Saalach (Fluss)

Aus Bad Reichenhall Wiki
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Die Saalach im Reichenhaller Becken um 1820
Die Saalach als Grenzfluss im Reichenhaller Becken
Saalach im Reichenhaller Raum 1628
Die Staufenbrücke um 1525
Die Reichenhaller Triftanlagen, Holzgärten und Kanäle 1864

Der das Reichenhaller Becken prägende Fluss hat seinen Ursprung im Torsee in den Kitzbüheler Alpen. Das Gewässer durchquert das Glemmtal und wendet sich bei Maishofen in Richtung Norden. An Saalfelden vorbeifließend und an Lofer erreicht die Saalach hinter Unken schließlich bayerisches Gebiet, um bei Salzburghofen in die Salzach zu münden.


Name

Der Name des Flusses erscheint erstmals in der Notitia Arnonis, dem ältesten Güterverzeichnis der Salzburger Kirche (788-790), als „Sala“: „villa nuncupante Pidinga in pago Salzburchgaoe iuxta fluvium Sala…“ – „das Dorf, genannt Piding, im Gau Salzburggau am Fluss Saalach…“. Die Bedeutung des Namens wurde bislang noch nicht befriedigend geklärt. Das indogermanische „sal“ (grau, weiß) also „grauweiß schimmernder Fluss“, schlug der Salzburger Sprachwissenschaftler Thomas Lindner 2007 als Namensherkunft vor. Der „Duden Geographische Namen in Deutschland“ dagegen meinte bereits 1999, dass die früher angenommene Verbindung mit indogermanisch „sal“ (Salz) oder „sal“ (schmutzig grau) heutzutage als weniger wahrscheinlich gelte. Der Name werde nunmehr als alteuropäische Bildung „Sala“ zu indogermanisch „sal-„ (Bach, fließendes Wasser) gestellt. Der bayerische Namenforscher Wolf-Armin von Reitzenstein wiederum erkannte 2006 in der Saalach das indogermanische „salo- (wogend), wobei er das ebenfalls indogermanische „sal- (Salz) als Namensursprung nicht ausschließen wollte. (Bemerkenswert erscheint die Tatsache, dass der Fluss, an dem die einst sehr bedeutende Salinenstadt Halle in Mitteldeutschland liegt, ebenfalls „Saale“ genannt wird.)

Die Endung „-ach“ dagegen gilt unstrittig als althochdeutsche Benennung für einen Fluss, die im vorliegenden Fall erst später an den Namen angehängt wurde.


Überschwemmungen

Wahrscheinlich versuchte man bereits zur Römerzeit die Saalach durch Uferschutzbauten von Salinas, dem damaligen Reichenhall, und den Solequellen möglichst fernzuhalten und diese damit vor Überschwemmungen zu bewahren. Im Mittelalter taten das die Reichenhaller ganz sicher, denn unabdingbar war ein ungestörter Betrieb der Saline, von der nahezu die gesamte Stadt lebte. Vermutlich geht der Bogen, den die Saalach um die Stadt macht, darauf zurück, dass man versuchte, den Fluss in westliche Richtung abzudrängen. Ursprünglich beanspruchte die Saalach in mehrere Arme aufgeteilt den gesamten Talboden zwischen dem westlichen Hochufer auf dem das Nonner Kircherl steht und dem Gruttenstein.

Besonders häufig suchten im späten Mittelalter verheerende Überschwemmungen die Salinenstadt heim: das so genannte Magdalenenhochwasser vom Juli 1342 und die mitteleuropäische Binnenflut von 1374 sind in die Annalen eigegangen. Weitere Überschwemmungen folgten in den Jahren 1386, 1400, 1424, 1426 und 1482. Oft wurde dabei der Vorrat an Brennholz in den Holzgärten (Holzlagerplätze der Saline) fortgeschwemmt. Die Saline konnte dann Monate lang nicht produzieren.

