Spitalkirche St. Johannes der Täufer

Die St-Johannes-Spitalkirche ist das älteste Gotteshaus von Bad Reichenhall und gehört zur Pfarrei St. Nikolaus in der Katholischen Stadtkirche Bad Reichenhall. Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert diente sie als Spitalkirche für das benachbarte St.-Johannes-Spital.

Geschichte

 
St. Johannes von Süden. Links war das Spitalsgebäude angebaut
 
Die Apsis und ein Rest der Stadtmauer mit Schießscharten
 
Inneres von St. Johannes

Bereits im 6. Jahrhundert war das Reichenhaller Tal zu einem guten Teil christlich beeinflusst, wie die Reihengräberfriedhöfe in Kirchberg und Weißbach bei Marzoll zeigen, die christliche und heidnische Bestattungen gleichermaßen aufwiesen. Seit dem Wirken des heiligen Rupert um 700 war die Salzburger Kirche an der Saline beteiligt und ab dem 8. Jahrhundert größter Grundherr in Reichenhall. Kirchliche Einrichtungen und eine christianisierte Bevölkerung in der Salinenstadt möchte man daher als selbstverständlich annehmen. Das älteste Salzburger Güterverzeichnis von 788/790, Notitia Arnonis genannt, verzeichnet als einziges Gotteshaus in Reichenhall die „ecclesia ad salinas“. Dabei handelt es sich um die Johannes dem Täufer geweihte spätere Spitalkirche, welche bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts die einzige Kirche innerhalb der Stadt blieb. In einer Urkunde von Papst Lucius II. aus dem Jahre 1144 wird die Johanneskirche „capella in castro Halla“, (Kirche innerhalb der Stadtmauern von Hall) genannt. Johannes taufte Jesus mit dem Wasser des Flusses Jordan (Markus 1,9-11). Die Vorstellung der Gläubigen sah ihn deshalb in enger Verbindung mit Wasser, besonders aber mit Quellen. In Reichenhall, der Stadt der Solequellen, lag es daher nahe, als passenden Kirchen- und Stadtpatron Johannes den Täufer zu wählen. Auch das älteste Stadtsiegel von 1279 deutet auf die Kirche Johannes des Täufers als älteste Kirche hin, da es mit dem Gotteslamm das Attribut des Kirchen- und Stadtpatrons zeigt.

Im 12. Jahrhundert wurde der ursprüngliche Holzbau durch eine Steinkirche ersetzt, die im Wesentlichen erhalten geblieben ist. Im Jahr 1481 errichtete die Stadt bei der Johanneskirche ein Spital vorwiegend für gebrechliche Salinenarbeiter. Zu dieser Zeit wurde die flach gedeckte Saalkirche eingewölbt und einige Umbauten vorgenommen. Dazu gehörte der Einbau einer gewölbten Empore mit eigenem Altar für die Spitalsinsassen. Ein neuer seitlicher Eingang musste ausgebrochen werden, da das alte Portal nun als Zugang aus dem Spital diente. Herzog Georg der Reiche stiftete 1485 eine ewige tägliche Messe in der Kirche durch einen Chorherrn von St. Zeno.

Floridus I. Penker, Propst von St. Zeno, und Rupert Fux, Pfarrer von Reichenhall, ließen die Kirche 1730 im Rokokostil umgestalten. Dabei wurden die gotischen Gewölberippen abgeschlagen und durch feine Stukkaturen ersetzt sowie große Fenster ausgebrochen und eine Stuckkanzel errichtet. Beim Stadtbrand von 1834 beschädigt, nutzte man die Kirche über Jahrzehnte als Lagerraum. Ab 1876 betreuten Mallersdorfer Schwestern das Spital. Zusammen mit dem Kaplan und späteren Stadtpfarrer Sebastian Degenbeck konnten sie eine Renovierung der Kirche in den Jahren 1877 bis 1878 durch die Pfarrei St. Nikolaus erwirken. Dabei wurde ein neugotischer Altar aufgestellt und 1879 der Dachreiter aufgesetzt.

Das Spital wurde 1958 aufgelassen und 1981 abgerissen. Seither klafft an seinem ehemaligen Standort eine städtebauliche Lücke.

Beschreibung

Äußeres

Die Kirche ist nach Nordosten ausgerichtet. Dort ist die romanische Apsis und ein Stück der ehemaligen Stadtmauer mit zwei Schießscharten zu erkennen. Die Apsis schließt sich auf der Außenseite der Stadtmauer an das Langhaus der Kirche an. An der nordwestlichen Seite ist ein romanisches Fenster zu sehen, das bei einer Renovierung 1985-1987 wieder geöffnet wurde.

Innenraum

Im Inneren ziert feiner Bandwerkstuck das Gewölbe und die Wände. Die Bilder zeigen Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons, die im 19. Jahrhundert stark restauriert wurden. Im ersten Joch die Verkündigung an Johannes´ Vater Zacharias im Tempel (links), die Namensgebung des neugeborenen Johannes (rechts), die Predigt des Täufers in der Wüste (Mitte). Zweites Joch: Die Predigt des Johannes vor Herodes und Herodias (Mitte), der Tanz der Salome (rechts), die Enthauptung des Täufers (links). In der Apsis ist über dem Altar die Taufe Jesu durch Johannes dargestellt. Der heutige Altar wurde nach der Entfernung des neugotischen Altars 1911 aus Einzelteilen aus der Zeit des Rokoko geschaffen. An den Seitenwänden finden sich Kreuzwegstationen (1914) und mehrere Holzplastiken: Links Jesus als Salvator, Antonius von Padua und Josef, rechts Maria Immaculata und Franziskus. In einem Fenster zeigt eine Glasmalerei die heilige Anna mit Maria.

Literatur

Walter Brugger: Die Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus Bad Reichenhall, 1994

Gerhard R. Koschade: Vom Flüßchen Isen an die Saalach - Dorfen und Reichenhall in der Rokokokunst. Den Tabernakel in der Bad Reichenhaller Johnnisspitalkirche schuf der Dorfener Kunstschreiner Matthias Fackler, Heimatblätter 5/1995


Bearbeitung: Andreas Hirsch