Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte): Unterschied zwischen den Versionen

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== Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Bad Reichenhaller Saline ==
== Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Bad Reichenhaller Saline ==


Im Unterschied zu Orten mit einem Salzbergwerk stand in Bad Reichenhall bis ins 19. Jahrhundert nur natürlich entspringendes Salzwasser aus den Solequellen für die Salzerzeugung zur Verfügung. Diese Sole entsteht durch ins Berginnere sickerndes Regenwasser, welches dort das salzhaltige Gestein auslaugt und sich so mit Salz anreichert. Am Fuße des Gruttensteins, wo sich das Brunnhaus der Alten Saline befindet, tritt es in Form von Solequellen zu Tage. Zur Herstellung von Salz wird in der Saline Sole so lange erhitzt, bis das Wasser verdampft ist und nur noch das Salz übrig bleibt.  
Im Unterschied zu Orten mit einem Salzbergwerk stand in [[Bad Reichenhall]] bis ins 19. Jahrhundert nur natürlich entspringendes Salzwasser aus den Solequellen für die Salzerzeugung zur Verfügung. Diese Sole entsteht durch ins Berginnere sickerndes Regenwasser, welches dort das salzhaltige Gestein auslaugt und sich so mit Salz anreichert. Am Fuße des Gruttensteins, wo sich das Brunnhaus der [[Alte Saline Bad Reichenhall|Alten Saline]] befindet, tritt es in Form von Solequellen zu Tage. Zur Herstellung von Salz wird in der Saline Sole so lange erhitzt, bis das Wasser verdampft ist und nur noch das Salz übrig bleibt.  


'''Anfänge'''
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'''Aufstieg zum Monopolisten'''
'''Aufstieg zum Monopolisten'''


Der  bayerische Herzog Theodo II. schenkte im Jahr 696 ein Drittel der Saline der Salzburger Kirche unter dem heiligen Rupert.  Dieses Jahr markiert die erste urkundliche Erwähnung der Saline und des Ortes, der von nun an „Hall“ (germanisch: Saline) genannt wurde.  Einer Legende zufolge hat Rupert die verschütteten Reichenhaller Solequellen wieder zum Entspringen gebracht, indem er mit seinem Bischofsstab an die Stelle schlug, an der sie  seither entspringen. Tatsächlich wurde unter Rupert die Salzproduktion verbessert und ausgebaut, denn die Saline entwickelte sich im 8. Jahrhundert zur einzigen exportorientierten  Salz-Produktionsstätte im Ostalpenraum.   
Der  bayerische Herzog Theodo II. schenkte im Jahr 696 ein Drittel der Saline der Salzburger Kirche unter dem heiligen Rupert.  Dieses Jahr markiert die erste urkundliche Erwähnung der Saline und des Ortes, der von nun an [[Ortsnamen mit Hall (Etymologie)|„Hall“ (germanisch: Saline)]] genannt wurde.  Einer Legende zufolge hat Rupert die verschütteten Reichenhaller Solequellen wieder zum Entspringen gebracht, indem er mit seinem Bischofsstab an die Stelle schlug, an der sie  seither entspringen. Tatsächlich wurde unter Rupert die Salzproduktion verbessert und ausgebaut, denn die Saline entwickelte sich im 8. Jahrhundert zur einzigen exportorientierten  Salz-Produktionsstätte im Ostalpenraum.   


