grenzübergang Walserberg|Autobahngrenzübergang Walserberg]] nach 1972]]
[[Image:Kirchenprovinz.JPG|thumbnail|Die Bayerische Kirchenprovinz (Kirchenprovinz Salzburg) im Mittelalter]]
[[Image:Kirchenprovinz Salzburg.jpg|thumbnail|Die Bayerische Kirchenprovinz (Kirchenprovinz Salzburg)]]


== Gemeinsame Geschichte bis ins 14. Jahrhundert ==
== Gemeinsame Geschichte bis ins 14. Jahrhundert ==
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Siehe auch: Territorium von Iuvavum [https://www.euregio-salzburg.info/objekt/2-die-grenzen-des-territoriums-von-iuvavum/] (EuRegio, Auf den Spuren der Römer)
Siehe auch: Territorium von Iuvavum [https://www.euregio-salzburg.info/objekt/2-die-grenzen-des-territoriums-von-iuvavum/] (EuRegio, Auf den Spuren der Römer)


Ab dem 6. Jahrhundert gehörte der [[Salzburggau]] zum Herzogtum Bayern, ebenso der Pinzgau und der Pongau im Gebirge, die ab der Mitte des 7. Jahrhundert bayerisch besiedelt wurden. Der Lungau war ursprünglich ein Teil Kärntens (Karantanien), das vom 8. Jahrhundert bis 976 zum Herzogtum Bayern gehörte und in dieser Zeit teilweise bayerisch besiedelt wurde. Ab 955 besiedelten die Bayern auch das „Ostland“ (Niederösterreich) dauerhaft, das bis 1156 ein Teil des Herzogtums Bayern war.
Ab dem 6. Jahrhundert gehörte der [[Salzburggau]] zum Herzogtum Bayern, ebenso der [[Pinzgau]] und der Pongau im Gebirge, die ab der Mitte des 7. Jahrhundert bayerisch besiedelt wurden. Der Lungau war ursprünglich ein Teil Kärntens (Karantanien), das vom 8. Jahrhundert bis 976 zum Herzogtum Bayern gehörte und in dieser Zeit teilweise bayerisch besiedelt wurde. Ab 955 besiedelten die Bayern auch das „Ostland“ (Niederösterreich) dauerhaft, das bis 1156 ein Teil des Herzogtums Bayern war. 1282 löste sich die Grafschaft Tirol vom Herzogtum Bayern und fiel 1363 an Österreich.


Der Bayernherzog Theodo II. holte Bischof [[Rupert von Salzburg|Rupert]] von Worms 696 nach Salzburg und beauftragte ihn mit der Missionierung seiner Untertanen und der Organisation der bayerischen Kirche. Als Grundausstattung seines Klosters St. Peter erhielt Rupert vom Herzog ein Drittel der [[Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte)|Saline Reichenhall]]. Im frühen Mittelalter war die Reichenhaller Saline die leistungsfähigste im Ostalpenraum. Sie bildete über Jahrhunderte hinweg die wirtschaftliche Basis der Salzburger Kirche. Das kam auch durch den seit etwa 755 verwendeten deutschen Namen für Iuvavum zum Ausdruck: „Salzburg“ ist abgeleitet vom Salz aus der Reichenhaller Saline und der Herzogsburg der Agilolfinger auf dem Festungsberg, der [[Obere Burg (Salzburg)|„Oberen Burg“]].
Der Bayernherzog Theodo II. holte Bischof [[Rupert von Salzburg|Rupert]] von Worms 696 nach Salzburg und beauftragte ihn mit der Missionierung seiner Untertanen und der Organisation der bayerischen Kirche. Als Grundausstattung seines Klosters St. Peter erhielt Rupert vom Herzog ein Drittel der [[Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte)|Saline Reichenhall]]. Im frühen Mittelalter war die Reichenhaller Saline die leistungsfähigste im Ostalpenraum. Sie bildete über Jahrhunderte hinweg die wirtschaftliche Basis der Salzburger Kirche. Das kam auch durch den seit etwa 755 verwendeten deutschen Namen für Iuvavum zum Ausdruck: „Salzburg“ ist abgeleitet vom Salz aus der Reichenhaller Saline und der Herzogsburg der Agilolfinger auf dem Festungsberg, der [[Obere Burg (Salzburg)|„Oberen Burg“]].
Ab ca. 715 residierten die Söhne von Herzog Theodo II. an verschiedenen bedeutenden Orten: Theodbert (Sitz [[Obere Burg (Salzburg)]]), Grimoald (Sitz Freising) und Theodolt (Sitz Regensburg), Tassilo II. (Sitz Passau?), N.N. (Sitz Neuburg/Donau).


