Salzburghofen
Für den Fernhandel vorgesehenes Salz aus der Reichenhaller Saline wurde bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zum überwiegenden Teil über die Flüsse Saalach, Salzach und Inn bis nach Passau verfrachtet. Dabei lud man das Salz wohl bei Salzburghofen an der Salzach auf größere Schiffe um, während man es bei zu niedrigem Wasserstand der Saalach auf dem Landweg dorthin brachte. Salzburghofen entstand aus einem Wirtschaftshof, der zur „Salzpurch“, einem der Herzogssitze der Agilolfinger, gehörte. Derartige Wirtschaftshöfe dienten zur Versorgung des Herrschaftssitzes mit Lebensmitteln und entwickelten sich selbst zu Mittelpunkten der näheren Umgebung. Der besagte herzogliche Hof befand sich vermutlich im Bereich der Salzburghofener Marienkirche.
Bei der Ankunft Ruperts in Salzburg 696 residierte Herzog Theodbert († um 716), der älteste Sohn und Mitregent von Herzog Theodo II., in der Burg auf dem Festungsberg über der alten Römerstadt Iuvavum. Die Burg bildete den Mittelpunkt eines Wehrsystems, das in seinen Ursprüngen noch in die Spätantike zurückreichte und von den bayerischen Herzögen übernommen und erneuert wurde. In der Stadt hatten sich im 7. Jahrhundert bayerische Siedler niedergelassen, wie Gräber am Kapitelplatz und am Domplatz belegen. An Rupert wurde ein Teil der Stadt übertragen. Dort gründete er im Bereich des Doms das Kloster St. Peter, das nach der Trennung von Kloster und Erzbistum im Jahr 987 an den heutigen Platz verlegt wurde. Auch Herzog Theodberts Sohn Herzog Hugbert († 736) residierte auf der Burg.
Wohl während der Regierungszeit von Hugberts Nachfolger Herzog Odilo († 748) - verlegte man den Herzogssitz in die Stadt. Der Herzogshof („curtis publico“) lag wahrscheinlich im Bereich des Waagplatzes und der Michaelskirche. Wenige Monate vor seinem Sturz 788 stellte Herzog Tassilo III. dort eine Urkunde aus. Diese „Pfalz“ wurde dann von Karl dem Großen übernommen. Das 885 erstmals erwähnte Salzburghofen war damit vom Herzogshof zum Königshof und schließlich zum Kaiserhof geworden. König Ludwig IV. das Kind vermachte im Jahre 908 den „Salzburchof“ samt Ländereien, Mauten, Personal und Leibeigenen der Salzburger Kirche. Die Entstehung der Pfarrei wird für das 11. Jahrhundert angenommen. Vom 13. bis ins 17. Jahrhundert war Salzburghofen eine Hofmark, die einen eigenen Niedergerichtsbezirk bildete. Im Jahr 1819 machte man das Kirchdorf Salzburghofen zu einer politischen Gemeinde mit eigenem Bürgermeister.
Freilassing dagegen bestand bis ins 19. Jahrhundert hinein aus acht Bauernhöfen mit vier Zuhäusern. Der Name taucht als „frilaz“ zwischen 1125 und 1147 erstmals urkundlich auf, wird im 14. Jahrhundert zu „vreylazzen“ und kurz vor 1600 zu Freylassing. Als „frilaz“ bezeichnete bereits die „Lex Baiuvariorum“, das um 740 niedergeschriebene bayerische Stammesrecht, freigelassene Personen. Die ersten Einwohner des Weilers waren also wohl in eine höhere Rechtsstellung aufgestiegene, ehemalige Leibeigene gewesen. Der Salzburghofener Ortsteil wurde 1816 als Grenzort zum Sitz eines Oberzollamts und erlebte in den darauffolgenden Jahren einen enormen Aufstieg. Spätestens seit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke München–Salzburg–Wien (1860) war Freilassing als Grenzbahnhof und Verkehrsknotenpunkt auf dem besten Weg, die Wirtschaftsmetropole des Rupertiwinkels zu werden. Mit der Benennung der Salzburghofener Bahnstation als „Bahnhof Freilassing“ war der Niedergang des Gemeindenamens Salzburghofen bereits vorgezeichnet.
Nach dem Ersten Weltkrieg wollte man den Namen „Freilassing-Salzburghofen annehmen, welcher aber vom Innenministerium nicht genehmigt wurde. Am 8. Januar 1923 wurde die Gemeinde Salzburghofen schließlich in Freilassing umbenannt. Damit wollte man vermutlich – wie schon beim Bahnhof - Verwechslungen mit der Nachbarstadt vermeiden und der Gefahr vorbeugen, für einen Vorort oder Stadtteil von Salzburg gehalten zu werden.
Quellen:
Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger, Geschichte Salzburgs, Band I/1,1999
Kurt Enzinger, Freilassing, Geschichte einer jungen Stadt, 2003
Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, 2009
Wolf-Armin von Reitzenstein, Lexikon bayerischer Ortsnamen, 2006
Bearbeitung: Andreas Hirsch