Historische Verkehrswege in den Pinzgau und Chiemgau: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits in der mittleren Bronzezeit trafen überregionale Wege im Karlsteiner Hochtal aufeinander, auf denen unter anderem Kupfer aus Mitterberg im Pongau und aus dem Inntal importiert wurden. Diese Wege verliefen nicht in den versumpften und von Überschwemmungen und Muren bedrohten Tälern, sondern an Bergflanken entlang und über Höhenrücken. Ein Beispiel dafür ist der Weg über den Listsee, bzw. Langacker und den Jochberg in den Chiemgau. Ein römisches Gebäude, das zwischen dem Madlbauer und dem Seewirt am Thumsee stand, wird von Archäologen als eine Art Wegstation gedeutet. Falls dies zutrifft, wird wohl schon damals ein Weg vom Langacker und der Garnei kommend über den Antoniberg in den Pinzgau geführt haben. Das aufwendige Straßensystem war eine der Grundlagen des Erfolges der römischen Herrschaft, weil damit das Militär in kurzer Zeit über weite Strecken verlegt werden konnte.  
Bereits in der mittleren Bronzezeit trafen überregionale Wege im Karlsteiner Hochtal aufeinander, auf denen unter anderem Kupfer aus Mitterberg im Pongau und aus dem Inntal importiert wurden. Diese Wege verliefen nicht in den versumpften und von Überschwemmungen und Muren bedrohten Tälern, sondern an Bergflanken entlang und über Höhenrücken. Ein Beispiel dafür ist der Weg über den Listsee, bzw. Langacker und den Jochberg in den Chiemgau. Ein römisches Gebäude, das zwischen dem Madlbauer und dem Seewirt am Thumsee stand, wird von Archäologen als eine Art Wegstation gedeutet. Falls dies zutrifft, wird wohl schon damals ein Weg vom Langacker und der Garnei kommend über den Antoniberg in den Pinzgau geführt haben. Das aufwendige Straßensystem war eine der Grundlagen des Erfolges der römischen Herrschaft, weil damit das Militär in kurzer Zeit über weite Strecken verlegt werden konnte.  


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'''Karlstein–Kaitl'''
'''Karlstein–Kaitl'''


Zur Burg Karlstein gehörte eine Mautstelle im Tal, deren Einnahmen zum Erhalt der Straße verwendet werden sollten. Die Tatsache, dass im kleinen Dorf Karlstein
Zur Burg Karlstein gehörte - wohl bis zum Aussterben der Grafen von Peilstein um 1218 - eine Mautstelle im Tal, deren Einnahmen zum Erhalt der Straße verwendet werden sollten. Die Tatsache, dass im kleinen Dorf Karlstein
gleich zwei Wirte in unmittelbarer Nähe existieren konnten, lässt auf regen
gleich zwei Wirte in unmittelbarer Nähe existieren konnten, lässt auf regen
Fernverkehr bereits in früheren Jahrhunderten schließen. Den Tiroler Aufständischen
Fernverkehr bereits in früheren Jahrhunderten schließen. Den Tiroler Aufständischen
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Die etwas unterhalb gelegene heutige Straße sowie der Tunnel wurden 1973 erbaut. Im Zuge dieser Baumaßnahme riss man die historischen Brunnnhäuser Ober- und Unternesselgraben (ehemalige Pumpstationen der Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein) ab. An der Stelle von Obernesselgraben befindet sich heute die östliche Tunnelöffnung.  
Die etwas unterhalb gelegene heutige Straße sowie der Tunnel wurden 1973 erbaut. Im Zuge dieser Baumaßnahme riss man die historischen Brunnnhäuser Ober- und Unternesselgraben (ehemalige Pumpstationen der Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein) ab. An der Stelle von Obernesselgraben befindet sich heute die östliche Tunnelöffnung.  


In früheren Jahrhunderten führten sogar zwei Routen vom Thumsee den Antoniberg hinauf: Die alte Antonibergstraße, vermutlich im 17. Jahrhundert entstanden und früher „Weg Neßlgraben“ genannt, sowie der so genannte „Schräuweg“ an der Südseite des Tals, welcher seit dem Hochmittelalter im Range einer Reichsstraße stand. Dieser Weg ist zweifellos der ältere und sein Name nimmt Bezug auf das ihn querende „Gschreibachl“, das am Gebersberg entspringt. Beide Wege sind gekennzeichnet durch die für alte Straßen typische gleichmäßige Steigung. An der höchsten Stelle steht die 1804 erbaute Antoniuskapelle, die der Steigstrecke den Namen gegeben hat. Hinter dem Antoniberg, im Hochtal zwischen dem Albauer Kopf und den Reibwänden vereinigten sich beide Straßen bis zur Wegscheid (Abzweigung) wo sich die „Reichsstraße nach Innsbruck“ nach Süden wandte und am Weinkaser vorbei und über die Säumerbrücke in Richtung Schneizlreuth verlief. Der Weinkaser hat seinen Namen vielleicht durch den dort gelagerten Wein aus dem Süden erhalten, den die Säumer neben Gewürzen und Textilien importierten.  
In früheren Jahrhunderten führten sogar zwei Routen vom Thumsee den Antoniberg hinauf: Die alte Antonibergstraße, vermutlich im 17. Jahrhundert entstanden und früher „Weg Neßlgraben“ genannt, sowie der so genannte „Schräuweg“ an der Südseite des Tals, welcher seit dem Hochmittelalter im Range einer Reichsstraße stand. Dieser Weg ist zweifellos der ältere und sein Name nimmt Bezug auf das ihn querende „Gschreibachl“, das am Gebersberg entspringt. Beide Wege sind gekennzeichnet durch die für alte Straßen typische gleichmäßige Steigung. An der höchsten Stelle steht die 1804 erbaute Antoniuskapelle, die der Steigstrecke den Namen gegeben hat. Hinter dem Antoniberg, im Hochtal zwischen dem Albauer Kopf und den Reibwänden vereinigten sich beide Straßen bis zur Wegscheid (Abzweigung) wo sich die „Reichsstraße nach Innsbruck“ nach Süden wandte und am Weinkaser vorbei und über die Säumerbrücke in Richtung Schneizlreuth und [[Steinpass - Paß Steinbach|Steinpass]] verlief. Der Weinkaser hat seinen Namen vielleicht durch den dort gelagerten Wein aus dem Süden erhalten, den die Säumer neben Gewürzen und Textilien importierten.  




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Die heute genutzte und in den 1930er Jahren
Die heute genutzte und in den 1930er Jahren
errichtete Deutsche Alpenstraße orientiert sich am Verlauf des Neuwegs.
errichtete Deutsche Alpenstraße orientiert sich am Verlauf des Neuwegs.
'''Siehe auch:''' [[Steinpass - Paß Steinbach]] und [[Bayerische Soleleitungen]]