Dötzenkapelle (Bayerisch Gmain)

Die Dötzenkapelle steht unter zwei großen Linden an der Einmündung des Dötzenwegs in die Reichenhaller Straße, unweit des Dötzenbauernhofs, von dem sich ihr Name herleitet. Laut Inschrift wurde sie 1616 erbaut und im 18. Jh. erneuert; in den 1970er Jahren renoviert. Der verputzte Bau trägt ein vorkragendes schindelgedecktes Schopfwalmdach. Bemerkenswert ist ihre ungewöhnlich reiche Ausstattung.

Die Dötzenkapelle in Bayerisch Gmain
Innenraum

Der Innenraum wird durch ein schmiedeeisernes Gitter abgeschlossen. Das Relief im Zentrum des prächtigen hölzernen Altars zeigt die Krönung Mariens zur „Königin des Himmels“ durch die hl. Dreifaltigkeit; darüber in einer Kartusche die Inschrift „St. Trinitatis“. Eine Darstellung der Marienkrönung findet sich in ähnlicher Form auch über dem Türsturz des Dötzenhofs, dort ergänzt durch den hl. Florian und den hl. Georg. Als Vorbild für die häufigen Darstellungen der Marienkrönung auf der Gmain könnte die Figurengruppe im Auszug des Hochaltars der Gmainer Pfarrkirche gedient haben.

Im Aufsatz des Altars der Dötzenkapelle ist in einem Medaillon ein Relief des hl. Georg zu sehen. Eine Skulptur des auferstandenen Christus bekrönt den Altar. Die seitlichen Figuren stellen St. Antonius (li.) und St. Franziskus (re.) dar. Auf dem vermutlich später hinzugekommenen Tabernakel ein (zu großer) Pelikan als Sinnbild für den Opfertod Jesus` und die göttliche Liebe. Auf der Vorderseite des Altartisches eine Abbildung der Immaculata (ohne Erbsünde empfangenen Maria). Beim Auferstandenen und dem hl. Antonius fehlen die Attribute.

An den Seitenwänden des Innenraums sind auf stuckumrahmten Fresken der hl. Leonhard (links, mit Kette und Pferd) und der hl. Florian (rechts, mit brennendem Haus und Wasserschaff) dargestellt. Als Beschützer des Viehs und vor Feuersgefahr sind sie beliebte Heilige. Das Deckenfresko im Innenraum stellt den hl. Geist in der Form einer Taube in einem Strahlenkranz dar.

Unter dem Vordach befinden sich vier Gemälde: Oben die Hl. Familie („Heiliger Wandel“) mit der Inschrift: „Jesus Maria und Joseph stehet uns alle bei, macht uns von allen Feinden frei“. Links St. Augustinus (das Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno übte die Grundherrschaft über den Dötzenhof aus) und ein hl. Bischof (Zeno oder Valentin?). Rechts hl. Franz Xaver und hl. Johannes Nepomuk. Über dem Eingang das Letzte Abendmahl und die Inschrift: „16 Die Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen 16“, hier ist das Baujahr 1616 dokumentiert. Im Jahr 1612 erscheint mit „Ulrich Dötz von Salzburg“ erstmals ein Dötz als Bauer auf dem später nach ihm benannten Hof. Dieser war wohl der Erbauer der Kapelle.


Literatur

Johannes Lang / Max Schneider: Auf der Gmain. Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, Bayerisch Gmain / Großgmain 1995


Bearbeitung: Franz Sicklinger, Andreas Hirsch