Bayern und Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Vorlage:Beschreibung}}
{{Vorlage:Beschreibung}}
== Kurzer Überblick über die gemeinsame Geschichte und historischen Beziehungen ==
'''Kurzer Überblick über die gemeinsame Geschichte und historischen Beziehungen'''
[[Image:Romania.JPG|thumbnail|Gebiet der "[[Salzburger Romania]]"]]
[[Image:Romania.JPG|thumbnail|Gebiet der "[[Salzburger Romania]]"]]
[[Image:LA1988.jpg|thumbnail|Das bairische Stammesherzogtum um 788 mit den Gaubezeichnungen der Agilolfingerzeit]]
[[Image:LA1988.jpg|thumbnail|Das bairische Stammesherzogtum um 788 mit den Gaubezeichnungen der Agilolfingerzeit]]
Zeile 12: Zeile 12:
[[Image:Kirchenprovinz.JPG|thumbnail|Die Bayerische Kirchenprovinz (Kirchenprovinz Salzburg) im Mittelalter]]
[[Image:Kirchenprovinz.JPG|thumbnail|Die Bayerische Kirchenprovinz (Kirchenprovinz Salzburg) im Mittelalter]]


'''Gemeinsame Geschichte bis ins 14. Jahrhundert'''
== Gemeinsame Geschichte bis ins 14. Jahrhundert ==


Zur Römerzeit ab 15 vor Christus umfasste der Verwaltungsbezirk von Iuvavum (Salzburg) auch das heute bayerische Gebiet östlich des Inns.
Zur Römerzeit ab 15 vor Christus umfasste der Verwaltungsbezirk von Iuvavum (Salzburg) auch das heute bayerische Gebiet östlich des Inns.
Zeile 33: Zeile 33:
Die Erzbischöfe waren zwar Reichsfürsten, aber ihr Herrschaftsgebiet galt immer noch als ein Teil des Herzogtums Bayern. Als Fürsterzbischof Friedrich III. 1328 eine eigene Landesordnung erließ, löste er damit seine Besitzungen von Bayern. Aus Salzburg war ein eigenständiges Land innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches" geworden. In einer 1342 ausgestellten Urkunde sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn erstmals von seinem „Land“.
Die Erzbischöfe waren zwar Reichsfürsten, aber ihr Herrschaftsgebiet galt immer noch als ein Teil des Herzogtums Bayern. Als Fürsterzbischof Friedrich III. 1328 eine eigene Landesordnung erließ, löste er damit seine Besitzungen von Bayern. Aus Salzburg war ein eigenständiges Land innerhalb des „Heiligen Römischen Reiches" geworden. In einer 1342 ausgestellten Urkunde sprach Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn erstmals von seinem „Land“.


 
== Bayern und Salzburg als Nachbarn ==
'''Bayern und Salzburg als Nachbarn'''


Wahrscheinlich wurde bereits seit dem frühen Mittealter Holz aus den so genannten Bayerischen Saalforsten zur Saline Reichenhall getriftet. Die im Pinzgau gelegenen Wälder gehörten seit alters her den Salinenbetreibern und ab Anfang des 16. Jahrhunderts dem bayerischen Staat. Kaiser Ludwig der Bayer ordnete 1333 an, dass das Salz aus Hallein nur mehr zu Wasser transportiert werden dürfe. Laufen gewann damit als Schifferstadt an Bedeutung.  
Wahrscheinlich wurde bereits seit dem frühen Mittealter Holz aus den so genannten Bayerischen Saalforsten zur Saline Reichenhall getriftet. Die im Pinzgau gelegenen Wälder gehörten seit alters her den Salinenbetreibern und ab Anfang des 16. Jahrhunderts dem bayerischen Staat. Kaiser Ludwig der Bayer ordnete 1333 an, dass das Salz aus Hallein nur mehr zu Wasser transportiert werden dürfe. Laufen gewann damit als Schifferstadt an Bedeutung.  
Zeile 52: Zeile 51:
Der Salinen-Hauptvertrag zwischen Bayern und Salzburg (1781) regelte Angelegenheiten des Salzabbaus und des Holzbezuges.
Der Salinen-Hauptvertrag zwischen Bayern und Salzburg (1781) regelte Angelegenheiten des Salzabbaus und des Holzbezuges.


