Salzburger Romania: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Gebiet nördlich des Alpenhauptkammes wurde im Jahre 15 vor Christus von römischem Militär besetzt.  Das keltische Königreich der Noriker, das schon längere Zeit vorher freundschaftliche Beziehungen zu Rom unterhalten hatte, wurde weitgehend friedlich in das Römische Reich eingegliedert. In der Regierungszeit von Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) hatte sich die politische Lage dann so weit gefestigt, dass Noricum  als römische Provinz eingerichtet werden konnte und Iuvavum, das spätere Salzburg, das Stadtrecht erhielt. Municipium Claudium Iuvavum, so der volle Name, war der Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirks, der im Norden und Westen bis zur Grenze der Provinz Raetien am Inn und im Süden bis zum Alpenhauptkamm reichte, sowie im Osten noch den heutigen Attergau mit einschloss.  Die Stadt verdankte ihre Bedeutung der Lage an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Hier mündete die Reichsstraße aus Aquileia in die norisch-rätische Voralpenstraße ein, welche eine wichtige Ost-West-Verbindung darstellte.  
Das Gebiet nördlich des Alpenhauptkammes wurde im Jahre 15 vor Christus von römischem Militär besetzt.  Das keltische Königreich der Noriker, das schon längere Zeit vorher freundschaftliche Beziehungen zu Rom unterhalten hatte, wurde weitgehend friedlich in das Römische Reich eingegliedert. In der Regierungszeit von Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) hatte sich die politische Lage dann so weit gefestigt, dass Noricum  als römische Provinz eingerichtet werden konnte und Iuvavum, das spätere Salzburg, das Stadtrecht erhielt. Municipium Claudium Iuvavum, so der volle Name, war der Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirks, der im Norden und Westen bis zur Grenze der Provinz Raetien am Inn und im Süden bis zum Alpenhauptkamm reichte, sowie im Osten noch den heutigen Attergau mit einschloss.  Die Stadt verdankte ihre Bedeutung der Lage an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Hier mündete die Reichsstraße aus Aquileia in die norisch-rätische Voralpenstraße ein, welche eine wichtige Ost-West-Verbindung darstellte.  


Gleichzeitig mit dem Aufbau von Iuvavum erfolgte die Erschließung der Umgebung durch Gutshöfe, die heute „villae rusticae“ genannt werden. Die römischen Städte hatten großen Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten und  wurden von diesen Gutshöfen mit Nahrungsmitteln versorgt. Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden dabei oft an Stellen erbaut, die schon früher besiedelt waren. So errichteten die Römer den Gutshof von Marzoll auf dem gleichen Areal, auf dem über tausend Jahre früher eine bronzezeitliche Siedlung bestanden hatte.  An Getreide baute man in erster Linie Weizen an, aber auch Dinkel, Roggen, Gerste und Ackerbohnen wurden produziert. Weit verbreitet waren  Apfel- und Birnenkulturen sowie Nussbäume. Große Bedeutung besaßen auch die Rinderhaltung und die damit verbundene Herstellung von Käse. Die der römischen Lebensart gegenüber aufgeschlossene einheimische Bevölkerung war  spätestens nach dem 3. Jahrhundert n. Chr. romanisiert, was bedeutet, dass sie die römische Kultur übernommen hat. Nach einer Blütezeit  im 1. und 2. Jahrhundert begann um 230 n. Chr. der langsame Niedergang römischen Lebens, der unter anderem durch wiederholte kriegerische Einfälle germanischer Stämme verursacht wurde. Auf Dauer konnte der nördliche Teil Noricums, Noricum ripense (Ufernorikum) genannt, nicht gehalten werden. Im Jahr 488 gab das römische Militär die Provinz auf und zog sich, zusammen mit einem Großteil der Bevölkerung, nach Italien zurück. In der Umgebung von Salzburg  jedoch verblieb ein größerer Teil der Romanen im Land. Aus welchen Gründen gerade hier so viele von ihnen sesshaft  geblieben sind, ist nicht bekannt. Durch archäologische Ausgrabungen belegte römische Siedlungen: [[Marzoll]], Vicus am Langacker (Karlstein).
Gleichzeitig mit dem Aufbau von Iuvavum erfolgte die Erschließung der Umgebung durch Gutshöfe, die heute „villae rusticae“ genannt werden. Die römischen Städte hatten großen Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten und  wurden von diesen Gutshöfen mit Nahrungsmitteln versorgt. Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden dabei oft an Stellen erbaut, die schon früher besiedelt waren. So errichteten die Römer den Gutshof von Marzoll auf dem gleichen Areal, auf dem über tausend Jahre früher eine bronzezeitliche Siedlung bestanden hatte.  An Getreide baute man in erster Linie Weizen an, aber auch Dinkel, Roggen, Gerste und Ackerbohnen wurden produziert. Weit verbreitet waren  Apfel- und Birnenkulturen sowie Nussbäume. Große Bedeutung besaßen auch die Rinderhaltung und die damit verbundene Herstellung von Käse. Die der römischen Lebensart gegenüber aufgeschlossene einheimische Bevölkerung war  spätestens nach dem 3. Jahrhundert n. Chr. romanisiert, was bedeutet, dass sie die römische Kultur übernommen hat. Nach einer Blütezeit  im 1. und 2. Jahrhundert begann um 230 n. Chr. der langsame Niedergang römischen Lebens, der unter anderem durch wiederholte kriegerische Einfälle germanischer Stämme verursacht wurde. Auf Dauer konnte der nördliche Teil Noricums, Noricum ripense (Ufernorikum) genannt, nicht gehalten werden. Im Jahr 488 gab das römische Militär die Provinz auf und zog sich, zusammen mit einem Großteil der Bevölkerung, nach Italien zurück. In der Umgebung von Salzburg  jedoch verblieb ein größerer Teil der Romanen im Land. Aus welchen Gründen gerade hier so viele von ihnen sesshaft  geblieben sind, ist nicht bekannt. Durch archäologische Ausgrabungen belegte römische Siedlungen: [[Marzoll]], [[Vor- und frühgeschichtliche Stätten - Karlstein (Bad Reichenhall)|Vicus am Langacker]] (Karlstein).


