Steinpass - Paß Steinbach

Aus Bad Reichenhall Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Steinpass - Paß Steinbach, Übersichtskarte
Die alte Straße (Tiroler Reichsstraße) knapp unterhalb des ehemaligen Wirtshauses Melleck
Das Steinpasstor um 1900 mit ursprünglichem Walmdach, dahinter das österr. Zollamt
Steinpasstor mit Wappen Erzbischof Paris Lodrons und flachem Notdach
Wappenstein Erzbischof Paris Lodrons am ehemaligen Standort des Sperrtors am "Paß Steinbach"

Der Steinpass ist eine Passhöhe auf 615 m Seehöhe in der Gemeinde Schneizlreuth (Bayern). Südlich unterhalb des Passes fließt der aus dem Gebiet des Sonntagshorns kommende Steinbach, der streckenweise die Grenze zwischen Deutschland und Österreich bildet und in die Saalach mündet. Aus Österreich kommend muss eine Steigung von bis zu 8% bewältigt werden, während die Strecke von bayerischer Seite aus gemächlicher ansteigt. Auf der Passhöhe liegt das Dorf Melleck (Gemeinde Schneizlreuth), das bis ins 18. Jahrhundert nur aus dem an der Geländekante stehenden Wirtshaus bestand. Der Volksmund verwendet anstatt des offiziellen Namens "Steinpass" die Bezeichnung "Mellecker Berg", was historisch richtig erscheint. Auf alten Karten und in Dokumenten wird die Anhöhe ausschließlich mit "Melleck" bezeichnet, der Talpass am Steinbach häufig als "Paß".

Der ursprüngliche Name „Paß Steinbach“, bezeichnete nicht den Anstieg nach Melleck, sondern den unterhalb gelegenen Talpass. Dieser war eine Engstelle zwischen einem Geländevorsprung und dem Steinbach am Standort des ehemaligen Steinpass-Tors. In einem Salzburger Güterverzeichnis aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erscheint die Bezeichnung „sub lupide“ – „unter dem Stein“, was vielleicht die Erstnennung des Passes sein könnte.


Gaugrenze – Grafschaftsgrenze - Landesgrenze

Seit dem 7. Jahrhundert trafen am Steinbach der nördlich gelegene Salzburggau und der Pinzgau aufeinander. Im 12. Jahrhundert markierte der Steinbach die Grenze zwischen der Grafschaft Reichenhall und der Grafschaft im Unterpinzgau, die an die Grafen von Plain verlehnt war. Der Salzburger Erzbischof Eberhard II. konnte die Grafschaft im Unterpinzgau 1228 erwerben und verlieh sie weiterhin an die Plainer. Als Luitold von Plain 1249 starb, zog Erzbischof Philipp die Grafschaftsrechte ein.

Bis ins 14. Jahrhundert galten die salzburgischen Besitzungen als Teil des Herzogtums Bayern. Durch den Erlass einer eigenen Salzburger Landesordnung im Jahre 1328 löste Erzbischof Friedrich III. sein gesamtes Territorium (das spätere Land Salzburg) vom Herzogtum Bayern. Zum ersten Mal sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn 1342 in einer Urkunde von seinem „Land“. Seither kann von einer regelrechten Landesgrenze am Steinbach gesprochen werden.


Tiroler Reichsstraße – Neue Straße - Wendelbergtunnel

Die Verbindung von Reichenhall über den so genannten Antoniberg und weiter in das Saalfeldener Becken war als Handelsweg bereits in der Bronzezeit bekannt. Auch die Römer nutzten diesen Wegverlauf, den man der Route an der Saalach vorzog, da es dort immer wieder zu Überschwemmungen und Vermurungen kam. Außerdem gab es mit Ausnahme der Reichenhaller Saalachbrücke zunächst keinen geeigneten Übergang über den Gebirgsfluss. Seit dem Mittelalter führte die „Tiroler Reichsstraße“, die Hauptverbindung zwischen den Städten Salzburg und Innsbruck, die auch für den Alpentransit über den Felbertauern diente, über den Steinpass. Diese Straße überquert bei den beiden Wappen-Grenzsteinen den Steinbach und steigt sehr steil zum Wirtshaus Melleck auf der Passhöhe an. Fuhrwerke konnten den Anstieg nur durch das Vorspannen von weiteren Pferden bewältigen, die der Mellecker Wirt gegen Entgelt zur Verfügung stellte. Die alte Trasse ist heute noch als schmale Straße und im oberen Teil als Hohlweg mit seitlichen Stützmauern erhalten (Breite 6 m, durchschnittliche Steigung 24 %, steilste Stelle 38 %). Zwischen 1898 und 1902 wurde die Straße auf eine neue Trasse verlegt und 1929 ausgebaut. Seit 1911 verkehrte ein Postauto regelmäßig zwischen Lofer und Salzburg. Ab 2. April 1930 galt im Pinzgau, wo bis dahin links gefahren wurde, das Rechtsfahrgebot. Damit entfiel am Grenzübergang Steinpass der Fahrseitenwechsel. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 war überall Rechtsverkehr vorgeschrieben (siehe auch: http://members.a1.net/oswag/wago55.html)

Von 1985 bis 1987 baute man auf bayerischer Seite mit dem Wendelbergtunnel eine Umfahrung der Passstraße und des Dorfes Melleck.


