Grenzübergang Walserberg: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(26 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Vorlage:Beschreibung}}
{{Vorlage:KatReichenhall}}
Der Walserberg (496 m) liegt zwischen dem Ort Walserberg in der österreichischen Gemeinde Wals-Siezenheim und [[Schwarzbach (Bad Reichenhall)|Schwarzbach]] bei [[Marzoll (Bad Reichenhall)|Marzoll]] auf dem Gebiet der bayerischen Stadt [[Bad Reichenhall]]. Über den Höhenrücken verläuft die Staatsgrenze zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland. Dort gibt es zwei Grenzübergänge: Die österreichische Westautobahn A1 trifft am ''Grenzübergang Walserberg Autobahn'' auf die deutsche Autobahn A8. Die österreichische Bundesstraße B1 geht am ''Grenzübergang Walserberg Bundesstraße'' in die deutsche Bundesstraße B21 über. Der Autobahngrenzübergang ist einer der bedeutendsten in Europa.
Der Walserberg (496 m) liegt zwischen dem Ort Walserberg in der österreichischen Gemeinde Wals-Siezenheim und [[Schwarzbach (Bad Reichenhall)|Schwarzbach]] bei [[Marzoll (Bad Reichenhall)|Marzoll]] auf dem Gebiet der bayerischen Stadt [[Bad Reichenhall]]. Über den Höhenrücken verläuft die Staatsgrenze zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland. Dort gibt es zwei Grenzübergänge: Die österreichische Westautobahn A1 trifft am ''Grenzübergang Walserberg Autobahn'' auf die deutsche Autobahn A8. Die österreichische Bundesstraße B1 geht am ''Grenzübergang Walserberg Bundesstraße'' in die deutsche Bundesstraße B21 über. Der Autobahngrenzübergang ist einer der bedeutendsten in Europa.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Salzburggau, Herrschaftsbereiche.jpg|alternativtext=|mini|Herrschaftsbereiche im Salzburggau im Hochmittelalter und die Entstehung der Landesgrenzen]]
[[Image:GRB.JPG|thumbnail|Grenzverlauf zwischen Bayern und Salzburg im Reichenhaller Becken]]
[[Image:GRB.JPG|thumbnail|Grenzverlauf zwischen Bayern und Salzburg im Reichenhaller Becken]]
[[Image:Grenze2.JPG|thumbnail|Das Alte Mauthaus in Schwarzbach besaß bis in die 1970er Jahre sein ursprüngliches Aussehen]]
[[Image:Grenze2.JPG|thumbnail|Das Alte Mauthaus in Schwarzbach besaß bis in die 1970er Jahre sein ursprüngliches Aussehen]]
[[Image:Grenze3.JPG|thumbnail|Ab 1805 waren die Zöllner im Neuen Mauthaus untergebracht. Gemälde 19.Jh.]]
[[Image:Grenze3.JPG|thumbnail|Ab 1805 waren die Zöllner im Neuen Mauthaus untergebracht. Gemälde 19.Jh.]]
[[Image:Grenze4.JPG|thumbnail|Bayerische Grenztafel, wie sie ab 1837 aufgestellt wurden.]]
[[Image:Grenze5.JPG|thumbnail|Das österreichische Mauthaus (erb. 1807) stand im Ort Walserberg an der Abzweigung nach Käferheim.]]
[[Image:Grenze5.JPG|thumbnail|Das österreichische Mauthaus (erb. 1807) stand im Ort Walserberg an der Abzweigung nach Käferheim.]]
[[Image:Grenze6.JPG|thumbnail|Ehemaliges österreichisches Zollamt (erb. 1830) im Ort Walserberg. Zeitweise war es ein österreichisch-bayerisches Gemeinschaftszollamt.]]
[[Image:Grenze6.JPG|thumbnail|Ehemaliges österreichisches Zollamt (erb. 1830) im Ort Walserberg. Zeitweise war es ein österreichisch-bayerisches Gemeinschaftszollamt.]]
Zeile 13: Zeile 13:
'''Die Grenze'''
'''Die Grenze'''