'''Romanische Kontinuität'''
'''Romanische Kontinuität'''
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'''Baiern und Romanen'''
'''Baiern und Romanen'''


Nördlich von Reichenhall entstanden während der bairischen Landnahme ab dem frühen 6. Jahrhundert die frühbairischen Ortsnamen auf  -ing,  denen  später  die  Bezeichnungen auf -ham, -heim und -hausen folgten.  Dabei drückt die Nachsilbe –ing die Zugehörigkeit zu etwas oder jemanden  aus. Der südlichste unter den vielen „ing-Orten“ im Salzburggau war [[Piding]], das 696 als „Pidinga“ erscheint. Die Endung –ing steht für eine bairische Siedlergruppe, die sich unter der Leitung eines Anführers dort niedergelassen hat. In diesem Fall hat dieser wohl „Pido“ geheißen, so dass der Ortsname soviel bedeutet, wie „bei den Leuten des Pido“. Ebenso verhält es sich bei Ainring - um 715 „Ainheringa“ genannt - wo der Siedlungspatron „Einher“ hieß. Es gab aber auch Romanen als Leiter solcher Siedlungen, was unter anderem der Ortsname Liefering belegt. Dort trug der Siedlungspatron den romanischen Namen „Liberio“. Die Romanen wurden von den Baiern „Walchen“ genannt, und manche Orte ausdrücklich als Romanensiedlungen bezeichnet. Zu diesen Walchenorten zählen unter anderem Wals, Traunwalchen und Straßwalchen. Dass das Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen offenbar weitgehend friedlich verlief, zeigt das Gräberfeld in Bad Reichenhall-Kirchberg.  Dort wurden Baiern und Romanen gleichermaßen bestattet. Die Romanen waren wichtige Fachleute der Salzgewinnung an der Saline und bekannten sich bereits zum christlichen Glauben. Sie waren den Neuankömmlingen zivilisatorisch überlegen und trugen mit ihren Fähigkeiten auf dem Gebiet der Schrift (Urkundenwesen), der Töpferei und der Landwirtschaft bedeutend zur Entwicklung des Landes bei. Noch heute sind im bairischen Dialekt romanische Einflüsse von damals zu erkennen. So ist „der Kas“ (Käse) vom lateinischen Wort „caseus“ abgeleitet und im Ausdruck „der Butter“ hat sich das männliche Geschlecht des lateinischen „butyrus“ erhalten.
Nördlich von Reichenhall entstanden während der bairischen Landnahme ab dem frühen 6. Jahrhundert die frühbairischen Ortsnamen auf  -ing,  denen  später  die  Bezeichnungen auf -ham, -heim und -hausen folgten.  Dabei drückt die Nachsilbe –ing die Zugehörigkeit zu etwas oder jemanden  aus. Der südlichste unter den vielen „ing-Orten“ im Salzburggau war [[Piding]], das 696 als „Pidinga“ erscheint. Die Endung –ing steht für eine bairische Siedlergruppe, die sich unter der Leitung eines Anführers dort niedergelassen hat. In diesem Fall hat dieser wohl „Pido“ geheißen, so dass der Ortsname soviel bedeutet, wie „bei den Leuten des Pido“. Ebenso verhält es sich bei Ainring - um 715 „Ainheringa“ genannt - wo der Siedlungspatron „Einher“ hieß. Es gab aber auch Romanen als Leiter solcher Siedlungen, was unter anderem der Ortsname Liefering belegt. Dort trug der Siedlungspatron den romanischen Namen „Liberio“. Die Romanen wurden von den Baiern „Walchen“ genannt, und manche Orte ausdrücklich als Romanensiedlungen bezeichnet. Zu diesen Walchenorten zählen unter anderem Wals, Traunwalchen und Straßwalchen. Dass das Zusammenleben der verschiedenen Volksgruppen offenbar weitgehend friedlich verlief, zeigt das [[Vor- und frühgeschichtliche Stätten - Karlstein (Bad Reichenhall)|Gräberfeld]] in Bad Reichenhall-Kirchberg.  Dort wurden Baiern und Romanen gleichermaßen bestattet. Die Romanen waren wichtige Fachleute der Salzgewinnung an der Saline und bekannten sich bereits zum christlichen Glauben. Sie waren den Neuankömmlingen zivilisatorisch überlegen und trugen mit ihren Fähigkeiten auf dem Gebiet der Schrift (Urkundenwesen), der Töpferei und der Landwirtschaft bedeutend zur Entwicklung des Landes bei. Noch heute sind im bairischen Dialekt romanische Einflüsse von damals zu erkennen. So ist „der Kas“ (Käse) vom lateinischen Wort „caseus“ abgeleitet und im Ausdruck „der Butter“ hat sich das männliche Geschlecht des lateinischen „butyrus“ erhalten.


== Literatur ==
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