Damals gab es einen mit Holz ausgekleideten Solebrunnen, an dessen Rand mehrere Schöpfwerke, so genannte „Galgen“ standen. In unmittelbarer Nähe befanden sich zahlreiche kleine Hütten mit Siedepfannen.  Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts blieb die Reichenhaller Saline das wirtschaftliche Rückgrat der Salzburger Kirche. Insgesamt besaßen über 60 Eigentümer Anteile an der Saline, darunter der bayerische Herzog, der deutsche König und hohe Adelige sowie eine Reihe von süddeutschen Bistümern und Klöstern. Die Monopolstellung der Reichenhaller Saline im Salzhandel Süddeutschlands führte zu einer Hochblüte der Stadt im 12. Jahrhundert.  
Damals gab es einen mit Holz ausgekleideten Solebrunnen, an dessen Rand mehrere Schöpfwerke, so genannte „Galgen“ standen. In unmittelbarer Nähe befanden sich zahlreiche kleine Hütten mit Siedepfannen.  Bis zum Ende des 12. Jahrhunderts blieb die Reichenhaller Saline das wirtschaftliche Rückgrat der Salzburger Kirche. Insgesamt besaßen über 60 Eigentümer Anteile an der Saline, darunter der bayerische Herzog, der deutsche König und hohe Adelige sowie eine Reihe von süddeutschen Bistümern und Klöstern. Die Monopolstellung der Reichenhaller Saline im Salzhandel Süddeutschlands führte zu einer Hochblüte der Stadt im 12. Jahrhundert.  
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'''Technische Innovationen'''
'''Technische Innovationen'''


Das größte Problem der Reichenhaller Saline ab dem 16. Jahrhundert stellte die Versorgung mit Brennholz dar, da die Wälder im Einzugsbereich von Reichenhall und in den „Bayerischen Saalforsten“ dazu nur mehr bedingt ausreichten.  Nach dem Vorbild der Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee in Österreich baute man von 1617 bis 1619 eine 32 Kilometer lange Soleleitung zur gleichzeitig errichteten Saline in Traunstein. In deren Umgebung waren noch genügend Wälder für die Brennholzbeschaffung verfügbar.  Durch von Simon Reiffenstuel konstruierte, wasserbetriebene Kolbendruckpumpen in sieben Brunnhäusern (Pumpstationen) wurde eine Steigung von 250 Metern überwunden. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole floss von nun an nach Traunstein.  
Das größte Problem der Reichenhaller Saline ab dem 16. Jahrhundert stellte die Versorgung mit Brennholz dar, da die Wälder im Einzugsbereich von Reichenhall und in den „Bayerischen Saalforsten“ dazu nur mehr bedingt ausreichten.  Nach dem Vorbild der Soleleitung von Hallstatt nach Ebensee in Österreich baute man von 1617 bis 1619 eine 32 Kilometer lange [[Bayerische Soleleitungen|Soleleitung]] zur gleichzeitig errichteten Saline in Traunstein. In deren Umgebung waren noch genügend Wälder für die Brennholzbeschaffung verfügbar.  Durch von Simon Reiffenstuel konstruierte, wasserbetriebene Kolbendruckpumpen in sieben Brunnhäusern (Pumpstationen) wurde eine Steigung von 250 Metern überwunden. Ein Drittel der in Reichenhall geförderten Sole floss von nun an nach Traunstein.  


Ab 1745 wurden mehrere Gradierwerke errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Mittels Verdunstung durch Wind und Sonne konnte damit wertvolles Brennholz beim Versieden in der Saline eingespart werden. Dabei wurde die Sole über Wände von  aufgeschichteten Bündeln aus Zweigen des Schwarzdorns geleitet. Dessen starke Verästelung und die vielen Dornen zerteilten das Salzwasser auf viele kleine Tropfen, was die Verdunstung begünstigte und so die „Grädigkeit“, den Salzgehalt der Sole, erhöhte.
Ab 1745 wurden mehrere [[Gradierwerk Bad Reichenhall|Gradierwerke]] errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Mittels Verdunstung durch Wind und Sonne konnte damit wertvolles Brennholz beim Versieden in der Saline eingespart werden. Dabei wurde die Sole über Wände von  aufgeschichteten Bündeln aus Zweigen des Schwarzdorns geleitet. Dessen starke Verästelung und die vielen Dornen zerteilten das Salzwasser auf viele kleine Tropfen, was die Verdunstung begünstigte und so die „Grädigkeit“, den Salzgehalt der Sole, erhöhte.


