Obere Stadt (Bad Reichenhall)

Als Obere Stadt bezeichnet man heutzutage den Bereich südlich der Alten Saline und der Pfarrkirche St. Nikolaus, der durch den letzten großen Stadtbrand von 1834 nicht zerstört wurde. Zuvor war er Jahrhunderte lang als Dingstatt-Viertel bekannt. In der Oberen Stadt liegen der Florianiplatz mit dem Geburtshaus der Soldatin Victoria Savs. In den Mauern eines Hauses am Florianiplatz verbirgt sich der Rest des so genannten "Rutzenlacken-Turms", eines mittelalterlichen Patrizierturms. Beim Peter-und-Paul-Turm, außerhalb der ehemaligen Stadtmauer standen früher die Peterskirche und Paulskirche.

Bad Reichenhall, der Florianiplatz in der Oberen Stadt wird vom Predigtstuhl überragt

Die Häuser der Oberen Stadt, die den Brand von 1834 unbeschadet überstanden haben, reichen zum Teil in das 16. und 17. Jahrhundert zurück. Sie wurden meist giebelständig mit vorkragenden Flachsattel- oder Schopfwalmdächern errichtet. Die flachen Dächer waren bis ins 20. Jahrhundert hinein mit Legschindeln gedeckt und mit Steinen beschwert. An nahezu allen Fenstern waren Klappläden angebracht. Die Bauten vermitteln eine Ahnung davon, wie Reichenhall vor Jahrhunderten in weiten Teilen ausgesehen haben muss.

An diesen historischen Vorbildern orientiert sich die Architektur der 1983 fertiggestellten Wohnanlage der Bad Reichenhaller Wohnbau GmbH an der Südseite der Sebastianigasse. Das ganze Viertel erfuhr durch dieses Projekt eine enorme Aufwertung. Die Gebäude der ehemaligen Brauerei Fischerbräu wurden 1945 teilweise durch Bomben zerstört und 1981 bei Erhaltung der historischen Fassade als Geschäfts- und Wohngebäude neu errichtet. Ansonsten spielte in den vergangenen Jahrzehnten das bauliche Erbe der Oberen Stadt häufig keine große Rolle. Historische Fassaden wurden vernachlässigt oder verändert, Fensterläden entfernt und sprossenlose Kunststoff-Fenster eingebaut.

Siehe auch:

Ein Stück altes Reichenhall – Die Obere Stadt: Ein historischer Streifzug durch das ehemalige „Dingstatt-Viertel“, Heimatblätter Nr. 6/2018 [1]

Bearbeitung: Andreas Hirsch