Wappen Bad Reichenhall: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Stadtwappen von [[Bad Reichenhall]] wird wie folgt beschrieben: ''Gespalten, vorne die bayerischen Rauten, hinten in Gold ein steigender, rot bewehrter schwarzer Panther''. Dieses Wappen lässt sich seit 1323 nachweisen, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte verfälscht. Im Jahr 1929 änderte man das Wappen und brachte es damit wieder in die ursprüngliche Form.  
Das Stadtwappen von [[Bad Reichenhall]] wird wie folgt beschrieben: ''Gespalten, vorne die bayerischen Rauten, hinten in Gold ein steigender, rot bewehrter schwarzer Panther''. Dieses Wappen lässt sich seit 1323 nachweisen, wurde aber im Laufe der Jahrhunderte verfälscht. Im Jahr 1929 änderte man das Wappen und brachte es damit wieder in die ursprüngliche Form.  


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'''Herkunft der Rauten'''
'''Herkunft der Rauten'''


Die Rauten, auch „Wecken“ genannt, entstammen ursprünglich dem Wappen der Grafen von Bogen (bei Straubing) und sind als solche seit 1204 nachgewiesen. Die Bogener gehörten zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern Bayerns und verfügten über ausgedehnten Besitz im Donaugau (u.a. Gäuboden) sowie im Nordwald (heute Bayerischer- und Böhmerwald). Als das Geschlecht 1242 im Mannesstamm erloschen war, erbten die Wittelsbacher deren Besitzungen. Dabei war es üblich, auch das Wappen mit zu übernehmen, um so die Rechte und den damit einher gehenden Besitzanspruch zu dokumentieren. Die Wittelsbacher, welche zuvor wohl einen Adler oder einen gezackten Balken im Wappen geführt hatten, haben spätestens 1247 die Bogener Rauten als ihr Signum angenommen.  Die  Rauten  gelten  seither  als  das  heraldische  Sinnbild (Alt-) Bayerns.   
Die Rauten, auch „Wecken“ genannt, entstammen ursprünglich dem Wappen der Grafen von Bogen (bei Straubing) und sind als solche seit 1204 nachgewiesen. Die Bogener gehörten zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern Bayerns und verfügten über ausgedehnten Besitz im Donaugau (u.a. Gäuboden) sowie im Nordwald (heute Bayerischer- und Böhmerwald). Als das Geschlecht 1242 im Mannesstamm erloschen war, erbten die Wittelsbacher deren Besitzungen. Dabei war es üblich, auch das Wappen mit zu übernehmen, um so die Rechte und den damit einher gehenden Besitzanspruch zu dokumentieren. Die Wittelsbacher, welche zuvor wohl einen Adler oder einen gezackten Balken im Wappen geführt hatten, haben spätestens 1247 die Bogener Rauten als ihr Signum angenommen.  Die  Rauten  gelten  seither  als  das  heraldische  Sinnbild (Alt-) Bayerns. Zur Entstehung des Rautenmusters gibt es eine nicht bestätigte Vermutung: Ein Metallgitter wurde zur Verstärkung auf dem hölzernen Schild angebracht, woraus sich im Laufe der Zeit das Rautenmuster entwickelt haben könnte. Nach den heraldischen Richtlinien sollen im Idealfall 21 oder geringfügig mehr (ganze und angeschnittene weiße und blaue) Rauten dargestellt werden. Die Raute in der linken oberen Ecke (heraldisch: rechten oberen Ecke) soll silbern (weiß) sein, was der bayerischen Farbfolge Silber (Weiß) und Blau entspricht.   
                                      
                                      
'''Herkunft des Panthers'''
'''Herkunft des Panthers'''


Bei der Figur des Panthers in der Heraldik handelt es sich nicht um den in der Zoologie bekannten Panther (Panthera pardus). Vielmehr ist er hier ein Fabelwesen, das nach der europäischen heraldischen Tradition ursprünglich das „starke, unbesiegbare Christentum“ symbolisieren soll. Der niederbayerische Panther stammt aus dem Wappen der Grafen von  Ortenburg und Kraiburg, die im niederbayerischen Raum, vor allem im Vils- und Rottal, sowie bei Kraiburg am Inn und im Chiemgau große Besitzungen hatten. Ihnen gehörte die Herrschaft Marquartstein im Tal der Tiroler Ache und als Vögte des Klosters Baumburg gründeten sie Anfang des 13. Jahrhunderts den Markt Trostberg. Die Familie war eine Seitenlinie des bedeutenden Geschlechts der Spanheimer, welches aus Sponheim bei Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) stammte und unter anderem die Herzöge von Kärnten stellte. Schon seit 1163 ist ihr Panther auf Siegeln nachweisbar. Als die Ortenburg-Kraiburger 1248 ausstarben, gelangten ihre Besitzungen an die Wittelsbacher, die den ortenburgischen Panther als äußeres Kennzeichen mit übernahmen. Seit 1259 war er das Nebenwappen des niederbayerischen Herzogs Heinrich XIII., welches auch dessen Nachkommen führten.
Der niederbayerische Panther stammt aus dem Wappen der Grafen von  Ortenburg und Kraiburg, die im niederbayerischen Raum, vor allem im Vils- und Rottal, sowie bei Kraiburg am Inn und im Chiemgau große Besitzungen hatten. Ihnen gehörte die Herrschaft Marquartstein im Tal der Tiroler Ache und als Vögte des Klosters Baumburg gründeten sie Anfang des 13. Jahrhunderts den Markt Trostberg. Die Familie war eine Seitenlinie des bedeutenden Geschlechts der Spanheimer, welches aus Sponheim bei Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) stammte und unter anderem die Herzöge von Kärnten stellte. Schon seit 1163 ist ihr Panther auf Siegeln nachweisbar. Als die Ortenburg-Kraiburger 1248 ausstarben, gelangten ihre Besitzungen an die Wittelsbacher, die den ortenburgischen Panther als äußeres Kennzeichen mit übernahmen. Seit 1259 war er das Nebenwappen des niederbayerischen Herzogs Heinrich XIII., welches auch dessen Nachkommen führten.
 