Mitte des 18. Jahrhunderts standen fünf Sudhäuser in Betrieb. Darin befand sich jeweils eine annähernd runde offene Sudpfanne, die etwa 16 m lang, 13 m breit und 45 cm tief war. Jede Pfanne hing an bis zu 90 Haken bzw. Stangen, „Dechsen“ genannt, am Dachgebälk des Sudhauses. Dadurch sollten Verformungen der Pfanne vermieden werden. Von unten stützten Pfeiler, „Untersetzsteine“ genannt, aus gebranntem Ton die Pfanne. Pro Pfannhaus waren etwa zehn Personen in zwei Schichten beschäftigt und eine Siedeperiode dauerte in der Regel von Sonntag bis zum darauf folgenden Samstag. Alle zwei bis drei Stunden wurde das auskristallisierte Salz mit den „Krucken“ an den Rand der Pfanne gezogen. Dann wurde der Salzbrei in hölzerne, konische Gefäße, „Perkufen“ genannt, geschaufelt. Nach einer kurzen Trocknungszeit stürzte man die Perkufen und hob sie ab. Das auskristallisierte Salz war nun zu festen kegelförmigen Salzstöcken („Fudern“) verbunden und wurde in das beheizte Härthaus zur vollständigen Trocknung getragen. Die trockenen „Fuder“ zerhackte man in der Stoßstatt und füllte das Salz in Fässer.  Die in Reichenhall übliche Versandeinheit war eine „Scheibe“, ein Holzfass mit ca. 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 kg Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde.
Mitte des 18. Jahrhunderts standen fünf Sudhäuser in Betrieb. Darin befand sich jeweils eine annähernd runde offene Sudpfanne, die etwa 16 m lang, 13 m breit und 45 cm tief war. Jede Pfanne hing an bis zu 90 Haken bzw. Stangen, „Dechsen“ genannt, am Dachgebälk des Sudhauses. Dadurch sollten Verformungen der Pfanne vermieden werden. Von unten stützten Pfeiler, „Untersetzsteine“ genannt, aus gebranntem Ton die Pfanne. Pro Pfannhaus waren etwa zehn Personen in zwei Schichten beschäftigt und eine Siedeperiode dauerte in der Regel von Sonntag bis zum darauf folgenden Samstag. Alle zwei bis drei Stunden wurde das auskristallisierte Salz mit den „Krucken“ an den Rand der Pfanne gezogen. Dann wurde der Salzbrei in hölzerne, konische Gefäße, „Perkufen“ genannt, geschaufelt. Nach einer kurzen Trocknungszeit stürzte man die Perkufen und hob sie ab. Das auskristallisierte Salz war nun zu festen kegelförmigen Salzstöcken („Fudern“) verbunden und wurde in das beheizte Härthaus zur vollständigen Trocknung getragen. Die trockenen „Fuder“ zerhackte man in der Stoßstatt und füllte das Salz in Fässer.  Die in Reichenhall übliche Versandeinheit war eine „Scheibe“, ein Holzfass mit ca. 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 kg Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde.
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Der Salinenoberkommissar Johann Sebastian von Clais führte ab 1782 mehrere Neuerungen ein. Technische Verbesserungen sowie Reformen im Personalwesen und der Bau eines modernen Sudhauses wurden umgesetzt. In diesem kam erstmals ein neues Siede-Verfahren zur Anwendung, bei dem die Sole zuerst in vier Vorwärmpfannen angewärmt und anschließend in vier Sudpfannen verdampft wurde. Billige Jutesäcke dienten nun anstatt der Holzfässer als Verpackung des Salzes. Eine Verbesserung der Salzqualität, eine Steigerung der Produktion um über 40 Prozent und ein um 11 Prozent reduzierter  Holzverbrauch konnten damit erzielt werden. In der Saline waren zu dieser Zeit über 300 Personen beschäftigt.
Der Salinenoberkommissar Johann Sebastian von Clais führte ab 1782 mehrere Neuerungen ein. Technische Verbesserungen sowie Reformen im Personalwesen und der Bau eines modernen Sudhauses wurden umgesetzt. In diesem kam erstmals ein neues Siede-Verfahren zur Anwendung, bei dem die Sole zuerst in vier Vorwärmpfannen angewärmt und anschließend in vier Sudpfannen verdampft wurde. Billige Jutesäcke dienten nun anstatt der Holzfässer als Verpackung des Salzes. Eine Verbesserung der Salzqualität, eine Steigerung der Produktion um über 40 Prozent und ein um 11 Prozent reduzierter  Holzverbrauch konnten damit erzielt werden. In der Saline waren zu dieser Zeit über 300 Personen beschäftigt.


