3.867
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 29: | Zeile 29: | ||
'''Beschreibung''' | '''Beschreibung''' | ||
[[Datei:Brunnhaus bis 1834.JPG|mini|Brunnhaus der Reichenhaller Saline vor dem Brand von 1834 mit Dachreiterturm der Kapelle]] | |||
Die neue Brunnhauskapelle nimmt innerhalb des Werkskomplexes eine Sonderstellung ein. Ihre Eigenschaft als ideeller Mittelpunkt der Anlage kommt durch ihren zentralen und erhöhten Standort oberhalb des Brunnhauses und der Solequellen zum Ausdruck. Auffällig sind das große Radfenster und das bunte Dach. Ein Turm fehlt; die Glocken und das Ziffernblatt der Uhr sind im Giebel untergebracht. Die Kapelle ist nur scheinbar auf das Hauptbrunnhaus gesetzt; sie steht auf einem Felsvorsprung des Gruttensteins hinter dem Gebäude. Baulich mit diesem verbunden ist sie vom zweiten Obergeschoß aus zu betreten. Der dreischiffige Raum ist zwei Joche tief und auf drei Seiten mit Emporen ausgestattet. Ein Kreuzrippengewölbe überspannt den Raum. Das mittlere Schiff wird im Westen durch eine zweigeschossige Empore von einem halben Joch Tiefe abgeschlossen. Das Mittelschiff erhält dadurch eine quadratische Grundfläche, wodurch der Innenraum wie ein Zentralraum wirkt und an eine Palastkapelle erinnert. | Die neue Brunnhauskapelle nimmt innerhalb des Werkskomplexes eine Sonderstellung ein. Ihre Eigenschaft als ideeller Mittelpunkt der Anlage kommt durch ihren zentralen und erhöhten Standort oberhalb des Brunnhauses und der Solequellen zum Ausdruck. Auffällig sind das große Radfenster und das bunte Dach. Ein Turm fehlt; die Glocken und das Ziffernblatt der Uhr sind im Giebel untergebracht. Die Kapelle ist nur scheinbar auf das Hauptbrunnhaus gesetzt; sie steht auf einem Felsvorsprung des Gruttensteins hinter dem Gebäude. Baulich mit diesem verbunden ist sie vom zweiten Obergeschoß aus zu betreten. Der dreischiffige Raum ist zwei Joche tief und auf drei Seiten mit Emporen ausgestattet. Ein Kreuzrippengewölbe überspannt den Raum. Das mittlere Schiff wird im Westen durch eine zweigeschossige Empore von einem halben Joch Tiefe abgeschlossen. Das Mittelschiff erhält dadurch eine quadratische Grundfläche, wodurch der Innenraum wie ein Zentralraum wirkt und an eine Palastkapelle erinnert. | ||
Der Innenraum wurde im romanisch-byzantinischen Stil gestaltet und von Joseph Anton Schwarzmann (1806-1890) ornamental ausgemalt. Der aus dem Tiroler Oberland stammende Dekorationsmaler wurde von König Ludwig I. gefördert. Schwarzmann besuchte die königliche Kunstakademie in München und arbeitete nach einem Bildungsaufenthalt in Wien mit den vom König bevorzugten Architekten Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner zusammen. Als gefragter Dekorationsmaler war er unter anderem bei der Ausmalung des Doms zu Speyer, der Ludwigskirche in München und des Pompejanums in Aschaffenburg beteiligt. In der Reichenhaller Brunnhauskapelle stellte er eine thematische Verbindung zur Saline her, indem er neben einem Salzfass und dem bayerischen Rautenschild (Mittelschiff) die Zunft-Zeichen der an der Saline tätigen Handwerker (Seitenschiffe) auf die Schlusssteine des Gewölbes malte. Ein Dreipass über dem Chorbogen symbolisiert die Heilige Dreifaltigkeit: „'''P'''ater et '''F'''ilius et '''S'''piritus sanctus“. Abgesehen von den Kreuzsymbolen zeigen Schwarzmanns Malereien insgesamt viel Dekoration und wenig Inhalt. | Der Innenraum wurde im romanisch-byzantinischen Stil gestaltet und von Joseph Anton Schwarzmann (1806-1890) ornamental ausgemalt. Der aus dem Tiroler Oberland stammende Dekorationsmaler wurde von König Ludwig I. gefördert. Schwarzmann besuchte die königliche Kunstakademie in München und arbeitete nach einem Bildungsaufenthalt in Wien mit den vom König bevorzugten Architekten Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner zusammen. Als gefragter Dekorationsmaler war er unter anderem bei der Ausmalung des Doms zu Speyer, der Ludwigskirche in München und des Pompejanums in Aschaffenburg beteiligt. In der Reichenhaller Brunnhauskapelle stellte er eine thematische Verbindung zur Saline her, indem er neben einem Salzfass und dem bayerischen Rautenschild (Mittelschiff) die Zunft-Zeichen der an der Saline tätigen Handwerker (Seitenschiffe) auf die Schlusssteine des Gewölbes malte. Ein Dreipass über dem Chorbogen symbolisiert die Heilige Dreifaltigkeit: „'''P'''ater et '''F'''ilius et '''S'''piritus sanctus“. Abgesehen von den Kreuzsymbolen zeigen Schwarzmanns Malereien insgesamt viel Dekoration und wenig Inhalt. |