Untersberg-Sagen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Image:Untersberg-Sagen 1887.JPG|thumbnail|Illustration mit Untersberg-Sagen, 1887, ReichenhallMuseum]]
[[Image:1782 Brixen.jpg|thumbnail|Titel der Erstausgabe "Sagen der Vorzeit" Brixen 1782]]


Zwischen [[Bad Reichenhall]] und Salzburg liegt der Untersberg. Bekannt gemacht haben ihn sein weit verzweigtes Höhlensystem und die zahlreichen Sagen, die sich um den Berg ranken. Woher kommt der Mythos Untersberg?
Zwischen [[Bad Reichenhall]] und Salzburg liegt der Untersberg. Bekannt gemacht haben ihn sein weit verzweigtes Höhlensystem und die zahlreichen Sagen, die sich um den Berg ranken. Woher kommt der Mythos Untersberg?
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'''Ursprung und Verbreitung'''
'''Ursprung und Verbreitung'''


Die Geschichte ist um 1558 vermutlich im [[Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno]] bei Reichenhall entstanden. Es gibt verschiedene schriftliche Fassungen, da die Geschichte immer wieder abgeschrieben wurde. Sie wurde aber auch mündlich weitererzählt und immer weiter ausgeformt. „Hier haben wir tatsächlich eine Prosaschrift, die ganz anders gestrickt ist, als andere Sagen. Da geht es um Aktion, da geht es um unheimliche Gestalten, mit denen man zusammentrifft, wir müssen uns vor Augen führen, dass die Menschen damals nicht reizüberflutet waren, und so eine Geschichte, die berührte jeden“, so Lang.
Die Geschichte ist um 1558 vermutlich im [[Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno]] bei Reichenhall entstanden.  
Einzelne Erzählmotive hat der geistlich gebildete Verfasser der Vision der Mechthild von Magdeburg (aufgezeichnet im 13. Jahrhundert) und der geheimen Offenbarung des Evangelisten Johannes (Offb 6,15 EU) entnommen. Zum Vorbild hat der Verfasser sich auch das 24. Kapitel (Weltuntergangskapitel) des Matthäus-Evangeliums genommen (Mt 24,32-33 EU). Auf diese Vorbilder gehen die Entrückung ins Innere eines Berges, der Kaiser im Untersberg sowie der Birnbaum und die Endschlacht auf dem Walserfeld zurück. Diese Motive wurden vom Verfasser mit älteren Sagenmotiven vermischt und in seine Umgebung (unter anderem den Untersberg) verlegt. So sind mit dem Kaiser Karl im Untersberg Karl V. (1519–1556), mit Kaiser Friedrich ursprünglich Friedrich III. (1440–1493) oder später – je nach Entstehungszeitpunkt der unterschiedlichen Sagenversionen – entweder Friedrich I., genannt Barbarossa oder Friedrich II. gemeint. Der unbekannte Verfasser schuf mit der Lazarusgeschichte eine zu seiner Zeit aktuelle Apokalypse, die als typisch für die Endzeitstimmung in der Reformationszeit angesehen werden kann.
 
Es gibt verschiedene schriftliche Fassungen, da die Geschichte immer wieder abgeschrieben wurde. Sie wurde aber auch mündlich weitererzählt und immer weiter ausgeformt. „Hier haben wir tatsächlich eine Prosaschrift, die ganz anders gestrickt ist, als andere Sagen. Da geht es um Aktion, da geht es um unheimliche Gestalten, mit denen man zusammentrifft, wir müssen uns vor Augen führen, dass die Menschen damals nicht reizüberflutet waren, und so eine Geschichte, die berührte jeden“, so Lang.


'''Aufgenommen von den Gebrüdern Grimm'''
'''Aufgenommen von den Gebrüdern Grimm'''


Entscheidend wird, was rund 200 Jahre später passiert: Ein unbekannter Verfasser veröffentlicht 1782 ein Büchlein mit dem Titel „Sagen der Vorzeit“, oder „ausführliche Beschreibung von dem berühmten Salzburgischen Untersberg oder Wunderberg“, auch genannt „Brixener Volksbuch“.
Entscheidend wird, was über 200 Jahre später passiert: Ein unbekannter [[Michael Holzegger im Untersberg (Sage)|Verfasser]] veröffentlicht 1782 in Brixen ein Büchlein mit dem Titel „Sagen der Vorzeit“, oder „ausführliche Beschreibung von dem berühmten Salzburgischen Untersberg oder Wunderberg“, später auch „Brixener Volksbuch“ genannt.
Das Heft enthielt, in leicht abgewandelter Form, auch die Lazarus-Geschichte, und wurde zum Verkaufsschlager. Als sich wenige Jahrzehnte später die Gebrüder Grimm daran machten, deutsche Sagen zu sammeln, nahmen sie dankbar die Erzählungen aus diesem Büchlein auf. Seither gehört der Kaiser im Untersberg, später abgewandelt zu Karl dem Großen, zum Standard der deutschen Sagen, und die große Schlacht am Walserfeld, der Kampf zwischen Gutem und Bösem, ist der Grundstock für viele ähnlich gelagerte Erzählungen.
Das Heft enthielt, in leicht abgewandelter Form, auch die Lazarus-Geschichte, und wurde zum Verkaufsschlager. Als sich wenige Jahrzehnte später die Gebrüder Grimm daran machten, deutsche Sagen zu sammeln, nahmen sie dankbar die Erzählungen aus diesem Büchlein auf. Seither gehört der Kaiser im Untersberg, später abgewandelt zu Karl dem Großen, zum Standard der deutschen Sagen, und die große Schlacht am Walserfeld, der Kampf zwischen Gutem und Bösem, ist der Grundstock für viele ähnlich gelagerte Erzählungen.


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Lang: „Unser Sagenbild, das wir so landläufig haben, ist ein komplett verklärtes. Verklärt durch die Gebrüder Grimm, auch verklärt durch den Nationalsozialismus. In Wirklichkeit haben diese Sagen keinen altgermanischen Ursprung, auch keinen keltischen Ursprung, sondern in der Regel sind die Geschichten nicht älter als 300, 400, maximal 500 Jahre.“  
Lang: „Unser Sagenbild, das wir so landläufig haben, ist ein komplett verklärtes. Verklärt durch die Gebrüder Grimm, auch verklärt durch den Nationalsozialismus. In Wirklichkeit haben diese Sagen keinen altgermanischen Ursprung, auch keinen keltischen Ursprung, sondern in der Regel sind die Geschichten nicht älter als 300, 400, maximal 500 Jahre.“  


'''Link:'''  
'''Link:'''
Untersberg - Ursprung eines Mythos (Bayerisches Fernsehen) [https://www.br.de/nachrichten/bayern/der-untersberg-ursprung-eines-mythos,RXRIM8j]
Das Geheimnis des Untersbergs (Bayerisches Fernsehen) [https://www.br.de/mediathek/video/sagenumwoben-das-geheimnis-des-untersberg-av:5d3ca3f4db44ab001b6bc322]
 
'''Literatur:'''
 
Angerer der Jüngere, Johannes Lang, Sagenbuch des Reichenhaller Landes, Bad Reichenhall, 2018
 
Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, 2009
 
 
'''Siehe auch:''' [[Michael Holzegger im Untersberg (Sage)]]
 


'''Bearbeitung:''' Andreas Hirsch
'''Bearbeitung:''' Andreas Hirsch
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