Die Grafschaft im oberen (südlichen) Salzburggau war ab etwa 1100 an das Adelsgeschlecht der Grafen von Plain verlehnt, welche ihren Sitz auf der Plainburg bei Großgmain hatten. Diese Grafschaft umfasste den südlichen Teil des heutigen Rupertiwinkels, westlich und südlich des Waginger Sees, das Gebiet südlich der Stadt Salzburg und das Salzachtal bis zum Pass Lueg. Nach dem Aussterben der Grafen von Plain im Jahre 1260 konnten die Erzbischöfe von Salzburg deren Herrschaftsgebiete größtenteils an sich bringen. Im 1275 geschlossenen „Zweiten Erhartinger Vertrag“ erkannte der bayerische Herzog die Westgrenze des erzbischöflichen Herrschaftsgebiets weitgehend an. Damit war die Ablösung des Salzburger Territoriums von Bayern einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Als Folge der Erlassung einer eigenen Salzburger Landesordnung im Jahre 1328 durch Erzbischof Friedrich III. kann von einem selbständigen „Land Salzburg“ (1342 erstmals so genannt) und damit einer tatsächlichen Landesgrenze gesprochen werden. Nach der um 1295 erfolgten [[Nasse Grenze (Weißbach)|Aufteilung des Ortes Gmain]] zwischen Salzburg und Bayern wurde der [[Nasse Grenze (Saalach)|Grenzverlauf]] im Reichenhaller Becken bis ins 19. Jahrhundert nur noch unwesentlich verändert.  
Die Grafschaft im oberen (südlichen) [[Salzburggau]] umfasste den südlichen Teil des heutigen [[Rupertiwinkel]]s, westlich und südlich des Waginger Sees, das Gebiet südlich der Stadt Salzburg, das Reichenhaller Tal  und das Salzachtal bis zum Pass Lueg. Um 1070 wurden die [[Grafschaft Reichenhall]] und die [[Hallgrafschaft]] herausgelöst. Seither bildete der Walserberg die Grenze zwischen diesen und der Grafschaft im oberen Salzburggau.
Die Grafschaft im oberen Salzburggau war ab etwa 1100 an das Adelsgeschlecht der Grafen von Plain verlehnt, welche ihren Sitz auf der [[Plainburg]] bei Großgmain hatten.
Nach dem Aussterben der Grafen von Plain im Jahre 1260 konnten die Erzbischöfe von Salzburg deren Herrschaftsgebiete größtenteils an sich bringen. Im 1275 geschlossenen „Zweiten Erhartinger Vertrag“ erkannte der bayerische Herzog die Westgrenze des erzbischöflichen Herrschaftsgebiets weitgehend an. Damit war die Ablösung des Salzburger Territoriums von Bayern einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Als Folge der Erlassung einer eigenen Salzburger Landesordnung im Jahre 1328 durch Erzbischof Friedrich III. kann von einem selbständigen „Land Salzburg“ (1342 erstmals so genannt) und damit einer tatsächlichen Landesgrenze gesprochen werden. Nach der um 1295 erfolgten [[Nasse Grenze (Weißbach)|Aufteilung des Ortes Gmain]] zwischen Salzburg und Bayern wurde der [[Nasse Grenze (Saalach)|Grenzverlauf]] im Reichenhaller Becken bis ins 19. Jahrhundert nur noch unwesentlich verändert.  


'''Straßen und Mauten'''
'''Straßen und Mauten'''
Zeile 28: Zeile 30:


