Bayern und Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Salzburger Abgeordneten im Frankfurter Parlament hatten bei der Debatte um eine deutsche Verfassung gegen die vorgesehene Abtrennung der nichtdeutschen Provinzen von Österreich gestimmt, weil dadurch der Bestand der Habsburgermonarchie gefährdet worden wäre. Der Salzburger Gemeindeausschuss schickte daraufhin ein Protestschreiben nach Frankfurt. Darin wurde deutlich gemacht, dass ein Anschluss Salzburgs an ein vereinigtes Deutschland als wichtiger erachtet werde, als jeglicher österreichische Patriotismus. Auch in einem Dankschreiben des Stadtrates an den Kaiser für die Erhebung Salzburgs zum eigenen Kronland im März 1849 kam die deutschpatriotische Gesinnung der Salzburger zum Ausdruck: ''„[Salzburg] wird nun deutsche Hauptstadt eines urdeutschen Landes.“''
Die Salzburger Abgeordneten im Frankfurter Parlament hatten bei der Debatte um eine deutsche Verfassung gegen die vorgesehene Abtrennung der nichtdeutschen Provinzen von Österreich gestimmt, weil dadurch der Bestand der Habsburgermonarchie gefährdet worden wäre. Der Salzburger Gemeindeausschuss schickte daraufhin ein Protestschreiben nach Frankfurt. Darin wurde deutlich gemacht, dass ein Anschluss Salzburgs an ein vereinigtes Deutschland als wichtiger erachtet werde, als jeglicher österreichische Patriotismus. Auch in einem Dankschreiben des Stadtrates an den Kaiser für die Erhebung Salzburgs zum eigenen Kronland im März 1849 kam die deutschpatriotische Gesinnung der Salzburger zum Ausdruck: ''„[Salzburg] wird nun deutsche Hauptstadt eines urdeutschen Landes.“''


Die Abgeordneten aus Bayern hatten in Frankfurt auf einer großdeutschen Lösung (unter Einbeziehung Österreichs) beharrt und  damit dem Wunsch der überwiegenden Mehrheit der bayerischen Bevölkerung entsprochen. Diese bevorzugte eine österreichische (habsburgische) Führung Deutschlands und wollte keinesfalls unter preußische Oberhoheit geraten. Zum Ausdruck kommt dies auch in dem Gedicht ''„Nicht ohne Oesterreich!“'' des Reichenhaller Landrichters Cäsar von Widder, das am 27. April 1849 im „Bayerischen Gebirgsboten“, dem späteren „Reichenhaller Tagblatt“ veröffentlicht wurde.  
Die Abgeordneten aus Bayern hatten in Frankfurt auf einer großdeutschen Lösung (unter Einbeziehung Österreichs) der Deutschen Frage beharrt und  damit dem Wunsch der überwiegenden Mehrheit der bayerischen Bevölkerung entsprochen. Diese bevorzugte eine österreichische (habsburgische) Führung Deutschlands und wollte keinesfalls unter preußische Oberhoheit geraten. Zum Ausdruck kommt dies auch in dem Gedicht ''„Nicht ohne Oesterreich!“'' des Reichenhaller Landrichters Cäsar von Widder, das am 27. April 1849 im „Bayerischen Gebirgsboten“, dem späteren „Reichenhaller Tagblatt“ veröffentlicht wurde.  


Von 1853 bis 1866, in einer Zeit der politischen Annäherung zwischen Bayern und Österreich, bestand an der Landesgrenze ein Gemeinschaftszollamt in der Ortschaft Walserberg auf der österreichischen Seite. In jenen Jahren gab es auch schon einen Transitverkehr durch das spätere „Kleine deutsche Eck“ zwischen dem Walserberg und Melleck (Steinpass). In Melleck gab es ebenfalls ein bayerisch-österreichisches Gemeinschaftszollamt.
Von 1853 bis 1866, in einer Zeit der politischen Annäherung zwischen Bayern und Österreich, bestand an der Landesgrenze ein Gemeinschaftszollamt in der Ortschaft Walserberg auf der österreichischen Seite. In jenen Jahren gab es auch schon einen Transitverkehr durch das spätere „Kleine deutsche Eck“ zwischen dem Walserberg und Melleck (Steinpass). In Melleck gab es ebenfalls ein bayerisch-österreichisches Gemeinschaftszollamt.
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Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''
Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''


Ein gewünschter Anschluss Österreichs an das ebenfalls zu einer demokratischen Republik gewordene Deutsche Reich wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ebenso untersagt, wie der Name Deutschösterreich. In Österreich aber herrschte überwiegend die Überzeugung, dass es als eigener Staat nicht lebensfähig sei und ein Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich die einzige Lösung darstelle. Wohl oder übel beugte man sich schließlich den Forderungen der Siegermächte. Im Deutschen Reich wurde ein Anschluss der Republik Deutschösterreich zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings drohten für diesen Fall wesentlich härtere Friedensbedingungen der Siegermächte, weshalb man sich in Berlin bei dieser Frage letztendlich defensiv verhielt.  
Ein gewünschter Anschluss Österreichs an das ebenfalls zu einer demokratischen Republik gewordene Deutsche Reich wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ebenso untersagt, wie der Name Deutschösterreich. In Österreich aber herrschte überwiegend die Überzeugung, dass es als eigener Staat nicht lebensfähig sei und ein Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich die einzige Lösung darstelle. Wohl oder übel beugte man sich schließlich den Forderungen der Siegermächte. Im Deutschen Reich wurde ein Anschluss der Republik Deutschösterreich zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings drohten für diesen Fall wesentlich härtere Friedensbedingungen der Siegermächte (Versailler Vertrag), weshalb man sich in Berlin bei dieser Frage letztendlich defensiv verhielt.  
   
   
Für Bayern war aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft die Frage eines möglichen Beitritts Österreichs zum Deutschen Reich von großer Bedeutung. Die bayerische Volkspartei und die von ihr getragenen bayerischen Regierungen war das Kriterium der „Stammesverwandtschaft" zu Österreich die Grundlage der bayerischen Österreichpolitik während der Weimarer Republik. Bayern erhoffte sich durch einen Zusammenschluss mit Österreich eine Stärkung des Föderalismus und ein größeres Gewicht Süddeutschlands im Deutschen Reich.
Für Bayern war aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft die Frage eines möglichen Beitritts Österreichs zum Deutschen Reich von großer Bedeutung. Die bayerische Volkspartei und die von ihr getragenen bayerischen Regierungen war das Kriterium der „Stammesverwandtschaft" zu Österreich die Grundlage der bayerischen Österreichpolitik während der Weimarer Republik. Bayern erhoffte sich durch einen Zusammenschluss mit Österreich eine Stärkung des Föderalismus und ein größeres Gewicht Süddeutschlands im Deutschen Reich.
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