Pfarrkirche St. Nikolaus (Bad Reichenhall)

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Die Nikolauskirche ist die Pfarrkirche der Pfarrei St. Nikolaus in der Katholischen Stadtkirche Bad Reichenhall. Sie wurde zur Zeit der Hochblüte der Salinenstadt im 12. Jahrhundert errichtet. Ab dem 15. Jahrhundert galt das Gotteshaus als Hauptkirche von Reichenhall.

Geschichte

Die südliche Apsis von St. Nikolaus
Alpenländische Neuromanik mit Gebirgsblumen am Portal von St. Nikolaus
Das Innere der Nikolauskirche wird von der Romanik des 12. Jh. geprägt
Das Apsisfresko von Moritz von Schwind


Zusätzlich zur Ägidikirche (um 1159) wollten die finanzkräftigen Bürger Reichenhalls eine noch größere Kirche errichten. Ab 1181 wurde St. Nikolaus als dreischiffige romanische Basilika mit ausgebauten Emporen im Chorbereich nach lombardischen Vorbildern in der Nähe der Schiffsanlegestelle, der Saalachbrücke und des Triftrechens erbaut. Sie wurde dem Patron der Schiffer und Flößer, sowie Helfer bei Wassergefahren geweiht und der seelsorglichen Obhut der Augustiner Chorherren von St. Zeno unterstellt.

Im Laufe des 14. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl in der Stadt Reichenhall stark an und die Bürger forderten die Errichtung einer eigenen Pfarrei innerhalb der Stadtmauern. Unter Johannes I. Kolb (1432-1456), Probst von St. Zeno, erhielt die Pfarrei Reichenhall mit der Hauptkirche St. Nikolaus einem eigenen Vikar aus St. Zeno, der im „Hallingerhaus“ im Bereich des heutigen Rathausplatzes wohnte. Wohl nach dem Stadtbrand von 1515 verlängerte man die Emporen von St. Nikolaus nach Westen, was einen enormen Platzgewinn im Inneren brachte. Seither zeigt sich die Kirche nicht mehr mit abgestuften Dächern als Basilika, sondern zur Gänze unter einem Dach. Im Jahr 1616 begann die barocke Umgestaltung des Kircheninneren mit der Aufstellung eines neuen Hochaltars im Frühbarockstil.

In der Folge der Aufhebung des Augustiner Chorherrenstifts St. Zeno (1803) wurde St. Nikolaus 1808 eigenständige Pfarrei. Zu dieser Zeit trug man den charakteristischen spätgotischen Spitzhelm des Turms ab und ersetzte ihn durch eine gedrungene Kuppel. In den folgenden Jahren bis 1822 wurden die Diözesangrenzen an die Staatsgrenzen angeglichen. Das bayerische Gebiet östlich des Inn, das seit jeher kirchlich zur Erzdiözese Salzburg gehört hatte, fiel nun in die Zuständigkeit des Erzbistums München und Freising.

Seit 1851 gab es Pläne, die Kirche umzubauen oder abzubrechen. Man entschied sich für eine Erweiterung nach Westen. Ab 1860 wurde der Turm abgetragen, die Kirche um zwei Joche nach Westen verlängert und ein neuer Turm an der Nordseite errichtet. In den Jahren 1863 und 1864 erfolgte eine Innenrenovierung, wobei die Kirche mit von Moritz von Schwind entworfenen Fresken ausgestattet wurde. Zusammen mit seinem Schüler Karl Moosdorf brachte Schwind diese in der Apsis und im rechten Seitenschiff an. Bei den runden Kreuzwegstationen ging ihm Karl Rudholzner zur Hand. Am 18. Oktober 1863 konnte die Kirche geweiht werden.

Unter Stadtpfarrer Sebastian Degenbeck erfolgte 1894 eine ornamentale Ausmalung der ganzen Kirche, sowie die Anbringung von bemalten Kassettendecken in den Emporen. Neue Seitenaltäre stellte man 1897 auf. Bei einer neuerlichen Renovierung 1938 übertünchte man die farbenfrohe Ausmalung sowie den Sternenhimmel im Gewölbe und betonte stattdessen die romanische Baugliederung durch eine neue Fassung der Innenwände.