In Bayern trat 1807 die „Zoll- und Mautordnung für die Gesamtstaaten des Königreiches Baiern“ in Kraft. Sie stellte die Einheitlichkeit des Zollgebietes für ganz Bayern auf eine neue Grundlage. In Reichenhall gab es nun ein Maut- und Hallamt, dem die Beimautämter Schwarzbach und Melleck, und die Zollstationen an der Staufenbruck und am Obertor (Tiroler Tor) in Reichenhall unterstellt waren. Von 1810 bis 1816 waren die Zollstellen aufgelöst, da das Salzburger Land in dieser Zeit zum Königreich Bayern gehörte. Durch den „Münchner Vertrag“  jedoch fiel Salzburg am 1. Mai 1816 wieder an Österreich zurück. Mit den Landgerichten Tittmoning, Laufen, Waging und Teisendorf auf der linken Seite von Salzach und Saalach aber blieb ein Gebiet bei Bayern, welches später Rupertiwinkel genannt wurde. Das wieder eingerichtete Beizollamt Schwarzbach war mit einem Beizollbeamten und einem Amtsdiener, später auch mit einem Amtsschreiber besetzt und wurde zweimal im Jahr durch die Zollinspektion München kontrolliert.
In Bayern trat 1807 die „Zoll- und Mautordnung für die Gesamtstaaten des Königreiches Baiern“ in Kraft. Sie stellte die Einheitlichkeit des Zollgebietes für ganz Bayern auf eine neue Grundlage. In Reichenhall gab es nun ein Maut- und Hallamt, dem die Beimautämter Schwarzbach und Melleck, und die Zollstationen an der Staufenbruck und am Obertor (Tiroler Tor) in Reichenhall unterstellt waren. Von 1810 bis 1816 waren die Zollstellen aufgelöst, da das Salzburger Land in dieser Zeit zum Königreich Bayern gehörte. Durch den „Münchner Vertrag“  jedoch fiel Salzburg am 1. Mai 1816 wieder an Österreich zurück. Mit den Landgerichten Tittmoning, Laufen, Waging und Teisendorf auf der linken Seite von Salzach und Saalach aber blieb ein Gebiet bei Bayern, welches später Rupertiwinkel genannt wurde. Das wieder eingerichtete Beizollamt Schwarzbach war mit einem Beizollbeamten und einem Amtsdiener, später auch mit einem Amtsschreiber besetzt und wurde zweimal im Jahr durch die Zollinspektion München kontrolliert.
In Österreich nahm  am 11. Mai 1830 eine „Kameral-Gefällen-Verwaltung“ ihre Arbeit auf, welche unter anderem für die Zollabgaben, sowie die Weg-, Brücken- und Wassermauten zuständig war. Das „Gränzzollamt Walserberg“ war ein „Commerzialzollamt“ und  unterstand dem „Vereinten Gefälls-Inspektorat“ in Salzburg. Beim Röhrenwirt im Ort Walserberg begann man im selben Jahr mit dem Neubau eines Zollamtsgebäudes, in welchem das österreichische Zollamt bis zum „Anschluss“ 1938 untergebracht war. Von 1853 bis 1866, in einer Zeit der politischen Annäherung zwischen Bayern und Österreich, bestand sogar ein österreichisch-bayerisches Gemeinschaftszollamt in diesem Gebäude. In jenen Jahren gab es auch schon einen Transitverkehr durch das später so genannte „Kleine deutsche Eck“ zwischen dem Walserberg und dem Steinpass.  
In Österreich nahm  am 11. Mai 1830 eine „Kameral-Gefällen-Verwaltung“ ihre Arbeit auf, welche unter anderem für die Zollabgaben, sowie die Weg-, Brücken- und Wassermauten zuständig war. Das „Gränzzollamt Walserberg“ war ein „Commerzialzollamt“ und  unterstand dem „Vereinten Gefälls-Inspektorat“ in Salzburg. Beim Röhrenwirt im Ort Walserberg begann man im selben Jahr mit dem Neubau eines Zollamtsgebäudes, in welchem das österreichische Zollamt bis zum „Anschluss“ 1938 untergebracht war. Von 1853 bis 1866, in einer Zeit der politischen Annäherung zwischen Bayern und Österreich, bestand sogar ein österreichisch-bayerisches Gemeinschaftszollamt in diesem Gebäude. In jenen Jahren gab es auch schon einen Transitverkehr durch das später so genannte „Kleine deutsche Eck“ zwischen dem Walserberg und dem [[Steinpass - Paß Steinbach|Steinpass]].  


'''„Tausend-Mark-Sperre“ und „Anschluss“'''
'''„Tausend-Mark-Sperre“ und „Anschluss“'''