Die Soleleitung nach Traunstein wurde 1810 bis zu einer neuen Saline in Rosenheim verlängert. Dort konnte man auf die Waldungen des 1803 säkularisierten Klosters Tegernsee zurückgreifen. Mit Hilfe von „Wassersäulenmaschinen“ des Ingenieurs Georg von Reichenbach pumpte man das Salzwasser dorthin. Ab 1817 floss durch eine weitere Soleleitung aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden Sole zur Reichenhaller Saline. Die  südbayerischen Salinen Berchtesgaden-Frohnreuth, Reichenhall, Traunstein und Rosenheim waren somit durch Soleleitungen verbunden, die Produktion auf vier Standorte verteilt.  
Die Soleleitung nach Traunstein wurde 1810 bis zu einer neuen Saline in Rosenheim verlängert. Dort konnte man auf die Waldungen des 1803 säkularisierten Klosters Tegernsee zurückgreifen. Mit Hilfe von „Wassersäulenmaschinen“ des Ingenieurs Georg von Reichenbach pumpte man das Salzwasser dorthin. Ab 1817 floss durch eine weitere Soleleitung aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden Sole zur Reichenhaller Saline. Die  südbayerischen Salinen Berchtesgaden-Frohnreuth, Reichenhall, Traunstein, Rosenheim und das Salzbergwerk Berchtesgaden waren somit durch Soleleitungen verbunden, die Produktion auf vier Standorte verteilt.  


'''Brand und Neubau'''
'''Brand und Neubau'''
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Direkt an die Sudhäuser schließen sich vier Magazine (Lager für fertiges Salz) an. Am Fuß des Berghangs befinden sich die Bauten der Solereserven und das Werkstattgebäude. Den Mittelpunkt der gesamten Anlage bildet das Hauptbrunnhaus, unter dem die Solequellen entspringen. Dort treiben zwei 13 Meter hohe oberschlächtige Wasserräder eine mächtige Pumpanlage an, welche die Sole aus dem Hauptschacht hebt.  
Direkt an die Sudhäuser schließen sich vier Magazine (Lager für fertiges Salz) an. Am Fuß des Berghangs befinden sich die Bauten der Solereserven und das Werkstattgebäude. Den Mittelpunkt der gesamten Anlage bildet das Hauptbrunnhaus, unter dem die Solequellen entspringen. Dort treiben zwei 13 Meter hohe oberschlächtige Wasserräder eine mächtige Pumpanlage an, welche die Sole aus dem Hauptschacht hebt.  
   
   
Beim Neubau der Saline wurde darauf geachtet, dass durch großzügige Abstandsflächen zwischen den Gebäuden ein Übergreifen eines möglichen künftigen Feuers auf die nächstgelegenen Wirtschaftsgebäude verhindert würde. Die Salinenanlagen sind ein Werk der Architekten Friedrich von Gärtner (1792–1847) und Joseph Daniel Ohlmüller (1791–1839) sowie des Direktors der General-Bergwerks- und Salinen- Administration Friedrich von Schenk (1785-1866) und des ehemaligen Salinenadministrators Kaspar von Rainer. Bei den Salinenbauten, die 1851 vollendet waren, versuchten sie, die Zweckmäßigkeit eines Industriebaus mit dem Geschmacksempfinden der Romantik zu vereinen.
Beim Neubau der Saline wurde darauf geachtet, dass durch großzügige Abstandsflächen zwischen den Gebäuden ein Übergreifen eines möglichen künftigen Feuers auf die nächstgelegenen Wirtschaftsgebäude verhindert würde. Die [[Alte Saline Bad Reichenhall|Salinenanlagen]] sind ein Werk der Architekten Friedrich von Gärtner (1792–1847) und Joseph Daniel Ohlmüller (1791–1839) sowie des Direktors der General-Bergwerks- und Salinen- Administration Friedrich von Schenk (1785-1866) und des ehemaligen Salinenadministrators Kaspar von Rainer. Bei den Salinenbauten, die 1851 vollendet waren, versuchten sie, die Zweckmäßigkeit eines Industriebaus mit dem Geschmacksempfinden der Romantik zu vereinen.


