Brennholzversorgung der Saline Reichenhall

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Waldbesitz war von jeher Vorraussetzung für den Betrieb der Saline, die enorme Mengen Brennholz verbrauchte. Dieses stammte vorwiegend aus den Bayerischen Saalforsten im Pinzgau und wurde auf der Saalach nach Reichenhall getriftet (geschwemmt). In Reichenhall gab es umfangreiche Triftanlagen, wo das Holz aufgefangen, getrocknet und gelagert wurde.

Am Triftrechen bei der Luitpoldbrücke blieb das Holz hängen und wurde in den Haupttriftkanal geleitet. Blick vom Schroffen um 1910
Rest einer Mauer des Haupttriftkanals zwischen Triftmeisterweg und Loferer Straße
Das Triftmeisterhaus (Mitte)
Das "Geisterhäusl" an der Fürschlacht
Triftknechte vor dem "Geisterhäusl" um 1900

Salinenwälder

Seit dem frühen Mittelalter waren die Wälder in der Umgebung von Reichenhall aufgebraucht, daher wurden die Waldungen Saalach aufwärts bis in den Pinzgau genutzt. Bereits im ältesten Salzburger Güterverzeichnis „Notitia Arnonis“ aus der Zeit um 790 gibt es Hinweise auf eine Holztrift aus diesem Gebiet zur Reichenhaller Saline. Am Anfang des 12. Jahrhunderts intensivierte sich der Holzeinschlag. So erhielt etwa das Kloster Reichersberg (Innviertel) 1137 eine Reichenhaller Salzpfanne und Wald bei Unken, aus dem das Brennmaterial für die Pfanne gewonnen werden sollte. Die Trift (Schwemmen) war die einfachste und günstigste Weise, Holz zu transportieren. Anfangs besaß der bayerische Herzog die Forsthoheit über die Wälder im Pinzgau, die so genannten Saalforste. 1228 kam der Pinzgau als Lehen an den Salzburger Erzbischof. Die Erzbischöfe haben die Holzrechte der Salinenbetreiber nicht angetastet. Nachdem sich Salzburg 1328 vom Herzogtum Bayern gelöst hatte, lagen die Pinzgauer Salinenwaldungen tatsächlich im Ausland. Die Wahrung der Holz- und Triftrechte war seither weitaus problematischer. Immer wieder nutzten (rodeten) salzburgische Untertanen unerlaubter Weise die Wälder für ihre Zwecke. Ein Vertrag, das so genannte „Landgebot“ von 1525 zwischen dem Herzog und dem Erzbischof, regelte den Holzbezug der Saline in den Saalforsten. Ebenso die Salinenkonvention von 1829, welche 1958 im Wesentlichen bestätigt wurde. Heute umfassen die Bayerischen Saalforste auf österreichischem Territorium 18.000 Hektar Wald, die dem Freistaat Bayern gehören.

Holztrift

Für das Schwemmen - die Trift - eignet sich Fichtenholz am besten, Buche etwa ist viel schwerer und schwimmt daher weniger gut. Die Stämme wurden in Stücke von ca. 90 cm zugeschnitten. Diese nannte man „Bloch“ oder „Drehling“. Das gefällte Holz wurde an den Ufern der Triftbäche gelagert und bei der Haupttrift ins Wasser geworfen. Man unterschied zwischen zwei Gewässerarten: „Selbwässer“ waren Bäche mit genügend Wasser und Strömung für die Trift. „Klausbäche“ führten zu wenig Wasser und wurden mit „Klausen“ (Schwellen) aufgestaut. Zum Triften öffnete man die Klausen und die Flutwelle schwemmte die Blöcher bis in die Saalach. Verantwortlich für die ordnungsgemäße Durchführung der Trift war der Triftmeister, der dem Waldmeister (oberster Förster der Salinenwälder) unterstand. Dem Triftmeister unterstanden die Triftknechte. Sie trifteten das Holz auf der Saalach bis zum Reichenhaller Triftrechen, wo die Blöcher hängen blieben. Im Jahr 1440 waren in der Saline etwa 320, bei der gesamten Holzversorgung bis zu 1000 Personen beschäftigt.

