Salztransport und Salzhandel: Unterschied zwischen den Versionen

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Das um 1190 angeschlagene erzbischöfliche Salzbergwerk auf dem Dürrnberg und die dazugehörige Saline in [[Hallein]] südlich von Salzburg überholten sehr schnell die Reichenhaller Produktion. Die grundlegende Zerstörung Reichenhalls und seiner Saline durch den Salzburger Erzbischof Adalbert II. im Jahre 1196 machte eine Reichenhaller Produktion zusätzlich für Jahrzehnte unmöglich.. Das Reichenhaller Monopol war gebrochen und Hallein übernahm in kürzester Zeit die Marktführerschaft im süddeutschen Salzhandel. Die Reichenhaller Saline verlor damit ihre Hauptabsatzgebiete im Donauraum und in Böhmen an Hallein. Dem Salz aus Reichenhall blieben nur noch das Herzogtum Bayern und Gebiete in Schwaben. Die Salzschifffahrt war seither dem Halleiner (und Berchtesgadener) Salz vorbehalten, da die Salzburger Erzbischöfe ab 1229 mit der ehemaligen Grafschaft Lebenau auch das Gebiet entlang der Salzach in ihren Besitz bringen konnten.
Das um 1190 angeschlagene erzbischöfliche Salzbergwerk auf dem Dürrnberg und die dazugehörige Saline in [[Hallein]] südlich von Salzburg überholten sehr schnell die Reichenhaller Produktion. Die grundlegende Zerstörung Reichenhalls und seiner Saline durch den Salzburger Erzbischof Adalbert II. im Jahre 1196 machte eine Reichenhaller Produktion zusätzlich für Jahrzehnte unmöglich.. Das Reichenhaller Monopol war gebrochen und Hallein übernahm in kürzester Zeit die Marktführerschaft im süddeutschen Salzhandel. Die Reichenhaller Saline verlor damit ihre Hauptabsatzgebiete im Donauraum und in Böhmen an Hallein. Dem Salz aus Reichenhall blieben nur noch das Herzogtum Bayern und Gebiete in Schwaben. Die Salzschifffahrt war seither dem Halleiner (und Berchtesgadener) Salz vorbehalten, da die Salzburger Erzbischöfe ab 1229 mit der ehemaligen Grafschaft Lebenau auch das Gebiet entlang der Salzach in ihren Besitz bringen konnten.


Die Ausfuhr des Reichenhaller Salzes verlagerte sich in der Folge fast ausschließlich auf den Landweg. Den Transport im großen Stil auf Wagen besorgten die „Sender“ (Salzhändler), die zwar von den Siedeherren ausgewählt wurden, aber als selbständige Unternehmer auf eigenes Risiko arbeiteten. Neben den Pfannenbesitzern hatten sie üblicherweise den größten Anteil am Salzgeschäft. Die Reichenhaller Sender durften das Salz bis nach Traunstein bringen. Auf dem Weg dorthin mussten sie am Salzburger Tor die erste Maut entrichten. Zwischen der [[Staufenbrücke]] und dem Grenzort Lauter  bei Surberg durchquerten die Fuhrwerke ein Gebiet, das seit dem Zweiten Erhartinger Vertrag von 1275 dem Salzburger Erzbischof gehörte. Eine weitere Mautstelle befand sich kurz hinter der Staufenbrücke in Mauthausen. Dieses Mauthaus gehörte den Herren von Staufeneck, welche die Burg Staufeneck zu Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut hatten. Bei der Wahl des Standortes der Burg könnte die Nähe zur darunter liegenden Mautstation ausschlaggebend gewesen sein. Die Salzfuhrwerke aus Reichenhall mussten nach dem Überqueren der Staufenbrücke in [[Mauthaus in Mauthausen|Mauthausen]] einen Wegezoll für die Brückenbenützung entrichten. Im Jahre 1440 wurde die Mautstelle zusammen mit den Mautrechten vom Bayernherzog erworben. Der Herzog verfügte damit über beträchtliche Einnahmen auf salzburgischem Territorium.
Die Ausfuhr des Reichenhaller Salzes verlagerte sich in der Folge fast ausschließlich auf den Landweg. Den Transport im großen Stil auf Wagen besorgten die „Sender“ (Salzhändler), die zwar von den Siedeherren ausgewählt wurden, aber als selbständige Unternehmer auf eigenes Risiko arbeiteten. Neben den Pfannenbesitzern hatten sie üblicherweise den größten Anteil am Salzgeschäft. Die Reichenhaller Sender durften das Salz bis nach Traunstein bringen. Auf dem Weg dorthin mussten sie am Salzburger Tor die erste Maut entrichten. Zwischen der [[Staufenbrücke]] und dem Grenzort Lauter  bei Surberg durchquerten die Fuhrwerke ein Gebiet, das seit dem Zweiten Erhartinger Vertrag von 1275 dem Salzburger Erzbischof gehörte. Eine weitere Mautstelle befand sich kurz hinter der Staufenbrücke in Mauthausen. Dieses Mauthaus gehörte den Herren von Staufeneck, welche die [[Schloss Staufeneck|Burg Staufeneck]] zu Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut hatten. Bei der Wahl des Standortes der Burg könnte die Nähe zur darunter liegenden Mautstation ausschlaggebend gewesen sein. Die Salzfuhrwerke aus Reichenhall mussten nach dem Überqueren der Staufenbrücke in [[Mauthaus in Mauthausen (Piding)|Mauthausen]] einen Wegezoll für die Brückenbenützung entrichten. Im Jahre 1440 wurde die Mautstelle zusammen mit den Mautrechten vom Bayernherzog erworben. Der Herzog verfügte damit über beträchtliche Einnahmen auf salzburgischem Territorium.


