Fröschl (Patrizierfamilie)

Die Familie Fröschl stieg aus einfachen Verhältnissen zum bedeutendsten Geschlecht der Stadt Reichenhall auf: Im Jahr 1279  wird ein Seibot Fröschl urkundlich erwähnt, der jedoch keine herausragende Rolle in der Reichenhaller Gesellschaft spielte. Der Name Fröschl (bairisch für „kleiner Frosch“) deutet darauf hin, dass sich die Familie aus bescheidenen und kleinen Verhältnissen hinaufarbeiten musste. Familiennamen erhielt man meist von den Mitmenschen; der Name Fröschl könnte auf körperliche Merkmale anspielen, etwa auf Kleinwüchsigkeit, markante Gesichtszüge oder hervortretende Augen. Über mehrere Generationen hinweg gelang es der Familie durch kluge Wirtschafts- und Finanzführung, geschickte Ämteranhäufung und vorausschauende Heiratspolitik bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts zur führenden Reichenhaller Dynastie aufzusteigen. Bereits um 1300 gab es zwei Zweige der Familie in Reichenhall, die einen Frosch im Wappen führten.

Totenschild von Degenhard II. Fröschl (+ 1552) mit Familienwappen

Im Jahre 1409 erscheint im Siegel des Wilhelm Fröschl ein quadriertes Wappen mit Frosch und einem Fabelwesen, Chimäre oder Mantikor genannt (Löwe mit menschlichem Kopf mit langen Fangzähnen). Erst seit wenigen Jahren weiß man, dass es sich um das Wappen der Patrizierfamilie Zant handelt. Es ist ein sogenanntes redendes Wappen, das den Gleichklang von „Zant“ und „Zahn“ symbolisiert.  Das Geschlecht der Zant gehörte zur patrizischen Führungsschicht Regensburgs. Das Zantwappen ist auch heute noch am Dom, am Zanthaus und in der Gesandtenstraße in Regensburg zu sehen. Ein Albrecht Zant ist in den 1370er Jahren als  Pfleger und Richter in Reichenhall nachgewiesen. Vermutlich hat Andreas I. Fröschl um 1380 die namentlich nicht bekannte Erbtochter des Albrecht Zant geheiratet, wodurch der Mantikor in das Familienwappen gelangte.


Ein Landsitz für den Geldadel

Der Reichenhaller Patrizier Ludwig I. Fröschl († vor 1478) war verheiratet mit Ursula von Trennbach. Er hatte wohl die Zeichen der Zeit früh erkannt und wandte sich vom mittlerweile unsicheren Salzgeschäft ab. Fröschl erwarb 1448 den Reichenhaller Marktzoll, der ihm eine dauerhafte Einnahmequelle bot. Um 1460 kaufte er den „Hof Marzoll“, einen großen Gutshof nahe der Valentinskirche. Sein Sohn Wiguläus (1445-1517) schlug eine geistliche Laufbahn ein und brachte es schließlich bis zum Fürstbischof von Passau.

Grabplatte von Degenhard I. Fröschl (+ 1495) in St. Valentin, Marzoll

Ludwigs Sohn Degenhard I. († 1495) vermählte sich mit Lucia Vogler von Trautzenstein. Er erhielt um 1475 die Hofmarksrechte (niedere Gerichtshoheit) über Marzoll. Seine bis heute erhaltene prachtvolle Grabplatte stammt von einem Hochgrab, das sich im Zentrum der Marzoller Kirche etwa an der Stelle des heutigen Volksaltars befand.

Degenhards Sohn, Degenhard II. († 1552), verheiratet mit Benigna Pachheimer, erwarb 1499 die Hofmarksrechte über Schwarzbach. Beim Gutshof in Marzoll ließ er von 1527 bis 1536 einen Familiensitz im Stil der Renaissance errichten. Die Schlossanlage in Form eines viereckigen Baukörpers mit vier von Welschen (= italienischen) Hauben gekrönten Ecktürmen war eine der ersten ihrer Art in Bayern. Im Jahre 1539 erwarb er die Hofmark Karlstein. Noch zu Lebzeiten ließ er den Totenschild mit geschnitztem Familienwappen anfertigen, der nach seinem Tod wohl über seiner Begräbnisstätte in der Kirche St. Valentin zu Marzoll angebracht wurde.

Joseph Fröschl († um 1590), Sohn Degenhards II., heiratete Margarethe von Pfeffenhausen. Er hatte ab 1563 finanzielle Probleme und versuchte mithilfe der Alchemie unedles Metall in Gold zu verwandeln. Fröschl beteiligte sich an einer Verschwörung von Adeligen gegen den Herzog. Als Anhänger des protestantischen Glaubens wollte er die Reformation in seiner Hofmark einführen. Joseph Fröschl wurde zu Gefängnishaft verurteilt und musste, hoch verschuldet, 1574 das Schloss und seinen Besitz verkaufen. Er wanderte in die Pfalz aus und ließ Ehefrau und Kinder zurück.

Siehe auch: Patrizier in Reichenhall, Geschlechtertürme, Schloss Marzoll


Quellen:

Johannes Lang, Geschichte von Bad Reichenhall, 2009.

Johannes Lang, Regensburger Chimäre trifft Reichenhaller Frosch – Das Erbe der Zant, in:

Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 2011.

Johannes Lang, Monopol – Krise – Marktdynamik. Zur Entstehung hochmittelalterlicher Salinenstädte im Ostalpenraum unter besonderer Berücksichtigung Reichenhalls, in: Wolfgang Wüst/Klaus Wolf (Hg.), Die süddeutsche Städtelandschaft im Vergleich, Berlin 2021.

Bearbeitung: Andreas Hirsch