Kirchholz

Aus Bad Reichenhall Wiki
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Das Kirchholz von Nordwesten. An der höchsten Stelle befindet sich die Abschnittsbefestigung
Wallanlage von außen, links das Innere (Wiese), Mitte: Wall, rechts davon der Graben
Inneres der Abschnittsbefestigung, rechts der östliche Wall
Blick vom Schroffen über Bad Reichenhall auf das Kirchholz

Das Kirchholz ist ein bewaldeter Höhenzug in den Gemeinden Bad Reichenhall und Bayerisch Gmain. Der Höchste Punkt liegt mit 577 m (Höhenkote) gut hundert Meter höher als das Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno am westlichen Fuß des Kirchholzes. Die Fläche des Kirchholzes beträgt 155 Hektar, davon werden 114 Hektar von der Bundeswehr als Standortübungsplatz genutzt. Gleichzeitig ist das Kirchholz bei Spaziergängern beliebt. Der so genannte „Königsweg“ und der "Prinzregentenweg" zwischen St. Zeno/Hubertusstraße und Weißbach/Obermühle führen am Westabhang des Kirchholzes entlang durch Mischwald. Bemerkenswert ist dort u. a. der große Bestand an Eiben. Das Kirchholz ist teilweise Natura 2000 - Schutzgebiet.

Wallanlage

Auf der nordwestlichen, steil abfallenden Hangkante des Kirchholzes oberhalb des Landratsamts, finden sich an der höchsten Stelle Reste einer frühmittelalterlichen Abschnittsbefestigung. Ein Teil der Nordseite (auf der Hangkante über dem Steilhang) wurde nicht durch einen Wall bewehrt; dort bot das steile Gelände offenbar ausreichend Schutz. Diese etwa 1,8 Hektar große Wallanlage mit annähernd trapezförmigem Grundriss könnte als Höhensiedlung (Rückzugsgebiet der Bevölkerung während der Völkerwanderungszeit) gedient haben. Möglicherweise spielte sie bei der Besiedelung des Reichenhaller Beckens durch die Bajuwaren eine Rolle. Die Anlage ist heute durch die Nutzung des Gebiets als militärisches Übungsgelände teilweise von Zerstörung bedroht. Eine archäologische Untersuchung steht noch aus.

Besitz und Nutzung

Die Holzrechte über das in unmittelbarer Nähe gelegene Kirchholz übte wohl bereits seit seiner Gründung ab 1136 das Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno aus. Nach Unstimmigkeiten mit dem Herzog über die Waldnutzung sprach der herzogliche Viztum Heinrich Mautner das Kirchholz 1360 endgültig dem Stift zu, was 1406 noch einmal bestätigt wurde. Der Name Kirchholz lässt sich somit auf die Besitzverhältnisse zurückführen. Das Holz aus diesem Gebiet diente hauptsächlich der Brennholzversorgung des Stifts und der Hofmarksuntertanen. Knapp zwei Jahrhunderte übte St. Zeno das Niedere Jagdrecht (Jagd auf Rehe, Hasen und Füchse) aus. Da das Stift keinen eigen Jäger oder Förster stellte, wurde die Forst- und Jagdwirtschaft von den Stiftsbediensteten übernommen. Im Jahr 1557 entzog der Herzog dem Stift das Niedere Jagdrecht für das Kirchholz.

Die Anhöhe des Kirchholzes bildete die östliche Grenze der 1502 erstmals direkt erwähnten Hofmark Froschham, die dem Stift St. Zeno gehörte. Nach den Tagebuchaufzeichnungen von Bernhard Rottenwalder, Siftspropst von 1658 bis 1696, unternahm dieser zusammen mit dem Konvent häufig „Grasmahle“ (Picknicks) im Kirchholz. Auf der Höhe des Kirchholzes befanden sich seit dem Hochmittelalter Steinbrüche für Konglomerat-Gestein. Die erste im 12. Jahrhundert errichtete Stadtbefestigung Reichenhalls, sowie weitere Gebäude in der nahen Stadt wurden aus dort gewonnenen Quadern erbaut.

Eine Solequelle, die so genannte „Kirchholzquelle“ entspringt ca. 150 Meter südlich der Stiftsgebäude am Fuß des Kirchholzes. Sie liegt im Bereich des Karlsparks und weist bis heute geringe Spuren von Salz auf. Es handelt sich dabei wohl um jene Quelle, die Michael Wening 1701 erwähnte: „Nit weit aber von hier entspringet an dem Fueß eines Bergleins ein gesaltzner Brunnen, so Winter und Sommer reichlich Wasser gibt und neben dem Saltz auch Schweffel, Saliter und Alaun führet.“ Die Quelle wurde sicherlich für die Wasserversorgung des Stifts verwendet. Seit 1934 nutzt das Militär große Teile des Kirchholzes als Übungsplatz, nachdem dafür etwa 300 Tagwerk Wald abgeholzt worden waren.

Klosterhof

Der Klosterhof liegt am südwestlichen Rand des Kirchholzes auf der Hangkante oberhalb des Stifts St. Zeno. Möglicherweise befand sich der Hof bereits seit der Gründungsphase des Stifts in dessen Besitz. In einem Stiftsurbar aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist ein Meierhof „curia nostra super monte“ verzeichnet, womit der heutige Klosterhof gemeint sein könnte. Im Zuge der Säkularisation 1803 ging der Hof in privaten Besitz über und wurde 1882 zu einem Gasthaus umgebaut. Von 1948 bis 1966 diente der Klosterhof als Heim für asthmatische Kinder. Anschließend waren eine Bildungseinrichtung des Goetheinstituts, ein Sprachinstitut und ab 1972 ein Wohnheim für Unteroffiziere der Bundeswehrfachschule darin untergebracht. Ab 1987 erfolgte der Ausbau zu einem Hotel.

Landesdefensionslinie

Vom höchsten Punkt des Kirchholzes („Königshöhe“) in Richtung Süden verläuft ein Teil der „Kurbayerischen Landesdefensionslinie“ mit vier ehemaligen Bastionen, die im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges 1702/1703 errichtet wurde. Die Reste der Anlage von etwa 1,2 km Länge erstrecken sich im Zickzack-Kurs bis zur Abzweigung Feuerwehrheimstraße - Harbacher Steig. Die Landesdefensionslinie bestand aus Erdschanzen und provisorischen Befestigungswerken an den Außengrenzen des Kurfürstentums. Einer wallartigen Brustwehr aus Erde war ein Außengraben vorgelagert. An bestimmten Stellen wurden Rautenschanzen angelegt.


Links

Lage der Bodendenkmäler Abschnittsbefestigung und Landesdefensionslinie: [1] (BayernAtlas)

Geländerelief (Schummerungskarte) mit Bodendenkmälern: [2] (BayernAtlas)

Natura 2000 - Schutzgebiet Kirchholz: [3]


Quellen

Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 2009

Johannes Lang / Max Schneider: Auf der Gmain. Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, Bayerisch Gmain / Großgmain 1995

Johannes Lang: Das Augustinerchorherrenstift St. Zeno in Reichenhall, Germania Sacra, Dritte Folge 9, Das Erzbistum Salzburg 2, Hg. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 2015


Bearbeitung: Andreas Hirsch