Ein Stück der früheren Trasse der Salzstraße hat sich zwischen Anger-Hadermarkt und Höglwörth in der Nähe des Weilers Hohlweg erhalten. Dort verläuft in einem Waldstück östlich der St 2103 ein etwa 500 Meter langer mächtiger Hohlweg parallel zur heutigen Straße. Auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert ist dieser als „die ehemalige Salzstraße“ bezeichnet.  In Teisendorf entstand nach 1275 eine erzbischöfliche Straßen- und Warenmaut, die das Dorf zum 1344 erstmals erwähnten Markt aufsteigen ließ. Eine ursprünglich in Lauter gelegene Mautstelle ließ der bayerische Herzog 1275 nach Traunstein verlegen. Dies führte - zusammen mit dem Niederlagsrecht auf Salz – zu einem wirtschaftlichen Aufstieg des Ortes und hundert Jahre später zur Verleihung der Stadtrechte durch Herzog Friedrich von Bayern.  Die Traunsteiner Sender durften das Salz bis Wasserburg transportieren, die dortigen Händler bis nach München. Die Sender bildeten das Patriziat dieser Städte, wie die Pfannenbesitzer es in Reichenhall taten. Die in Reichenhall übliche Versandeinheit für Salz war eine [[Salzfässer|„Scheibe“]], ein Holzfass mit circa 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 Kilogramm Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde. In den 1780er Jahren ersetzte man die Holzgebinde durch billige Jutesäcke.
Ein Stück der früheren Trasse der Salzstraße hat sich zwischen Anger-Hadermarkt und Höglwörth in der Nähe des Weilers Hohlweg erhalten. Dort verläuft in einem Waldstück östlich der St 2103 ein etwa 500 Meter langer mächtiger Hohlweg parallel zur heutigen Straße. Auf einer Karte aus dem 19. Jahrhundert ist dieser als „die ehemalige Salzstraße“ bezeichnet.  In Teisendorf entstand nach 1275 eine erzbischöfliche Straßen- und Warenmaut, die das Dorf zum 1344 erstmals erwähnten Markt aufsteigen ließ. Eine ursprünglich in Lauter gelegene Mautstelle ließ der bayerische Herzog 1275 nach Traunstein verlegen. Dies führte - zusammen mit dem Niederlagsrecht auf Salz – zu einem wirtschaftlichen Aufstieg des Ortes und hundert Jahre später zur Verleihung der Stadtrechte durch Herzog Friedrich von Bayern.  Die Traunsteiner Sender durften das Salz bis Wasserburg transportieren, die dortigen Händler bis nach München. Die Sender bildeten das Patriziat dieser Städte, wie die Pfannenbesitzer es in Reichenhall taten. Die in Reichenhall übliche Versandeinheit für Salz war eine [[Salzfässer|„Scheibe“]], ein Holzfass mit circa 68 kg Salz. Daneben gab es noch ein Fass mit 300 Kilogramm Inhalt, das „Krötel“ genannt wurde. In den 1780er Jahren ersetzte man die Holzgebinde durch billige Jutesäcke.
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Die Salzausfuhr von Reichenhall in Richtung Süden erfolgte über Jahrhunderte hinweg fast ausschließlich durch Säumer - auch Samer genannt - da die meisten Wege im Gebirge nicht von Wagen befahren werden konnten. Die Säumer transportierten kleine Mengen Salz auf Saumpferden. Der „Saum“ - die Last -  betrug üblicherweise zwei Scheiben (ca. 140 kg Salz pro Tier).  Schon lange hatte eine Handelsroute vom Listsee über den Jochberg nach Weißbach bestanden, die die Säumer nutzten.
Die Salzausfuhr von Reichenhall in Richtung Süden erfolgte über Jahrhunderte hinweg fast ausschließlich durch Säumer - auch Samer genannt - da die meisten Wege im Gebirge nicht von Wagen befahren werden konnten. Die Säumer transportierten kleine Mengen Salz auf Saumpferden. Der „Saum“ - die Last -  betrug üblicherweise zwei Scheiben (ca. 140 kg Salz pro Tier).  Schon lange hatte eine Handelsroute vom Listsee über den Jochberg nach Weißbach bestanden, die die Säumer nutzten.
   