In der Amtszeit von Stadtpfarrer Anton Winkler wurde die Kirche 1967/1968 der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils angepasst. Die neuromanische Einrichtung und die Kassettendecken der Emporen wurden entfernt und der Putz abgeschlagen, um die ursprüngliche romanische Struktur der Wände sichtbar zu machen. Schwinds großes Apsisfresko verlor seinen Goldgrund zugunsten eines schlichten grauen Anstrichs. Die Kreuzwegstationen wurden abgenommen, auf Metallrahmen gespannt und in den Emporengängen angebracht. Im Zuge einer Renovierung in den Jahren 1986 bis 1991 brachte man Moritz von Schwinds Fresken wieder in ihren Urzustand und rekonstruierte die Kassettendecken in den Emporen.

Beschreibung

Äußeres

Das äußere Erscheinungsbild der Kirche ist das Ergebnis des Umbaus in den Jahren 1860 bis 1864. Der Turm wurde im Rahmen der Kirchenerweiterung 1863/64 nach italienischen Vorbildern an der Nordseite der Kirche erbaut. Den alten romanisch-gotischen Westturm hatte man 1861 abgerissen. Als Aufsatz trug dieser ursprünglich wohl ein romanisches Satteldach und spätestens nach dem Stadtbrand von 1515 einen hohen spätgotischen Spitzhelm, der über Jahrhunderte die Silhouette der Stadt prägte. Um 1808 wurde der Spitzhelm durch eine gedrungene Kuppel ersetzt. Der alte Turm war in die Stadtbefestigung einbezogen. Die romanischen Ornamente am Fries der südlichen Apsis waren ursprünglich am alten Turm angebracht und wurden bei dessen Abbruch 1860 hierher übertragen. Sie symbolisieren wohl den Kampf zwischen Gut und Böse.

Innenraum

Der Innenraum ist geprägt von der hochromanischen Architektursprache des späten 12. Jahrhunderts.

Das Apsisfresko das Moritz von Schwind zusammen mit seinem Schüler Karl Moosdorf 1863 schuf, zeigt zentral die Heilige Dreifaltigkeit als Gnadenstuhl. Darunter den Kirchenpatron Nikolaus, den Bistumspatron Korbinian, sowie die Patrone der Filialkirchen Georg (Nonn) und Pankraz (Karlstein). Volksaltar, Ambo und Kreuz sind Bronzearbeiten von Josef Hamberger (1968), von dem auch den Tabernakel im rechten Seitenschiff stammt. Im rechten Seitenschiff ist ein weiteres Fresko von Moritz von Schwind zu sehen: Die Heiligen Sebastian, Rupert (Stadtpatron) und Johannes Nepomuk.

An den Langhauswänden und in der Apsis sind runde Kreuzwegstationen angebracht, die Schwind entwarf und in Zusammenarbeit mit dem Reichenhaller Karl Rudholzner ausführte. Die Fresken in St. Nikolaus sind die einzigen noch erhaltenen sakralen Werke von Moritz von Schwind, der u.a. die Bilder des heute nicht mehr existierenden neugotischen Hochaltars der Münchener Frauenkirche schuf. An der Nordwand hängt die „Reichenhaller Muttergottes“ ein Gemälde von 1932. Das Bild hing ursprünglich in der benachbarten Mädchenschule und wurde nach dem Bombenangriff am 25. April 1945 unversehrt aus den Trümmern des Schulhauses geborgen.

Literatur

Walter Brugger: Die Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus Bad Reichenhall, 1994

Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 2009

<Gallery>Datei:SN6.JPG|Fresken im rechten Seitenschiff<Gallery> Datei:SN4.JPG|Kreuzwegstationen und Emporen mit Kassettendecken<Gallery> Datei:SN7.JPG|Jahrhunderte lang prägte der Turm von St. Nikolaus die Silhouette der Stadt<Gallery> Datei:SN8.JPG|Im 19. Jh. setzte man dem Turm eine gedrungene Kuppel auf<Gallery>