 
== Säkularisation 1803 ==
'''Säkularisation 1803'''


Die Stadt Mühldorf am Inn fiel 1802 an Bayern, nachdem sie zuvor fast 900 Jahre zum Salzburger Territorium gehört hatte. Das Fürsterzbistum Salzburg wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss (1803) in ein weltliches Kurfürstentum umgewandelt. Der frühere Großherzog von Toskana, Ferdinand III., ein Bruder Kaiser Franz' II., trat nun die Regierung in Salzburg an. Zu seinem räumlich aufgesplitterten Kurfürstentum gehörten neben Salzburg noch weitere säkularisierte Länder wie die Fürstpropstei Berchtesgaden, ein Teil von Passau und Eichstätt (alle heute Bayern), die ehedem geistliche Fürstentümer waren. Dieses Staatsgebilde bestand bis 1806.
Die Stadt Mühldorf am Inn fiel 1802 an Bayern, nachdem sie zuvor fast 900 Jahre zum Salzburger Territorium gehört hatte. Das Fürsterzbistum Salzburg wurde durch den Reichsdeputationshauptschluss (1803) in ein weltliches Kurfürstentum umgewandelt. Der frühere Großherzog von Toskana, Ferdinand III., ein Bruder Kaiser Franz' II., trat nun die Regierung in Salzburg an. Zu seinem räumlich aufgesplitterten Kurfürstentum gehörten neben Salzburg noch weitere säkularisierte Länder wie die Fürstpropstei Berchtesgaden, ein Teil von Passau und Eichstätt (alle heute Bayern), die ehedem geistliche Fürstentümer waren. Dieses Staatsgebilde bestand bis 1806.


 
== 1806 - Ende der alten Ordnung ==
'''1806 - Ende der alten Ordnung'''


Im Heiligen Römischen Reich hatte sich Österreich bereits im 13. Jahrhundert unter den Habsburgern zum mächtigsten Fürstentum entwickelt. Als erster Kaiser aus dem Hause Habsburg wurde Rudolf I. 1273 in Aachen gekrönt. Ihm folgten im Laufe der Jahrhunderte 20 Habsburger auf dem Thron des Heiligen Römischen Reiches. Seit der Krönung Albrechts II. 1438 hatten fast ausschließlich die Habsburger den Kaiser gestellt, weshalb deren Residenzstadt Wien als eines der Zentren des Heiligen Römischen Reiches galt. Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich der Name „Heiliges Römisches Reich Teutscher Nation“ durch, weil das Reich mittlerweile hauptsächlich nur noch deutschsprachige Gebiete umfasste. Das vielgestaltige föderale Staatsgebilde wurde auch kurz „Teutsches Reich“ oder einfach „Teutschland“ genannt. So etwa verkündete nach der Geburt von Joseph II., des erstgeborenen Sohns von Maria Theresia am 13. März 1741 in Wien stolz ein Transparent: ''„Es bleibt beim Haus von Österreich der Adler von den Teutschen Reich!“'' Denn mit dem Thronfolger war den Habsburgern auch in Zukunft die Kaiserwürde so gut wie sicher.
Im Heiligen Römischen Reich hatte sich Österreich bereits im 13. Jahrhundert unter den Habsburgern zum mächtigsten Fürstentum entwickelt. Als erster Kaiser aus dem Hause Habsburg wurde Rudolf I. 1273 in Aachen gekrönt. Ihm folgten im Laufe der Jahrhunderte 20 Habsburger auf dem Thron des Heiligen Römischen Reiches. Seit der Krönung Albrechts II. 1438 hatten fast ausschließlich die Habsburger den Kaiser gestellt, weshalb deren Residenzstadt Wien als eines der Zentren des Heiligen Römischen Reiches galt. Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich der Name „Heiliges Römisches Reich Teutscher Nation“ durch, weil das Reich mittlerweile hauptsächlich nur noch deutschsprachige Gebiete umfasste. Das vielgestaltige föderale Staatsgebilde wurde auch kurz „Teutsches Reich“ oder einfach „Teutschland“ genannt. So etwa verkündete nach der Geburt von Joseph II., des erstgeborenen Sohns von Maria Theresia am 13. März 1741 in Wien stolz ein Transparent: ''„Es bleibt beim Haus von Österreich der Adler von den Teutschen Reich!“'' Denn mit dem Thronfolger war den Habsburgern auch in Zukunft die Kaiserwürde so gut wie sicher.
Zeile 66: Zeile 63:
Dieses Heilige Römische Reich Deutscher Nation wurde 1806 aufgelöst. Eine über acht Jahrhunderte geltende Ordnung war damit aufgehoben worden.
Dieses Heilige Römische Reich Deutscher Nation wurde 1806 aufgelöst. Eine über acht Jahrhunderte geltende Ordnung war damit aufgehoben worden.