==== Symbolik des Panthers ====
Bei der Figur des Panthers in der Heraldik handelt es sich nicht um den natürlichen Panther (Panthera pardus). Vielmehr ist er hier ein Fabelwesen, das nach der europäischen heraldischen Tradition ursprünglich das „starke, unbesiegbare Christentum“ symbolisieren soll und aus dem Physiologus stammt. Der Physiologus ist eine frühchristliche Naturlehre in griechischer Sprache. Erste Überlieferungen entstanden im 2. bis 4. Jahrhundert. Darin werden Tiere, Pflanzen und Steine beschrieben und allegorisch im Sinnes des christlichen Heilsgeschehens gedeutet. Das Werk fand weite Verbreitung im christlichen Orient und dem mittelalterlichen Europa und wurde in viele Sprachen übersetzt.
 
Der Panther oder das „Panthier“ wird in den mittelalterlichen deutschen Fassungen des Physiologus beschrieben: ''Nachdem der Panther seinen Hunger gestillt hat, zieht er sich für drei Tage in eine Höhle zurück, um zu schlafen. Am dritten Tag steht er auf und stößt lautstarke Rufe aus. Dabei verströmt er einen besonders angenehmen Duft, der die anderen Tiere anzieht. Diese folgen daraufhin dem Panther. Nur der Drache (Schlange) verabscheut das Rufen und den Duft des Panthers und verkriecht sich aus Furcht.'' Der Panther wird als Christus gedeutet, der am dritten Tag von den Toten auferstanden ist. Die ihm folgenden Tiere sind die gläubigen Christen und der Drache stellt den Teufel dar, welcher Christus unterlegen ist.


'''Verfälschungen und Berichtigung'''
'''Verfälschungen und Berichtigung'''
 
[[Datei:Symbolik des Panthers.jpg|mini|Symbolik des Panthers]]
Ab etwa 1600 tauchte in manchen Abbildungen des Reichenhaller Stadtwappens statt dem Panther ein Löwe auf, und seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts setzte sich mit dem Greif erneut ein Fabeltier im Wappen durch. Im Jahre 1875 wurden Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Wappens laut, die zu Nachforschungen durch das „Reichsheroldenamt“ führten. Dabei stellte sich heraus, dass der Schild mit den Rauten und dem Panther das historisch richtige Wappen der Stadt sei. Im Jahre 1929 entschloss sich der Stadtrat im Zuge der Erlangung der Kreisunabhängigkeit zu einer Änderung des Stadtwappens, durch die das historische Sinnbild, der Panther, wieder eingeführt wurde.
Ab etwa 1600 tauchte in manchen Abbildungen des Reichenhaller Stadtwappens statt dem Panther ein Löwe auf, und seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts setzte sich mit dem Greif erneut ein Fabeltier im Wappen durch. Im Jahre 1875 wurden Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Wappens laut, die zu Nachforschungen durch das „Reichsheroldenamt“ führten. Dabei stellte sich heraus, dass der Schild mit den Rauten und dem Panther das historisch richtige Wappen der Stadt sei. Im Jahre 1929 entschloss sich der Stadtrat im Zuge der Erlangung der Kreisunabhängigkeit zu einer Änderung des Stadtwappens, durch die das historische Sinnbild, der Panther, wieder eingeführt wurde.


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Andreas Hirsch: Vom Gotteslamm zum niederbayerischen Panther, Zur Geschichte des Wappens der Stadt Bad Reichenhall, Heimatblätter 7/2013  
Andreas Hirsch: Vom Gotteslamm zum niederbayerischen Panther, Zur Geschichte des Wappens der Stadt Bad Reichenhall, Heimatblätter 7/2013  
http://www.heimatkundeverein-reichenhall.de/downloads/hb/hb_2013_sieben.pdf
[https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2013_7_c.pdf]




'''Bearbeitung:''' Andreas Hirsch
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