Königlicher Kurgarten (Bad Reichenhall)

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Konzertrotunde im Königlichen Kurgarten
Gradierhaus und Atlasbrunnen im Kgl. Kurgarten
Blick zum Kurhaus
Kurgarten mit Solefontäne vor dem alten Gradierhaus um 1900. Im Hintergrund der Hochstaufen

Der 1868 angelegte Königliche Kurgarten in Bad Reichenhall ist knapp 39.000 Quadratmeter groß und beherbergt neben einheimischen auch zahlreiche exotische Pflanzen aus Asien und Nordamerika sowie über 42 Baumarten. Im Kurgarten befinden sich das Gradierhaus, der Atlasbrunnen, ein Musikpavillon sowie ein Kneippbecken und ein Spielplatz. Der Park wird eingerahmt vom Königlichen Kurhaus, der Wandelhalle mit Trinkpavillon und Konzertrotunde, sowie dem Kurmittelhaus.

Geschichte

Am 15. Mai 1846 eröffnete die Kuranstalt Achselmannstein, die in unmittelbarer Nähe zu den Gradierwerken gelegen war. Zum Bad Achselmannstein gehörte auch ein im englischen Stil gestalteter Park, der die Gäste zu Spaziergängen einlud, während die benachbarten Gradierhäuser als Freiluftinhalatorium für so genannte Sole-Dunstbäder dienten, wo die salzhaltige Luft eingeatmet werden konnte.

Zwischen 1869 und 1888 wurde der größte Teil der Gradierhäuser abgerissen. Einen 170 Meter lagen Teil ließ man stehen, um ihn weiterhin für Kurzwecke nutzen zu können. Die Gradierhäuser hatten sich als unverzichtbar für den Kurbetrieb erwiesen, weil sie von den Gästen sehr gern und häufig aufgesucht wurden und sich dadurch zum beliebten Treffpunkt entwickelt hatten. Das Areal um die Gradierhäuser wurde deshalb in den 1850er Jahren nach und nach gärtnerisch gestaltet. Man legte Spazierwege an, stellte Sitzbänke auf und installierte einen Brunnen mit Solefontäne.

Da das Gelände bei den Gradierhäusern dem Park des Kurhauses Achselmannstein den Rang längst abgelaufen hatte, entschloss man sich, auf den Gradierhauswiesen einen neuen großzügigen Kurpark zu schaffen, der 1868 nach Plänen des königlichen Hofgarteninspektors Carl Effner (1831-1884) angelegt wurde. Damit war die Umgebung der Gradierhäuser endgültig zum Mittelpunkt des Kurgeschehens geworden. Bis zur Errichtung einer Wandelbahn im Jahre 1878 promenierten die Kurgäste, geschützt vor Sonne, Regen und Wind, auf den an den Gradierhäusern beidseitig angebrachten Galerien. Die im Kurgarten neu gebaute überdachte Wandelbahn war aus Holz gezimmert und weiß und gelb gestrichen. Sie wurde 1912 durch die Wandelhalle Eugen Drollingers ersetzt.

In den folgenden Jahren, in denen Reichenhall als Kurort seinem Höhepunkt zustrebte, errichtete man im und um den Kurgarten repräsentative Bauten. Als erste große Baumaßnahme wurde das Königliche Kurhaus nach den Plänen des renommierten Architekten Max Littmann erbaut. Für den Bau eines neuen Gradierhauses engagierte man 1909/1910 den Königlichen Hofoberbaurat Eugen Drollinger, nach dessen Plänen bereits 1905 ein pompöser Musikpavillon im Kurpark errichtet worden war und der 1912 auch die Wandelhalle entwerfen sollte. Vollendet wurde das Ensemble 1927 durch das von Max Littmann entworfene Kurmittelhaus, das als Gebäude für die zentrale Verabreichung der Bad Reichenhaller Kurmittel diente.


Unter dem Dirigenten Josef Gung`l (1809 – 1889) bildete sich 1868 ein regelrechtes Kurorchester - die heutige Bad Reichenhaller Philharmonie - das im Kurgarten musizierte, nachdem zuvor einige Stadtmusikanten für die „Badmusik“ gesorgt hatten. In den 1880er Jahren führte man mit der Kurgartenbeleuchtung, damals „Italienische Nacht“ genannt, eine heute noch beliebte Veranstaltung ein, bei der der Park während eines Konzerts mit Hunderten von Lampions erleuchtet wird.

In den Hungerjahren während und nach den beiden Weltkriegen baute man in den Beeten des Parks Gemüse an. Im Jahre 1948 ersetzte der von dem Bildhauer Josef Wackerle (1880 – 1959) für den Platterhof am Obersalzberg bei Berchtesgaden geschaffene „Atlasbrunnen“ die Solefontäne vor dem Gradierhaus. Die Brunnenanlage wurde dabei um zwei Bassins erweitert, in die Sole mit einem Salzgehalt von 3 Prozent plätschert. Damit begann eine massive Umgestaltung der Anlage, wobei unter anderem 1961 ein neuer Musikpavillon errichtet wurde.

Der Kurgarten wurde im Laufe der Zeit immer wieder verändert und die ursprüngliche Planung Effners damit überformt. Die gravierendsten Veränderungen in den 1950er Jahren prägen den Park noch heute. Geblieben ist jedoch der Eindruck einer in sich geschlossen Anlage mit kontemplativer Wirkung. In den Jahren 2011 und 2012 wurde von Landschaftsarchitekten ein Parkpflegewerk erstellt, das als Grundlage für die planerische und gestalterische Behandlung der unter Denkmalschutz stehenden Anlage für die Zukunft dienen soll.

Literatur

Johannes Lang, Josefine Unterhauser: Im Garten der Heilung. Die Geschichte des Königlichen Kurgartens von Bad Reichenhall, 2005. http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/publikationen.html

Johannes Lang (Hg.): Salz - Sole - Heilbad in den Alpen. Beiträge zur Salinen- und Kurgeschichte Bad Reichenhalls, Bad Reichenhall 2017. http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/weiterepublikationen.html

Link

Rundgang durch den Kurgarten: http://www.bad-reichenhall.com/de/koeniglicher-kurgarten-mit-gradierhaus/


Bearbeitung: Andreas Hirsch