Der weitgereiste Metallurg und Mineraloge Carl Johann Bernhard Karsten (1782-1853), welcher als preußischer Oberbergrat die Bauangelegenheiten des gesamten preußischen Hütten- und Salzwesens leitete und als einer der besten Kenner der Materie überhaupt galt, bezeichnete die Anlage als „schönste Saline in der Welt“. Außerdem sei sie eine „vollkommene Anlage“, welche die besten bekannten Einrichtungen der verschiedenen deutschen Salinen zu einem System vereinige.
Der weitgereiste Metallurg und Mineraloge Carl Johann Bernhard Karsten (1782-1853), welcher als preußischer Oberbergrat die Bauangelegenheiten des gesamten preußischen Hütten- und Salzwesens leitete und als einer der besten Kenner der Materie überhaupt galt, bezeichnete die Anlage als [[Alte Saline Bad Reichenhall|„schönste Saline in der Welt“.]] Außerdem sei sie eine „vollkommene Anlage“, welche die besten bekannten Einrichtungen der verschiedenen deutschen Salinen zu einem System vereinige.


'''Neue Saline'''
'''Neue Saline'''
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Zu Ende des 19. Jahrhunderts verlor das einstige „Weiße Gold“ zunehmend an Marktwert. Das kostengünstige bergmännisch und bereits mittels Tiefbohrung  gewonnene Steinsalz wurde immer erfolgreicher und drohte das Siedesalz der Salinen allmählich zu verdrängen. Im Jahre 1868 fiel zudem das staatliche Salzmonopol, das dafür gesorgt hatte, dass in Bayern nur bayerisches Salz in den Handel gelangen durfte. Die Energieversorgung der Saline stellte man 1911 gänzlich von Holz auf Torf und Kohle um und in den Sudhäusern wurden rechteckige abgedeckte Pfannen mit den Maßen 13 mal 8 Meter installiert. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen wurden die Salinen Traunstein 1912 und Berchtesgaden-Frohnreuth 1927 geschlossen.  Die Sole aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden floss seither nur noch nach Bad Reichenhall und Rosenheim.
Zu Ende des 19. Jahrhunderts verlor das einstige „Weiße Gold“ zunehmend an Marktwert. Das kostengünstige bergmännisch und bereits mittels Tiefbohrung  gewonnene Steinsalz wurde immer erfolgreicher und drohte das Siedesalz der Salinen allmählich zu verdrängen. Im Jahre 1868 fiel zudem das staatliche Salzmonopol, das dafür gesorgt hatte, dass in Bayern nur bayerisches Salz in den Handel gelangen durfte. Die Energieversorgung der Saline stellte man 1911 gänzlich von Holz auf Torf und Kohle um und in den Sudhäusern wurden rechteckige abgedeckte Pfannen mit den Maßen 13 mal 8 Meter installiert. Im Zuge von Rationalisierungsmaßnahmen wurden die Salinen Traunstein 1912 und Berchtesgaden-Frohnreuth 1927 geschlossen.  Die Sole aus dem Salzbergwerk Berchtesgaden floss seither nur noch nach Bad Reichenhall und Rosenheim.