Herzog Arnulf von Bayern (†937) ließ 916 in der Salzburger Münze Geldstücke nach Regensburger Vorbild prägen. Es war die erste Münzprägung auf heute österreichischem Territorium. Der bayerische Herzog Heinrich (Kaiser Heinrich II.) wurde zum deutschen König gewählt und schenkte im Jahr 1002 dem Salzburger Domkapitel als Dank für seine Unterstützung umfangreichen Besitz im Lungau.
Herzog Arnulf von Bayern (†937) ließ 916 in der Salzburger Münze Geldstücke nach Regensburger Vorbild prägen. Es war die erste Münzprägung auf heute österreichischem Territorium. Der bayerische Herzog Heinrich (Kaiser Heinrich II.) wurde zum deutschen König gewählt und schenkte im Jahr 1002 dem Salzburger Domkapitel als Dank für seine Unterstützung umfangreichen Besitz im Lungau.
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Nach dem Aussterben der Grafen von Peilstein (um 1218) entbrannte ein über Jahrzehnte dauernder Kampf zwischen dem bayerischen Herzog und dem Salzburger Erzbischof um die Herrschaft über die Salinenstadt Reichenhall, den sie mit einem regelrechten „Burgenkrieg“ ausfochten. Im Jahr 1262 entschied Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern den Kampf für sich, er zerstörte die erzbischöflichen Burgen Kirchberg, Amerang und Vager im Reichenhaller Tal.
Nach dem Aussterben der Grafen von Peilstein (um 1218) entbrannte ein über Jahrzehnte dauernder Kampf zwischen dem bayerischen Herzog und dem Salzburger Erzbischof um die Herrschaft über die Salinenstadt Reichenhall, den sie mit einem regelrechten „Burgenkrieg“ ausfochten. Im Jahr 1262 entschied Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern den Kampf für sich, er zerstörte die erzbischöflichen Burgen Kirchberg, Amerang und Vager im Reichenhaller Tal.


Die Erzbischöfe waren bestrebt, ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu schaffen, was durch den Erwerb von Grafschaften und Hochgerichtsbezirken geschah. Salzburg hatte unter anderem 1213 alle Rechte im Lungau erworben und den Pinzgau, der zuvor ein an den Bayernherzog vergebenes Lehen war, 1228 erhalten. Nachdem 1229 die Grafen von Lebenau ausgestorben waren, konnte sich der Salzburger Erzbischof Eberhard II. deren Grafschaft größtenteils sichern. Mit dem Aussterben der Grafen von Plain im Jahre 1260 fielen große Teile ihres Herrschaftsgebiets schließlich an die Nachfolger Eberhards II.. Damit verfügten die Salzburger Erzbischöfe über ein verhältnismäßig großes geschlossenes Herrschaftsgebiet. Mit der weitgehenden [[Nasse Grenze (Saalach)|Anerkennung der Grenzen]] der erzbischöflichen Besitzungen durch den Bayernherzog im Jahr 1275 (Verträge von Erharting) war eine wichtige Voraussetzung für die Landeswerdung Salzburgs geschaffen. 1297 verkauften die Herzöge von Bayern das Gasteiner Tal an Erzbischof Konrad IV. von Fohnsdorf.
== Salzburg löst sich von Bayern ==
 
Die Erzbischöfe waren bestrebt, ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu schaffen, was durch den Erwerb von Grafschaften und Hochgerichtsbezirken geschah. Salzburg hatte unter anderem 1213 alle Rechte im Lungau erworben und den [[Pinzgau]], der zuvor ein an den Bayernherzog vergebenes Lehen war, 1228 erhalten. Nachdem 1229 die Grafen von Lebenau [https://www.sn.at/wiki/Burg_Lebenau_(Laufen)] ausgestorben waren, konnte sich der Salzburger Erzbischof Eberhard II. deren Grafschaft größtenteils sichern. Mit dem Aussterben der Grafen von [[Plainburg|Plain]] im Jahre 1260 fielen große Teile ihres Herrschaftsgebiets schließlich an die Nachfolger Eberhards II.. Damit verfügten die Salzburger Erzbischöfe über ein verhältnismäßig großes geschlossenes Herrschaftsgebiet. Mit der weitgehenden [[Nasse Grenze (Saalach)|Anerkennung der Grenzen]] der erzbischöflichen Besitzungen durch den Bayernherzog im Jahr 1275 (Verträge von Erharting) war eine wichtige Voraussetzung für die Landeswerdung Salzburgs geschaffen. 1297 verkauften die Herzöge von Bayern das Gasteiner Tal an Erzbischof Konrad IV. von Fohnsdorf.


