Salzburger Romania: Unterschied zwischen den Versionen

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Die romanischen Orts- und Flurnamen im Salzburger Raum jedenfalls sind ein Zeichen für die Kontinuität romanischer Besiedlung. Auf diese Romanen trafen dann im frühen 6. Jahrhundert die bajuwarischen Zuwanderer.  Diese Orte liegen alle in der so genannten „Salzburger Romania“, jener Gegend südlich von Salzburg, in der sich eine von den Romanen gesprochene lateinische Umgangssprache bis um das Jahr 1000 halten konnte. Das Gebiet dieser Sprachinsel erstreckte sich im Saalachtal bis nach Salinas (Reichenhall) und an der Salzach von Iuvavum (Salzburg) bis zum Pass Lueg. Die lateinische Umgangssprache wird wohl dem Rätoromanischen, Ladinischen oder Friulanischen ähnlich geklungen haben. Nirgendwo nördlich der Alpen liegen so zahlreiche Beweise für das Fortleben der romanischen Bevölkerung vor, wie im Bereich dieser Salzburger Romania. Alle anderen romanischen Sprachinseln lagen nämlich im Gebirge, vor allem in der Schweiz und in Tirol.
Die romanischen Orts- und Flurnamen im Salzburger Raum jedenfalls sind ein Zeichen für die Kontinuität romanischer Besiedlung. Auf diese Romanen trafen dann im frühen 6. Jahrhundert die bajuwarischen Zuwanderer.  Diese Orte liegen alle in der so genannten „Salzburger Romania“, jener Gegend südlich von Salzburg, in der sich eine von den Romanen gesprochene lateinische Umgangssprache bis um das Jahr 1000 halten konnte. Das Gebiet dieser Sprachinsel erstreckte sich im Saalachtal bis nach Salinas (Reichenhall) und an der Salzach von Iuvavum (Salzburg) bis zum Pass Lueg. Die lateinische Umgangssprache wird wohl dem Rätoromanischen, Ladinischen oder Friulanischen ähnlich geklungen haben. Nirgendwo nördlich der Alpen liegen so zahlreiche Beweise für das Fortleben der romanischen Bevölkerung vor, wie im Bereich dieser Salzburger Romania. Alle anderen romanischen Sprachinseln lagen nämlich im Gebirge, vor allem in der Schweiz und in Tirol.


Viele der romanischen Ortsnamen wurden von den Baiern erst sehr spät - kaum vor dem 11. Jahrhundert - eingedeutscht, was oft an der fremd klingenden Betonung zu erkennen ist. So werden  etwa  Marzoll, Vigaun oder Torren auf der zweiten Silbe betont, was in germanischen Sprachen kaum vorkommt. In der zweiten Hälfte des  8. Jahrhunderts aber wurden „Iuvavum“ durch „Salzburg“, „Ivarus“ durch „Salzach“ und „Salinas“ durch „Hall“ (= Reichenhall) ersetzt, was die Bedeutung des Bischofssitzes, der Wasserstraße und des Salinenorts unterstreicht. Im ältesten Salzburger Güterverzeichnis, der Notitia Arnonis (788-790) heißt es zunächst: „in loco, qui vocatur Salinas“ – „an dem Ort, der Salinas genannt wird.“ Die Umbenennung Reichenhalls wird an einer anderen Stelle deutlich: „ad Salinas, quod dicitur Hal“ – „bei Salinas, das Hal genannt wird.“ Wahrscheinlich ist bis zum Ende des 8. Jahrhunderts in Reichenhall neben deutsch auch lateinisch gesprochen worden. Zu dieser Zeit wurden nämlich die lateinischen salinarischen Fachbegriffe durch deutsche Bezeichnungen ersetzt. Die romanischen Orts- und Flurnamen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten blieben davon unberührt. Dort wird sich auch die lateinische Umgangssprache der Romanen am längsten, teilweise wohl bis zum Anfang  des 11. Jahrhunderts, behauptet haben.
Viele der romanischen Ortsnamen wurden von den Baiern erst sehr spät - kaum vor dem 11. Jahrhundert - eingedeutscht, was oft an der fremd klingenden Betonung zu erkennen ist. So werden  etwa  Marzoll, Vigaun oder Torren auf der zweiten Silbe betont, was in germanischen Sprachen kaum vorkommt. In der zweiten Hälfte des  8. Jahrhunderts aber wurden „Iuvavum“ durch „Salzburg“, „Ivarus“ durch „Salzach“ und „Salinas“ durch „Hall“ (= Reichenhall) ersetzt, was die Bedeutung des Bischofssitzes, der Wasserstraße und des Salinenorts unterstreicht. Im ältesten Salzburger Güterverzeichnis, der [[Salzburger Güterverzeichnisse|Notitia Arnonis]] (788-790) heißt es zunächst: „in loco, qui vocatur Salinas“ – „an dem Ort, der Salinas genannt wird.“ Die Umbenennung Reichenhalls wird an einer anderen Stelle deutlich: „ad Salinas, quod dicitur Hal“ – „bei Salinas, das Hal genannt wird.“ Wahrscheinlich ist bis zum Ende des 8. Jahrhunderts in Reichenhall neben deutsch auch lateinisch gesprochen worden. Zu dieser Zeit wurden nämlich die lateinischen salinarischen Fachbegriffe durch deutsche Bezeichnungen ersetzt. Die romanischen Orts- und Flurnamen in landwirtschaftlich genutzten Gebieten blieben davon unberührt. Dort wird sich auch die lateinische Umgangssprache der Romanen am längsten, teilweise wohl bis zum Anfang  des 11. Jahrhunderts, behauptet haben.


'''Baiern und Romanen'''
'''Baiern und Romanen'''
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