Nathan, Alfred

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Alfred Nathan 1909

Nathan, Alfred Louis, * 08.12.1870 Fürth, † 09.10.1922 Bad Reichenhall

Alfred Nathan war der einzige Sohn einer der reichsten und angesehensten Fürther Familien, die es als Wechselhändler und Bankiers im Laufe von anderthalb Jahrhunderten zu einem stattlichen Vermögen gebracht hatte. Alfred genoss eine ausgezeichnete Erziehung im bildungsbürgerlichen Haushalt, besuchte die besten humanistischen Schulen und studierte von 1888 bis 1893 Jura in München. Nach seiner Zeit als Rechtspraktikant, die ihn 1895 erstmals auch nach Bad Reichenhall führte, eröffnete er 1897 als selbständiger Rechtsanwalt eine Kanzlei in München. Er reiste durch Europa und besuchte mondäne Seebäder und Kurorte. Seine Mutter hatte ihn, der jüdischen Ethik entsprechend, zur „Zedeka“ (Wohltätigkeit) erzogen. Nach dem Tod von Alfred Nathans Vater Sigmund 1888 gründete seine Mutter eine Stiftung mit dem Namen „Sigmund und Amalie Nathan'sche Stiftung“ mit einem Kapital von 40.000,- Mark, deren Erträge an bedürftige Familien und Witwen verteilt werden sollten.

Aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit zog Nathan 1902 nach Bad Reichenhall und widmete sich nur noch seiner schriftstellerischen Tätigkeit, seinen wohltätigen Stiftungen und seiner Gesundheit. Die Sommer verbrachte er in Bad Reichenhall, in einem Haus in der nach ihm benannten Alfred-Nathan-Straße, die Winter in Meran.

Nach dem Tod seiner Mutter 1906 gründete Alfred Nathan, ihrem Wunsch entsprechend, die „Sigmund und Amalie Nathan Stiftung“ deren Ziel es war die sehr hohe Säuglingssterblichkeit zu mildern. Er stattete die Stiftung mit 300.000,- Mark aus mit der Auflage an die Stadt Fürth, auf einem von der Stadt zur Verfügung zu stellenden Grundstück ein Wöchnerinnen- und Säuglingsheim zu errichten.

Diese Klinik mit dem Namen „Nathanstift“ wurde am 28.11.1909 eröffnet. Bereits im ersten Jahr den Betriebs wurde der Erfolg sichtbar. 1910 vermachte Alfred Nathan dem Stadtmagistrat Fürth Wertpapiere über 983.700,- Mark für den Nathanstift-Nebenfond. Von den Zinsen sollten 5.000,- Mark für den Betrieb des Nathanstifts verwendet werden, die restlichen 30.000,- Mark waren als Leibrente für den Stifter gedacht. Alfred Nathan verzichtete jedoch häufig darauf. Die Stiftung wurde nach der Währungsreform 1949 aufgelöst. 1906 verlieh der Stadtrat von Fürth Alfred Nathan die Ehrenbürgerrechte.

Alfred Nathan bedachte auch Bad Reichenhall mit zahlreichen Spenden, deren Wert mindestens eine Million Mark betrug. So ließ er 1909 den Zentaurenbrunnen am Bahnhof errichten. Die 1912 im Kurgarten aufgestellte Prinzregent-Luitpold-Büste wurde 1937 von den Nationalsozialisten demontiert. Nathan gab regelmäßig 1.000,- Mark für die Weihnachtsbescherung armer Kinder. Für die Errichtung eines Armenhauses spendete er 30.000,- Mark, auch die Kinderheilstätte und die Knabenschule (Heilingbrunnerschule) wurden mit großzügigen Spenden bedacht. 1908 ließ er in Gedenken an seine Mutter die „Amalienruhe“ errichten und spendete auch für die Bildstöcklkapelle. Für die Errichtung eines Militärerholungsheims gab er 210.000,- Mark und für Freiplätze für Offiziere 10.000,- Mark. Diese Prinzregent-Luitpold-Klinik wurde 1919 im Beisein von Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske an die Bayerische Heeresverwaltung übergeben.

Die Stadt Bad Reichenhall verlieh Alfred Nathan die Ehrenbürgerwürde und benannte 1914 eine Straße nach ihm. Am 9. Oktober 1922 verstarb Alfred Nathan in Bad Reichenhall. Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof in Fürth beigesetzt.

Quellen:

Fürthwiki

Bernd Noack, Der einsame Philanthrop

Eric Midas, Alfred Nathan, Wohltäter der Städte Fürth und Reichenhall

Barbara Ohm, Fürther Geschichtsblätter 3/2006

Bearbeitung: Marlies Mittermeier