Reichenhaller Triftanlagen

Der (auch: das) so genannte „Gries“ bezeichnete ursprünglich den groben Sand am Flussufer und das Flussufer selbst. Auf dem Gries wurde das Triftholz mit „Grieshaken“ aus dem Wasser gezogen. Die Anlage wurde im Laufe der Zeit zu einem ausgeklügelten System mit Uferwehranlagen, Triftrechen, Kanälen und Holzgärten ausgebaut. Ab Mitte des 14. Jahrhunderts umfasste die Triftanlage etwa die gleiche Fläche, wie die Stadt selbst. Während der Haupttrift arbeiteten allein auf dem Gries etwa 350 Personen.

Am Triftrechen blieb das getriftete Holz hängen, dort wurde es vom „Griesmeister“ und seinen Helfern übernommen und in den Haupttriftkanal geleitet. An diesem lagen mehrere Schleusen und Wehre hintereinander: Am Schleusenwehr konnte man den Kanal absperren und an der Sandkanalschleuse wurde der eingeschwemmte Sand in die Saalach abgelassen. Ein Spiegelwehr ermöglichte die Regulierung des Wasserstandes im Kanal.

Vom Kanal gelangte das Holz in die „Fürschlacht“. Sie war mit einer drei Meter hohen begehbaren Mauer mit dahinter liegendem Damm umgeben. Dort konnte das Holz vorsortiert und durch Schleusen in die tiefer liegenden „Holzgärten“ verteilt werden. Das so genannte „Geisterhäusl“ (erbaut 1791) war ein Wachthaus, wo die Arbeiter untergebracht waren. Die Holzgärten - Angerlgrund, Großer Grund, Spitzgrund, Hammergrund – waren zusammen fast sechs Hektar groß. Auf diesen Flächen konnte ein Brennholzvorrat für bis zu drei Jahren gelagert werden. Das Wasser floss von den Holzgärten über kleine Kanäle in die Saalach ab. In den Holzgärten trennte man die Blöcher nach Holzart und Zustand: Die Sudhäuser erhielten den größte Menge, aber auch die Küfer (Fassbinder) wurden mit Brennholz versorgt. Zum Trocknen aufgerichtet lagerte das Holz, bis es die „Laiterer“ mit ihren Fuhrwerken zur Saline brachten. Die „Scheiterer“ zerkleinerten es zu Brennholz.

Ein Teil des Holzes sollte immer als Vorrat in den Holzgärten bleiben. Bei Überschwemmungen im Mittelalter wurde manchmal der gesamte Holzvorrat in den Holzgärten in die Saalach fortgeschwemmt. Monate lang konnte die Saline dann nicht produzieren. Um den enormen Holzverbrauch im Einzugsbereich von Reichenhall zu verringern, setzte man immer wieder Maßnahmen zur Holzeinsparung um. So etwa den Bau der Soleleitungen nach Traunstein (1619) und Rosenheim (1810) oder die Errichtung von Gradierwerken ab 1745. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verwendete die Saline zunehmend Torf und Kohle als Brennmaterial und mit dem Bau des Saalachstaudamms (1913) wurde die Holztrift gänzlich eingestellt.


Erhaltene Reste der Reichenhaller Triftanlage

Ehemaliger Triftrechen (Kaskaden) und Abzweigung des Triftkanals an der Luitpoldbrücke

Mauerrest des Triftkanals zwischen Triftmeisterweg und Loferer Straße

Triftmeisterhaus (Übersteherhaus) Übersteher = Aufseher, (Triftmeisterweg 6)

Fürschlacht mit „Geisterhäusl“ am Fürschlachtweg

Holzgärten: Angerlgrund, Großer Grund, Spitzgrund, Hammergrund (Straßennamen)

Schleusen am Holzfeldweg (zwischen Fürschlacht und Hammergrund)

Literatur

Johannes Lang: Neue Wege aus der Energiekrise. Saalforste und Holztrift im Dienste der Saline Reichenhall,

Teil 1, Heimatblätter 2/2008. [1]

Teil 2, Heimatblätter 4/2008. [2]

Links

Triftwesen (Saalach Erlebniswelt): [3]

Bayerische Saalforsten: [4]

Bearbeitung: Andreas Hirsch