Die Erzbischöfe waren zwar Reichsfürsten, aber ihr Herrschaftsgebiet galt immer noch als ein Teil des Herzogtums Bayern. Als Fürsterzbischof Friedrich III. 1328 eine eigene Landesordnung erließ, löste er damit seine Besitzungen von Bayern. Aus Salzburg war ein eigenständiges Land innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches" geworden. In einer 1342 ausgestellten Urkunde sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn erstmals von seinem „Land“.
Die Erzbischöfe waren zwar Reichsfürsten, aber ihr Herrschaftsgebiet galt immer noch als ein Teil des Herzogtums Bayern. Als Fürsterzbischof Friedrich III. 1328 eine eigene Landesordnung erließ, löste er damit seine Besitzungen von Bayern. Aus Salzburg war ein eigenständiges Land innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches" geworden. In einer 1342 ausgestellten Urkunde sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn erstmals von seinem „Land“.
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== Bayern und Salzburg als Nachbarn ==
== Bayern und Salzburg als Nachbarn ==


Wahrscheinlich wurde bereits seit dem frühen Mittealter Holz aus den so genannten Bayerischen Saalforsten zur Saline Reichenhall getriftet. Die im Pinzgau gelegenen Wälder gehörten seit alters her den Salinenbetreibern und ab Anfang des 16. Jahrhunderts dem bayerischen Staat. Kaiser Ludwig der Bayer ordnete 1333 an, dass das Salz aus Hallein nur mehr zu Wasser transportiert werden dürfe. Laufen gewann damit als Schifferstadt an Bedeutung.  
Wahrscheinlich wurde bereits seit dem frühen Mittealter Holz aus den so genannten [[Bayerische Saalforste|Bayerischen Saalforsten]] zur Saline Reichenhall getriftet. Die im Pinzgau gelegenen Wälder gehörten seit alters her den Salinenbetreibern und ab Anfang des 16. Jahrhunderts dem bayerischen Staat. Kaiser Ludwig der Bayer ordnete 1333 an, dass das Salz aus Hallein nur mehr zu Wasser transportiert werden dürfe. Laufen gewann damit als Schifferstadt an Bedeutung.  


Zu einer wichtigen Grenzregulierung kam es 1442 an der Alz bei Trostberg: Der Salzburger Fürsterzbischof Friedrich IV. trat einen Gebietsstreifen östlich der Alz an den Herzog ab, die Grenze wurde von der Flussmitte auf die östliche Hangkante verlegt. Trostberg hatte somit mehr Platz, sich auszudehnen. Als Gegenleistung überließen die Wittelsbacher den Fürsterzbischöfen auf Dauer die hohe Gerichtsbarkeit in der Stadt Mühldorf am Inn. Erst damit wurde Mühldorf am Inn vollends ein Teil des Erzstifts Salzburg bis 1802.
Zu einer wichtigen Grenzregulierung kam es 1442 an der Alz bei Trostberg: Der Salzburger Fürsterzbischof Friedrich IV. trat einen Gebietsstreifen östlich der Alz an den Herzog ab, die Grenze wurde von der Flussmitte auf die östliche Hangkante verlegt. Trostberg hatte somit mehr Platz, sich auszudehnen. Als Gegenleistung überließen die Wittelsbacher den Fürsterzbischöfen auf Dauer die hohe Gerichtsbarkeit in der Stadt Mühldorf am Inn. Erst damit wurde Mühldorf am Inn vollends ein Teil des Erzstifts Salzburg bis 1802.


Kaiser Maximilian I. ließ das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Jahr 1500 in so genannte Reichskreise einteilen. Das Erzstift Salzburg gehörte daraufhin bis 1806 zum Bayerischen Reichskreis.
Kaiser Maximilian I. ließ das Heilige Römische Reich Deutscher Nation im Jahr 1500 in so genannte Reichskreise einteilen. Diese waren übergeordnete territoriale Einheiten des Reiches, die mehrere Landesherrschaften umfassten – zunächst mit Ausnahme der Kurfürstentümer und der habsburgischen Erblande. Damit sollte die Verwaltung des Reiches durch das Reichsregiment verbessert werden. Die Reichskreise bestanden bis 1806. Das Erzstift Salzburg gehörte zum Bayerischen Reichskreis.
 
