Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte): Unterschied zwischen den Versionen

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Das größte Problem der Reichenhaller Saline ab dem 16. Jahrhundert stellte die [[Brennholzversorgung der Saline Reichenhall|Versorgung mit Brennholz]] dar, da die Wälder im Einzugsbereich von Reichenhall und in den „Bayerischen Saalforsten“ dazu nur mehr bedingt ausreichten.  Nach dem Vorbild der Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee in Österreich baute man von 1617 bis 1619 eine 32 Kilometer lange [[Bayerische Soleleitungen|Soleleitung]] zur gleichzeitig errichteten Saline in Traunstein. In deren Umgebung waren noch genügend Wälder für die Brennholzbeschaffung verfügbar.  Durch von Simon Reiffenstuel konstruierte, wasserbetriebene Kolbendruckpumpen in sieben Brunnhäusern (Pumpstationen) wurde eine Steigung von 250 Metern überwunden. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole floss von nun an nach Traunstein.  
Das größte Problem der Reichenhaller Saline ab dem 16. Jahrhundert stellte die [[Brennholzversorgung der Saline Reichenhall|Versorgung mit Brennholz]] dar, da die Wälder im Einzugsbereich von Reichenhall und in den „Bayerischen Saalforsten“ dazu nur mehr bedingt ausreichten.  Nach dem Vorbild der Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee in Österreich baute man von 1617 bis 1619 eine 32 Kilometer lange [[Bayerische Soleleitungen|Soleleitung]] zur gleichzeitig errichteten Saline in Traunstein. In deren Umgebung waren noch genügend Wälder für die Brennholzbeschaffung verfügbar.  Durch von Simon Reiffenstuel konstruierte, wasserbetriebene Kolbendruckpumpen in sieben Brunnhäusern (Pumpstationen) wurde eine Steigung von 250 Metern überwunden. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole floss von nun an nach Traunstein.  


Ab 1745 wurden mehrere [[Gradierwerk Bad Reichenhall|Gradierwerke]] errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Mittels Verdunstung durch Wind und Sonne konnte damit wertvolles Brennholz beim Versieden in der Saline eingespart werden. Dabei wurde die Sole über Wände von  aufgeschichteten Bündeln aus Zweigen des Schwarzdorns geleitet. Dessen starke Verästelung und die vielen Dornen zerteilten das Salzwasser auf viele kleine Tropfen, was die Verdunstung begünstigte und so die „Grädigkeit“, den Salzgehalt der Sole, erhöhte.
Ab 1745 wurden mehrere [[Gradierhaus Bad Reichenhall|Gradierwerke]] errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Mittels Verdunstung durch Wind und Sonne konnte damit wertvolles Brennholz beim Versieden in der Saline eingespart werden. Dabei wurde die Sole über Wände von  aufgeschichteten Bündeln aus Zweigen des Schwarzdorns geleitet. Dessen starke Verästelung und die vielen Dornen zerteilten das Salzwasser auf viele kleine Tropfen, was die Verdunstung begünstigte und so die „Grädigkeit“, den Salzgehalt der Sole, erhöhte.


Mitte des 18. Jahrhunderts standen fünf Sudhäuser in Betrieb. Darin befand sich jeweils eine annähernd runde offene Sudpfanne, die etwa 16 m lang, 13 m breit und 45 cm tief war. Jede Pfanne hing an bis zu 90 Haken bzw. Stangen, „Dechsen“ genannt, am Dachgebälk des Sudhauses. Dadurch sollten Verformungen der Pfanne vermieden werden. Von unten stützten Pfeiler, „Untersetzsteine“ genannt, aus gebranntem Ton die Pfanne. Pro Pfannhaus waren etwa zehn Personen in zwei Schichten beschäftigt und eine Siedeperiode dauerte in der Regel von Sonntag bis zum darauf folgenden Samstag. Alle zwei bis drei Stunden wurde das auskristallisierte Salz mit den „Krucken“ an den Rand der Pfanne gezogen. Dann wurde der Salzbrei in hölzerne, konische Gefäße, „Perkufen“ genannt, geschaufelt. Nach einer kurzen Trocknungszeit stürzte man die Perkufen und hob sie ab. Das auskristallisierte Salz war nun zu festen kegelförmigen Salzstöcken („Fudern“) verbunden und wurde in das beheizte Härthaus zur vollständigen Trocknung getragen. Die trockenen „Fuder“ zerhackte man in der Stoßstatt und füllte das Salz in Fässer.  Die in Reichenhall übliche Versandeinheit war eine „Scheibe“, ein Holzfass mit ca. 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 kg Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde.
Mitte des 18. Jahrhunderts standen fünf Sudhäuser in Betrieb. Darin befand sich jeweils eine annähernd runde offene Sudpfanne, die etwa 16 m lang, 13 m breit und 45 cm tief war. Jede Pfanne hing an bis zu 90 Haken bzw. Stangen, „Dechsen“ genannt, am Dachgebälk des Sudhauses. Dadurch sollten Verformungen der Pfanne vermieden werden. Von unten stützten Pfeiler, „Untersetzsteine“ genannt, aus gebranntem Ton die Pfanne. Pro Pfannhaus waren etwa zehn Personen in zwei Schichten beschäftigt und eine Siedeperiode dauerte in der Regel von Sonntag bis zum darauf folgenden Samstag. Alle zwei bis drei Stunden wurde das auskristallisierte Salz mit den „Krucken“ an den Rand der Pfanne gezogen. Dann wurde der Salzbrei in hölzerne, konische Gefäße, „Perkufen“ genannt, geschaufelt. Nach einer kurzen Trocknungszeit stürzte man die Perkufen und hob sie ab. Das auskristallisierte Salz war nun zu festen kegelförmigen Salzstöcken („Fudern“) verbunden und wurde in das beheizte Härthaus zur vollständigen Trocknung getragen. Die trockenen „Fuder“ zerhackte man in der Stoßstatt und füllte das Salz in Fässer.  Die in Reichenhall übliche Versandeinheit war eine „Scheibe“, ein Holzfass mit ca. 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 kg Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde.
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[[Bayerische Soleleitungen]]
[[Bayerische Soleleitungen]]


[[Gradierwerk Bad Reichenhall]]
[[Gradierhaus Bad Reichenhall]]


[[Alte Saline Bad Reichenhall]]
[[Alte Saline Bad Reichenhall]]