 
== Salzburg erstmals bei Österreich - für Reichenhall ein Problem ==
'''Salzburg erstmals bei Österreich - für Reichenhall ein Problem'''


Nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Pressburg fiel Salzburg zusammen mit Berchtesgaden am 17. März 1806 an Österreich. Als kleines Land, dessen Hauptstadt zu einem guten Teil vom Fernhandel lebte, hatte sich Salzburg bis dahin nicht gegen seine Nachbarn abgeschottet. Das große Österreich aber, zu dem es jetzt gehörte, begann mit der Errichtung einer wesentlich weniger durchlässigen Grenze, welche sich drastisch auch auf die bayerischen Nachbarn auswirken sollte. Die seit jeher notwendige Versorgung der Stadt Reichenhall mit Lebensmitteln aus dem salzburgischen Flachen Land wurde nunmehr durch den strengen Kurs der österreichischen Zöllner erheblich erschwert. So erinnerte sich ein Zeitzeuge: ''„Die bestellten Bankalaufseher (Zöllner), das hässlichste Insekt eines modernen Staates, hausten auf den Straßen von Wals, Piding und Gmain mit so übertriebener Vollmacht, dass sie Eier, Butter, Schmalz Hühner – kurz alles, was man nach Reichenhall zu Markte bringen wollte – auch in unbedeutender Quantität wegnahmen.“''  Das rigorose Vorgehen des österreichischen Zolls führte in Reichenhall zu einer bedrohlichen Lebensmittelknappheit. Die Stadt war damals nämlich nur über den schmalen Weg, der durch die Weißbachschlucht nach Inzell führte, mit dem bayerischen Territorium verbunden.  
Nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Pressburg fiel Salzburg zusammen mit Berchtesgaden am 17. März 1806 an Österreich. Als kleines Land, dessen Hauptstadt zu einem guten Teil vom Fernhandel lebte, hatte sich Salzburg bis dahin nicht gegen seine Nachbarn abgeschottet. Das große Österreich aber, zu dem es jetzt gehörte, begann mit der Errichtung einer wesentlich weniger durchlässigen Grenze, welche sich drastisch auch auf die bayerischen Nachbarn auswirken sollte. Die seit jeher notwendige Versorgung der Stadt Reichenhall mit Lebensmitteln aus dem salzburgischen Flachen Land wurde nunmehr durch den strengen Kurs der österreichischen Zöllner erheblich erschwert. So erinnerte sich ein Zeitzeuge: ''„Die bestellten Bankalaufseher (Zöllner), das hässlichste Insekt eines modernen Staates, hausten auf den Straßen von Wals, Piding und Gmain mit so übertriebener Vollmacht, dass sie Eier, Butter, Schmalz Hühner – kurz alles, was man nach Reichenhall zu Markte bringen wollte – auch in unbedeutender Quantität wegnahmen.“''  Das rigorose Vorgehen des österreichischen Zolls führte in Reichenhall zu einer bedrohlichen Lebensmittelknappheit. Die Stadt war damals nämlich nur über den schmalen Weg, der durch die Weißbachschlucht nach Inzell führte, mit dem bayerischen Territorium verbunden.  