   
Das bis dahin noch zum Herzogtum Bayern gehörende Pfleggericht Kitzbühel wurde bis 1506 mit Reichenhaller Salz versorgt. Auf dem Weg dorthin musste man die Burg Karlstein passieren. Zur Burg gehörte - wohl bis zum Aussterben der Grafen von Peilstein 1218 - eine Mautstation im Tal, deren Einnahmen zum Erhalt der Straße verwendet werden sollten. Sie wurde später durch eine Mautstelle am Tiroler Tor abgelöst. Die Tatsache, dass im kleinen Dorf Karlstein gleich zwei Wirte in unmittelbarer Nähe existieren konnten, lässt auf regen Fernverkehr bereits in früheren Jahrhunderten schließen. Immerhin stand die Hauptverbindung zwischen Salzburg und Innsbruck im Rang einer Reichsstraße. Das Wirtshaus Kaitl war eine wichtige Raststation an dieser Hauptverkehrsachse, wo die Postkutschen ihre Pferde wechselten.  
Das bis dahin noch zum Herzogtum Bayern gehörende Pfleggericht Kitzbühel wurde bis 1506 mit Reichenhaller Salz versorgt. Auf dem Weg dorthin musste man die [[Burg Karlstein (Bad Reichenhall)|Burg Karlstein]] passieren. Zur Burg gehörte - wohl bis zum Aussterben der Grafen von Peilstein 1218 - eine Mautstation im Tal, deren Einnahmen zum Erhalt der Straße verwendet werden sollten. Sie wurde später durch eine Mautstelle am Tiroler Tor abgelöst. Die Tatsache, dass im kleinen Dorf Karlstein gleich zwei Wirte in unmittelbarer Nähe existieren konnten, lässt auf regen Fernverkehr bereits in früheren Jahrhunderten schließen. Immerhin stand die Hauptverbindung zwischen Salzburg und Innsbruck im Rang einer Reichsstraße. Das Wirtshaus Kaitl war eine wichtige Raststation an dieser Hauptverkehrsachse, wo die Postkutschen ihre Pferde wechselten.  


In früheren Jahrhunderten führten sogar zwei Routen vom Thumsee den Antoniberg hinauf: der so genannte „Schräuweg“ an der Südseite des Tals, welcher seit dem Hochmittelalter die Reichsstraße bildete. Dieser Weg ist zweifellos der ältere und sein Name nimmt Bezug auf das ihn querende „Gschreibachl“, das am Gebersberg entspringt. Die alte Antonibergstraße ist vermutlich im 17. Jahrhundert entstanden und wurde früher „Weg Neßlgraben“ genannt.  Beide Wege sind gekennzeichnet durch die für alte Straßen typische gleichmäßige Steigung. An der höchsten Stelle steht die 1804 erbaute Antoniuskapelle, die der Steigstrecke den Namen gegeben hat. Hinter dem Antoniberg, im Hochtal zwischen dem Albauer Kopf und den Reibwänden vereinigten sich beide Straßen bis zur Wegscheid (Abzweigung) wo sich die Reichsstraße nach Süden wandte und am Weinkaser vorbei und über die Samerbrücke in Richtung Schneizlreuth und den [[Steinpass - Paß Steinbach|Paß Steinbach (Steinpass)]] verlief. Der Weinkaser hat seinen Namen vielleicht durch den dort gelagerten Wein aus dem Süden erhalten, den die Säumer neben Gewürzen und Textilien importierten.
In früheren Jahrhunderten führten sogar zwei Routen vom Thumsee den Antoniberg hinauf: der so genannte „Schräuweg“ an der Südseite des Tals, welcher seit dem Hochmittelalter die Reichsstraße bildete. Dieser Weg ist zweifellos der ältere und sein Name nimmt Bezug auf das ihn querende „Gschreibachl“, das am Gebersberg entspringt. Die alte Antonibergstraße ist vermutlich im 17. Jahrhundert entstanden und wurde früher „Weg Neßlgraben“ genannt.  Beide Wege sind gekennzeichnet durch die für alte Straßen typische gleichmäßige Steigung. An der höchsten Stelle steht die 1804 erbaute Antoniuskapelle, die der Steigstrecke den Namen gegeben hat. Hinter dem Antoniberg, im Hochtal zwischen dem Albauer Kopf und den Reibwänden vereinigten sich beide Straßen bis zur Wegscheid (Abzweigung) wo sich die Reichsstraße nach Süden wandte und am Weinkaser vorbei und über die Samerbrücke in Richtung Schneizlreuth und den [[Steinpass - Paß Steinbach|Paß Steinbach (Steinpass)]] verlief. Der Weinkaser hat seinen Namen vielleicht durch den dort gelagerten Wein aus dem Süden erhalten, den die Säumer neben Gewürzen und Textilien importierten.