Wasserversorgung (historisch)

Aus Bad Reichenhall Wiki
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Die Alpgartenwasserleitung zwischen dem Schloss Oberhausen und dem Hauptbrunnhaus, 1790
Alpgartenwasserleitung beim Streitbichl
Die Saline Reichenhall um 1700, rechts die Alpgartenwasserleitung

Zahlreiche im Zuge von archäologischen Kampagnen aufgefundene Brunnenschächte aus dem Hochmittelalter im Altstadtbereich von Bad Reichenhall können als die ältesten erhaltenen Hinweise auf eine Versorgung der Stadt mit Trinkwasser angesehen werden. Seit etwa 1440 wurde Reichenhall auch mittels einer Leitung mit Wasser versorgt, denn die Solehebewerke im Hauptbrunnhaus der Saline wurden durch Wasser aus dem Lattengebirge angetrieben. So das 1438-1440 von Erhard Hann von Zabern erbaute „Paternosterwerk“, und das „Kettengeschöpf“ welches Erasmus Grasser ab 1507 einrichtete. Die beiden mächtigen Wasserräder im Hauptbrunnhaus der Alten Saline aus der Mitte des 19. Jh. werden ebenfalls vom Alpgartenwasser angetrieben. Das Aufschlagwasser (Antriebswasser) läuft seit 1532 über den Grabenbach ab. Alpgartenwasser wurde auch zu mehreren Brunnen in der Stadt geleitet.


Alpgartenwasserleitung

Die fast 4 km lange Wasserleitung beginnt am „inneren Weißbach“ oberhalb der Eisenbahnbrücke (Gemeinde Bayerisch Gmain) und läuft zur „Kranawit-Brunnstube“ (Alpentalstraße/Ecke Alpgartensteig). Dort vereinigt sie sich mit einer vom Alpgarten kommenden Leitung mit Wasser aus dem Wappach. Die Leitung verläuft weiter etwa über die Alpentalstraße, Obere Bahnhofstraße, östlich an Schloss Oberhausen vorbei. Weiter über die Untere Bahnhofstraße, Schillerallee, Zwieselstraße und Sonnenstraße. An einigen Stellen hatten Gmainer Bauern das Recht, bei genügend hohem Wasserstand, Wasser zu ihren Hausbrunnen abzuleiten. In einem Stadel lagerten Bretter mit denen die streckenweise offenen Holzrinnen den Winter über abgedeckt werden konnten. Wo es das Gelände erforderte, war die Leitung auf Holzgestängen verlegt um Senken zu überbrücken. Im Bereich um den Streitbichl zweigten Leitungen zu mehreren Brunnen in der Stadt ab. Entlang der Gmainer Straße an der Nordseite des Streitbichl ist die Leitung auch heute sichtbar.

Beim Schloss Gruttenstein befindet sich ein Brunnhaus in dem vom Wasser mitgeführte Verunreinigungen, Sand und Steine aufgefangen wurden. (Beim Bau der neuen Soleleitung aus Berchtesgaden errichtete man 1961 ein großes Brunnhaus direkt daneben.) Von dort führte die Leitung südlich an Gruttenstein vorbei zunächst unterirdisch und dann über ein Gestänge auf gemauerten Stützen ins Hauptbrunnhaus der Saline. Heute besteht die Alpgartenwasserleitung aus Metallrohren, die größtenteils unterirdisch verlegt sind. Im Bereich um Gruttenstein muss das Wasser einst eine Mühle angetrieben haben, die in einer Beschreibung aus dem 18. Jh. als „abgethane Schlos Mihl“ Erwähnung findet.


Reitgraben-Brunn

Im Brunnbauergraben (auch: am Reitersbach) am Nordabhang des Lattengebirges (Gemeinde Bayerisch Gmain) gab es ein Brunnhaus mit Quellfassung, das Reichenhall mit Trinkwasser versorgte. Das Wasser teilten sich das Salzmeieramt und die Stadt je zur Hälfte, weshalb zwei parallel verlaufende hölzerne Rohrleitungen verlegt waren. Die Leitung führte hinab zum Waidbach (Wappach) und wurde über ein hölzernes Gestänge in Richtung der Höfe Datzl und Hofbauer geführt, deren Besitzer Wasser für ihre Hausbrunnen abzapfen durften. Anschließend umlief die Leitung den Streitbichl auf der Südseite. Vom „Kendlstübl am Gmainer Gangsteige“ lief das Reitgrabenwasser (nun parallel zur Alpgartenwasserleitung) zum Schloss Gruttenstein – für das Trinkwasser abgeleitet wurde - und weiter in die Stadt. Johann Georg Kerschner listet in seiner 1771 verfassten Beschreibung innerhalb der Stadt 28 „Salzmayramts Brunnen“ auf, die durch diese Leitung versorgt wurden.


Quellen:

Johann Georg Kerschner: Baubeschreibung der zum Salzmeieramt gehörigen Gebäude, Reichenhall 1771 (Transkription aus der Handschrift von Max Schneider)

Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 2009

Johannes Lang / Max Schneider: Auf der Gmain. Chronik der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain, Bayerisch Gmain / Großgmain 1995

Bayern Atlas, Historische Karte, [1]

Bearbeitung: Andreas Hirsch