Oberbayern

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Der Salzburggau im Hoch- und Spätmittelalter
Niederbayern im frühen 14. Jahrhundert
Das Rentamt München 1792, mit den Pfleggerichten Rosenheim, Traunstein, Marquartstein und Reichenhall
Der Salzachkreis bestand in dieser Form von 1810 bis 1816

Das Gebiet des ehemaligen Pfleggerichts Reichenhall (Reichenhall, Bayerisch Gmain, Schneizlreuth, Karlstein und Marzoll) gehört heute zum Regierungsbezirk Oberbayern.

Geschichte

Noricum - Iuvavum

Das Gebiet nördlich des Alpenhauptkammes wurde im Jahre 15 vor Christus von römischem Militär besetzt. Das keltische Königreich der Noriker, das schon längere Zeit vorher freundschaftliche Beziehungen zu Rom unterhalten hatte, wurde weitgehend friedlich in das Römische Reich eingegliedert. In der Regierungszeit von Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) hatte sich die politische Lage dann so weit gefestigt, dass Noricum als römische Provinz eingerichtet werden konnte und Iuvavum, das spätere Salzburg, das Stadtrecht erhielt. Municipium Claudium Iuvavum, so der volle Name, war der Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirks, der im Norden und Westen bis zur Grenze der Provinz Raetien am Inn und im Süden bis zum Alpenhauptkamm reichte, sowie im Osten noch den heutigen Attergau mit einschloss. Die Stadt verdankte ihre Bedeutung der Lage an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Hier mündete die Reichsstraße aus Aquileia in die norisch-rätische Voralpenstraße ein, welche eine wichtige Ost-West-Verbindung darstellte. Innerhalb des Bezirkes Iuvavum lag auch Salinas, das spätere Reichenhall.

Salzburggau

„Gau“ ist eine Gebietsbezeichnung aus dem frühen Mittelalter, deren politische Bedeutung bislang noch ungeklärt ist. Die Namen sind häufig von Gewässern (Donaugau, Mattiggau) oder Orten (Chiemgau, Salzburggau) abgeleitet. Auch Ableitungen von Landschaftsformen kommen vor, wie etwa beim abgegangenen Gau Inter valles („zwischen den Tälern“), der das Inntal (Bezirk Kufstein) und das östliche Innufer bis zum Simssee umfasste. Im Laufe der Geschichte wandelten sich die Gau-Namen zu reinen Landschaftsbezeichnungen oder verschwanden gänzlich. Der Salzburggau war Teil des bayerischen Stammesherzogtums, das sich im 6. Jahrhundert bildete und bestand aus dem Gebiet der heutigen Stadt Salzburg und des umliegenden Landes. Dazu gehörten der heutige Flachgau (Bezirk Salzburg-Umgebung), der spätere Rupertiwinkel, das Saalachtal mit Reichenhall bis zum Steinpass, der heutige Tennengau bis zum Pass Lueg (Bezirk Hallein) sowie das Gebiet der späteren Fürstpropstei Berchtesgaden.

Der deutsche Name Salzburg (für die Stadt) löste etwa um 755 den römischen Namen Iuvavum ab. Die Ersterwähnung von Salzburg findet sich in der Lebensbeschreibung des heiligen Bonifatius, welche um 770 entstanden ist. Nach der Stadt hat der Gau seinen Namen erhalten. Zunächst ist die lateinische Form Pagus Iuvavensis überliefert. In der Notitia Arnonis (788-790) erscheint die Bezeichnung Salzburggau zum ersten Mal in deutscher Sprache: Pidinga in pago Salzburchgaoe (Piding im Gau Salzburggau). Ab etwa 1100 waren die Grafen von Plain mit der Grafschaft im oberen (südlichen) Salzburggau belehnt. Nördlich davon, im unteren Salzburggau, hatten die Grafen von Lebenau seit 1104 eine Grafschaft inne. Die Lebenauer starben 1229, die Plainer 1260 aus. Beide Grafschaften fielen daraufhin größtenteils an den Erzbischof von Salzburg. Im zweiten Vertrag von Erharting (1275) erkannte der Bayernherzog die Grenzen der Besitzungen des Salzburger Erzbischofs weitgehend an. Mit der vollständigen Ablösung Salzburgs von Bayern in den Jahren von 1328 bis etwa 1340 (Ersterwähnung als "Land" 1342) wurde der Salzburggau geteilt und die Landschaftsbezeichnung damit hinfällig. Der salzburgische Teil wurde später „Flaches Land" oder „Außergebirg“ genannt. Beim Herzogtum Bayern verblieb das Saalachtal mit dem Gericht Reichenhall. Berchtesgaden wurde bereits 1306 selbständig.

Niederbayern

Nach dem Tod Herzogs Otto III. teilten seine Söhne das Herzogtum Bayern im Jahre 1255 unter sich auf: Ludwig II. bekam den westlichen Teil des Herzogtums, fortan „Oberbayern“ genannt mit der Residenzstadt München und die Rheinpfalz. Heinrich XIII. erhielt den östlichen Teil, nun als „Niederbayern“ bezeichnet, das von Landshut aus regiert wurde. Das niederbayerische Teilherzogtum reichte von Furth im Wald im Norden bis Reichenhall im Süden und von der Holledau bis ins Innviertel.

