Peterskirche und Paulskirche

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Tympanon der Peterskirche
St. Peter (12) und St. Paul (13) um 1700

Die beiden Kirchen St. Peter und St. Paul in Reichenhall befanden sich bis zu ihrem Abbruch 1804 auf dem Gelände der heutigen Siedlung „Glück im Winkel“.

Die Peter-und-Paul-Gasse führt zum einstigen „Peter-und-Paul-Törl“ - einem kleinen Stadttor nach Süden - samt dazugehörigem Turm, welcher heute noch erhalten ist. In unmittelbarer Nähe befanden sich außerhalb der Stadtmauer zwei kleine Kirchlein aus dem Mittelalter. Direkt vor dem Tor stand die 1208 geweihte Peterskirche; einige Schritte weiter die Paulskirche aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Beide Gotteshäuser spielen in der so genannten „Lazarusgeschichte“, dem in Reichenhall entstandenen Ursprung der Untersbergsagen, eine Rolle: Demnach feierten hier Bewohner des Untersbergs mitternächtliche Messen.

Gläubige aus Jettenberg besuchten alljährlich die Peterskirche am Heinrichstag (15. Juli) und bis ins 17. Jahrhundert zum Patrozinium am 29. Juni. Am Gedenktag der „Wetterherren“ Johannes und Paulus (26. Juni) hatten die Wallfahrer aus Jettenberg beide Kirchen zum Ziel.

Im Zuge der Säkularisation wurden die beiden Kirchlein 1804 abgerissen. Der kurfürstliche Stadtschreiber hatte den Abbruch der beiden „unnützen“ Kirchen bei der Regierung angeregt. Unter anderem könne man damit auch den alten Aberglauben um die Messen der Untersberg-Bewohner in diesen Gotteshäusern ausrotten, wie er in einem Schreiben argumentierte. Dabei bat der Stadtschreiber um Diskretion, da er Vergeltungsmaßnahmen von „dem hier ohnehin zügellosen Volke“ gegen seine Person befürchtete.

Das romanische Tympanon (Bogenfeld über dem Portal) der Peterskirche wurde im Kreuzgang von St. Zeno eingemauert. Es zeigt die Schlüsselübergabe an Petrus durch Christus. Auf dem Areal vor der Stadtmauer errichtete in den Jahren 1919 bis 1925 die „Gemeinnützige Baugenossenschaft“ zur Linderung der Wohnungsnot die ansprechend geplante und gestaltete Arbeitersiedlung „Glück im Winkel“, welche heute unter Denkmalschutz steht.


Quellen:

Johannes Lang: Das Augustinerchorherrenstift St. Zeno in Reichenhall, Germania Sacra, Dritte Folge 9, Das Erzbistum Salzburg 2, hg. Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 2015

Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 2009


Bearbeitung: Andreas Hirsch