Herzog Ludwig X. von Bayern kam 1525 dem von aufständischen Bauern belagerten Erzbischof Matthäus Lang mit Militär zu Hilfe. Im 1529 geschlossenen Vertrag von Mühldorf vereinbarten Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg und der bayerische Herzog die Holznutzungsrechte der Reichenhaller Saline im Pinzgau.
Herzog Ludwig X. von Bayern kam 1525 dem von aufständischen Bauern belagerten Erzbischof Matthäus Lang mit Militär zu Hilfe. Im 1529 geschlossenen Vertrag von Mühldorf vereinbarten Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg und der bayerische Herzog die Holznutzungsrechte der Reichenhaller Saline im Pinzgau.


1540 wurde Ernst Herzog von Bayern zum Administrator von Salzburg, ohne eigentliche Wahl zum Bischof bzw. Erzbischof ernannt.
1540 wurde Ernst Herzog von Bayern zum Administrator von Salzburg, ohne eigentliche Wahl zum Bischof bzw. Erzbischof ernannt.


Zwischen Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau und Herzog Maximilian I. von Bayern entbrannte 1611 der so genannte „Salzkrieg“ um die Dominanz im Salzhandel. Dieser Konflikt wurde mit gegenseitigen Wirtschaftsboykotten, Lebensmittel-Embargos und militärischen Operationen ausgetragen. Bayern konnte schließlich den Salzhandel zu seinen Gunsten steuern, nachdem Maximilian als Sieger aus dem Salzkrieg hervorgegangen war.
Zwischen Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau und Herzog Maximilian I. von Bayern entbrannte 1611 der so genannte [[Salztransport und Salzhandel#Wer dominiert den Salzhandel?|„Salzkrieg“]] um die Dominanz im Salzhandel. Dieser Konflikt wurde mit gegenseitigen Wirtschaftsboykotten, Lebensmittel-Embargos und militärischen Operationen ausgetragen. Bayern konnte schließlich den Salzhandel zu seinen Gunsten steuern, nachdem Maximilian als Sieger aus dem Salzkrieg hervorgegangen war.


Der bayerische Kurfürst Maximilian I. flüchtete im April 1648 aus München vor den anrückenden Schweden und Franzosen nach Salzburg, wo er von Fürsterzbischof Paris Graf Lodron aufgenommen wurde. Selbst das Altöttinger Gnadenbild brachte man nach Salzburg in Sicherheit.
Der bayerische Kurfürst Maximilian I. flüchtete im April 1648 aus München vor den anrückenden Schweden und Franzosen nach Salzburg, wo er von Fürsterzbischof Paris Graf Lodron aufgenommen wurde. Selbst das Altöttinger Gnadenbild brachte man nach Salzburg in Sicherheit.
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Bewohner aus den bayerischen Städten und Gemeinden Berchtesgaden, Laufen, Teisendorf und Traunstein eilten den Salzburgern beim Salzburger Stadtbrand von 1818 zu Hilfe.  
Bewohner aus den bayerischen Städten und Gemeinden Berchtesgaden, Laufen, Teisendorf und Traunstein eilten den Salzburgern beim Salzburger Stadtbrand von 1818 zu Hilfe.  


Die Salinenkonvention zwischen dem Königreich Bayern und dem Kaisertum Österreich gilt als der älteste noch geltende Staatsvertrag Europas. Sie wurde am 18. März 1829 unterzeichnet und regelt die Holznutzungsrechte der Saline Reichenhall im Gebiet der Bayerischen Saalforste im salzburgischen Pinzgau.
Die Salinenkonvention zwischen dem Königreich Bayern und dem Kaisertum Österreich gilt als der älteste noch geltende Staatsvertrag Europas. Sie wurde am 18. März 1829 unterzeichnet und regelt die Holznutzungsrechte der Saline Reichenhall im Gebiet der [[Bayerische Saalforste|Bayerischen Saalforste]] im salzburgischen Pinzgau.


