Jankowsky, Johann

Jankowsky, Johann * um 1800, † Jan. 1860, Reichenhall

Als gelernter Schneidermeister befasste sich J. in den frühen 1820er Jahren mit der Entwicklung von Baumwollspinnmaschinen. 1824 gelang ihm zunächst der Bau eines funktionsfähigen, wasserkraftbetriebenen Prototypen - wohl nach Vorbild der „Waterframe“ von Richard Arkwright (1769). Das positive Resultat veranlasste J. drei Jahre später, das Nebengebäude des Häuslmüllers anzumieten, um seine Maschine dort in vergrößerter Form zu errichten. Am neuen Standort konnte J. bereits ausreichend viel Baumwollgarn produzieren, um sein Schneiderhandwerk aufzugeben. 1830 erfolgte dann die entscheidende Verlagerung des Unternehmens in ein eigenes Fabrikgebäude außerhalb der Stadtmauern (im heutigen Ortsteil Kirchberg). Hier entwickelte J. zwei Maschinen mit 224 und 84 Spindeln, die im Durchschnitt mehr als 100 Zentner Rohbaumwolle pro Jahr zu Garn von verschiedenen Feinheitsgraden verarbeiteten. Während J. in seiner Fabrik - wie damals üblich - nur einige ungelernte Jugendliche beschäftigte, bot die Weiterverarbeitung des produzierten Garns zeitweise mehr als 250 Strumpfstrickern in Reichenhall und im Landgericht Berchtesgaden Arbeit und Brot.

Da die hohen österreichischen Einfuhrzölle das weitere Wachstum des Unternehmens hemmten, befasste sich J. seit 1841 auf Anregung des Landrichters v. Tautphöus auch mit der Seidenraupenzucht und der Seidenerzeugung. Nach ersten erfolgversprechenden Versuchen schliefen diese Bemühungen jedoch ab etwa 1843 wieder ein. J.s Baumwollgarn-Manufaktur verlor mit der fortschreitenden industriellen Entwicklung und dem Aufschwung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor an Relevanz - in den 1850er Jahren hatte sich die Produktion bereits halbiert. Bald darauf, im Januar 1860, starb J. nach längerer Krankheit in Reichenhall.

Innerhalb der Stadtbevölkerung genoss der „industriesinnige und unternehmende“ J. zeitlebens hohes Ansehen; von 1836 bis 1842 fungierte er als städtischer Magistratsrat. Desweiteren war er Mitglied des Landwirtschaftlichen Vereins für Bayern.

J.s einzige Tochter Elise heiratete den Reichenhaller Kaufmann und Gemeindebevollmächtigten Andreas Beringer.

Quellen:

[o. V.], Über die Baumwollenspinnerei und Fabrikation gestrickter Waaren von J. J. in Reichenhall, in: Kunst- und Gewerbeblatt, 17, 1831, Sp. 323f.;

Franz Xaver Huber, Agrikole Statistik oder Beschreibung des landwirthschaftlichen Distriktes Nr. 23 Reichenhall im Königreiche Bayern, und zwar in Oberbayern, Reichenhall 1842, S. 21-23 u. 47f.;

Fritz Hofmann, Die Manufaktur J., in: HB, Jg. 1981, Nr. 1, S. 3ff.

Bearbeitung: Kilian Spiethoff M.A.