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Rupertiwinkel wird ein Gebiet in Südostbayern genannt, das bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Erzstift Salzburg (= Land Salzburg) gehörte. Es liegt westlich der Flüsse Saalach und Salzach. Der Name erinnert an den heiligen [[Rupert von Salzburg]], den Landespatron Salzburgs. Zum Rupertiwinkel gehören die Gemeinden und Orte Ainring, Anger, Freilassing, Laufen, [[Piding]], Saaldorf-Surheim, Teisendorf (Landkreis Berchtesgadener Land), Fridolfing, Kirchanschöring, Lauter (Surberg), Palling, Petting, Tittmoning, Heiligkreuz (Trostberg), Lindach (Trostberg), Waging, Wonneberg (Landkreis Traunstein) und Tyrlaching (Landkreis Altötting).
Rupertiwinkel wird ein Gebiet in Südostbayern genannt, das bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Erzstift Salzburg (= Land Salzburg) gehörte. Es liegt westlich der Flüsse Saalach und Salzach. Der Name erinnert an den heiligen [[Rupert von Salzburg]], den Landespatron Salzburgs. Zum Rupertiwinkel gehören die Gemeinden und Orte Ainring, Anger, Freilassing, Laufen, [[Piding]], Saaldorf-Surheim, Teisendorf (Landkreis Berchtesgadener Land), Fridolfing, Kirchanschöring, Lauter (Surberg), Palling, Petting, Tittmoning, Nonnreit [https://www.sn.at/wiki/Nonnreit],
Heiligkreuz (Trostberg), Lindach (Trostberg), Waging, Wonneberg (Landkreis Traunstein) und Tyrlaching (Landkreis Altötting).


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Image: Salzburggau.JPG|thumbnail|Herrschaftsbereiche im Salzburggau im Hochmittelalter]]
[[Image:Salzburggau, Herrschaftsbereiche.jpg|thumbnail|Der Salzburggau und die Entstehung der Landesgrenzen zwischen Bayern und Salzburg]]
[[Image: Ruwi 1.JPG|thumbnail|Der heutige Rupertiwinkel als Teil des Landes Salzburg, Karte von Joh. Bapt. Homann 1710]]
[[Image: Ruwi 1.JPG|thumbnail|Der heutige Rupertiwinkel als Teil des Landes Salzburg, Karte von Joh. Bapt. Homann 1710]]
[[Image: Salzachkreis 1810.JPG|thumbnail|Der Salzachkreis bestand in dieser Form von 1810 bis 1816]]
[[Image: Salzachkreis 1810.JPG|thumbnail|Der Salzachkreis bestand in dieser Form von 1810 bis 1816]]
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[[Image:Höglwörth.JPG|thumbnail|Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Höglwörth bei Anger]]
[[Image:Höglwörth.JPG|thumbnail|Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Höglwörth bei Anger]]