Die Bauten der bestehenden Saline waren für den Einbau von modernen technischen Anlagen nicht mehr geeignet, weshalb man neue Gebäude am Rand der Altstadt von Bad Reichenhall errichtete. Nach einer Bauzeit von eineinhalb Jahren war 1926 die so genannte „Neue Saline“ fertiggestellt. Bis 1929 verlagerte man die Salzproduktion nach und nach von der nun „Alten Saline“ in die neuen Betriebsgebäude. Durch die Ausstattung mit einer Eindampfanlage nach dem Wärmepumpenprinzip, zusätzlich zu den herkömmlichen Siedepfannen, konnten Kosten eingespart und die Kapazität  des Betriebes erweitert werden. Die Wärmepumpenanlage wurde mit Strom aus einem eigens bei Jettenberg errichteten Wasserkraftwerk betrieben.  Die Jahresproduktion betrug etwa 12.000 Tonnen Pfannensalz und 9.000 Tonnen Siedesalz aus der Verdampferanlage. Durch einen eigenen Gleisanschluss an das Schienennetz der Eisenbahn konnten Kohle günstig angeliefert und Produkte schnell verschickt werden.  
Die Bauten der bestehenden Saline waren für den Einbau von modernen technischen Anlagen nicht mehr geeignet, weshalb man neue Gebäude am Rand der Altstadt von Bad Reichenhall errichtete. Nach einer Bauzeit von eineinhalb Jahren war 1926 die so genannte „Neue Saline“ fertiggestellt. Bis 1929 verlagerte man die Salzproduktion nach und nach von der nun [[Alte Saline Bad Reichenhall|„Alten Saline“]] in die neuen Betriebsgebäude. Durch die Ausstattung mit einer Eindampfanlage nach dem Wärmepumpenprinzip, zusätzlich zu den herkömmlichen Siedepfannen, konnten Kosten eingespart und die Kapazität  des Betriebes erweitert werden. Die Wärmepumpenanlage wurde mit Strom aus einem eigens bei Jettenberg errichteten Wasserkraftwerk betrieben.  Die Jahresproduktion betrug etwa 12.000 Tonnen Pfannensalz und 9.000 Tonnen Siedesalz aus der Verdampferanlage. Durch einen eigenen Gleisanschluss an das Schienennetz der Eisenbahn konnten Kohle günstig angeliefert und Produkte schnell verschickt werden.  
   
   
Im Jahr 1927 wurde die bis dahin als Amt organisierte Staatliche Salinenverwaltung Teil der „Bayerischen Berg- Hütten- und Salzwerke AG“ (BHS), die zur Gänze dem Freistaat Bayern gehörte. In den 1940er Jahren stieg der Salzabsatz stark an, weshalb man die Anlagen technisch weiter verbesserte und die direkt beheizten Pfannen durch eine dampfbeheizte Pfannenanlage ersetzte. Am 4. August 1943 vernichtete ein Brand große Teile der „Neuen Saline“. Zwei Monate später konnte die Produktion provisorisch wieder aufgenommen werden.  
Im Jahr 1927 wurde die bis dahin als Amt organisierte Staatliche Salinenverwaltung Teil der „Bayerischen Berg- Hütten- und Salzwerke AG“ (BHS), die zur Gänze dem Freistaat Bayern gehörte. In den 1940er Jahren stieg der Salzabsatz stark an, weshalb man die Anlagen technisch weiter verbesserte und die direkt beheizten Pfannen durch eine dampfbeheizte Pfannenanlage ersetzte. Am 4. August 1943 vernichtete ein Brand große Teile der „Neuen Saline“. Zwei Monate später konnte die Produktion provisorisch wieder aufgenommen werden.  
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Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Nachfrage nach Salz wegen der fortschreitenden Industrialisierung an. Die Rohsalzproduktion wurde deshalb ausgebaut und die Eindampfanlage um eine Vakuumanlage erweitert. Mitte der 1950er Jahre lag die Jahresproduktion bei 55.000 Tonnen. 1957 erfolgte die Schaffung der Marke „Bad Reichenhaller Spezialsalz“ und in den folgenden Jahren die erfolgreiche Einführung der Marke „Bad Reichenhaller Markensalz“ in der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Die Entwicklung von neuen Produkten und kundengerechten Verpackungsformen wurde konsequent vorangetrieben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Nachfrage nach Salz wegen der fortschreitenden Industrialisierung an. Die Rohsalzproduktion wurde deshalb ausgebaut und die Eindampfanlage um eine Vakuumanlage erweitert. Mitte der 1950er Jahre lag die Jahresproduktion bei 55.000 Tonnen. 1957 erfolgte die Schaffung der Marke „Bad Reichenhaller Spezialsalz“ und in den folgenden Jahren die erfolgreiche Einführung der Marke „Bad Reichenhaller Markensalz“ in der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Die Entwicklung von neuen Produkten und kundengerechten Verpackungsformen wurde konsequent vorangetrieben.


