Alte Saline Bad Reichenhall

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In der Alten Saline in Bad Reichenhall wurde von 1840 bis 1926 aus Sole (Salzwasser) das „Bad Reichenhaller Salz“ hergestellt. Die im Hauptbrunnhaus geförderte Sole erhitzte man in den Sudhäusern so lange, bis das Wasser verdunstet war und ein Salzbrei übrig blieb, der dann getrocknet wurde (Siedesalz). Die Alte Saline steht im Zentrum von Bad Reichenhall am Fuße des Gruttensteins, direkt an den Solequellen [1] . Nach dem großen Stadtbrand von 1834 wurde die Anlage von 1836 bis 1851 auf dem Boden römischer, mittelalterlicher und neuzeitlicher Salzgewinnung errichtet.

Hauptbrunnhaus der Alten Saline. Im Obergeschoss befindet sich die Brunnhauskapelle
Der "Beamtenstock" war das Verwaltungsgebäude der Saline
Zwei 13 Meter hohe Wasserräder im Hauptbrunnhaus treiben die Solepumpen im Hauptschacht an
Solepumpen im Hauptschacht
Die Gebäude der Alten Saline
Die Sudhäuser 3 und 4 mit Kaminen um 1900
Wasserrad, Antrieb der Pumpe Karl-Theodor-Quelle
Pumpe der Karl-Theodor-Quelle

Bauarbeiten

Im Gegensatz zur abgebrannten Vorgänger-Saline sollte der Neubau nach dem Willen von König Ludwig I. (1786–1868) einem großzügigen geometrischen Plan entsprechen. Dazu mussten zuerst einmal 51 „Brandstätten“ (Hausgrundstücke) erworben werden. Im Frühjahr 1836 begann man mit der Errichtung des Verwaltungsgebäudes, des so genannten „Beamtenstocks“ unter der Leitung des Hofarchitekten Friedrich von Gärtner (1792–1847). Gärtner hat in München einen Teil der Ludwigstraße gestaltet: Staatsbibliothek, Ludwigskirche, Siegestor und Feldherrnhalle stammen aus seiner Hand. Der Beamtenstock lehnt sich stilistisch an das Gebäude der Staatsbibliothek an, deren Stil wiederum Florentiner Palastbauten zum Vorbild hat. Dem Verwaltungsgebäude gegenüber wurden ab 1840 die technischen Anlagen der Saline errichtet. Um die Produktion auf keinen Fall zu unterbrechen, wurde zunächst auf den provisorisch instand gesetzten Sudpfannen weitergearbeitet. Die Pläne für die Saline stammen von Joseph Daniel Ohlmüller (1791–1839) und dem Direktor der General-Bergwerks- und Salinen- Administration Friedrich von Schenk (1785-1866), sowie dem ehemaligen Salinenadministrator Kaspar von Rainer Die stilistischen Vorbilder waren die großen spätgotischen Hallenkirchen Altbayerns. Bei der Reichenhaller Saline versuchte man die Zweckmäßigkeit eines Industriebaus mit dem Geschmacksempfinden der Romantik zu vereinen.

Beschreibung

Alle Bauten sind in Backstein mit Rahmungen und Gesimsen in Nagelfluh ausgeführt und gruppieren sich geometrisch um drei Höfe. In der Mitte der beiden seitlichen Höfe steht je ein großer, von Bäumen umsäumter Brunnen. In Richtung Beamtenstock, an der Salinenstraße, stehen vier Sudhäuser, an die sich jeweils ein Magazin (Lager für fertiges Salz) anschließt. Direkt am Berghang befinden sich die Bauten der Solereserven und das Werkstattgebäude. Im Werkstattgebäude, das heute die Reichenhaller Akademie beherbergt, befindet sich auch der historische ehemalige Betsaal der Reichenhaller Protestanten. Beim Neubau der Saline wurde darauf geachtet, dass durch großzügige Abstandsflächen zwischen den Gebäuden ein Übergreifen eines Feuers auf die nächstgelegenen Wirtschaftsgebäude nicht unmittelbar möglich ist.

Hauptbrunnhaus

Mittelpunkt der gesamten Anlage ist das Hauptbrunnhaus, unter dem die Solequellen entspringen. Die beiden oberschlächtigen Wasserräder aus Metall in der großen Halle haben einen Durchmesser von 13 Metern. Sie treiben zehn Saug- und Druckpumpen an, welche die Sole aus dem 14 Meter tiefen Hauptschacht (unterer Teil 16. Jh.) ([2]) fördern. (Leistung pro Rad: ca. 10 PS / 7,35 KW) Der Untergrund des Hauptbrunnhauses ist durchzogen von einem System von Stollen und Schächten, in denen mehrere Solequellen entspringen. Pumptechnik aus der Erbauungszeit der Saline befördert die Sole in den Hauptschacht zu den oben genannten Druckpumpen. Die technische Ausstattung (Pumpen und Wasserräder) konstruierte Friedrich von Schenk. Lediglich die Pumpanlage der Karl-Theodor-Quelle stammt noch aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert: Ein unterschlächtiges Wasserrad wird durch einen unterirdischen Süßwasserfluss angetrieben und überträgt seine Kraft auf ein 103 m langes Gestänge, das über sechs Umlenkhebel zur Karl-Theodor-Pumpe führt. Diese Pumpe hebt die Sole um 6 Meter. Das in die Stollen eindringende Süßwasser und das Antriebswasser der Fördertechnik wird im Grabenbach, einem unterirdischen Kanal, zur Saalach abgeleitet. Dieser wurde 1520 bis 1538 erbaut.

