Salzburger Flachgauhof
Der Salzburger Flachgauhof oder Flachgauer Einhof gehört zur Gruppe der Mittertennbauten (Wohnteil, Tenne, Stall unter einem Dach, die Tenne in der Mitte), deren östlichste Form er darstellt. Von anderen Mittertennhöfen unterscheidet er sich vor allem durch den Eingang auf der Giebelseite. Den Namen verdankt er dem Mittelpunkt seiner Verbreitung im Flachgau (Bezirk Salzburg-Umgebung).
Der Grundriss entspricht meist dem folgendem Schema: Der Giebel mit der Haustür ist sehr oft nach Osten ausgerichtet. Die Stube befindet sich in der Südostecke des Erdgeschosses, dahinter in Richtung Tenne die Küche; in der Mitte der Flur „Haus“ genannt. In der Nordostecke liegt eine Kammer und dahinter in Richtung Tenne die Speisekammer. An diesen Wohnbereich schließt sich die Tenne an und daran der Stall, der häufig nach Westen oder Norden ausgerichtet ist.
In den Randbereichen des Verbreitungsgebiets vermischen sich teilweise die Hofformen. Der Salzburger Flachgauhof dringt seit Jahrhunderten nach Norden vor. In einigen Dörfern westlich von Fridolfing sind die ältesten Höfe Vierseithöfe, die jüngeren gehören dem Typ des Flachgauhofs an. In Tengling wurden nach einem Brand 1896 die Höfe nicht mehr in der alten Form als Vierseithöfe, sondern als Flachgauhöfe aufgebaut.
Stallausbauten
Durch den Übergang vom Ackerbau zur Milchwirtschaft erhöhte sich der Viehbestand, der größere Ställe erforderte. Die Anbauten wurden meist an der Südseite des Stalls angebaut und mit abgeschleppten Dächern gedeckt. Die Höfe erhielten damit einen L-förmigen Grundriss. Im 19. und 20. Jahrhundert erhöhte sich der Viehbestand weiter, wofür noch größere Stallausbauten notwendig wurden. Diese erfolgten meist nach zwei Seiten, die mit eigenen Satteldächern gedeckt wurden. Durch diese so genannte „Widerkehr“ erhielten die Höfe einen T-förmigen Grundriss.
Baumaterial
Die Mehrzahl der Höfe war ursprünglich in Blockbauweise aus Holz errichtet. Seit Jahrhunderten aber baute man Flachgauhöfe auch aus Stein. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich - auch aus Brandschutzgründen - die Massivbauweise (Stein) allgemein durch. Zunächst wurden das Erdgeschoss des Wohnhauses und der Stall gemauert, später auch das Obergeschoss. Zuletzt mauerte man sogar das Giebeldreieck unter dem Dach aus. Zum Teil gab es auch Blockbauten, die mit Latten versehen und verputzt wurden. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden manche Steinbauten nicht mehr verputzt und zeigen ein Sichtmauerwerk aus Tuffstein oder Nagelfluh. Die Verwendung von Schlackensteinen aus der Eisenhütte im Achthal bei Teisendorf für die Fassade war bis etwa 1930 gebräuchlich.
Traunsteiner Gebirgshaus
Lediglich in einem kleinen Gebiet im Chiemgau gibt es eine Sonderform des Salzburger Flachgauhofs - das Traunsteiner Gebirgshaus. Der Grundriss geht auf den Salzburger Flachgauhof zurück. Der Einfluss des südbayerisch-nordosttirolischen Einhofs zeigt sich an den häufig prächtig geschmückten Fassaden.
Literatur
Paul Werner, Bäuerliche Baukultur im Berchtesgadener Land, Berchtesgaden 1986
Links
Salzburger Freilichtmuseum Großgmain http://www.freilichtmuseum.com/de/museum/haeuser/flachgau.html
Rupertiwinkler Bauernhofmuseum, Hof bei Kirchanschöring http://www.kirchanschoering.info/kultur-bildung/bauernhofmuseum.html
Bearbeitung: Andreas Hirsch