Hallburg

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Streitbichl über der Stadt (Foto Andreas Hirsch)
Hallburg Grundriss (Johannes Lang)
Hallburg im Digitalen Geländemodell (Geodaten: Bayerische Vermessungsverwaltung - Nutzungsbedingungen)

Auf einem oberhalb der heutigen Stadt und der Burg Gruttenstein gelegenen Hügel - dem heute so genannten "Streitbichl", der höchsten Erhebung in unmittelbarer Umgebung der Stadt Reichenhall – ist im Gelände und im Digitalen Geländemodell (Schummerung) auf der Hügelkuppe ein auf zwei Ebenen terrassierter Bereich mit annähernd ovalem Grundriss deutlich erkennbar. Hier wird der Standort der Hallburg vermutet. Ihr Name erklärt sich aus dem Umstand, dass sie als Burg der Stadt Reichenhall (Hall) galt und möglicherweise in einen älteren Stadtmauerverlauf eingebunden war.

Geschichte

Es ist anzunehmen, dass die Hallburg als Residenz und Amtssitz der Hallgrafen in Reichenhall genutzt wurde. Das Amt des Hallgrafen verblieb über mehrere Generationen beginnend mit Arnold von Dießen (ab 1077) und seinem Nachfolger Gebhard I. in der Familie der Grafen von Wasserburg, die sich wohl nur gelegentlich zur Ausübung der ihnen obliegenden Rechtsgeschäfte in Reichenhall auf der Hallburg aufhielten.

Im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts brachte der Erzbischof von Salzburg (Adalbert III.) die Hallburg in seinen Besitz und nutzte diesen Standort oberhalb der Salzquellen als Machtdemonstration und militärische Basis gegen das selbstbewusste Reichenhaller Bürgertum. Nach der Zerstörung Reichenhalls durch Adalbert im Jahre 1196 begann der Ausbau der Hallburg, die in den folgenden zwei Jahrzehnten zur Reichenhaller Residenz des Metropoliten wurde. 1218 wird die Hallburg (ebenso wie die Burg Vager) in einem juristischen Vergleich dem Erzbischof zugesprochen, während die vom Bayernherzog Ludwig dem Kelheimer errichtete Burg Gruttenstein geschleift werden sollte. Dazu kam es jedoch nie: Durch den weiteren Bestand Gruttensteins schob sich diese herzogliche Bastion wie ein Keil zwischen die Stadt und die im Besitz des Erzbischofs stehende Hallburg. Die in der Folge in geringerem Umfang aufgebaute Stadtmauer bezog nun zwar Gruttenstein in den Verlauf ein, ließ aber die Hallburg ausgespart. Auf diese Weise verlor die Hallburg ihre Bedeutung und wurde um 1250 aufgegeben. Damit einher ging auch ein bedeutender Machtverlust des Salzburger Erzbischofs auf Reichenhall, das verstärkt unter den Einfluss des Bayernherzogs gelangte.

Beschreibung

Aufgrund der Anordnung von Ringwällen und der teilweise noch zu erkennenden Grabenanlagen sowie des Fehlens jeglichen aufgehenden Mauerwerks bzw. von Resten einer steinernen Bebauung ist anzunehmen, dass die Hallburg in Form einer sogenannten "Motte" errichtet wurde. Dieser Burgentyp wurde im 10. Jahrhundert in Nordfrankreich entwickelt und ist ab etwa 1100 auch in unserem Gebiet zu finden. Charakteristisch für den Aufbau einer Motte ist ein von einem Ringwall umgebener, meist aufgeschütteter Erdhügel, der mit einem hölzernen Turm oder einem Holzhaus bebaut wurde. Die Hallburg war offensichtlich nur durch Erdwälle, Gräben und möglicherweise durch Holzpalisaden gesichert.

Als Zugang zur unteren Ebene kann eine Lücke im Westteil des äußeren Ringwalls und als Zugang zur oberen Ebene ein schmaler Durchbruch im nordöstlichen Bereich des inneren Ringwalls angesprochen werden. Durch eine Nutzung als bayerische Batteriestellung gegen die aufständischen Tiroler 1809 wurde die Anhöhe des Streitbichl noch einmal stark verändert, so dass nur archäologische Untersuchungen das Aussehen der hochmittelalterlichen Hallburg klären könnten.

Literatur

Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, Neustadt an der Aisch, 2009

Joachim Zeune, Ritterburgen: Bauwerk, Herrschaft, Kultur, 2015


Bearbeitung: Herbert Hofmann