Karg-Bebenburg, Josef Frhr. v.

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Josef Freiherr von Karg-Bebenburg

Karg-Bebenburg, Josef Frhr. v. , * 30. Mai 1833, Regensburg, † 5. Mai 1899, St. Zeno b. Bad Reichenhall

Josef Freiherr von Karg-Bebenburg entstammte einem traditionsreichen fränkisch-bayerischen Adelsgeschlecht. Nach dem Schulbesuch in München, wo sein Vater als Polizeidirektor hohes Ansehen erlangt hatte, schlug er in den 1850er Jahren eine Offizierslaufbahn im österreichischen Heer ein. Während des Italienischen Unabhängigkeitskriegs von 1859/60 trat er mit vielen anderen europäischen Freiwilligen als Oberlieutenant der mit Österreich verbündeten päpstlichen Armee bei. Infolge der Niederlage der päpstlichen Truppen und der Eingliederung weiter Teile des Kirchenstaats in das neu gegründete Königreich Italien leitete K. Ende 1860 in München die Wiederanwerbung gefangener und von Piemont ausgelieferter päpstlicher Soldaten. Für seine Verdienste verlieh ihm Papst Pius im gleichen Jahr das Ritterkreuz des Ordens Gregors des Großen.

1861 nahm K. seinen Abschied aus dem päpstlichen Bersaglierikorps und wechselte in den bayerischen Staatsdienst. Nach einer Tätigkeit als Zollpraktikant in Simbach, Passau und München fungierte er von 1865 bis 1868 als k. Grenzoberkontrolleur in Reichenhall. Während seines dortigen Aufenthalts lernte er die englische Millionärserbin Frances Isabella Frerichs kennen, deren Vater, ein Kaufmann aus Manchester, 1866 bei einem Kuraufenthalt in Kirchberg verstorben war.

Am 29. Oktober 1868 heirateten K. und Frerichs in London. Diese Ehe verschaffte dem jungen Adligen hinreichende finanzielle Unabhängigkeit, um die Entlassung aus dem Staatsdienst anzusuchen, die ihm Ende des Jahres gewährt wurde. Zugleich erwarb K. für 30.000 fl. die weitläufige Grundfläche zwischen dem Pfarrhof St. Zeno und dem Ortsanfang Reichenhalls, um darauf ein repräsentatives Palais im italienischen Stil zu errichten. Für die Entstehung der „Villa Karg“ und der umgebenden Parkanlagen (1869-71) zeichneten bedeutende Künstler wie der Architekt Karl Bernatz und der Maler August Hövemeyer verantwortlich. Mit seinem groß angelegten Projekt schloss K. nicht nur die städtebauliche Lücke zwischen dem Dorf St. Zeno und der Reichenhaller Kurvorstadt; er schuf auch ein architektonisches Ensemble, das - als Teil des Karlsgymnasiums - bis heute entscheidend das Stadtbild prägt.

Während der folgenden Jahre seines Lebens betätigte sich K. in vielfältiger Weise als Förderer der aufstrebenden Kurstadt. Als Pächter weitläufiger Jagdreviere im Lattengebirge, auf der Reiteralpe und am Sonntagshorn förderte er aktiv die alpinistische Erschließung der Reichenhaller Umgebung. Bereits Ende der 1860er Jahre ließ er den nach ihm benannten „Baron-Karg-Reitweg“ auf das Sonntagshorn errichten. Eine besondere Regsamkeit auf diesem Gebiet entfaltete er jedoch als Gründer und erster Vorsitzender der Reichenhaller DAV-Sektion (1875-99). Durch die Initiierung des Baus zahlreicher Weganlagen und Jagdhütten leistete er einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der touristischen Attraktivität der Region. In karitativer Hinsicht engagierte sich K. unter anderem als Wohltäter der Armen und durch die Abhaltung regelmäßiger Weihnachtsbescherungen für Kinder. Die Wiedereinführung der Gebirgstracht im Reichenhaller Raum förderte er durch Wildlederschenkungen an die Gemeinden. Weitere ehrenamtliche Tätigkeiten übernahm K. als Ehrenvorstand des Reichenhaller Veteranenvereins und als Mitglied der Kunstvereine München und Reichenhall, sowie des Historischen Vereins für die Oberpfalz und Regensburg.

Von K.s drei Kindern wirkte Theodor (1874-1922) als Historiker und Kunstsammler in München; Elsa (1871-1959) heiratete 1904 den Major und späteren 2. Bürgermeister von Bad Reichenhall, Max Anton Ludwig Gemmingen Frhr. von Massenbach.

Quellen

[Anonym], Frhr. v. K.-B., in: Mittheilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, 1899, S. 125;

Fritz Hofmann, Die „Einverleibung“ der Gemeinde St. Zeno. Vor 100 Jahren verloren die Froschhamer Bürger ihre Selbstständigkeit an Bad Reichenhall, in: Heimatblätter 74, 2006, Nr. 6;

Johannes Lang/Hermann Rumschöttel, Eine kleine Geschichte des Karlsgymnasiums, in: 100 Jahre Karlsgymnasium Bad Reichenhall, 1913-2013, hg. von H. Russegger und S. Simon, 2013, S. 8-50, hier S. 19-23.

Bearbeitung: Kilian Spiethoff M.A.