Zur Bekämpfung des Reichenhaller Stadtbrandes von 1834 rückten Helfer aus Salzburg, Siezenheim, Wals und Viehhausen mit Feuerspritzen an. Alois Lergetporer, Bürgermeister von Salzburg, ließ auf Kosten der Salzburger Bürgerschaft Lebensmittel nach Reichenhall liefern. Salzburger Arbeiter halfen bei der Beseitigung der enormen Schuttmengen, während mehrere Hilfslieferungen mit Möbeln, Betten, Hausrat, Brettern und Werkzeug aus Salzburg eintrafen. Außerdem brachte eine Spendensammlung in der Stadt Salzburg innerhalb von zwölf Tagen die beachtliche Summe von 2.000 Gulden für die Brandopfer zusammen.  
Zur Bekämpfung des Reichenhaller Stadtbrandes von 1834 rückten Helfer aus Salzburg, Siezenheim, Wals und Viehhausen mit Feuerspritzen an. Alois Lergetporer, Bürgermeister von Salzburg, ließ auf Kosten der Salzburger Bürgerschaft Lebensmittel nach Reichenhall liefern. Salzburger Arbeiter halfen bei der Beseitigung der enormen Schuttmengen, während mehrere Hilfslieferungen mit Möbeln, Betten, Hausrat, Brettern und Werkzeug aus Salzburg eintrafen. Außerdem brachte eine Spendensammlung in der Stadt Salzburg innerhalb von zwölf Tagen die beachtliche Summe von 2.000 Gulden für die Brandopfer zusammen.  


Das von dem Münchener Bildhauer Ludwig von Schwanthaler geschaffene Mozart-Denkmal wurde 1842 in Salzburg aufgestellt. König Ludwig I. von Bayern beteiligte sich an der Finanzierung.  
Das von dem Münchener Bildhauer Ludwig von Schwanthaler geschaffene Mozart-Denkmal wurde 1842 in Salzburg aufgestellt. König Ludwig I. von Bayern beteiligte sich an der Finanzierung.


== Märzrevolution 1848/1849 - Deutsche Frage ==
== Märzrevolution 1848/1849 - Deutsche Frage ==
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== „Deutscher Krieg“ 1866 ==
== „Deutscher Krieg“ 1866 ==
   
   
Beim so genannten „Deutschen Krieg“ von 1866 zwischen Österreich und Preußen um die Vorherrschaft in Deutschland stand Bayern auf der Seite Österreichs. Nach der Niederlage Österreichs (Königgrätz) löste sich der Deutsche Bund auf. Bayern näherte sich an Preußen an und wurde 1871 Teil des neuen „Deutschen Reiches“. Österreich wurde 1867 in Österreich-Ungarn umgewandelt.
Beim „Deutschen Krieg“ (ursprünglich „Preußisch-Deutscher Krieg“ genannt) von 1866 zwischen Österreich (Führungsmacht des Deutschen Bundes) und Preußen um die Vorherrschaft in Deutschland stand Bayern auf der Seite Österreichs. Nach der Niederlage Österreichs (Königgrätz) löste sich der Deutsche Bund auf. Bayern näherte sich an Preußen an und wurde 1871 Teil des neuen „Deutschen Reiches“. Österreich wurde 1867 in Österreich-Ungarn umgewandelt.


Im Ersten Weltkrieg (1914  - 1918) waren das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn Verbündete. Dies zeigte sich unter anderem auch dadurch, dass ein Teil der Großgmainer Wehrpflichtigen für königlich bayerische Militäreinheiten rekrutiert wurden.
Im Ersten Weltkrieg (1914  - 1918) waren das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn Verbündete. Dies zeigte sich unter anderem auch dadurch, dass ein Teil der Großgmainer Wehrpflichtigen für königlich bayerische Militäreinheiten rekrutiert wurden.
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Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''
Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''