Brunnhauskapelle

Die Salinen- oder Brunnhauskapelle steht auf einem Felsvorsprung des Gruttensteins hinter dem Hauptbrunnhaus. Sie ist baulich mit diesem verbunden und vom zweiten Obergeschoß aus zu betreten. Die Kapelle ist dem heiligen Rupert von Salzburg geweiht, der aufs engste mit der Reichenhaller Saline verbunden ist. Er gilt als Organisator der mittelalterlichen Salzgewinnung in Reichenhall und ist daher einer der Stadtpatrone. Das Innere der Kapelle ist im romanisch-byzantinischen Stil gestaltet und ornamental ausgemalt von Joseph Anton Schwarzmann. In der Apsis des Mittelschiffs zeigen drei Glasfenster den auferstandenen Christus, den hl. Rupert (mit Salzfass) und den hl. Korbinian (eine seltene Darstellung mit Kirchenmodell anstatt des bekannten Bären). Eine vermutete Mitwirkung von Moritz von Schwind bei der Ausgestaltung der Kapelle ist bisher nicht belegt. Siehe auch: Brunnhauskapelle Bad Reichenhall

Beurteilung der Anlagen

Der weitgereiste Metallurg und Mineraloge Carl Johann Bernhard Karsten (1782-1853), welcher als preußischer Oberbergrat die Bauangelegenheiten des gesamten preußischen Hütten- und Salzwesens leitete und als einer der besten Kenner der Materie galt, beurteilte die Anlage in seinem Lehrbuch der Salinenkunde (1846) wie folgt: „Das Brunnenhaus mit dem Soolbrunnen und den Soolen=Reservoiren, die Siedegebäude und die Salzmagazine bilden jetzt, nachdem die alte Saline vor einigen Jahren abgebrannt und die neue ihrer Vollendung nahe ist, eine einzige zusammenhängende großartige Anlage in der Stadt, welcher der Ruhm, die schönste Saline in der Welt zu besitzen, schwerlich wieder entzogen werden wird. Aber nicht bloß durch die äußere Schönheit und durch die aus einem edlen Baustyl hervorgegangene Eleganz des neuen Etablissements, läßt dasselbe alle Salinen-Anlagen hinter sich zurück, sondern es darf auch eben so sehr durch den wohl überlegten inneren Zusammenhang aller Räumlichkeiten, durch die gründlich durchdachten Einrichtungen, welche für jeden einzelnen Zweig des Betriebes getroffen worden sind, so wie überhaupt durch die zweckmäßige Ausführung des Systems, welches dem Betriebe der neuen Saline zum Grunde gelegt worden ist, einen gerechten Anspruch auf eine vollkommene Anlage machen. Bei dem Plan zu dieser neuen Anlage und bei der ganzen Ausführung desselben ist Hr. v. Schenk unablässig bemüht gewesen, die besseren bekannten Einrichtungen auf den verschiedenen deutschen Salinen zu einem System zu vereinigen.“

Heutige Nutzung

Von 1926 bis 1929 verlegte man die Produktion in die Neue Saline am Rand der Altstadt von Bad Reichenhall. Die Alte Saline befindet sich heute im Privatbesitz eines Reichenhaller Bauträgers. Die ehemaligen Sudhäuser und Magazine dienen heute gewerblichen und kulturellen Zwecken. wie die Kunstakademie Bad Reichenhall und das Magazin 3 (bis 2019: Magazin 4), wo kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Die baulich komplett erhaltene Anlage der Alten Saline mit der funktionierenden Technik des 19. Jahrhunderts im Hauptbrunnhaus gilt als bedeutendes Industriedenkmal. Die Inneneinrichtung der Sudhäuser samt den „Salzpfannen“ in denen die Sole verdampft wurde, ist leider nicht erhalten; sie wurde 1931 entfernt. Die Alte Saline kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden, die auch den ungeführten Besuch des Salzmuseums und des Markenmuseums beinhalten.

In der Alten Saline wurde 1995 ein Teil der Bayerischen Landesausstellung "Salz Macht Geschichte" präsentiert.

Salzmuseum

Das Salzmuseum kann im Anschluss an eine Führung durch den Quellenbau der Alten Saline ohne Führung besucht werden. Die Ausstellung informiert in fünf Räumen über die Themenschwerpunkte:

Weisses Gold: Salzgewinnung der Vorgeschichte, der Römerzeit, des Frühmittelalters in Bad Reichenhall. Bedeutung des Salzhandels für Bayern

Saline bis 1834: Soleförderung und Salzherstellung vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Entwicklung der Fördertechnik und der Siedeanlagen, Salzhandel

Energie: Brennholzversorgung, Salinenwälder, Saalforste. Energie, das immerwährende Problem. Soleleitungen, Gradierwerke, Technische Innovationen

Alte Saline: Stadtbrand 1834, Neubau der Salinenanlagen, „Schönste Saline der Welt“

Neue Saline: Neubau 1926. Technischer Fortschritt. Bad Reichenhaller Solegewinnung und Salzproduktion heute. Salzbruderschaft

Markenmuseum

Geschichte der Marke „Bad Reichenhaller“. Wissenswertes über Salz. Salzshop

Siehe auch

Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte)

Salz Macht Geschichte - Bayerische Landesausstellung 1995

Schöpfwerkkette

Literatur

Herbert Pfisterer: Bad Reichenhall in seiner bayerischen Geschichte. 1988.

Walter Brugger: Die Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus Bad Reichenhall. 1994

Links

Alte Saline Bad Reichenhall: [3]

Fritz Hofmann: Im Jahre 1929 erlosch das Feuer unter der letzten Sudpfanne. Was aus der Alten Saline schon alles werden sollte, Heimatblätter 8/1991: [4]

Magazin 3: [5]

Kunstakademie Bad Reichenhall: [6]


Bearbeitung: Andreas Hirsch