Hochstaufen

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Die Staufenbrücke mit Staufengebirge und Schloss Staufeneck um 1525
Der Staufen auf einer Berchtesgadener Karte, 1628
Der "Hohe Stauff" mit Staufenbrücke, Goldenem Zweig, Grenzlinie, Fuderheustein, Steinernen Jagern und Bergwerk, um 1670
Almen und Mähder an der Südseite des Staufengebirges um 1800
Aufstellung des Staufenkreuzes 1853
Achselmannstein mit Staufengebirge um 1860
Unterkunftshütte vor dem Gipfel des Hochstaufen um 1910
Brand bei der Bartlmahd am Staufen, 1921
Der Hochstaufen über dem Nonner Kircherl

Der Hochstaufen (1771 m ü. NN) gehört zur Staufengruppe, dem östlichen Ausläufer der Chiemgauer Alpen. Weitere bekannte Gipfel der Staufengruppe sind der Zwiesel (1781 m) und der Vorderstaufen (1350 m), auch Fuderheuberg genannt, mit einem erstmals 1933 errichteten Kreuz auf dem Fuderheustein (1321 m).

Der Name Staufen kommt aus dem Mittelhochdeutschen: „stouf“ bedeutet „steil aufragender Fels“. Von 1275 bis 1810 verlief die Grenze zwischen Bayern und Salzburg von der Staufenbrücke zum Goldenen Zweig, auf den Kohlmaiskopf, über den Rücken des Fuderheubergs und den Grat des Hochstaufens zum Hochstaufen-Gipfel. Dann über das Bayerische Stiegl in Richtung Norden zum Grenzstein von 1738 und weiter in Richtung Westen über das Bayerische Bründl zum Teisenbergkopf. Am Nordfuß des Fuderheubergs steht das Schloss Staufeneck, welches von den Herren von Staufeneck, den bedeutendsten Ministerialen der Grafen von Plain, zu Anfang des 13. Jahrhunderts als Burg errichtet wurde.


Geologie

Das Hauptgestein und gleichzeitig Gipfelbildner der Staufengruppe ist der Wettersteinkalk aus der ladinischen Stufe des Trias. Am Fuderheuberg stehen Muschelkalk und Partnachkalk an. Die unteren Hanganstiege sind mit Bergsturzmassen und Blockschutt bedeckt.


Bergbau

Bereits 1585 wurden am Gebirgsstock vom Reichenhaller Kastner und dem Hofmarksrichter von Inzell in sechs Gruben Bergbau vorwiegend auf Blei betrieben. Wegen der Grenzlage des Betriebes kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen mit salzburgischen Bergknappen, was die ohnehin schwierigen Beziehungen zum Fürsterzstift Salzburg noch weiter belastete. Der Bergbau wurde aber bald eingestellt, da die Ausbeute letztendlich zu spärlich war.

Vor der Mitte des 17. Jahrhunderts ließ ein gewisser Dr. Oswald den „Oswaldstollen“ knapp unterhalb des Hochstaufen-Gipfels anschlagen. Im Jahr 1665 fand man in den Bleierzen hohe Silber- und Goldanteile, was zu einer Ausweitung der Bergwerkstätigkeit führte. Dabei hatte ein Fachmann aus dem Bergwerk Schwaz im Inntal die Leitung über einige Schwazer Bergknappen und ungelernte Arbeiter inne. Der während dieser Zeit neu angeschlagene „Nonnerstollen“ brachte keinen Erfolg. Mittlerweile erkannte man die Bedeutung des neben dem Bleierz geförderten Galmei (Zinkerz) des Oswaldstollens für die Herstellung von Messing. 1669 wurde eine Knappenstube in der Gipfelzone des Hochstaufens errichtet. Die im Sommerhalbjahr geförderten Erze trug man zunächst zum Erzkasten auf der Bartlmahd, von wo sie im Winter auf Schlitten ins Tal gebracht wurde.