 
== Salzachkreis - Salzburg als Teil des Königreichs Bayern 1810 – 1816 ==
'''Salzachkreis - Salzburg als Teil des Königreichs Bayern 1810 – 1816'''
 
Das Land Salzburg kam am 19. September 1810 zusammen mit der ehemaligen Fürstpropstei Berchtesgaden an das Königreich Bayern. Der Salzachkreis war einer der neun bayerischen Verwaltungsbezirke, der neben altbayerischen Gebieten das Land Salzburg, einen Teil Oberösterreichs (darunter das südliche Innviertel) und das Landgericht Kitzbühel in Tirol umfasste. Geführt wurde die Verwaltung des Salzachkreises vom Generalgouverneur Kronprinz Ludwig von Bayern, dem späteren König Ludwig I., welcher im Schloss Mirabell in Salzburg, der Hauptstadt des Salzachkreises, residierte.
Das Land Salzburg kam am 19. September 1810 zusammen mit der ehemaligen Fürstpropstei Berchtesgaden an das Königreich Bayern. Der Salzachkreis war einer der neun bayerischen Verwaltungsbezirke, der neben altbayerischen Gebieten das Land Salzburg, einen Teil Oberösterreichs (darunter das südliche Innviertel) und das Landgericht Kitzbühel in Tirol umfasste. Geführt wurde die Verwaltung des Salzachkreises vom Generalgouverneur Kronprinz Ludwig von Bayern, dem späteren König Ludwig I., welcher im Schloss Mirabell in Salzburg, der Hauptstadt des Salzachkreises, residierte.


Zeile 84: Zeile 79:
Nachdem sich Bayern dem Bündnis von Preußen, Russland und Österreich gegen Napoleon angeschlossen hatte, forderte Österreich das Salzburger Land und seine anderen ehemaligen Gebiete zurück. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Kaiser Franz I. und Kronprinz Ludwig in Wien verzichtete Bayern schließlich auf Salzburg. Vor der Übergabe an Österreich aber wurde das Land noch ausgeplündert. Öffentliche Gebäude und Staatsbesitz verkaufte man und die ohnehin nur noch wenigen vorhandenen Kunstschätze wurden nach München gebracht.
Nachdem sich Bayern dem Bündnis von Preußen, Russland und Österreich gegen Napoleon angeschlossen hatte, forderte Österreich das Salzburger Land und seine anderen ehemaligen Gebiete zurück. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Kaiser Franz I. und Kronprinz Ludwig in Wien verzichtete Bayern schließlich auf Salzburg. Vor der Übergabe an Österreich aber wurde das Land noch ausgeplündert. Öffentliche Gebäude und Staatsbesitz verkaufte man und die ohnehin nur noch wenigen vorhandenen Kunstschätze wurden nach München gebracht.


 
== Deutscher Bund - Salzburg fällt an Österreich – „Rupertiwinkel“ bleibt bei Bayern ==
'''Deutscher Bund - Salzburg fällt an Österreich – „Rupertiwinkel“ bleibt bei Bayern'''