Ab dem 6. Jahrhundert gehörte das Gebiet des [[Salzburggau]]s zum  Herzogtum Bayern. Nach dem Sturz des Herzogshauses der Agilolfinger 788, und der Eingliederung Bayerns in das Frankenreich teilte man das Land in Grafschaften ein, die von Grafen geleitet wurden. Im Auftrag des Königs hatten die Grafen vor allem für militärischen Schutz, die Rechtsprechung und die Einhebung der Steuern zu sorgen. Im Salzburggau gab es im Hochmittelalter mehrere Grafschaften: Das Adelsgeschlecht der Grafen von Plain, ihre Stammburg war die [[Plainburg]] bei Großgmain, war  ab ungefähr 1100 mit der Grafschaft im oberen (südlichen) Salzburggau belehnt. Diese Grafschaft umfasste den südlichen Teil des heutigen Rupertiwinkels, westlich und südlich des Waginger Sees, das Gebiet südlich der Stadt Salzburg und das Salzachtal bis zum Pass Lueg. Nördlich davon, im unteren Salzburggau, hatten die Grafen von Lebenau ab 1104 eine Grafschaft inne. Sie stammten aus dem Geschlecht der mächtigen Spanheimer und nannten sich nach der Burg Lebenau bei Laufen. Ihre Grafschaft erstreckte sich über die nördliche Hälfte des späteren Rupertiwinkels, nördlich und östlich des Waginger Sees und den Nordwesten des heutigen Flachgaus.  Daneben gab es im Reichenhaller Tal die nur auf die Stadt bezogene [[Hallgrafschaft]] und die [[Grafschaft Reichenhall]], aus der sich später das Pfleggericht Reichenhall entwickelt hat. Südlich des Untersbergs wurde 1102 das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden gegründet, das sich im Laufe der Zeit von den Plainer Grafen, welche die Hochgerichtsrechte über das Berchtesgadener  Tal besaßen, unabhängig machen konnte.
Ab dem 6. Jahrhundert gehörte das Gebiet des [[Salzburggau]]s zum  Herzogtum Bayern. Nach dem Sturz des Herzogshauses der Agilolfinger 788, und der Eingliederung Bayerns in das Frankenreich teilte man das Land in Grafschaften ein, die von Grafen geleitet wurden. Im Auftrag des Königs hatten die Grafen vor allem für militärischen Schutz, die Rechtsprechung und die Einhebung der Steuern zu sorgen. Im Salzburggau gab es im Hochmittelalter mehrere Grafschaften: Das Adelsgeschlecht der Grafen von Plain, ihre Stammburg war die [[Plainburg]] bei Großgmain, war  ab ungefähr 1100 mit der Grafschaft im oberen (südlichen) Salzburggau belehnt. Diese Grafschaft umfasste den südlichen Teil des heutigen Rupertiwinkels, westlich und südlich des Waginger Sees, das Gebiet südlich der Stadt Salzburg und das Salzachtal bis zum Pass Lueg. Nördlich davon, im unteren Salzburggau, hatten die Grafen von Lebenau ab 1104 eine Grafschaft inne. Sie stammten aus dem Geschlecht der mächtigen Spanheimer und nannten sich nach der Burg Lebenau [https://www.sn.at/wiki/Burg_Lebenau_(Laufen)] bei Laufen. Ihre Grafschaft erstreckte sich über die nördliche Hälfte des späteren Rupertiwinkels, nördlich und östlich des Waginger Sees und den Nordwesten des heutigen Flachgaus.  Daneben gab es im Reichenhaller Tal die [[Hallgrafschaft]] und die [[Grafschaft Reichenhall]], aus denen sich später das Pfleggericht Reichenhall entwickelt hat. Südlich des Untersbergs wurde 1102 das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden gegründet, das sich im Laufe der Zeit von den Plainer Grafen, welche die Hochgerichtsrechte über das Berchtesgadener  Tal besaßen, unabhängig machen konnte.


'''Ablösung von Bayern'''
'''Ablösung von Bayern'''