Im Jahr 1669 errichtete man am Kirchberger Mühlbach, in der Nähe der heutigen Kretabrücke, eine Schmelzhütte zum Schmelzen des Bleis und das Brennen des Galmeis und ein wasserbetriebenes Pocherwerk zum Zerkleinern der Erze. Nach wenigen Jahren ging die Ausbeute am Staufen stark zurück. Zudem ließ sich das gebrannte Galmei immer schwerer absetzen, was 1677 schließlich zur Schließung der Schmelzhütte führte. 1646/1647 hatte man mehrere Versuchsstollen beim Goldenen Zweig angeschlagen, wo man Gold zu finden hoffte.


Almen und Mähder an der Staufensüdseite

Zwieselalm, „Feldboden Alm“, „Kühbergalm“,„Kirchbergmetzger Alpe“

Die Alm erscheint ab 1529 in den Quellen und gehörte damals wohl zum Kirchbergschlössl. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden durchschnittlich 18 Rinder, 20 Ziegen und 4 Schafe aufgetrieben. Ab Mitte des 19. Jh. galt die Alm als beliebtes Ausflugsziel, wohin vermögende Gäste durch „Sesselträger“ auf einer Art Sänfte getragen, gelangen konnten. Im Sommer 1886 verbrachte Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II. eine mehrwöchige Kur in Reichenhall. Dabei bestieg er auch die Zwieselalm. Das 1900 erbaute Nebengebäude der Alm nannte der Besitzer ihm zu Ehren „Kaiser-Wilhelm-Haus.


Padinger Alm, "Bäding"

Die Padinger Alm erscheint 1470 erstmals als „Gut und Hofstatt zu Päting“ in den Quellen. Das Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno kaufte das Anwesen 1539. Ein Klosterknecht wohnte ständig auf dem Hof, während im Sommer zusätzlich eine Sennerin die ca. 14 aufgetriebenen Kühe versorgte. Nach der Säkularisation verpachtete der Staat die Alm zunächst; später wurden die Gebäude verkauft und der größte Teil der Flächen dem Staatforst zugeschlagen. Nachdem 1846 die erste Kuranstalt eröffnet worden war, versorgte die im Eigentum der Familie Mack stehende Padinger Alm die Kurgäste mit Ziegenmolke. Später eröffnete dort eine beliebte Ausflugsgaststätte.


Geißaibl, („Goasaiwe“), „Kloster Zenoische Gaisalbe“

Im Jahr 1595 wurde die Alm auf dem Fuderheuberg erstmals erwähnt. Wegen der schwierigen Erreichbarkeit und steilen Lage wurde sie überwiegend als Ziegenalm genutzt. Nachdem das Stift St. Zeno 1622 die Alm erworben hatte, weideten dort im Sommer durchschnittlich 30 Geißen und 10 Rinder. Wegen akuter Wasserarmut konnte in manchen Jahren kein Vieh aufgetrieben werden. St. Zeno musste an das salzburgische Pfleggericht Staufeneck jährlich eine Gebühr für das Weiderecht bezahlen, da sich die Alm auf dessen Territorium befand. Mit dem Schwandrecht erhielt das Stift 1712 die Erlaubnis, die Weidefläche von Bewuchs frei zu halten. Es bestanden zwei Kaser, die zur Zeit der Säkularisation bereits baufällig waren.

Die Bartlmahd – bis ins 19. Jh. als Thormad bezeichnet, ist nach dem Bartlbauern in Karlstein benannt; dort stand einst ein Heuschober. Daneben befanden sich östlich der Gipfelregion weitere Mäder, wie die Brainler-, Mais- und Waldmahd. Das im Sommer gewonnene Heu brachte man oft erst im Winter mit Schlitten ins Tal.