Der Botaniker und Insektenforscher Franz de Paula Schrank schreibt in seiner „Reise nach den südlichen Gebirgen von Baiern (1793): „Reichenhall...hat im Westen den bösen Saalfluß, der zwar zu verschiedenen Kunstwerken vortheilhaft benutzt wird, aber wann er anschwillt, eine Wuth äußert, die äusserst verheerend ist, und die festesten Wassergebäude zerreißt.“

Das letzte folgenschwere Hochwasser im September 1899 zerstörte die Luitpoldbrücke und den Nonner Steg bei Reichenhall. Von der Flutkatastrophe wusste der „Grenzbote“ zu berichten: „Pidingerau und Bichlbruck stehen zum Theil unter Wasser. Die Gastwirtschaft zu Stauffenbrücke musste in Folge des rasch eindringenden Wassers geräumt werden. Das Wasser steht dort bis an den 1. Stock und konnten die Bergungsarbeiten nur mittels Kahn vorgenommen werden.“ Außerdem hatte die Flutwelle „die Stauffenbrücke in ganz bedenklicher Weise verschoben,“ so dass sie nicht benutzt werden konnte. Da das Hochwasser auch die Straße nach Salzburg und die Eisenbahnverbindung unterbrochen hatte, war Reichenhall tagelang nur noch über Großgmain mit der Außenwelt verbunden.


Wirtschaftliche Nutzung

Die Saalach bildete eine der Voraussetzungen, um eine exportorientierte Saline betreiben zu können. Nämlich als Triftgewässer zur Versorgung der Saline mit Brennholz. Seit dem frühen Mittelalter waren die Wälder in der Umgebung von Reichenhall aufgebraucht, daher wurden die Waldungen Saalach aufwärts bis in den Pinzgau genutzt. Bereits aus der Zeit um 790 gibt es Hinweise auf eine Holztrift aus diesem Gebiet zur Reichenhaller Saline.

Am Anfang des 12. Jahrhunderts intensivierte sich der Holzeinschlag. So erhielt etwa das Kloster Reichersberg (Innviertel) 1137 eine Reichenhaller Salzpfanne und Wald bei Unken, aus dem das Brennmaterial für die Pfanne gewonnen werden sollte. Die Trift (Schwemmen) war die einfachste und günstigste Weise, das Holz aus den so genannten Saalforsten (Forste an der Saale) zu transportieren. Am Reichenhaller „Gries“ (der Name bezeichnete ursprünglich ein kiesiges Ufer) wurde es aus dem Wasser gezogen. Die Holztrift für die Saline wurde ab 1911 überflüssig, als man die Energieversorgung gänzlich von Holz auf Torf und Kohle umstellte.

Ebenso entscheidend für den Salinenbetrieb waren geeignete Handelswege: Für den Fernhandel vorgesehenes Salz aus der Reichenhaller Saline wurde bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil über die Flüsse Saalach, Salzach und Inn bis nach Passau verfrachtet. Dafür dürften die Schiffe etwa fünf Tage gebraucht haben. Dabei lud man das Salz vermutlich bei Salzburghofen, an der Mündung der Saalach in die Salzach, auf größere Schiffe um, während man es bei zu niedrigem Wasserstand der Saalach auf dem Landweg dorthin brachte. Für die Rückfahrt aus Passau wurden die Schiffe bis ins 15. Jahrhundert von Menschen flussaufwärts gezogen. Danach setzte man meist Pferde zum "Treiben" oder "Treideln" ein. Die rückkehrenden Schiffe legten in Reichenhall an einer Schifflände an, in deren Nähe sich eine um 1050 erstmals erwähnte Brücke (im Bereich der heutigen Luitpoldbrücke) befand.

Im Bereich des Triftrechens an der „Langen Brücke“ (Luitpoldbrücke) zweigten der Haupttriftkanal und der Stadtbach von der Saalach ab. An den Haupttriftkanal schloss sich der Weißgerber- Hammer- oder Gradierbach an und lief die Stadtmauer entlang und durch die Traunfelder um wieder in die Saalach zu münden. Mehrere Betriebe am Kanal nutzen das Wasser und seine Antriebskraft: die Tauersteinmühle, eine Weißgerberei und eine Gipsmühle. Außerdem die Kufsäge, das Hammerwerk und die Pfannenschmiede, die ebenso zur Saline gehörten, wie die Pumpanlage der Gradierwerke. Die Grundnermühle und die Traunfeldmühle wurden ebenfalls vom Kanalwasser angetrieben.