Die in den Befreiungskriegen gegen Napoleon erwachte deutsche Nationalbewegung erwartete vom Wiener Kongress (1814/1815) die Überwindung der Zersplitterung Deutschlands und den Abbau der absoluten Herrschaft der Fürsten. Die Hoffnungen der Völker auf Einheit und Freiheit aber erfüllten sich nicht. Das Ergebnis des Wiener Kongresses für Deutschland war ein loser Staatenbund in den Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der „Deutscher Bund“ genannt wurde. Die Habsburger waren mit ihren „deutschen Erblanden“ (heutige österreichische Bundesländer, Böhmen und Mähren, Trient, Slowenien) Mitglied und führende Macht des Deutschen Bundes, welcher als einziges gesamtdeutsches Organ den Bundestag in Frankfurt besaß.
Die in den Befreiungskriegen gegen Napoleon erwachte deutsche Nationalbewegung erwartete vom Wiener Kongress (1814/1815) die Überwindung der Zersplitterung Deutschlands und den Abbau der absoluten Herrschaft der Fürsten. Die Hoffnungen der Völker auf Einheit und Freiheit aber erfüllten sich nicht. Das Ergebnis des Wiener Kongresses für Deutschland war ein loser Staatenbund in den Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, der „Deutscher Bund“ genannt wurde. Die Habsburger waren mit ihren „deutschen Erblanden“ (heutige österreichische Bundesländer, Böhmen und Mähren, Trient, Slowenien) Mitglied und führende Macht des Deutschen Bundes, welcher als einziges gesamtdeutsches Organ den Bundestag in Frankfurt besaß.
Zeile 99: Zeile 93:
Das von dem Münchener Bildhauer Ludwig von Schwanthaler geschaffene Mozart-Denkmal wurde 1842 in Salzburg aufgestellt. König Ludwig I. von Bayern beteiligte sich an der Finanzierung.  
Das von dem Münchener Bildhauer Ludwig von Schwanthaler geschaffene Mozart-Denkmal wurde 1842 in Salzburg aufgestellt. König Ludwig I. von Bayern beteiligte sich an der Finanzierung.  


 
== Märzrevolution 1848/1849 - Deutsche Frage ==
'''Märzrevolution 1848/1849 - Deutsche Frage'''


Die Salzburger Abgeordneten im Frankfurter Parlament hatten bei der Debatte um eine deutsche Verfassung gegen die vorgesehene Abtrennung der nichtdeutschen Provinzen von Österreich gestimmt, weil dadurch der Bestand der Habsburgermonarchie gefährdet worden wäre. Der Salzburger Gemeindeausschuss schickte daraufhin ein Protestschreiben nach Frankfurt. Darin wurde deutlich gemacht, dass ein Anschluss Salzburgs an ein vereinigtes Deutschland als wichtiger erachtet werde, als jeglicher österreichische Patriotismus. Auch in einem Dankschreiben des Stadtrates an den Kaiser für die Erhebung Salzburgs zum eigenen Kronland im März 1849 kam die deutschpatriotische Gesinnung der Salzburger zum Ausdruck: ''„[Salzburg] wird nun deutsche Hauptstadt eines urdeutschen Landes.“''
Die Salzburger Abgeordneten im Frankfurter Parlament hatten bei der Debatte um eine deutsche Verfassung gegen die vorgesehene Abtrennung der nichtdeutschen Provinzen von Österreich gestimmt, weil dadurch der Bestand der Habsburgermonarchie gefährdet worden wäre. Der Salzburger Gemeindeausschuss schickte daraufhin ein Protestschreiben nach Frankfurt. Darin wurde deutlich gemacht, dass ein Anschluss Salzburgs an ein vereinigtes Deutschland als wichtiger erachtet werde, als jeglicher österreichische Patriotismus. Auch in einem Dankschreiben des Stadtrates an den Kaiser für die Erhebung Salzburgs zum eigenen Kronland im März 1849 kam die deutschpatriotische Gesinnung der Salzburger zum Ausdruck: ''„[Salzburg] wird nun deutsche Hauptstadt eines urdeutschen Landes.“''
Zeile 110: Zeile 103:
Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke München–Salzburg–Wien konnte 1860 gefeiert werden. Der österreichische Streckenteil wurde „Kaiserin-Elisabeth-Westbahn“ (nach der aus Bayern stammenden Kaiserin Elisabeth von Österreich) genannt. Den bayerischen Teil nannte man „Maximilians-Bahn“, nach König Maximilian II. von Bayern.
Die Eröffnung der Eisenbahnstrecke München–Salzburg–Wien konnte 1860 gefeiert werden. Der österreichische Streckenteil wurde „Kaiserin-Elisabeth-Westbahn“ (nach der aus Bayern stammenden Kaiserin Elisabeth von Österreich) genannt. Den bayerischen Teil nannte man „Maximilians-Bahn“, nach König Maximilian II. von Bayern.