Ein gewünschter Anschluss Österreichs an das ebenfalls zu einer demokratischen Republik gewordene Deutsche Reich wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ebenso untersagt, wie der Name Deutschösterreich. In Österreich aber herrschte überwiegend die Überzeugung, dass es als eigener Staat nicht lebensfähig sei und ein Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich die einzige Lösung darstelle. Wohl oder übel beugte man sich schließlich den Forderungen der Siegermächte. Im Deutschen Reich wurde ein Anschluss der Republik Deutschösterreich zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings drohten für diesen Fall wesentlich härtere Friedensbedingungen der Siegermächte (Versailler Vertrag), weshalb man sich in Berlin bei dieser Frage letztendlich defensiv verhielt.  
Ein gewünschter Anschluss Österreichs an das ebenfalls zu einer demokratischen Republik gewordene Deutsche Reich wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ebenso untersagt, wie der Name Deutschösterreich. In Österreich aber herrschte überwiegend die Überzeugung, dass es als eigener Staat nicht lebensfähig sei und ein Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich die einzige Lösung darstelle. Wohl oder übel beugte man sich schließlich den Forderungen der Siegermächte. Im Deutschen Reich wurde ein Anschluss der Republik Deutschösterreich zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings drohten für diesen Fall wesentlich härtere Friedensbedingungen der Siegermächte, weshalb Berlin bei dieser Frage sehr vorsichtig agierte und Schritt für Schritt vorgehen wollte. Vor allem wegen der Gegnerschaft Frankreichs scheiterten die Anschlusspläne. Sowohl der am 28. Juli 1919 von Deutschland unterzeichnete Friedensvertrag von Versailles als auch der (österreichische) Friedensvertrag von Saint Germain vom 10. September 1919 verboten in ihren Artikeln 80 bzw. 88 den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die Siegermächte wollten dem geschlagenen Deutschland eine Gebietserweiterung oder eine Zunahme seiner Bevölkerung um sechseinhalb Mio. Menschen nicht zubilligen.
   
   
Für Bayern war aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft die Frage eines möglichen Beitritts Österreichs zum Deutschen Reich von großer Bedeutung. Die bayerische Volkspartei und die von ihr getragenen bayerischen Regierungen war das Kriterium der „Stammesverwandtschaft" zu Österreich die Grundlage der bayerischen Österreichpolitik während der Weimarer Republik. Bayern erhoffte sich durch einen Zusammenschluss mit Österreich eine Stärkung des Föderalismus und ein größeres Gewicht Süddeutschlands im Deutschen Reich.
Für Bayern war aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft die Frage eines möglichen Beitritts Österreichs zum Deutschen Reich von großer Bedeutung. Die bayerische Volkspartei und die von ihr getragenen bayerischen Regierungen war das Kriterium der „Stammesverwandtschaft" zu Österreich die Grundlage der bayerischen Österreichpolitik während der Weimarer Republik. Bayern erhoffte sich durch einen Zusammenschluss mit Österreich eine Stärkung des Föderalismus und ein größeres Gewicht Süddeutschlands im Deutschen Reich.


Da die Frage eines Anschlusses von den Österreichischen Regierungen in Wien nicht mehr aktiv weiterverfolgt wurde, verlagerte sich die Diskussion auf die Länderebene.
Die Frage eines Anschlusses wurde von den österreichischen Regierungen in Wien nicht mehr aktiv weiterverfolgt. Auf Länderebene spielte das Thema aber weiterhin eine Rolle.  
Am 19. April 1919 fanden in Salzburg die ersten Landtagswahlen statt, wobei die Christlichsozialen 45%, die Sozialdemokraten 30% und die deutschnationalen Parteien 25% der Stimmen erhielten. Das Kräfteverhältnis der politischen Lager änderte sich bis zu den letzten freien Landtagswahlen 1932 nur wenig. Alle Parteien befürworteten zunächst einen Anschluss an Deutschland. Am 29. Mai 1921 fand im Land Salzburg eine von der Bundesregierung in Wien untersagte Volksabstimmung statt, die allerdings keine politischen Konsequenzen hatte. Bei einer Wahlbeteiligung von 73% sprachen sich rund 99% für einen Anschluss an Deutschland aus. Eine kurz zuvor abgehaltene Abstimmung in Tirol hatte ein ähnliches Ergebnis gebracht.  
Am 19. April 1919 fanden in Salzburg die ersten Landtagswahlen statt, wobei die Christlich-sozialen 45%, die Sozialdemokraten 30% und die deutschnationalen Parteien 25% der Stimmen erhielten. Das Kräfteverhältnis der politischen Lager änderte sich bis zu den letzten freien Landtagswahlen 1932 nur wenig. Alle Parteien befürworteten zunächst einen Anschluss an Deutschland. Am 29. Mai 1921 fand im Land Salzburg eine von der Bundesregierung in Wien untersagte Volksabstimmung statt, die allerdings keine politischen Konsequenzen hatte. Bei einer Wahlbeteiligung von 73% sprachen sich rund 99% für einen Anschluss an Deutschland aus. Eine kurz zuvor abgehaltene Abstimmung in Tirol hatte ein ähnliches Ergebnis gebracht. Diese Abstimmungen wurden von den Nationalsozialisten nach dem "Anschluss" von 1938 für ihre Zwecke instrumentalisiert. 