Etwas oberhalb des Triftrechens leitete man Wasser aus der Saalach in mehrere Kanäle, die in Kirchberg vier Mühlen (Hirsch-, Seppen-, Wachter-, und Heißenmühle) antrieben und deren Wasser von einem Gerbereibetrieb genutzt wurde. Im Jahre 1890 erbaute der Reichenhaller Unternehmer Konrad Fischer am Unterlauf des „Kirchberger Mühlbachs“, südlich der heutigen Kretabrücke,  das erste Wechselstrom-Kraftwerk im Deutschen Reich.


Die Saalach als Grenzfluss

Die Saalach trennte im Reichenhaller Tal im 12. und 13. Jahrhundert die westlich des Flusses gelegene Grafschaft (Reichen-) Hall und die Hallgrafschaft. Beide Grafschaften wurden nach 1218 vereinigt und gingen dann im Pfleggericht Reichenhall auf. Der Wasserlauf Goldener Zweig am Südhang des Fuderheubergs und die Saalach bildeten die Grenze zwischen der Grafschaft im oberen Salzburggau und der vermutlich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts daraus herausgelösten Grafschaft (Reichen-) Hall.

Der im Jahre 1275 zwischen dem Salzburger Erzbischof und dem Bayernherzog geschlossene zweite Vertrag von Erharting bestätigte eine Grenze zwischen deren Herrschaftsbereichen, wodurch die Staufenbrücke - der wichtigste Saalachübergang östlich des Staufengebirges - zur Grenzbrücke wurde, und deshalb in diesem Vertrag ihre erste urkundliche Erwähnung fand. Zwischen dem Goldenen Zweig und dem Walserberg bildete die Saalach von nun an die Grenze zwischen erzbischöflichem und herzoglichem Territorium.

Dabei war der Grenzverlauf im Kleinen keinesfalls gänzlich unumstritten: Wie Planzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert zeigen, versuchte man mittels „Bschlächten“ (Uferschutzbauten) und „Verwerchungen“ (Buhnen) das Ufer zu schützen und damit auch die Grenze in der Flussmitte zu fixieren. In einigen Fällen wurde der Fluss mit derartigen Bauten ins Nachbarland abgedrängt und so versucht, das eigene Territorium zu vergrößern. Noch im 18. Jahrhundert stritten sich Bayern und Salzburg um den rechtmäßigen Grenzverlauf und damit um einige Quadratmeter Auwald beim Goldenen Zweig zwischen Reichenhall und Piding.

Von 1810 bis 1816 bildete das Salzburger Land einen Teil des Königreichs Bayern, weshalb die Saalach in diesem Zeitraum keine Bedeutung als Grenzfluss besaß. Am 1. Mai 1816 wurde das Salzburger Land an Österreich angeschlossen. Die Gerichte Waging, Tittmoning, Laufen und Teisendorf auf der linken Seite von Salzach und Saalach (der später so genannte Rupertiwinkel) blieben bei Bayern. Dadurch wurde die Saalach wieder zum Grenzfluss – jedoch an anderer Stelle als vor dem Jahr 1810:  vom Walserberg flussabwärts bis zu ihrer Mündung in die Salzach.