Die Salzburger Kirche verfügte seit frühester Zeit überall im Land verstreut über Besitzungen. So erwarb bereits der heilige Rupert kurz nach seiner Ankunft in Salzburg im Jahr 696 Güter im Dorf [[Piding]]. Zwischen 713 und 715 wurde das neu gegründete Kloster Nonnberg unter anderem mit Gütern in Ainring, Tittmoning und Waging ausgestattet. Ein größeres zusammenhängendes Gebiet  aber besaß die Salzburger Kirche nur im Pongau und östlich der Stadt Salzburg. (Von den Erzbischöfen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert erworben) Die 739 gegründete [[Erzbistum Salzburg - Bayerische Kirchenprovinz|Diözese Salzburg]] wurde 798 zum [[Erzbistum Salzburg - Bayerische Kirchenprovinz|Erzbistum]] erhoben und war damit zum Mittelpunkt der [[Erzbistum Salzburg - Bayerische Kirchenprovinz|bayerischen Kirchenprovinz]] geworden. Dem Erzbistum Salzburg unterstanden die Suffraganbistümer  Regensburg, Passau, Freising und Säben (Brixen).  
Die Salzburger Kirche verfügte seit frühester Zeit überall im Land verstreut über Besitzungen. So erwarb bereits der heilige Rupert kurz nach seiner Ankunft in Salzburg im Jahr 696 Güter im Dorf [[Piding]]. Zwischen 713 und 715 wurde das neu gegründete Kloster Nonnberg unter anderem mit Gütern in Ainring, Tittmoning und Waging ausgestattet. Ein größeres zusammenhängendes Gebiet  aber besaß die Salzburger Kirche nur im Pongau und östlich der Stadt Salzburg. (Von den Erzbischöfen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert erworben) Die 739 gegründete [[Erzbistum Salzburg - Bayerische Kirchenprovinz|Diözese Salzburg]] wurde 798 zum [[Erzbistum Salzburg - Bayerische Kirchenprovinz|Erzbistum]] erhoben und war damit zum Mittelpunkt der [[Erzbistum Salzburg - Bayerische Kirchenprovinz|bayerischen Kirchenprovinz]] geworden. Dem Erzbistum Salzburg unterstanden die Suffraganbistümer  Regensburg, Passau, Freising und Säben (Brixen).  
Die Erzbischöfe waren bestrebt, ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu schaffen, was durch den Erwerb von Grafschaften und Hochgerichtsbezirken geschah. Salzburg hatte unter anderem 1213 alle Rechte im Lungau erworben und den [[Pinzgau]], der zuvor ein an den Bayernherzog vergebenes Lehen war, 1228 erhalten. Nachdem 1229 die Grafen von Lebenau ausgestorben waren, konnte sich der Salzburger Erzbischof Eberhard II. deren Grafschaft beinahe zur Gänze sichern. Mit dem Aussterben der Grafen von Plain im Jahre 1260 fiel ihr Herrschaftsgebiet schließlich größtenteils an die Nachfolger Eberhards. Damit verfügten die Salzburger Erzbischöfe über ein verhältnismäßig großes geschlossenes Herrschaftsgebiet. Mit der weitgehenden Anerkennung der [[Nasse Grenze (Saalach)|Salzburger Grenzen]] durch den Bayernherzog im Jahr 1275  kam die Ablösung Salzburgs von Bayern einen bedeutenden Schritt voran. Als Erzbischof Friedrich III. dann 1328 eine eigene Landesordnung erließ, war aus Salzburg ein eigenständiges Land innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches" geworden. Zum ersten Mal sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn 1342 in einer Urkunde von seinem „Land“.  
Die Erzbischöfe waren bestrebt, ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zu schaffen, was durch den Erwerb von Grafschaften und Hochgerichtsbezirken geschah. Salzburg hatte unter anderem 1213 alle Rechte im Lungau erworben und den [[Pinzgau]], der zuvor ein an den Bayernherzog vergebenes Lehen war, 1228 erhalten. Nachdem 1229 die Grafen von Lebenau ausgestorben waren, konnte sich der Salzburger Erzbischof Eberhard II. deren Grafschaft beinahe zur Gänze sichern. Mit dem Aussterben der Grafen von Plain im Jahre 1260 fiel ihr Herrschaftsgebiet schließlich größtenteils an die Nachfolger Eberhards. Damit verfügten die Salzburger Erzbischöfe über ein verhältnismäßig großes geschlossenes Herrschaftsgebiet. Mit der weitgehenden Anerkennung der Salzburger Westgrenze durch den Bayernherzog im Jahr 1275 (2. Erhartinger Vertrag) kam die Ablösung Salzburgs von Bayern einen bedeutenden Schritt voran. Die südliche Grenze des Gerichts Wald an der Alz wurde bis 1317 die Nordgrenze des Salzburger Territoriums.
Als Erzbischof Friedrich III. dann 1328 eine eigene Landesordnung erließ, war aus Salzburg ein eigenständiges Land innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches" geworden. Zum ersten Mal sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn 1342 in einer Urkunde von seinem „Land“.  
Dabei war der Besitz der Saline Hallein, die ab etwa 1200 Reichenhall als Marktführer im Salzhandel abgelöst hatte, die wichtigste wirtschaftliche Vorraussetzung dafür, dass Salzburg als selbständiger Staat überhaupt existieren konnte. Die ehemaligen Grafschaften Plain und Lebenau, und damit der heutige Rupertiwinkel, waren Teile dieses neuen eigenständigen Landes. Sie gehörten zum salzburgischen „Flachen Land", das auch „Land vor dem Gebirg“ oder „Außergebirg“ genannt wurde. Schon einige Jahre zuvor hatte sich die Propstei Berchtesgaden von Bayern lösen können, sie wurde 1306 erstmals als „Land“ erwähnt.
Dabei war der Besitz der Saline Hallein, die ab etwa 1200 Reichenhall als Marktführer im Salzhandel abgelöst hatte, die wichtigste wirtschaftliche Vorraussetzung dafür, dass Salzburg als selbständiger Staat überhaupt existieren konnte. Die ehemaligen Grafschaften Plain und Lebenau, und damit der heutige Rupertiwinkel, waren Teile dieses neuen eigenständigen Landes. Sie gehörten zum salzburgischen „Flachen Land", das auch „Land vor dem Gebirg“ oder „Außergebirg“ genannt wurde. Schon einige Jahre zuvor hatte sich die Propstei Berchtesgaden von Bayern lösen können, sie wurde 1306 erstmals als „Land“ erwähnt.