Steinpass-Tor am Paß Steinbach

Die Straße zwängte sich auf salzburgischem Gebiet an einer Stelle zwischen einem natürlichen Geländevorsprung und dem Steinbach hindurch (Talpass). Dort ließ der Salzburger Erzbischof Paris Graf Lodron 1646 angesichts des Dreißigjährigen Krieges zum Schutz der Grenze ein Tor errichten. In einer Beschreibung aus dem Jahre 1795 heißt es: „Auf der Landstrasse von Reichenhall, und der Bayerischen Gränze Mehleck kommt man zuerst an den Salzburger Paß Steinbach, welcher zwischen Felsen eingeklemmt ist, und aus einem großen Bogenthore besteht, worüber ein ganz gemauertes Blockhaus nebst einer kleinen Wohnung für den commandirenden Feldwebel, einen Gefreyten, und einen Gemeinen erbauet ist. Gleich am Thore hinein ist eine Wachstube, und unferne davon ein kleines Mauthstübchen angebracht.“ An dem Gebäude war eine Tafel mit dem Wappen des Bauherrn angebracht, die heute den Standort des im Zuge des Straßenausbaus 1929 abgerissenen Steinpass-Tors markiert. Auf dem westlich sich anschließenden Geländevorsprung - später nach dem nahe gelegenen Pichlerhof „Pichler Schanz“ genannt – verlief zusätzlich ein Erdwall mit Palisaden. Die Reste des Walls hat man in den 1970er Jahren beseitigt. Eine stilisierte Darstellung des Steinpass-Tores wurde 1970 in das Wappen der Gemeinde Unken aufgenommen.


Mauthaus - Zollstellen

Dem Unkener Heimatbuch zufolge wurde bereits 1602 eine salzburgische Mautstation am Steinbach eingerichtet. Seit 1765 bestand auf der Passhöhe in Melleck eine bayerische Mautstation. Das ehemalige Mauthaus neben der Kapelle ist bis heute erhalten. Als Salzburg zum ersten Mal an Österreich überging, wurde 1807 das „Grenzzollamt Steinbach“ eingerichtet. Nach dem zweiten Anschluss Salzburgs an Österreich 1816 wurde das „k. k. Gränzzollamt Unken“ installiert. Dieses war zeitweise zusammen mit dem bayerischen Zollamt im Zollgebäude in Melleck in Bayern untergebracht. Bayerisch-österreichische Gemeinschaftszollämter waren Mitte des 19. Jahrhunderts häufiger zu finden; so etwa im Ort Walserberg oder am Hangendenstein. Am 1. Oktober 1875 nahm der österreichische Zoll im neu erbauten Gebäude am Fuß des Steinpasses auf österreichischem Gebiet seine Arbeit auf. Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete man ein neues deutsches Zollamt neben dem Wirtshaus Melleck.

In den 1930er Jahren sollten im Deutschen Reich alle Straßenzollämter, die weiter von der Grenze entfernt lagen, direkt an die Grenze verlegt werden, „um einen zolldienstlich bedenklichen und grenzpolizeilich untragbaren Zustand zu beseitigen“. Für Melleck, wo sich das Zollamt auf der Passhöhe neben dem Wirtshaus befand, plante man daher ein neues Gebäude, das an der Kreuzung der alten mit der neuen Straße am Abhang des Passes errichtet werden sollte. Tatsächlich gebaut wurden Wohnhäuser für Bedienstete des Zollamtes entlang der Straße zwischen dem alten Mauthaus und dem Zollamt beim Wirtshaus.

In der Folge des „Anschlusses“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurden das deutsche und das österreichische Zollamt am 25. März 1938 zusammengelegt. Vom 1. April 1939 bis 1945 waren die Zollämter geschlossen. Im Jahr 1952 bezogen Zollbeamte aus Österreich und Deutschland das neu erbaute Gemeinschaftszollamt auf österreichischem Gebiet. Das deutsche Zollamt neben dem Wirtshaus riss man später ab. Nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 wurden die Grenzkontrollen am Steinpass eingestellt.


Gefecht von 1809

Am 17. Oktober 1809 kam es in Melleck zu einem Gefecht zwischen den Tiroler Aufständischen unter dem Anführer Josef Speckbacher und französischen und bayerischen Truppen, bei welchem die Tiroler geschlagen wurden. Die Gebirgsschützen aus Reichenhall spielten dabei eine wichtige Rolle. Ihre Aufgabe bestand nicht im Kampf, sondern im ortskundigen Führen der Soldaten über die Berge und im Übermitteln von Nachrichten. Dazu siehe auch: http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/hb/hb_2009_sechs.pdf

Quellen

Werner Bauregger: Königlicher Grenzstein gerettet und saniert, Reichenhaller Tagblatt, 22.09.2015

Gemeinde Schneizlreuth (Hg.): Fritz Hofmann, 100 Jahre Schneizlreuth, 2008

Gemeinde Unken (Hg.): Bei uns in Unken, 2000

Johann Gmachl: 150 Jahre Zollwache 1830 – 1980, Typoskript, Salzburg 1980

Albin Kühnel: Die Auflösung des Hauptzollamts Bad Reichenhall am 1. Oktober 1938, Heimatblätter 8/1988

Albin Kühnel: Von der Gränzmauth zum Binnenzollamt – 250 Jahre Zoll am Walserberg, Bad Reichenhall 2015


Bearbeitung: Andreas Hirsch