Trotz des Beitritts Bayerns zum neuen deutschen Kaiserreich im Jahre 1871 blieben die Zollämter bayerische Behörden und die Zöllner bayerische Beamte. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg wurden ständig neue Verordnungen und Gesetzte für die Zollämter erlassen und wieder außer Kraft gesetzt. Aber schon das ganze 19. Jahrhundert über hatten die Zöllner alle paar Jahre mit geänderten Rahmenbedingungen bei der Ausübung ihres Dienstes zu tun gehabt. Erst nach dem Ersten Weltkrieg ging im Jahre 1919 die Zuständigkeit für die Zollverwaltung von den Ländern auf das Deutsche Reich über. In der Zeit der Weimarer Republik blühte am Walserberg vor allem der Schmuggel von Vieh.  Schon kurz nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten trat am 1. Juni 1933 das „Gesetz über die Beschränkung der Reisen nach der Republik Österreich“, die so genannte „1000-Mark-Sperre“ in Kraft. Der Grenzverkehr in Schwarzbach ging daraufhin um etwa 90 Prozent zurück. Nach der Aufhebung des Gesetzes im Jahre 1936 durften im Monat nur bis zu zehn Reichsmark mit nach Österreich genommen werden. Diese absurden Verhältnisse haben den Schriftsteller Erich Kästner zu seiner heiteren Geschichte „Der kleine Grenzverkehr“ inspiriert, die unter anderem auf dem Grenzübergang am Walserberg angesiedelt ist.  
Trotz des Beitritts Bayerns zum neuen deutschen Kaiserreich im Jahre 1871 blieben die Zollämter bayerische Behörden und die Zöllner bayerische Beamte. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg wurden ständig neue Verordnungen und Gesetzte für die Zollämter erlassen und wieder außer Kraft gesetzt. Aber schon das ganze 19. Jahrhundert über hatten die Zöllner alle paar Jahre mit geänderten Rahmenbedingungen bei der Ausübung ihres Dienstes zu tun gehabt. Erst nach dem Ersten Weltkrieg ging im Jahre 1919 die Zuständigkeit für die Zollverwaltung von den Ländern auf das Deutsche Reich über. In der Zeit der Weimarer Republik blühte am Walserberg vor allem der [[Schmuggel nach 1945|Schmuggel]] von Vieh.  Schon kurz nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten trat am 1. Juni 1933 das „Gesetz über die Beschränkung der Reisen nach der Republik Österreich“, die so genannte „1000-Mark-Sperre“ in Kraft. Der Grenzverkehr in Schwarzbach ging daraufhin um etwa 90 Prozent zurück. Nach der Aufhebung des Gesetzes im Jahre 1936 durften im Monat nur bis zu zehn Reichsmark mit nach Österreich genommen werden. Diese absurden Verhältnisse haben den Schriftsteller Erich Kästner zu seiner heiteren Geschichte „Der kleine Grenzverkehr“ inspiriert, die unter anderem auf dem Grenzübergang am Walserberg angesiedelt ist.  
Im Jahre 1937 zog das bisher im Neuen Mauthaus untergebrachte Zollamt Schwarzbach auf Anweisung des Reichsfinanzministeriums in eine direkt an der Grenze neu erbaute Baracke. Gleichzeitig wurden in den Grenzorten Wohnungen für die Zollbediensteten erbaut. Die in charakteristischen Dreiergruppen errichteten Häuser im schlichten Heimatstil  prägen einige Ortsbilder, wie etwa in Schwarzbach, Weißbach, Marzoll und Pidingerau bis heute. Im Jahr 1937 mussten die 25 Beamten des Zollamts über 187.000 Fahrzeuge abfertigen, zu denen noch viele Fußgänger und an Sonn- und Feiertagen bis zu 800 Radler  kamen. Im Jahr darauf nahm eine  Grenzpolizeistation ihren Dienst auf. Am 31. März 1939, erst ein Jahr nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, wurde das Zollamt Schwarzbach geschlossen. Die Autobahn von München wurde auf  österreichischer  Seite über den Walserberg weiter gebaut und der dort bis dahin geltende Linksverkehr abgeschafft.  
Im Jahre 1937 zog das bisher im Neuen Mauthaus untergebrachte Zollamt Schwarzbach auf Anweisung des Reichsfinanzministeriums in eine direkt an der Grenze neu erbaute Baracke. Gleichzeitig wurden in den Grenzorten Wohnungen für die Zollbediensteten erbaut. Die in charakteristischen Dreiergruppen errichteten Häuser im schlichten Heimatstil  prägen einige Ortsbilder, wie etwa in Schwarzbach, Weißbach, Marzoll und Pidingerau bis heute. Im Jahr 1937 mussten die 25 Beamten des Zollamts über 187.000 Fahrzeuge abfertigen, zu denen noch viele Fußgänger und an Sonn- und Feiertagen bis zu 800 Radler  kamen. Im Jahr darauf nahm eine  Grenzpolizeistation ihren Dienst auf. Am 31. März 1939, erst ein Jahr nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, wurde das Zollamt Schwarzbach geschlossen. Die Autobahn von München wurde auf  österreichischer  Seite über den Walserberg weiter gebaut und der dort bis dahin geltende Linksverkehr abgeschafft.  
(siehe auch:
''Österreich bis 1938 - straßenpolizeilich zweigeteilt''
[http://oe1owa.clubcomputer.at/OSWAG/wago55.html])


'''Neuanfang'''  
'''Neuanfang'''  
Zeile 41: Zeile 46:
'''Zunehmender Grenzverkehr'''
'''Zunehmender Grenzverkehr'''


