Geweiht-Feuer-Laufen, „Gweichts-Feia–Laffa“ (Osterbrauch)

Aus Bad Reichenhall Wiki
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Nach der Auferstehungsfeier am frühen Ostersonntag zünden Buben ihren an einem Draht befestigten trockenen Baumschwamm am gesegneten Osterfeuer vor der Kirche an. Durch kräftiges Schwingen bleibt der Schwamm glühend. Mit dem Ruf „Gweichts Feia, wer braucht a gweichts Feia!“ laufen die Buben von Haus zu Haus und geben Stücke des glühenden Schwamms an die Bewohner ab, wofür sie kleine Gaben erhalten. Ein glühendes Stück des Schwamms wird in den Holzofen gelegt und ein Feuer entfacht.

Geweiht-Feuer-Laufen in Marzoll

Im Reichenhaller Raum lagen im 18. Jahrhundert die Pfarreien St. Zeno, Reichenhall und Gmain (Großgmain), die dem Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno inkorporiert waren. Falls das Geweiht-Feuer-Laufen damals schon bekannt war, kann es nur in St. Zeno ausgeübt worden sein, bzw. St. Zeno war der Ausgangspunkt des Laufens. Denn bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts fand eine Segnung des Feuers und des Taufwassers an Ostern ausschließlich an der Stiftskirche St. Zeno (am Karsamstag-Vormittag) statt. Nach der Errichtung neuer Pfarreien um 1808 könnte sich das Geweiht-Feuer-Laufen auch dort etabliert haben.

Der Brauch wurde bis in die 1970er Jahre noch teilweise im Stadtgebiet von Bad Reichenhall gepflegt. In Piding und Inzell gibt es ihn heute nicht mehr, ebenso in Großgmain, wo er nach einem Unglücksfall in den 1980er Jahren abgeschafft wurde. Heute ist das Geweiht-Feuer-Laufen in Marzoll und Karlstein üblich wie auch in Unken, wo es „Schwammtragen/Schwammbrennen“ genannt wird. In Reit im Winkl und Waidring heißt der Brauch "Schwammtragen".

In Wals kannte man früher die „Scheitelweihe“, wobei die Buben ein an einen Stock gebundenes Scheiterbündel ins gesegnete Osterfeuer hielten und für die angesengten Holzscheite Eier erhielten. Die Scheite wurden als Schutz vor Unheil und als Glücksbringer verwahrt oder aufs Feld gesteckt, wie der Palmbuschen. Dieser Brauch wird an einigen Orten im Flachgau (z.B. Thalgau, Strobl) auch heute noch gepflegt.

Quellen:

Johannes Lang: Das Augustinerchorherrenstift St. Zeno in Reichenhall, Germania Sacra, Dritte Folge 9, Das Erzbistum Salzburg 2, Hg. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 2015. S. 375-376

Franz Müller: III. Heimatbuch von Wals-Siezenheim, 1976. S. 159

Reichenhaller Tagblatt v. 18.04.2017

Max Wieser: Pidinger Heimatbuch, 1985. S. 75

Bearbeitung: Andreas Hirsch