 
== „Deutscher Krieg“ 1866 ==
'''„Deutscher Krieg“ 1866'''
 
Beim so genannten „Deutschen Krieg“ von 1866 zwischen Österreich und Preußen um die Vorherrschaft in Deutschland stand Bayern auf der Seite Österreichs. Nach der Niederlage Österreichs (Königgrätz) löste sich der Deutsche Bund auf. Bayern näherte sich an Preußen an und wurde 1871 Teil des neuen „Deutschen Reiches“. Österreich wurde 1867 in Österreich-Ungarn umgewandelt.
Beim so genannten „Deutschen Krieg“ von 1866 zwischen Österreich und Preußen um die Vorherrschaft in Deutschland stand Bayern auf der Seite Österreichs. Nach der Niederlage Österreichs (Königgrätz) löste sich der Deutsche Bund auf. Bayern näherte sich an Preußen an und wurde 1871 Teil des neuen „Deutschen Reiches“. Österreich wurde 1867 in Österreich-Ungarn umgewandelt.


Im Ersten Weltkrieg (1914  - 1918) waren das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn Verbündete. Dies zeigte sich unter anderem auch dadurch, dass ein Teil der Großgmainer Wehrpflichtigen für königlich bayerische Militäreinheiten rekrutiert wurden.
Im Ersten Weltkrieg (1914  - 1918) waren das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn Verbündete. Dies zeigte sich unter anderem auch dadurch, dass ein Teil der Großgmainer Wehrpflichtigen für königlich bayerische Militäreinheiten rekrutiert wurden.


 
== Freistaat Bayern und Republik Deutschösterreich/Republik Österreich ==
'''Freistaat Bayern und Republik Deutschösterreich/Republik Österreich'''
 
Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''
Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''


Zeile 134: Zeile 125:
Im Jahr 1933 schaltete der ursprünglich christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Wiener Parlament, die Sozialdemokraten und Kommunisten aus und errichtete 1934 einen autoritären Ständestaat. Diese Entwicklung wurde später als „Austrofaschismus“ bezeichnet.  Die demokratische Republik war damit abgeschafft. Dollfuß wollte keinen Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, sondern „den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich“. Er stellte fest: ''„Wir sind so deutsch, so selbstverständlich deutsch, dass es uns überflüssig vorkommt, dies eigens zu betonen.“'' („Trabrennplatzrede“ vom 11. September 1933) Die seit 1933 verbotene österreichische NSDAP erhielt immer mehr Zulauf und trat vor allem mit Terrorakten und Putschversuchen in Erscheinung. Außerdem begannen die Nationalsozialisten damit, den Regierungsapparat zu unterwandern und zu zersetzen. Unterstützt wurden sie dabei von der nationalsozialistischen deutschen Regierung, die mit der „1000-Mark-Sperre“ und weiteren Reisebeschränkungen Österreich wirtschaftlich in die Knie zwingen wollte.
Im Jahr 1933 schaltete der ursprünglich christlichsoziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß das Wiener Parlament, die Sozialdemokraten und Kommunisten aus und errichtete 1934 einen autoritären Ständestaat. Diese Entwicklung wurde später als „Austrofaschismus“ bezeichnet.  Die demokratische Republik war damit abgeschafft. Dollfuß wollte keinen Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, sondern „den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich“. Er stellte fest: ''„Wir sind so deutsch, so selbstverständlich deutsch, dass es uns überflüssig vorkommt, dies eigens zu betonen.“'' („Trabrennplatzrede“ vom 11. September 1933) Die seit 1933 verbotene österreichische NSDAP erhielt immer mehr Zulauf und trat vor allem mit Terrorakten und Putschversuchen in Erscheinung. Außerdem begannen die Nationalsozialisten damit, den Regierungsapparat zu unterwandern und zu zersetzen. Unterstützt wurden sie dabei von der nationalsozialistischen deutschen Regierung, die mit der „1000-Mark-Sperre“ und weiteren Reisebeschränkungen Österreich wirtschaftlich in die Knie zwingen wollte.