Erstbesteigung

Jahrhunderte lang waren die Berge vor allem wegen der Almwirtschaft, der Jagd oder der Bergwerkstätigkeit bestiegen worden. Der aus dem heutigen Slowenien stammende Geistliche Valentin Stanig (1774–1847) bestieg im Jahr 1800 als erster offiziell den Gipfel des Hochstaufen, nachdem eine Bergsteigergruppe unter der Führung des Salzburger Hofkammer-Sekretärs Franz Anton von Braune kurz zuvor wegen eines Wettersturzes umkehren musste.


Staufenkreuz

Im Sommer 1853 trugen rund 120 Menschen aus dem Reichenhaller Tal das von Salinenschlossern gefertigte und in mehrere Einzelteile zerlegte Metallkreuz auf den Gipfel des Hochstaufen. Begeistert berichtete später ein anwesender Redakteur der „Neuen Münchener Zeitung“ in einem Artikel über die Kreuz-Aufstellung.


Reichenhaller Haus

Die im Jahre 1875 gegründete Sektion Reichenhall des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins kaufte eine 1907 erbaute Blockhütte, transportierte sie zerlegt auf den Hochstaufen und stellte das Gebäude 1908 westlich des Gipfels als Unterkunftshütte wieder auf. Da die Hütte auf Privatgrund stand, musste sie 1910 an einen im Eigentum der Gemeinde Karlstein stehenden Platz, weiter östlich verlegt werden. 1927/1928 errichtete man an gleicher Stelle das „Reichenhaller Haus“. 1974 erweitert, wird es von der Sektion Bad Reichenhall des Deutschen Alpenvereins betrieben. [1]


Staufenkapelle

Die Gesellschaft der „Staufenfreunde“ errichtete 1928/1929 in unmittelbarer Nähe des Reichenhaller Hauses eine Kapelle, die am „Peter-und-Paul-Tag“, 29. Juni 1929, geweiht wurde. Jedes Jahr wird die „Staufenmesse“ gefeiert, die von vielen Wanderern und Gläubigen besucht wird. Am Vorabend, einem Samstag um die Sommersonnenwende, werden die Kapelle und der Gipfelgrat mit unzähligen Feuern beleuchtet.


Brände

Am 3. August 1921 brach zur Mittagszeit am Hochstaufen ein Waldbrand aus, der bis zum 10. August anhielt. Betroffen waren die Bereiche unter- und oberhalb der Bartlmahd. Ein weiterer Brand am 15. und 16. Juli 1924 erfasste die Latschenbestände westlich des Gipfels. Durch Blitzschlag geriet der Bergwald an der Staufen-Nordseite am 29. Juli 1983 in Brand. Nach zwei Tagen konnte er u. a. mit Hilfe eines Hubschraubers gelöscht werden.


Sagen

Steinerne Jäger [2]

Fuderheuberg

In der Gegend von Piding wollte einst ein Bauer das Heu noch schnell vor einem heraufziehenden Gewitter heimbringen. So lud er viel zu viel auf seinen Wagen, sodass dieser stecken blieb und weder vor noch zurück konnte. Voller Wut schlug der Bauer auf die Rösser ein, fing an zu fluchen und schrie: „Das ganze Fuder Heu soll der Teufel holen!“ Da fuhr ein Blitz vom Himmel herab und ein gewaltiger Donnerschlag ließ die Erde erbeben. Gleichzeitig setzte ein gewaltiger Sturm ein, der den Bauern samt Rössern, Wagen und Heu fortriss. Als sich der Sturm gelegt hatte, waren alle verschwunden. Seither befindet sich das Fuder Heu versteinert auf dem Fuderheuberg. Manchmal kann man auch den Bauern sehen, wie er auf die Pferde einschlägt und vergeblich versucht, das steinerne Fuder heim zu fahren.