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== Literatur ==
== Literatur ==


EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land- Traunstein: Heimat mit Geschichte und Zukunft, 2004  http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/weiterepublikationen.html
EuRegio Salzburg-Berchtesgadener Land- Traunstein: Heimat mit Geschichte und Zukunft, 2004  [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/publikationen/euregio_geschichtsbuch.pdf]


Koller/Rumschöttel (Hrsg.): Vom Salzachkreis zur EuRegio, Bayern und Salzburg im 19. und 20. Jahrhundert, Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns/ Salzburger Landesarchiv 2006
Koller/Rumschöttel (Hrsg.): Vom Salzachkreis zur EuRegio, Bayern und Salzburg im 19. und 20. Jahrhundert, Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns/ Salzburger Landesarchiv 2006
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== Links ==
== Links ==
   
   
Vertrag von Erharting vom 20. Juli 1275: http://monasterium.net:8181/mom/DE-BayHStA/HUSalzburgErzstift/16/charter?q=erharting 1275
Historischer Atlas von Bayern: Laufen [http://daten.digitale-sammlungen.de/0006/bsb00069319/images/index.html?id=00069319&groesser=&fip=eayayztsweayayztsxdsydxdsydensdaseayayztseaya&no=3&seite=5]


Historischer Verein Rupertiwinkel, Laufen: http://www.rupertiwinkel.org/
Vertrag von Erharting vom 20. Juli 1275: [http://monasterium.net:8181/mom/DE-BayHStA/HUSalzburgErzstift/16/charter?q=erharting 1275]


Rupertiwinkler Bauernhofmuseum, Hof bei Kirchanschöring: http://www.kirchanschoering.info/kultur-bildung/bauernhofmuseum.html
Historischer Verein Rupertiwinkel, Laufen: [http://www.rupertiwinkel.org/]
 
Rupertiwinkler Bauernhofmuseum, Hof bei Kirchanschöring: [http://www.kirchanschoering.info/kultur-bildung/bauernhofmuseum.html]




'''Bearbeitung:''' Andreas Hirsch
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