Als Adolf Hitler und sein Terrorregime 1933 die Macht im Deutschen Reich übernommen hatten, distanzierten sich die österreichischen Parteien, ausgenommen die österreichische NSDAP, von einem Anschluss. Das Selbstverständnis änderte sich jedoch nicht: ''„Deutsch ist unser Staat, denn deutsch ist seine Bevölkerung nach Abstammung, nach Geschichte und Tradition“'', wie der Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl bei der Maifeier 1937 bekräftigte.
Als Adolf Hitler und sein Terrorregime 1933 die Macht im Deutschen Reich übernommen hatten, distanzierten sich die österreichischen Parteien, ausgenommen die österreichische NSDAP, von einem Anschluss. Das Selbstverständnis änderte sich jedoch nicht: ''„Wir sind so deutsch, so selbstverständlich deutsch, dass es uns überflüssig vorkommt, dies eigens zu betonen"'' sagte Bundeskanzler Engelbert Dollfuß bei seiner „Trabrennplatzrede“ vom 11. September 1933.
Und der Salzburger Landeshauptmann Franz Rehrl stellte bei der Maifeier 1937 fest:
''„Deutsch ist unser Staat, denn deutsch ist seine Bevölkerung nach Abstammung, nach Geschichte und Tradition“.''  
 
Im Jahr 1933 schaltete der ursprünglich christlich-soziale Dollfuß das Wiener Parlament, die Sozialdemokraten und Kommunisten aus und errichtete 1934 einen autoritären Ständestaat. Die demokratische Republik war damit abgeschafft. Diese Entwicklung wurde später als „Austrofaschismus“ bezeichnet. Dollfuß wollte keinen Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, sondern ''„den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich“''. Die seit 1933 verbotene österreichische NSDAP erhielt jedoch immer mehr Zulauf und trat vor allem mit Terrorakten und Putschversuchen in Erscheinung. Außerdem begannen die Nationalsozialisten damit, den Regierungsapparat zu unterwandern und zu zersetzen. Unterstützt wurden sie dabei von der nationalsozialistischen deutschen Regierung, die mit der „1000-Mark-Sperre“ [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2019_6_c.pdf] und weiteren Reisebeschränkungen Österreich wirtschaftlich in die Knie zwingen wollte.
Dazu siehe auch: Anschlusspläne Österreichs und österreichischer Bundesländer nach 1918 [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Anschlusspl%C3%A4ne_%C3%96sterreichs_und_%C3%B6sterreichischer_Bundesl%C3%A4nder_nach_1918] (Historisches Lexikon Bayerns)
Dazu siehe auch: Anschlusspläne Österreichs und österreichischer Bundesländer nach 1918 [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Anschlusspl%C3%A4ne_%C3%96sterreichs_und_%C3%B6sterreichischer_Bundesl%C3%A4nder_nach_1918] (Historisches Lexikon Bayerns)
Im Jahr 1933 schaltete der ursprünglich christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Wiener Parlament, die Sozialdemokraten und Kommunisten aus und errichtete 1934 einen autoritären Ständestaat. Diese Entwicklung wurde später als „Austrofaschismus“ bezeichnet.  Die demokratische Republik war damit abgeschafft. Dollfuß wollte keinen Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, sondern „den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich“. Er stellte fest: ''„Wir sind so deutsch, so selbstverständlich deutsch, dass es uns überflüssig vorkommt, dies eigens zu betonen.“'' („Trabrennplatzrede“ vom 11. September 1933) Die seit 1933 verbotene österreichische NSDAP erhielt immer mehr Zulauf und trat vor allem mit Terrorakten und Putschversuchen in Erscheinung. Außerdem begannen die Nationalsozialisten damit, den Regierungsapparat zu unterwandern und zu zersetzen. Unterstützt wurden sie dabei von der nationalsozialistischen deutschen Regierung, die mit der „1000-Mark-Sperre“ und weiteren Reisebeschränkungen Österreich wirtschaftlich in die Knie zwingen wollte.