Aus Gründen der Rationalisierung wurde die veraltete Rosenheimer Saline 1958 geschlossen und die bayerische Salzerzeugung damit auf Bad Reichenhall konzentriert. Seit 1961 ersetzt eine neue Soleleitung von Berchtesgaden über den Pass Hallthurm die alte Leitung, welche seit 1817 über die Schwarzbachwacht geführt hatte. Im Jahre 1965 löste schweres Heizöl die Kohle als Brennstoff ab.  1968 erbaute man eine Salzlagerhalle mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Tonnen für Auftausalz zur Straßenstreuung. Die technischen Anlagen wurden in den 1960er Jahren fortlaufend erneuert und ihre Leistung erhöht. So hatten auch die energieintensiven Pfannensalzanlagen 1974 ausgedient und wurden abgebaut. Bei sinkendem Energieeinsatz stieg die jährliche Produktion auf 220.000 Tonnen an.  
Aus Gründen der Rationalisierung wurde die veraltete Rosenheimer Saline 1958 geschlossen und die bayerische Salzerzeugung damit auf [[Bad Reichenhall]] konzentriert. Seit 1961 ersetzt eine neue Soleleitung von Berchtesgaden über den Pass Hallthurm die alte Leitung, welche seit 1817 über die Schwarzbachwacht geführt hatte. Im Jahre 1965 löste schweres Heizöl die Kohle als Brennstoff ab.  1968 erbaute man eine Salzlagerhalle mit einem Fassungsvermögen von 12.000 Tonnen für Auftausalz zur Straßenstreuung. Die technischen Anlagen wurden in den 1960er Jahren fortlaufend erneuert und ihre Leistung erhöht. So hatten auch die energieintensiven Pfannensalzanlagen 1974 ausgedient und wurden abgebaut. Bei sinkendem Energieeinsatz stieg die jährliche Produktion auf 220.000 Tonnen an.  
Im Jahr 1984 stellte man die Energieversorgung auf umweltfreundlicheres Erdgas um. Von 1968 bis 1972 erfolgten Aufschlussbohrungen zur zusätzlichen Förderung von Natursole. Ende der 1980er Jahre wurde die Eindampfanlage durch eine umweltschonende Thermokompressionsanlage (Wärmepumpe zur Soleeindampfung) ersetzt. Für das auf 190 Artikel angewachsene Sortiment errichtete man neue Lagergebäude. Der Energiebedarf der Saline wird seit 1992 fast ausschließlich durch elektrischen Strom  gedeckt.
Im Jahr 1984 stellte man die Energieversorgung auf umweltfreundlicheres Erdgas um. Von 1968 bis 1972 erfolgten Aufschlussbohrungen zur zusätzlichen Förderung von Natursole. Ende der 1980er Jahre wurde die Eindampfanlage durch eine umweltschonende Thermokompressionsanlage (Wärmepumpe zur Soleeindampfung) ersetzt. Für das auf 190 Artikel angewachsene Sortiment errichtete man neue Lagergebäude. Der Energiebedarf der Saline wird seit 1992 fast ausschließlich durch elektrischen Strom  gedeckt.