Kirche St.Pankraz Karlstein (Bad Reichenhall)
St. Pankraz in Karlstein ist eine Filialkirche der Pfarrei St. Nikolaus in der Katholischen Stadtkirche Bad Reichenhall. Die Kirche auf dem Pankrazfelsen ist nur zu Fuß über einen Wanderweg zu erreichen.
Geschichte
Auf dem Pankrazfelsen, der sich etwa 140 Meter über dem Talboden erhebt, stand vermutlich einmal eine Vorburg der Burg Karlstein, deren Ruine sich auf dem benachbarten Karlsteinfelsen befindet. Im Jahre 1427 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Eine bedeutende Wallfahrt zum heiligen Pankratius, Fürsprecher bei „kleinen Leibschäden“ und der „bresthaften Kinder“ führte viele Menschen auch aus weiterer Entfernung nach Karlstein. Bernhard II. Rottenwalder, Propst des Augustiner Chorherrenstifts St. Zeno, legte deshalb 1687 den Grundstein für einen Neubau. Nach den Plänen des Baumeisters Lorenz Sciasca entstand bis 1689 eine neue barocke Kirche, die 1711 geweiht wurde. Im Jahr 1815 sollte das Gotteshaus wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen werden, wozu es aber unter anderem deshalb nicht kam, weil sich die Bauern der Umgebung dagegen wehrten.
Beschreibung
Äußeres
St. Pankraz ist eine einfache barocke Saalkirche mit einem am Ostchor angebauten Kuppelturm.
Inneres
Der harmonisch wirkende Innenraum stammt einheitlich aus der Erbauungszeit. Der Raum ist durch kräftige Gesimse und Gurtbögen gegliedert, die durch die Farbgebung stark betont werden.
Ausstattung
Den prachtvollen barocken Hochaltar (1690) schuf der Reichenhaller Bildhauer Johann Schwaiger (1657-1734), ein Schüler des Salzburger Meisters Wilhelm Weißenkirchner. In der Mitte des Altars ist in einer Strahlengloriole die (ältere) Figur des Kirchenpatrons in Rüstung mit Lanze und Schild zu sehen. Die Seitenfiguren stellen die Heiligen Kaiser Heinrich und Alexius (mit Stiege) dar. Im Auszug ist die Krönung Mariens dargestellt.
Der rechte Seitenaltar zeigt die heilige Maria Magdalena, der linke den Pestpatron Sebastian. Beide Altäre stammen ebenfalls von Johann Schwaiger. Im Gewölbe darüber hängt ein großes Chorkreuz, das um 1700 entstanden ist.
Am Kanzelkorb sind auf vier Gemälden die Evangelisten zu sehen. An den Wänden hängen Kreuzwegstationen in prächtigen Rahmen. In den Gewölbezwickeln über den Fenstern sind zwei Gemäldezyklen angebracht, die u. a. das Marienleben zeigen. In der Kirche hängen neben weiteren Gemälden noch mehrere Votivbilder (17. – 19. Jh.), die nicht alle dem heiligen Pankratius gewidmet sind. Darunter das Votivbild zu den drei heiligen Jungfrauen „Ainbeta, Wilbeta, Warbeta, Patrone in Schlitdorn“. Gemeint ist die Wallfahrtskirche in Schildthurn bei Zeilarn, Lkr. Rottal-Inn. (Diese Kirche war ein regelrechtes Wallfahrtszentrum zu mehreren Heiligen, die alle bei Unfruchtbarkeit und Kinderwunsch helfen sollten. So wurde der ursprüngliche Kirchenpatron St. Ägidius, die Gottesmutter und die drei heiligen Jungfrauen Einbeth, Wilbeth und Warbeth (Gefährtinnen der heiligen Ursula) um Kindersegen angerufen. Der heilige Ägidius war ein Einsiedler und Abt in Südfrankreich um 700. Er wird in der Kunst mit einer Hirschkuh dargestellt und gilt unter anderem als Patron der stillenden Mütter, weil er sich von der Milch der Hirschkuh ernährt haben soll. Die legendären Jungfrauen Einbeth, Wilbeth und Warbeth sind Nebenpatrone.)
Kreuz
Östlich der Kirche steht ein steinernes Kreuz, das (wohl um 1900) von einem Mitglied der Grafenfamilie Almásy gestiftet wurde. Darauf das Wappen des ungarischen Adelsgeschlechts und die Inschrift "Gott und der Wissenschaft zum Dank". Der Stifter oder die Stifterin wurde wohl durch eine Kur in Bad Reichenhall von einer Krankheit geheilt.
Literatur
Walter Brugger: Die Kirchen der Pfarrei St. Nikolaus Bad Reichenhall, 2007
Bearbeitung: Andreas Hirsch