Pfarrkirche St. Nikolaus von der Flüe (Bayerisch Gmain)
Geschichte
Jahrhunderte lang hatte die bayerische Gmain kirchlich zur Pfarrei Gmain (Großgmain) und diese wiederum zum Seelsorgebereich des Augustiner-Chorherrenstifts St. Zeno gehört. Nach der Säkularisation wurde Bayerisch Gmain 1816 in die neu gegründete Pfarrei St. Zeno eingegliedert. Der Wunsch nach einer eigenen Pfarrkirche blieb trotz zwischenzeitlicher Bemühungen lange Zeit unerfüllt, teils scheiterte es am fehlenden Baugrund, teils an den äußeren Umständen. Ein 1947/1948 schon weit fortgeschrittenes Kirchenbau-Projekt fiel schließlich der Währungsreform zum Opfer. Nachdem dann 1955 ein neuer Bauplatz gefunden worden war, konnte man den Bau einer Kirche und die Einrichtung einer eigenen Pfarrei endlich in Angriff nehmen. Als Patron wählte man Nikolaus von der Flüe, auch „Bruder Klaus“ genannt, den Schutzheiligen der Schweiz.
Die Grundsteinlegung am 04.11.1956 wurde vom Münchener Weihbischof Dr. Johannes Neuhäusler vorgenommen. Im darauffolgenden März feierte man das Richtfest, und am 27.10.1957 wurde die Kirche durch Weihbischof Neuhäusler geweiht. Gleichzeitig errichtete man die „Pfarrkuratie St. Nikolaus von der Flüe“ und berief Max Preisinger zum ersten Pfarrer. Die Weihe der Kirchenglocken erfolgte erst ein Jahr später, am 16.11.1958 und 1959 wurde eine Orgel in Betrieb genommen. Im selben Jahr wandelte man die Kuratie in eine selbständige Pfarrei um. 1963 erhielt Bayerisch Gmain einen eigenen Friedhof, den gemeindeeigenen Bergfriedhof. Mit dem Bau von Pfarrhaus und Kindergarten 1975 war der Aufbau der Pfarrei abgeschlossen. Am 01.09.2000 trat die Pfarrei dem Pfarrverband Katholische Stadtkirche Bad Reichenhall bei.
Beschreibung
Die Kirche, die damals von Regierungsbaumeister Hans Heps entworfen worden war, ist bewusst an die umliegende ländliche Umgebung angepasst. Dem 36 x 14 m großen Hauptbau ist südlich die Sakristei und östlich das Pfarrhaus vorgelagert. Darüber erhebt sich das mächtige, auffallend steile schindelgedeckte Satteldach, gekrönt von dem als Dachreiter konzipierten kleinen Glockenturm. Als gestaltende Elemente der Außenfassade zeigen sich vor allem das Hauptportal mit darüber liegendem Rundbogenfenster an der Südseite, die beiden Rundbogenfenster an der Nordseite und das große kreisrunde Fenster an der Westseite. Auch der Innenraum ist bewusst schlicht gehalten. Das Kirchenschiff ist als Saalkirche (d.h. einschiffig und ohne Säulen) ausgestaltet und quer in drei Bereiche gegliedert. Im westlichen Bereich betritt man nach dem Eingangsportal den Vorraum, worüber sich die Orgelempore befindet. Der mittlere Teil beinhaltet den Kirchenraum mit den Kirchenbänken, die Decke darüber bildet ein Tonnengewölbe. Im östlichen Teil schließt sich der um sieben Stufen erhöhte Altarraum an. Dieser wird von dem wandhohen Altarbild an der Stirnwand dominiert. Das Fresko, gefertigt von Kunstmaler Karl Manninger, stellt im Mittelpunkt die hl. Dreifaltigkeit dar, umrahmt links und rechts von den 14 Nothelfern. In der Mitte Jesus am Kreuz, hinter ihm schwebend Gott Vater und daneben der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Die Gestalt rechts unten im gelben Mantel stellt den Kirchenpatron Nikolaus von der Flüe dar. Der unter dem Altarbild aufgestellte Tabernakel mit seinen 67 von Frauen der Gemeinde gestifteten Edelsteinen ist ein Werk des Gold- und Silberschmieds Erhard Hößle. An den Seitenwänden des Kirchenraums sind beidseits auf Holztafeln (Karl Manninger) 14 Kreuzwegstationen angebracht, vor den Stufen zum Altarraum sind links und rechts die hl. Maria und der hl. Josef als überlebensgroße Statuen (Bildhauer Georg Winkler) aufgestellt. An der Wand neben dem Eingang ist auf einer Tafel die Gründungsgeschichte der Kirche dokumentiert. In der Eingangshalle steht auf einem Sockel in Kelchform das Taufbecken aus rotem Marmor mit einer Kupferhaube. Das Mosaik an der Wand (1966) zeigt drei Tauben, die aus einem goldenen Becken trinken, sie symbolisieren den Weg der Seelen zum ewigen Heil.
Auf dem Vorplatz, zwischen Kirche und Pfarrhaus, steht der Franziskus-Brunnen (von dem Berchtesgadener Bildhauer Hans Richter), der im Jahr 1968 aufgestellt wurde. Dahinter, an der Wand des Zwischenbaus, sind vier Mosaiken zu sehen; es sind verkleinerte Nachbildungen frühchristlich-byzantinischer Mosaiken aus Ravenna. Pfarrer Max Preisinger hat sie 1972 erworben und anbringen lassen.
Quellen
Johannes Lang/Max Schneider, Auf der Gmain, Chronik der Gemeinden Bayerisch und Großgmain, 1995
Pfarrkirche St. Nikolaus von der Flüe (Hrsg.), Festschrift 50 Jahre Pfarrkirche St. Nikolaus von der Flüe, 2007
Bearbeitung: Franz Sicklinger