Karlstein (Bad Reichenhall): Unterschied zwischen den Versionen

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Karlstein ist ein Ortsteil innerhalb der Stadt Bad Reichenhall, orographisch links der Saalach in einem sich schluchtartig verengenden Tal gelegen, und war bis zur Gemeindegebietsreform 1978 eine politisch eigenständige Gemeinde. Ihre Fläche ging im Wesentlichen auf die ehemalige Hofmark Karlstein zurück. Der Name leitet sich von der ehemaligen Burg und nunmehrigen Ruine Karlstein her.  Vor allem während der Frühen und Mittleren Bronzezeit sowie der Späten Latènezeit (LT D) befanden sich im Karlsteiner Hochtal überregional bedeutsame Siedlungen, deren Erkundung die Vor- und Frühgeschichtsforschung maßgeblich beeinflusste. Während des Mittelalters bildete die Burg Karlstein das Zentrum zunächst der Grafschaft Reichenhall, später der Hofmark Karlstein. Die dem Burgberg benachbarte Felsnadel trägt die aus dem Spätmittelalter stammende Wallfahrtskirche St. Pankraz. Im Zuge des Aufstiegs Reichenhalls zum Heilbad ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in dem zuvor ausschließlich bäuerlich geprägten Karlstein vor allem in Nonn sowie im Nonner Oberland mehrere Gasthäuser, Villen und Hotels. In den Jahren 1934/35 errichtete man auf der Karlsteiner Weitwiese die heutige „Hochstaufenkaserne“.
Karlstein ist ein Ortsteil innerhalb der Stadt Bad Reichenhall, orographisch links der Saalach in einem sich schluchtartig verengenden Tal gelegen, und war bis zur Gemeindegebietsreform 1978 eine politisch eigenständige Gemeinde. Ihre Fläche ging im Wesentlichen auf die ehemalige Hofmark Karlstein zurück. Der Name leitet sich von der ehemaligen Burg und nunmehrigen [[Burg Karlstein (Bad Reichenhall)|Ruine Karlstein]] her.  Vor allem während der Frühen und Mittleren Bronzezeit sowie der Späten Latènezeit (LT D) befanden sich im Karlsteiner Hochtal überregional bedeutsame Siedlungen, deren Erkundung die Vor- und Frühgeschichtsforschung maßgeblich beeinflusste. Während des Mittelalters bildete die Burg Karlstein das Zentrum zunächst der [[Grafschaft Reichenhall]], später der Hofmark Karlstein. Die dem Burgberg benachbarte Felsnadel trägt die aus dem Spätmittelalter stammende [[Kirche St. Pankraz Karlstein(Bad Reichenhall)|Wallfahrtskirche St. Pankraz]]. Im Zuge des Aufstiegs Reichenhalls zum Heilbad ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in dem zuvor ausschließlich bäuerlich geprägten Karlstein vor allem in Nonn sowie im Nonner Oberland mehrere Gasthäuser, Villen und Hotels. In den Jahren 1934/35 errichtete man auf der Karlsteiner Weitwiese die heutige „Hochstaufenkaserne“.




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Mit den Einfällen feindlicher Germanenstämme im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde auch der Vicus am Langacker zerstört. Wiederinstandsetzungen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass große Wanderungen europäischer Völker das Römische Reich ernsthaft bedrohten und schließlich zum Abzug der Römer aus dem Alpenvorland führten. Teile der römischen Bevölkerung blieben jedoch in einigen Gegenden sesshaft, so auch im Reichenhaller Tal. Bis heute haben sich mehrere römische bzw. vorrömische Orts- und Flurnamen (Nonn, Garnei, Fager) in diesem Bereich erhalten. Als sich im 6./7. Jahrhundert n. Chr. Bajuwaren auch hier niederließen, trafen sie auf die so genannten Romanen, die in spätantiker römischer Tradition bereits den christlichen Glauben pflegten.
Mit den Einfällen feindlicher Germanenstämme im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde auch der Vicus am Langacker zerstört. Wiederinstandsetzungen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass große Wanderungen europäischer Völker das Römische Reich ernsthaft bedrohten und schließlich zum Abzug der Römer aus dem Alpenvorland führten. Teile der römischen Bevölkerung blieben jedoch in einigen Gegenden sesshaft, so auch im Reichenhaller Tal. Bis heute haben sich mehrere römische bzw. vorrömische Orts- und Flurnamen (Nonn, Garnei, Fager) in diesem Bereich erhalten. Als sich im 6./7. Jahrhundert n. Chr. Bajuwaren auch hier niederließen, trafen sie auf die so genannten Romanen, die in spätantiker römischer Tradition bereits den christlichen Glauben pflegten.