Bergbahnprojekte

„Aerostatische Bergbahn“

Der Salzburger Ingenieur Friedrich Volderauer trat 1890 mit der Idee einer „aerostatischen Bahn“ auf den Hochstaufen an die Öffentlichkeit. Der Stadtmagistrat unterstützte sein Ansinnen wohlwollend. 1896 stellte man die Pläne öffentlich vor. Dabei sollte eine auf Schienen fahrende Gondel durch einen Ballon emporgezogen und bei der Talfahrt durch das Gewicht eines gefüllten Wassertanks zu Tal gebracht werden. Es wurde jedoch kein Investor gefunden, der das Projekt finanzieren wollte.

„Wellradbahn“

Der Ingenieur Konrad Trobach aus Berlin reichte 1897 ein Gesuch für eine Bahn auf das Staufengebirge ein. Es handelte sich um eine mit Gas angetriebene Wellradbahn (ähnlich einer Zahnradbahn). Trobach stellte zwei Varianten vor: Projekt I.: Eine Wellradbahnlinie von Reichenhall nach Nonn („Haltestelle Gasthaus Fuchs“), weiter über die Padinger Alm (Haltestelle) und die Gaststätte „List“ (Haltestelle). Dann über den Siebenpalfen (geplantes Sanatorium) zur Zwieselalm (Haltestelle) und zum „Zwiesel-Kreuz“. Projekt II.: Straßenbahnlinie vom Bahnhof Reichenhall über Axelmannstein nach Bad Kirchberg und weiter über den Thumsee zum Jodlbauern. Von dort eine Wellradbahn zum Siebenpalfen (geplantes Sanatorium) und über die Zwieselalm zum „Zwieselkreuz“. Das Projekt wurde nicht weiterverfolgt.

Schwebebahn

Ein Komitee unter der Führung des Reichenhaller Hoteliers Victor Jung setzte sich bereits 1912 für den Bau einer Schwebebahn von der Fischzucht in Karlstein auf den Zwiesel ein. Die Idee einer „Zwieselbahn“ wurde in den 1920er Jahren von dem Reichenhaller Sanitätsrat Ernst Moritz Simons wieder aufgegriffen. Eine Seilschwebebahn sollte von einer neuen Eisenbahnhaltestelle über die Holzgärten und die Weitwiese (Haltestelle) zum Listanger und bis zum Jochbergeck führen. Von dort nach rechts schwenkend zur Zwieselalm und zum Zwieselgipfel. Unter anderem wegen des Widerstands vor allem von Seiten des Kurvereins und von vielen Alpinisten fand das Projekt keine Zustimmung.


Literatur:

Angerer der Jüngere u. Johannes Lang, Sagenbuch des Reichenhaller Landes, Bad Reichenhall 2018, S. 64, 72, 131-132

Albert Hirschbichler, Für den Staat gutes Geld, für die Arbeiter Plackerei, der Bergbau am Staufen, Heimatblätter 6/2017

Fritz Hofmann, Der Staufen, Aus der Geschichte eines Gebirges, Bad Reichenhall 2003

Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, 2009, S. 398-399, 572-574 u. Das Augustinerchorherrenstift St. Zeno, Germania Sacra Dritte Folge 9, Göttingen 2015, S. 538, 550

Meyers Naturführer, Chiemgauer Berge und Berchtesgadener Land, Mannheim 1993

Günter Reiser, 75 Jahre Staufenkapelle, Heimatblätter 6/2004

Franz Xaver Sänger, Bergbahnen im Reichenhaller Tal, in: Salz und Heimat, Bad Reichenhall 2000, S. 25-44

Gustav Starzmann, Private Enklave im staatlichen Wald (Zwieselalm), Heimatblätter 5/2015 u. Wahrscheinlich so alt wie das Kirchberggut (Zwieselalm), Heimatblätter 6/2016

o.V., Sieben Tage lang brannte der Staufen, Heimatblätter 8/2002 u. Seit 150 Jahren Gipfelkreuz auf dem Staufen, Heimatblätter 6/2003

Links: Webcam Hochstaufen:[3] ---- Reichenhaller Haus:[4]

Bearbeitung: Andreas Hirsch