Die Umbenennung der deutschen Dienststelle in „Zollamt Schwarzbach – Autobahn“ erfolgte 1948. Die neun Beamten hatten damals täglich durchschnittlich nur 180 Fahrzeuge zu kontrollieren, der Verkehr nahm jedoch stetig zu. Eine Hochblüte erlebte in den Jahren nach dem Krieg der Schmuggel von Zigaretten und Kaffee, welcher ungeahnte Ausmaße annahm. Ein Jahr nach der 1949 erfolgten Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde die Zollverwaltung zu einer Bundesbehörde. Am 7. Juli 1949 konnten an der Autobahn und an der Bundesstraße neue Dienstgebäude ihrer Bestimmung übergeben werden, welche jedoch den Anforderungen schon bald nicht mehr genügten und daher mehrere Zubauten erhielten. Im Jahre 1952 öffnete in Bad Reichenhall wieder ein Hauptzollamt, was nach dem „Anschluss“ 1938 geschlossen worden war. Die Grenzzollämter wurden diesem unterstellt. Seit 1957 gab es am „Kleinen Walserberg“  (Grenzübergang Bundesstraße) wieder ein Gemeinschaftszollamt auf deutscher Seite. Anfang der 1950-er Jahre war die Autobahnbrücke wieder errichtet und Erschwernisse beim Grenzübertritt, wie etwa eine Ausreiseerlaubnis abgeschafft worden. Der Verkehr über den Walserberg nahm damit immer weiter zu, wodurch auch die Zahl der Bediensteten, vor allem des Autobahnzollamts, stieg. Ab 1954 wurden deshalb „An der Schanz“ in Schwarzbach große Wohnblocks für die Bediensteten des Zollamts gebaut. 1955 hatten noch 3,5 Millionen Reisende in 750.000 Fahrzeugen das Zollamt passiert, zehn Jahre später waren es bereits 15 Millionen Personen in 4 Millionen Fahrzeugen. Der „Große Walserberg“ (Autobahngrenzübergang) entwickelte sich zu einem der größten Grenzübergänge in Europa. Dieser Umstand wirkte sich auch auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen der umliegenden Gemeinden aus, wo die an den Zollämtern beschäftigten Menschen wohnten.  
Die Umbenennung der deutschen Dienststelle in „Zollamt Schwarzbach – Autobahn“ erfolgte 1948. Die neun Beamten hatten damals täglich durchschnittlich nur 180 Fahrzeuge zu kontrollieren, der Verkehr nahm jedoch stetig zu. Eine Hochblüte erlebte in den Jahren nach dem Krieg der [[Schmuggel nach 1945|Schmuggel]] von Zigaretten und Kaffee, welcher ungeahnte Ausmaße annahm. Ein Jahr nach der 1949 erfolgten Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde die Zollverwaltung zu einer Bundesbehörde. Am 7. Juli 1949 konnten an der Autobahn und an der Bundesstraße neue Dienstgebäude ihrer Bestimmung übergeben werden, welche jedoch den Anforderungen schon bald nicht mehr genügten und daher mehrere Zubauten erhielten. Im Jahre 1952 öffnete in Bad Reichenhall wieder ein Hauptzollamt, was nach dem „Anschluss“ 1938 geschlossen worden war. Die Grenzzollämter wurden diesem unterstellt. Seit 1957 gab es am „Kleinen Walserberg“  (Grenzübergang Bundesstraße) wieder ein Gemeinschaftszollamt auf deutscher Seite. Anfang der 1950-er Jahre war die Autobahnbrücke wieder errichtet und Erschwernisse beim Grenzübertritt, wie etwa eine Ausreiseerlaubnis abgeschafft worden. Der Verkehr über den Walserberg nahm damit immer weiter zu, wodurch auch die Zahl der Bediensteten, vor allem des Autobahnzollamts, stieg. Ab 1954 wurden deshalb „An der Schanz“ in Schwarzbach große Wohnblocks für die Bediensteten des Zollamts gebaut. 1955 hatten noch 3,5 Millionen Reisende in 750.000 Fahrzeugen das Zollamt passiert, zehn Jahre später waren es bereits 15 Millionen Personen in 4 Millionen Fahrzeugen. Der „Große Walserberg“ (Autobahngrenzübergang) entwickelte sich zu einem der größten Grenzübergänge in Europa. Dieser Umstand wirkte sich auch auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen der umliegenden Gemeinden aus, wo die an den Zollämtern beschäftigten Menschen wohnten.  