In jener Zeit bildete sich vermutlich die dörfliche Ansiedlung am Fuße des Karlsteinfelsens, der seit etwa 1140 eine Burg des aus Niederösterreich stammenden Adelsgeschlechts derer von Peilstein trug. Der Salzburger Erzbischof hatte den aus dem Geschlecht der Sighardinger stammenden Grafen von Peilstein zu seinem Vogt bestellt und ihm die Grafschaft Reichenhall mit dem Zentrum der Burg Karlstein verliehen. Während der häufigen Abwesenheit der Peilsteiner, die über mehrere andere Besitzungen und Grafschaften verfügten, verwaltete ein Kastellan die Burg. Im Jahre 1167 wird ein Kastellan namens Karl urkundlich erwähnt, nach dem dann die Burg (und schließlich der gesamte Ort) benannt wurde. Da die Peilsteiner während des Päpstlichen Schismas (1159–1177) gegen die Salzburger Kirche handelten, kam es zu einem Vertrauensbruch, weshalb der Erzbischof um 1180 mit Vager und Amerang zwei eigene Burgen errichten ließ, um seinen Einfluss auf das Reichenhaller Tal nicht einzubüßen.
In jener Zeit bildete sich vermutlich die dörfliche Ansiedlung am Fuße des Karlsteinfelsens, der seit etwa 1140 eine Burg des aus Niederösterreich stammenden Adelsgeschlechts derer von Peilstein trug. Der Salzburger Erzbischof hatte den aus dem Geschlecht der Sighardinger stammenden Grafen von Peilstein zu seinem Vogt bestellt und ihm die Grafschaft Reichenhall mit dem Zentrum der Burg Karlstein verliehen. Während der häufigen Abwesenheit der Peilsteiner, die über mehrere andere Besitzungen und Grafschaften verfügten, verwaltete ein Kastellan die Burg. Im Jahre 1167 wird ein Kastellan namens Karl urkundlich erwähnt, nach dem dann die Burg (und schließlich der gesamte Ort) benannt wurde. Da die Peilsteiner während des Päpstlichen Schismas (1159–1177) gegen die Salzburger Kirche handelten, kam es zu einem Vertrauensbruch, weshalb der Erzbischof um 1180 mit [[Burg Vager (Bad Reichenhall)|Vager]] und [[Burg Amerang (Bad Reichenhall)|Amerang]] zwei eigene Burgen errichten ließ, um seinen Einfluss auf das Reichenhaller Tal nicht einzubüßen.


Im Jahre 1218 starb das Adelgeschlecht der Peilsteiner im Mannesstamm aus, und zwischen dem Salzburger Erzbischof und dem Bayernherzog entbrannte ein heftiger Kampf um das peilsteinische Erbe im Reichenhaller Tal. In einem mehrere Jahrzehnte dauernden Kleinkrieg, der zwischen den beiden Kontrahenten zu einem regelrechten Burgenkrieg in Karlstein und der Umgebung Reichenhalls führte, konnte sich der Herzog Heinrich durchsetzen. Kriegerische Ereignisse führten 1262 zur Zerstörung der erzbischöflichen Burgen Kirchberg, Vager und Amerang und somit zum endgültigen Rückzug des Salzburger Erzbischofs aus dem Reichenhaller Raum.
Im Jahre 1218 starb das Adelgeschlecht der Peilsteiner im Mannesstamm aus, und zwischen dem Salzburger Erzbischof und dem Bayernherzog entbrannte ein heftiger Kampf um das peilsteinische Erbe im Reichenhaller Tal. In einem mehrere Jahrzehnte dauernden Kleinkrieg, der zwischen den beiden Kontrahenten zu einem regelrechten Burgenkrieg in Karlstein und der Umgebung Reichenhalls führte, konnte sich der Herzog Heinrich durchsetzen. Kriegerische Ereignisse führten 1262 zur Zerstörung der erzbischöflichen Burgen Kirchberg, Vager und Amerang und somit zum endgültigen Rückzug des Salzburger Erzbischofs aus dem Reichenhaller Raum.