 
== „Anschluss“ und Ausweitung des NS-Terrors auf Österreich ==
'''„Anschluss“ und Ausweitung des NS-Terrors auf Österreich'''


Um einer geplanten österreichischen Volksabstimmung über die staatliche Unabhängigkeit Österreichs zuvor zu kommen, befahl Hitler die militärische Besetzung Österreichs. Denn er musste davon ausgehen, dass die Mehrheit der Österreicher nicht an Nazi-Deutschland angeschlossen werden wollte. Bereits 1925 hatte er  in seinem Buch „Mein Kampf“ die „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“  als eines seiner Ziele genannt. Er instrumentalisierte dabei die Geschichte der deutschen Einheitsbewegung für seine Zwecke. Als am 12. März 1938 deutsche Truppen - darunter auch das Gebirgsjägerregiment 100 aus Bad Reichenhall -  die Grenze zu Österreich überschritten, wurden sie mit euphorischem Jubel begrüßt. Zur Zeit des Anschlusses sympathisierten Schätzungen zufolge etwa 30 bis 40% der Salzburger Bevölkerung mit dem NS-Regime, da sie sich davon einen Abbau der enorm hohen Arbeitslosenzahlen, wie im Deutschen Reich geschehen, versprachen. Die am 10. April 1938 durchgeführte Volksabstimmung brachte offiziell 99,7 % Zustimmung für den bereits vollzogenen „Anschluss“. Die Kriterien für eine freie und geheime Abstimmung wurden dabei nicht erfüllt. Auf Propaganda-Plakaten stellte man diesen "Anschluss" als das nun endlich erreichte Ziel der deutschen Einigungsbewegung dar. Mit den Bezeichnungen "Großdeutsches Reich" und „Drittes Reich“ versuchte Hitler der Bevölkerung zu suggerieren, sein Terrorregime knüpfe an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation („Erstes Reich“) und das Deutsche Kaiserreich („Zweites Reich“) an.  
Um einer geplanten österreichischen Volksabstimmung über die staatliche Unabhängigkeit Österreichs zuvor zu kommen, befahl Hitler die militärische Besetzung Österreichs. Denn er musste davon ausgehen, dass die Mehrheit der Österreicher nicht an Nazi-Deutschland angeschlossen werden wollte. Bereits 1925 hatte er  in seinem Buch „Mein Kampf“ die „Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“  als eines seiner Ziele genannt. Er instrumentalisierte dabei die Geschichte der deutschen Einheitsbewegung für seine Zwecke. Als am 12. März 1938 deutsche Truppen - darunter auch das Gebirgsjägerregiment 100 aus Bad Reichenhall -  die Grenze zu Österreich überschritten, wurden sie mit euphorischem Jubel begrüßt. Zur Zeit des Anschlusses sympathisierten Schätzungen zufolge etwa 30 bis 40% der Salzburger Bevölkerung mit dem NS-Regime, da sie sich davon einen Abbau der enorm hohen Arbeitslosenzahlen, wie im Deutschen Reich geschehen, versprachen. Die am 10. April 1938 durchgeführte Volksabstimmung brachte offiziell 99,7 % Zustimmung für den bereits vollzogenen „Anschluss“. Die Kriterien für eine freie und geheime Abstimmung wurden dabei nicht erfüllt. Auf Propaganda-Plakaten stellte man diesen "Anschluss" als das nun endlich erreichte Ziel der deutschen Einigungsbewegung dar. Mit den Bezeichnungen "Großdeutsches Reich" und „Drittes Reich“ versuchte Hitler der Bevölkerung zu suggerieren, sein Terrorregime knüpfe an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation („Erstes Reich“) und das Deutsche Kaiserreich („Zweites Reich“) an.  
Zeile 142: Zeile 132:
Siehe auch: „Anschluss“ Österreichs [https://de.wikipedia.org/wiki/Anschluss_%C3%96sterreichs] (Wikipedia) und "Anschluss" 1938 [https://www.sn.at/salzburg/chronik/anschluss-1938-hitlers-lieblingssoldat-kam-ueber-den-duerrnberg-25384180] (Tennengauer Nachrichten)
Siehe auch: „Anschluss“ Österreichs [https://de.wikipedia.org/wiki/Anschluss_%C3%96sterreichs] (Wikipedia) und "Anschluss" 1938 [https://www.sn.at/salzburg/chronik/anschluss-1938-hitlers-lieblingssoldat-kam-ueber-den-duerrnberg-25384180] (Tennengauer Nachrichten)