'''Staus und „E-Spur“'''
'''Staus und „E-Spur“'''
Zeile 53: Zeile 58:




Siehe auch: Ort Berg (Walserberg), Franciszäischer Kataster, SAGIS https://www.salzburg.gv.at/sagisonline/(S(ana1it2lgqzsfrtiuo3kqtwc))/init.aspx?karte=basis&geojuhuschema=Adressen/Namensgut&defaultlogo=sagis&gdiservices=franzkataster&sichtbar=Francisz%C3%A4ischer%20Kataster&unsichtbar=Autom._Hintergrund
Siehe auch: [[Historische Anekdoten vom Grenzübergang Walserberg|Anekdoten vom Walserberg]] ----- [[Schmuggel nach 1945]]


== Literatur ==
== Literatur ==
Zeile 59: Zeile 64:
Albin Kühnel: Von der Gränzmauth zum Binnenzollamt – 250 Jahre Zoll am Walserberg, Bad Reichenhall 2015
Albin Kühnel: Von der Gränzmauth zum Binnenzollamt – 250 Jahre Zoll am Walserberg, Bad Reichenhall 2015


Albin Kühnel: Von der Gränzmauth zum Binnenzollamt, Heimatblätter 8/2015.  http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/hb/hb_2015_acht.pdf
Albin Kühnel: Von der Gränzmauth zum Binnenzollamt, Heimatblätter 8/2015.  [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2015_8_c.pdf]


Albin Kühnel: Kampf gegen Schmuggel und der Binnenzoll, Heimatblätter 9/2015.  http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/hb/hb_2015_neun.pdf
Albin Kühnel: Kampf gegen Schmuggel und der Binnenzoll, Heimatblätter 9/2015.  [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2015_9_c.pdf]


Albin Kühnel, Johannes Lang: Halt Zoll! Der Schmuggel zwischen Salzburg und Bayern 1946-1954, Bad Reichenhall 2010
Albin Kühnel, Johannes Lang: Halt Zoll! Der Schmuggel zwischen Salzburg und Bayern 1946-1954, Bad Reichenhall 2010


Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, Neustadt/Aisch 2009
Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, Neustadt/Aisch 2009
Johannes Lang: Grenzberg zwischen den Zeiten. Zur Entstehung und Entwicklung der Landesgrenze auf dem Walserberg, in: Salzburg Archiv 36, Freunde der Salzburger Geschichte, Salzburg 2016




Zeile 71: Zeile 78:




<Gallery>Datei:GRW1.JPG|Zollamt Bundesstraße (erb. 1949)<Gallery>
<gallery>
Datei:GRW2.JPG|Eröffnung Gemeinschaftszollamt Bundesstraße 1957<Gallery>
Datei:1628.JPG|Der Walserberg 1628
Datei:GRW4.JPG|Hitlerjugend entfernt den Schlagbaum am österr. Zollamt 1938<Gallery>
Datei:Grenze4.JPG|Bayerische Grenztafel, wie sie ab 1837 aufgestellt wurden.
Datei:GRW3.JPG|Autobahnbau über den Walserberg 1938<Gallery>
Datei:GRW4.JPG|Hitlerjugend entfernt den Schlagbaum am österr. Zollamt 1938
Datei:GRW5.JPG|Zollamt Bad Reichenhall Autobahn, erb. 2004<Gallery>
Datei:GRW3.JPG|Autobahnbau über den Walserberg 1938
Datei:Karte WB.JPG|Der Walserberg mit Schanzen und ehemaligen Gebäuden
Datei:Bis 1949.JPG|Amtstafel Bayerischer Zoll, ca. 1946-1949
Datei:GRW1.JPG|Zollamt Bundesstraße (erb. 1949)
Datei:GRW2.JPG|Eröffnung Gemeinschaftszollamt Bundesstraße 1957
Datei:WBS3.JPG|Grenzübergang Walserberg-Bundesstraße 1997
Datei:WBS2.JPG|Grenzübergang Walserberg-Bundesstraße 1997
Datei:WBS1.JPG|Grenzübergang Walserberg-Bundesstraße 1997, Blick Richtung Bayern
Datei:GRW5.JPG|Zollamt Bad Reichenhall Autobahn, erb. 2004
Datei:Karte WB.JPG|Der Walserberg mit [[Schanzen am Walserberg|Schanzen]] und ehemaligen Gebäuden
Datei:Walserberg Funde.jpg|Archäologische Funde am Walserberg
</gallery>