Piding
Piding ist die südlichste Gemeinde des Rupertiwinkels. Im Südwesten der Gemeinde erhebt sich das Staufen-Gebirge als östlicher Ausläufer der Chiemgauer Alpen. Im Norden begrenzt der Högl, im Osten die Saalach das Gemeindegebiet. Piding besteht aus den Ortsteilen Piding-Dorf, Kleinhögl, Bichlbruck, Urwies, Mauthausen, Staufenbrücke und Pidingerau. In der Gemeinde leben etwa 5.300 Einwohner. Piding gehört zum Landkreis Berchtesgadener Land.
Geschichte
Den ältesten Hinweis auf die Anwesenheit von Menschen in Piding geben Ringbarren aus der Bronzezeit, welche am Hang des Fuderheubergs bei Mauthausen gefunden wurden und auf einen vorgeschichtlichen Handelsweg in diesem Bereich hindeuten. Im 6. Jahrhundert siedelten sich Bajuwaren an. Ein Zeugnis dafür sind die 1965 nördlich der Kirche St. Laurentius in Mauthausen entdeckten bajuwarischen Reihengräber. Aus frühbairischer Zeit stammt auch der Ortsname Piding. Die Endung „ing" steht für eine Siedlergruppe, die sich seinerzeit wohl unter Leitung eines Anführers namens Pido hier niedergelassen hat. Demnach bedeutet der Ortsname Piding „bei den Leuten des Pido".
Salzburgische Güter
Im 7. Jahrhundert begann die staatlich gelenkte Missionierung im Herzogtum Bayern. Herzog Theodo II. (reg. ca. 680-717) holte dazu 696 den heiligen Rupert nach Salzburg und übergab ihm unter anderem mehrere Güter in Piding. Die an Rupert gelangten Höfe gehörten zur Gründungsausstattung des Klosters St. Peter in Salzburg und damit der Salzburger Kirche. Die Schenkung erfolgte wohl noch vor der Übereignung der Anteile an der Reichenhaller Saline. Piding war der erste Ort im Gebiet des heutigen Rupertiwinkels, in dem die Salzburger Kirche Güter besaß und kann somit auf die ältesten Beziehungen zu Salzburg zurückblicken. Vollständig in den Besitz der Erzbischöfe aber gelangten Piding und im Besonderen Mauthausen, Pidingerau und Urwies, erst um 1300, als sie die Burg Staufeneck erwarben.
Dorf im salzburgischen Flachen Land
Die Grafschaft im oberen Salzburggau, zu der Piding gehörte, fiel nach dem Aussterben der Grafen von Plain (1260) an den Salzburger Erzbischof. Mit dem Zweiten Erhartinger Vertrag von 1275 erkannte der Bayernherzog die Grenzen des erzbischöflichen Besitzes weitgehend an. Im Jahr 1328 erließ dann Erzbischof Friedrich III. für seinen weltlichen Herrschaftsbereich eine eigene Landesordnung und löste diesen damit endgültig von Bayern. Den nördlichen Teil des Erstifts Salzburg, in dem Piding lag, nannte man Flaches Land oder Außergebirg, im Gegensatz zum Innergebirg im Süden. Das Schloss (die frühere Burg) Staufeneck im Pidinger Ortsteil Mauthausen war von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1805 Sitz des salzburgischen Pleggerichts Staufeneck. Über Jahrhunderte wurden Piding, Mauthausen und Pidingerau hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt. Das Dorf Piding bestand um 1800 aus 43 Anwesen, darunter zwei Mühlen, drei Schmieden, ein Wirtshaus, ein Kramer und ein Bader. In Mauthausen gehörten zu den 21 Anwesen das Mauthaus, ein Wirtshaus, eine Hufschmiede und eine Wagnerwerkstatt. In der Pidingerau lagen 15 meist landwirtschaftliche Anwesen. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Högl, der zum Teil im Gemeindegebiet von Piding liegt, der Högler Sandstein abgebaut.
Bayerisch seit 1810
Im Zuge der Säkularisation dankte 1803 der letzte Salzburger Fürsterzbischof ab. Nach fast 500-jähriger Selbständigkeit wurde das Land Salzburg und damit das Dorf Piding 1810 dem Königreich Bayern zugesprochen. Sechs Jahre später fiel das Salzburger Land an Österreich. Das Gebiet des heutigen Rupertiwinkels aber blieb bei Bayern. Piding ist die südlichste Gemeinde in diesem ehemals salzburgischen Landstrich. Seit 1822 gehört Piding zur Erzdiözese München und Freising, nachdem es zuvor zur Erzdiözese Salzburg gehörte.
Wirtschaftlicher Aufschwung
Mit dem Anschluss an die Eisenbahnstrecke Freilassing – Reichenhall im Jahre 1866 begann ein erster Aufschwung des Fremdenverkehrs. Die zur Pfarrei Anger gehörige Kuratie Piding wurde 1893 zur eigenen Pfarrei erhoben. In Mauthausen richtete man 1895 eine Postexpedition mit Telegraphenstation und Telefonbetrieb ein. Im Jahr 1927 schlossen sich Bauern aus Piding zur „Milchverwertungsgenossenschaft Piding und Umgebung“ zusammen, aus der sich die Milchwerke Berchtesgadener Land entwickelt haben. Die Teilstrecke Siegsdorf - Piding der Autobahn wurde 1937 fertiggestellt und eröffnet. Von 1945 bis 1962 passierten fast zwei Millionen Flüchtlinge und Vertriebene das Durchgangslager Piding in Pidingerau. Während Piding früher fast ausschließlich durch die Landwirtschaft geprägt wurde, ging deren Bedeutung seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stark zurück. Im Zuge der Gebietsreform von 1978 wurden die Ortsteile Kleinhögl und Bichlbruck eingemeindet. Das Prädikat „Luftkurort“ erhielt Piding 1968 und mit der Eröffnung des Pidinger Klettersteigs am Hochstaufen wurde 2003 eine der schwierigsten Kletterrouten in Deutschland geschaffen. Im Jahr 2013 schlossen sich die Pfarrgemeinden Piding, Anger und Aufham zu einem Pfarrverband zusammen.
Historische Bauten
Filialkirche St. Johannes der Täufer, Johannishögl
Filialkirche St. Laurentius, Mauthausen
Ehemaliger Mayerhof zu Staufeneck, Mauthausen. 1712 erbaut, geschnitzte Holzbalkendecken, Stuckdecken, bemalte Pfetten, (heute Wirtshaus Staufeneck)
Literatur
Brugger/Dopsch/Wild (Hg.): Höglwörth. Das Augustiner-Chorherrenstift mit den Pfarreien Anger und Piding, Salzburg 2008
Dopsch/Spatzenegger: Geschichte Salzburgs, Band I/1, Salzburg 1999
Helga Reindel-Schedl: Laufen an der Salzach, Die alt-salzburgischen Pfleggerichte Laufen, Staufeneck, Teisendorf, Tittmoning und Waging, Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Heft 55, 1989
Max Wieser: Pidinger Heimatbuch, Piding 1985
Links
Gemeinde Piding. [1]
Aktueller Blick auf Piding vom Reichenhaller Haus (Hochstaufen) [2]
Siehe auch:
Durchgangslager Piding (Piding)
Bearbeitung: Andreas Hirsch