 
== Nach 1945 ==
'''Nach 1945'''


Nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes 1945 wurden Bayern und Salzburg von US-Truppen besetzt.  Amerikanische Soldaten riegelten die Grenzübergänge ab. Am 28. September 1945 wurde Bayern offiziell als Staat wieder hergestellt und 1949 ein Bundesland der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Österreich wurde als unabhängiger Staat wieder hergestellt und erhielt 1955 den Staatsvertrag.
Nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes 1945 wurden Bayern und Salzburg von US-Truppen besetzt.  Amerikanische Soldaten riegelten die Grenzübergänge ab. Am 28. September 1945 wurde Bayern offiziell als Staat wieder hergestellt und 1949 ein Bundesland der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Österreich wurde als unabhängiger Staat wieder hergestellt und erhielt 1955 den Staatsvertrag.
Zeile 153: Zeile 142:


Nach dem 1995 erfolgten Beitritt Österreichs zur Europäischen Union wurde die EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein gegründet und nach dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens in Österreich 1998 die Grenzkontrollen zwischen Salzburg und Bayern aufgehoben.
Nach dem 1995 erfolgten Beitritt Österreichs zur Europäischen Union wurde die EuRegio Salzburg - Berchtesgadener Land - Traunstein gegründet und nach dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens in Österreich 1998 die Grenzkontrollen zwischen Salzburg und Bayern aufgehoben.


== Kirchliche Bezüge zwischen Bayern und Salzburg  696 – 1816 ==
== Kirchliche Bezüge zwischen Bayern und Salzburg  696 – 1816 ==
 
Der heilige Rupert, der Gründer der Salzburger Kirche (696) und erfolgreichster Missionar im Herzogtum Bayern gilt als „Apostel der Bayern“. Der Überlieferung nach hat er den bayerischen Herzog Theodo II. in Regensburg getauft.
Der heilige Rupert, der Gründer der Salzburger Kirche (696) und erfolgreichster Missionar im Herzogtum Bayern gilt als „Apostel der Bayern“. Der Überlieferung nach hat er den bayerischen Herzog Theodo II. in Regensburg getauft.


Zeile 170: Zeile 160:


Drent und herent. Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet. Der sprechende Dialektatlas [https://www.sprachatlas.at/drentherent/index.html]
Drent und herent. Dialekte im salzburgisch-bayerischen Grenzgebiet. Der sprechende Dialektatlas [https://www.sprachatlas.at/drentherent/index.html]


== Literatur und Quellen ==
== Literatur und Quellen ==


Volker Dahm, Albert A. Feiber, Hartmut Mehringer, Horst Möller (Hg.): Die tödliche Utopie: Bilder, Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich, Dokumentation Obersalzberg 2008
Volker Dahm, Albert A. Feiber, Hartmut Mehringer, Horst Möller (Hg.): Die tödliche Utopie: Bilder, Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich, Dokumentation Obersalzberg 2008
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Bad Reichenhall Wiki. Durch die Nutzung von Bad Reichenhall Wiki erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü