Salzherstellung in Bad Reichenhall (Geschichte): Unterschied zwischen den Versionen

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Ab 1745 wurden mehrere [[Gradierhaus Bad Reichenhall|Gradierwerke]] errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Mittels Verdunstung durch Wind und Sonne konnte damit wertvolles Brennholz beim Versieden in der Saline eingespart werden. Dabei wurde die Sole über Wände von  aufgeschichteten Bündeln aus Zweigen des Schwarzdorns geleitet. Dessen starke Verästelung und die vielen Dornen zerteilten das Salzwasser auf viele kleine Tropfen, was die Verdunstung begünstigte und so die „Grädigkeit“, den Salzgehalt der Sole, erhöhte.
Ab 1745 wurden mehrere [[Gradierhaus Bad Reichenhall|Gradierwerke]] errichtet, welche schließlich eine Länge von 720 Metern erreichten. Mittels Verdunstung durch Wind und Sonne konnte damit wertvolles Brennholz beim Versieden in der Saline eingespart werden. Dabei wurde die Sole über Wände von  aufgeschichteten Bündeln aus Zweigen des Schwarzdorns geleitet. Dessen starke Verästelung und die vielen Dornen zerteilten das Salzwasser auf viele kleine Tropfen, was die Verdunstung begünstigte und so die „Grädigkeit“, den Salzgehalt der Sole, erhöhte.


Mitte des 18. Jahrhunderts standen fünf Sudhäuser in Betrieb. Darin befand sich jeweils eine annähernd runde offene Sudpfanne, die etwa 16 m lang, 13 m breit und 45 cm tief war. Jede Pfanne hing an bis zu 90 Haken bzw. Stangen, „Dechsen“ genannt, am Dachgebälk des Sudhauses. Dadurch sollten Verformungen der Pfanne vermieden werden. Von unten stützten Pfeiler, „Untersetzsteine“ genannt, aus gebranntem Ton die Pfanne. Pro Pfannhaus waren etwa zehn Personen in zwei Schichten beschäftigt und eine Siedeperiode dauerte in der Regel von Sonntag bis zum darauf folgenden Samstag. Alle zwei bis drei Stunden wurde das auskristallisierte Salz mit den „Krucken“ an den Rand der Pfanne gezogen. Dann wurde der Salzbrei in hölzerne, konische Gefäße, „Perkufen“ genannt, geschaufelt. Nach einer kurzen Trocknungszeit stürzte man die Perkufen und hob sie ab. Das auskristallisierte Salz war nun zu festen kegelförmigen Salzstöcken („Fudern“) verbunden und wurde in das beheizte Härthaus zur vollständigen Trocknung getragen. Die trockenen „Fuder“ zerhackte man in der Stoßstatt und füllte das Salz in Fässer.  Die in Reichenhall übliche Versandeinheit war eine „Scheibe“, ein Holzfass mit ca. 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 kg Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde.
Mitte des 18. Jahrhunderts standen fünf Sudhäuser in Betrieb. Darin befand sich jeweils eine annähernd runde offene Sudpfanne, die etwa 16 m lang, 13 m breit und 45 cm tief war. Jede Pfanne hing an bis zu 90 Haken bzw. Stangen, „Dechsen“ genannt, am Dachgebälk des Sudhauses. Dadurch sollten Verformungen der Pfanne vermieden werden. Von unten stützten Pfeiler, „Untersetzsteine“ genannt, aus gebranntem Ton die Pfanne. Pro Pfannhaus waren etwa zehn Personen in zwei Schichten beschäftigt und eine Siedeperiode dauerte in der Regel von Sonntag bis zum darauf folgenden Samstag. Alle zwei bis drei Stunden wurde das auskristallisierte Salz mit den „Krucken“ an den Rand der Pfanne gezogen. Dann wurde der Salzbrei in hölzerne, konische Gefäße, „Perkufen“ genannt, geschaufelt. Nach einer kurzen Trocknungszeit stürzte man die Perkufen und hob sie ab. Das auskristallisierte Salz war nun zu festen kegelförmigen Salzstöcken („Fudern“) verbunden und wurde in das beheizte Härthaus zur vollständigen Trocknung getragen. Die trockenen „Fuder“ zerhackte man in der Stoßstatt und füllte das Salz in Fässer.  Die in Reichenhall übliche Versandeinheit war eine [[Salzfässer|„Scheibe“]], ein Holzfass mit ca. 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 kg Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde.


Nach einer Siedeperiode (eine Woche) musste die Pfanne ausgebessert und repariert werden. Dabei wurde Pfannenstein („Schrecken“) von der Pfannenoberfläche entfernt und man nietete, falls notwendig, neue Bleche an. Pro Pfanne und Sudperiode konnten durchschnittlich 80 Tonnen Salz erzeugt werden.  
Nach einer Siedeperiode (eine Woche) musste die Pfanne ausgebessert und repariert werden. Dabei wurde Pfannenstein („Schrecken“) von der Pfannenoberfläche entfernt und man nietete, falls notwendig, neue Bleche an. Pro Pfanne und Sudperiode konnten durchschnittlich 80 Tonnen Salz erzeugt werden.