== „Anschluss“ und Ausweitung des NS-Terrors auf Österreich ==
== „Anschluss“ und Ausweitung des NS-Terrors auf Österreich ==
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Nach dem 1995 erfolgten Beitritt Österreichs zur Europäischen Union wurde die EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein gegründet und nach dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens in Österreich 1998 die Grenzkontrollen zwischen Salzburg und Bayern aufgehoben.
Nach dem 1995 erfolgten Beitritt Österreichs zur Europäischen Union wurde die EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein gegründet und nach dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens in Österreich 1998 die Grenzkontrollen zwischen Salzburg und Bayern aufgehoben.


2010 fand in Salzburg und Laufen die Doppelausstellung "Grenzen überschreiten - Bayern und Salzburg 1810 bis 2010" statt: [https://www.salzburgmuseum.at/index.php?id=479]


== Kirchliche Bezüge zwischen Bayern und Salzburg  696 – 1821/1822 ==
== Kirchliche Bezüge zwischen Bayern und Salzburg  696 – 1821/1822 ==
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Innerhalb der Erzdiözese Salzburg existierte von 1215 bis 1817 das Salzburger Eigenbistum Chiemsee. Der Sitz der Bischöfe von Chiemsee war das Augustiner-Chorherrenstift Herrenwörth auf der Herreninsel im Chiemsee. Sie waren die Weihbischöfe der Salzburger Erzbischöfe und hatten deshalb in Salzburg eine ständige Residenz, den Chiemseehof. Das Bistum Chiemsee umfasste nur zehn Pfarreien westlich und südlich des Chiemsees: Herrenchiemsee, Prien, Eggstätt, Söllhuben und Grassau, Söll, Kirchdorf, St. Johann in Tirol, Brixen im Thale und St. Ulrich am Pillersee.
Innerhalb der Erzdiözese Salzburg existierte von 1215 bis 1817 das Salzburger Eigenbistum Chiemsee. Der Sitz der Bischöfe von Chiemsee war das Augustiner-Chorherrenstift Herrenwörth auf der Herreninsel im Chiemsee. Sie waren die Weihbischöfe der Salzburger Erzbischöfe und hatten deshalb in Salzburg eine ständige Residenz, den Chiemseehof. Das Bistum Chiemsee umfasste nur zehn Pfarreien westlich und südlich des Chiemsees: Herrenchiemsee, Prien, Eggstätt, Söllhuben und Grassau, Söll, Kirchdorf, St. Johann in Tirol, Brixen im Thale und St. Ulrich am Pillersee.
'''Begriffserklärung'''    - Die politische und die kirchliche Ebene sind getrennt zu sehen.
Politischer Begriff:
''Erzstift Salzburg'' = das weltliche Territorium des Fürsterzbischofs. Es bestand aus dem Land Salzburg und den "Auswärtigen Besitzungen" bis zur Säkularisation 1803.
Kirchliche Begriffe:
''Erzbistum/Erzdiözese Salzburg'' = kirchlicher Bezirk, der direkt dem Erzbischof von Salzburg unterstand, seit 798. Deckte sich nicht mit den Landesgrenzen. Innerhalb des Erzbistums/Erzdiözese lagen die ''Eigenbistümer'' (z.B. Chiemsee).
''Kirchenprovinz Salzburg (auch: Bayerische Kirchenprovinz)'': dazu gehörte als Mittelpunkt das Erzbistum Salzburg selbst, und die ''Suffraganbistümer'' Passau, Freising, Regensburg, Säben (Brixen), seit 798. Auch die Kirchenprovinz Salzburg deckte sich nicht mit den Landesgrenzen.




'''Siehe auch:'''
'''Siehe auch:'''
   
   
Geschichtsbuch der EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein: [http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/euregio_geschichtsbuch.pdf]
Geschichtsbuch der EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein: [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/publikationen/euregio_geschichtsbuch.pdf]


Drent und herent. Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet. Der sprechende Dialektatlas [https://www.sprachatlas.at/drentherent/index.html]
Drent und herent. Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet. Der sprechende Dialektatlas [https://www.sprachatlas.at/drentherent/index.html]
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Robert Hoffmann: Salzburg im Biedermeier. Die Stadt und ihre Einwohner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, MGSL 120/21, 1981
Robert Hoffmann: Salzburg im Biedermeier. Die Stadt und ihre Einwohner in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, MGSL 120/21, 1981
Gerhard Hölzle: Anschlussbestrebungen in Tirol und Salzburg an das Deutsche Reich nach dem 1. Weltkrieg, Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 84 (Heft 3) 2021


Benno Hubensteiner: Bayerische Geschichte, München 1977
Benno Hubensteiner: Bayerische Geschichte, München 1977