Regulierung

Die Flüsse mit ihren zahlreichen Nebenarmen veränderten bei jedem Hochwasser, wie etwa bei der jährlichen Schneeschmelze, ihren Lauf. Daher vereinbarten Bayern und Österreich die Regulierung und Begradigung der Salzach und Saalach in einem Vertrag vom 24. Dezember 1820.  Man wollte endlich einen beständigen Grenzverlauf schaffen. Vom Walserberg flussabwärts wurden an beiden Ufern „Grenzrichtungssteine“ aufgestellt, die sich auf österreichischem bzw. bayerischem Grund gegenüberstehen und dieselbe Nummer tragen. Mit beiden Steinen konnte die künftige Mitte des Flusses berechnet und der Fluss dementsprechend reguliert werden. Damit schuf man ab 1822 eine unveränderliche Staatsgrenze und gewann landwirtschaftlich nutzbare Flächen anstelle des früheren Auwaldes.

Mit dem Bau des Saalachkraftwerks zur Stromerzeugung von 1910 bis 1914 entstand bei Kibling der Saalachstausee. Bereits 1905 hatte der Magistrat der Stadt Bad Reichenhall das Verkehrsministerium gebeten, eine Elektrifizierung der Bahnstrecke zu prüfen. Dadurch konnte schließlich die Verunreinigung der Luft des Kurortes durch Ruß aus den Dampfloks der Eisenbahn abgestellt werden.


Renaturierung

Durch die Regulierung und Kanalisierung der Saalach seit dem 19. Jahrhundert fließt das Wasser wesentlich schneller ab, wodurch ein vermehrter Abtransport von Gestein der Gewässersole erfolgt.  Schotterbänke können sich nur noch in Bereichen innerhalb der regulierten Bereiche bilden. Kraftwerke halten das Geschiebe zurück. Während sich etwa hinter der Staumauer des Saalachkraftwerks enorme Mengen von Geschiebe anhäufen, fehlt dieses im Bereich unterhalb der Sperre. Das Gleichgewicht des natürlichen Geschiebetransports ist damit gestört. Dadurch tieft sich das Flussbett stellenweise immer weiter ein, was zu einer Gefahr für Brückenfundamente und Hochwassserschutzbauten werden kann. Der Auenbereich wird immer seltener überschwemmt und für den Auwald typische Lebensräume traten mehr und mehr zurück.

Um dem entgegenzuwirken, wurde in den 1980er Jahren mit Maßnahmen zur Renaturierung begonnen, die bis heute noch nicht abgeschlossen sind. In der Marzoller Au ging man einen anderen Weg:  Da eine Rückführung der Saalach in eine natürliche Gewässerführung nicht mehr möglich war, wurden zufließende Bäche in dem Gebiet angestaut und in den Auwald geleitet. Dadurch gelang es zwar nicht, die natürlichen Wechsel von Hoch- Niedrigwasser wieder herzustellen, jedoch wurde der Grundwasserspiegel angehoben und ganzjährige Feuchtbiotope geschaffen. Durch die Maßnahmen soll sich nach und nach ein naturnaher Auwald entwickeln.

Die jüngsten Maßnahmen des Wasserwirtschaftsamts Traunstein sind eine Uferaufweitung bei Feldkirchen und ein Uferrückbau in Bad Reichenhall, wo die Steinbefestigungen entfernt werden, damit der Fluss mehr Platz erhält und sich selbsttätig aufweiten kann. Dadurch soll sich die Eintiefung der Flusssohle verringern. Durch Schaffung eines Nebenarms entsteht eine Insel und flache Ufer. Danach kann sich die Saalach dort frei entfalten. Langfristig entstehen flache, naturbelassene Ufer mit unterschiedlicher Überflutungshäufigkeit. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen sollen sich damit die Lebensraumverhältnisse für Fische und andere Gewässerorganismen verbessern. Weil der Fluss in den Auwäldern mehr Platz zur Verfügung hat, verringert sich die Überschwemmungsgefahr für die besiedelten Flächen.


Quellen:

Kurt Enzinger, Freilassing, Geschichte einer jungen Stadt, 2003

Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, 2009

Wolf-Armin von Reitzenstein, Lexikon bayerischer Ortsnamen, 2006

Hannes Scheutz, (Hg.), Drent und herent, Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet, 2007

Wasserwirtschaftsamt Traunstein, www.wwa-ts.bayern.de

Bearbeitung: Andreas Hirsch