Bayern-Landshut

Nach einer vorübergehenden Wiedervereinigung 1340 wurde das Herzogtum Bayern 1392 dreigeteilt: In Oberbayern entstanden Bayern-München und Bayern-Ingolstadt, in Niederbayern Bayern-Landshut zu dem das Gericht Reichenhall gehörte. Daneben bestand in Niederbayern ein viertes Herzogtum bereits seit 1349, genannt Bayern-Straubing. Die letzten drei Landshuter Regenten Heinrich XVI. (1386-1450), Ludwig IX. (1417-1479) und Georg (1455-1503) gingen als die „Reichen Herzöge“ in die Geschichte ein. Ihre wirtschaftliche Basis waren Getreideexporte der herzoglichen Kastenämter, der Handel mit Reichenhaller und Halleiner Salz und – in geringerem Maße - die Bergwerke im damals noch bayerischen unteren Inntal. Nachdem Herzog Ludwig bereits 1461 einen Salzmeier für seine eigenen Salinenanteile installiert hatte, betrieb Herzog Georg ab 1481 bis zum Jahr 1494 schrittweise und systematisch die feindliche Übernahme der Salinenanteile der Siedeherren. Er kam damit einer schmachvollen Bankrotterklärung der Siedeherren zuvor und sicherte sich das Staatsmonopol in der Salzproduktion. Das Reichenhaller Stadtwappen erinnert noch heute heraldisch an die ehemalige Zugehörigkeit zu Niederbayern, indem es mit dem Panther und den Rauten dem niederbayerischen Wappen entspricht.

Rentamt München

Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg und dem Erlass des Primogeniturgesetzes von 1506 waren alle Teilherzogtümer wieder vereint. Zu Verwaltungszwecken wurde Bayern in der Folge in Rentämter eingeteilt: München, Burghausen, Landshut und Straubing. Nach der Rückgewinnung der Oberpfalz 1628 kam noch das Rentamt Amberg hinzu. Die Rentämter waren als Mittelbehörden für die Finanzverwaltung und für juristische, administrative und militärische Aufgaben zuständig. Die Namen Ober- und Niederbayern bezeichneten keine politischen Territorien mehr, sie wurden aber weiterhin als ungefähre Benennungen der Regionen verwendet. Die Rentämter München und Burghausen galten nun landläufig als oberbayerisch, wie die Beschreibung Reichenhalls in Anton Wilhelm Ertls „Churbayerischem Atlas“ von 1687 belegt: „Reichenhall. Ist eine lustige Stadt in Ober Bayern/ Bisthum Saltzburg/ Rent-Amt München/ hat ein eignes Land-oder Pfleggericht.“

Salzachkreis

Mit der Bayerischen Verfassung von 1808 erfolgte die systematische Einteilung des nunmehrigen Königreichs Bayern in Kreise, die den heutigen Bezirken entsprachen. Reichenhall lag im Salzachkreis mit der Hauptstadt Burghausen. Als das Land Salzburg 1810 an Bayern gefallen war, wurde es dem Salzachkreis angeschlossen und die Kreisregierung in die Stadt Salzburg verlegt. Geführt wurde die Verwaltung des Salzachkreises vom Generalgouverneur Kronprinz Ludwig von Bayern, dem späteren König Ludwig I., welcher im Schloss Mirabell residierte. Der Salzachkreis war einer der neun bayerischen Verwaltungsbezirke, der neben altbayerischen Gebieten das Land Salzburg, Berchtesgaden, einen Teil Oberösterreichs (darunter das südliche Innviertel) und das Landgericht Kitzbühel in Tirol umfasste.

Isarkreis

Nachdem Salzburg 1816 an Österreich übergegangen war, wurde der bayerische Salzachkreis 1817 aufgelöst. Die bisher zum Salzachkreis gehörigen Gebiete wurden dem Isarkreis mit der Kreishauptstadt München angegliedert.

Oberbayern

Im Jahr 1837 ließ König Ludwig I. das Benennungssystem der bayerischen Kreise nach Flussnamen durch historisierende Bezeichnungen ersetzen, die die Geschichte der bayerischen Landesteile widerspiegeln sollten. Der Isarkreis wurde in Oberbayern umbenannt. Durch die bayerische Gebietsreform in den 1970er Jahren wurden die Grenzen des Bezirks Oberbayern letztmalig verändert.

Siehe auch: Altbayern

Literatur

Max Spindler / Andreas Kraus: Handbuch der bayerischen Geschichte, 1981

EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land- Traunstein: Heimat mit Geschichte und Zukunft, 2004. [1]

Link

Bayerische Teilungen (Historisches Lexikon Bayerns)[2]


Bearbeitung: Andreas Hirsch