Bad Reichenhall: Unterschied zwischen den Versionen

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Während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war die Reichenhaller Saline nicht mehr in der Lage, der stark gestiegenen Nachfrage an Salz zu entsprechen. Eine Ursache lag in der politisch krisenhaften Zeit, die dazu führte, dass Reichenhall 1171 in Flammen aufging. Eine allgemein intensive Suche nach neuen Salzvorkommen führte zur Entstehung kleinerer Salinen, so etwa in Hall bei Admont und in Unken. Salz wurde um das Jahr 1190 zudem am Gollenbach und Tuval entdeckt und von den Augustiner-Chorherren aus Berchtesgaden ausgebeutet, ebenso auf dem Dürrnberg, wo die Abtei St. Peter (Salzburg) mit einer vorerst bescheidenen Salzerzeugung begann. Möglich wurde die Salzgewinnung aus Steinsalz erst durch die damals eingeführte Methode des Sinkwerkverfahrens, das vermutlich seinen Ursprung in Lothringen hatte und durch den Orden der Zisterzienser in den Ostalpenraum gebracht wurde.
Während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war die Reichenhaller Saline nicht mehr in der Lage, der stark gestiegenen Nachfrage an Salz zu entsprechen. Eine Ursache lag in der politisch krisenhaften Zeit, die dazu führte, dass Reichenhall 1171 in Flammen aufging. Eine allgemein intensive Suche nach neuen Salzvorkommen führte zur Entstehung kleinerer Salinen, so etwa in Hall bei Admont und in Unken. Salz wurde um das Jahr 1190 zudem am Gollenbach und Tuval entdeckt und von den Augustiner-Chorherren aus Berchtesgaden ausgebeutet, ebenso auf dem Dürrnberg, wo die Abtei St. Peter (Salzburg) mit einer vorerst bescheidenen Salzerzeugung begann. Möglich wurde die Salzgewinnung aus Steinsalz erst durch die damals eingeführte Methode des Sinkwerkverfahrens, das vermutlich seinen Ursprung in Lothringen hatte und durch den Orden der Zisterzienser in den Ostalpenraum gebracht wurde.
   
   
Sowohl die Propstei Berchtesgaden als auch die Abtei St. Peter hatten Anteile an der Reichenhaller Saline. Die Gruppe der Anteilsnehmer, damals bereits beherrscht von den Patriziern,  sah ein derartiges Ausscheren aus den Kartellzwängen nicht vor und belegte daher die Propstei mit einer Sonderbesteuerung, später auch mit der Einziehung des Vermögens. Der Salzburger Erzbischof Adalbert II. erblickte in der Berchtesgadener Salzgewinnung eine Konkurrenz nicht so sehr der Reichenhaller Saline, wo er nach wie vor größter Anteilsnehmer war, als viel mehr seiner eigenen Ambitionen auf dem Dürrnberg. Vermutlich in seinem Auftrag sorgten die Grafen von Plain für die Zerstörung der Berchtesgadener Salinenanlagen. Um das Jahr 1194 wollten auch die Reichenhaller Bürger gewaltsam gegen die Berchtesgadener vorgehen, was Kaiser Heinrich VI. scharf verurteilte. In diesem Zusammenhang kritisierte er „den durch großen Reichtum aufgeblasenen Übermut“ der Reichenhaller Bürger. Gegen künftige Einfälle errichteten die Kanoniker aus Berchtesgaden an der Engstelle zwischen Untersberg und Lattengebirge einen Turm, den „Hallthurm“. Indem der Kaiser den Salzburger Erzbischof beauftragte, für die Berchtesgadener Propstei Wiedergutmachung zu erlangen und die Verursacher des Schadens zu bestrafen, erblickte der Erzbischof darin den willkommenen Freibrief, um rücksichtslos gegen das mittlerweile selbstbewusste Bürgertum der führenden Salinenstätte Reichenhall vorzugehen.
Sowohl die Propstei Berchtesgaden als auch die Abtei St. Peter hatten Anteile an der Reichenhaller Saline. Die Gruppe der Anteilsnehmer, damals bereits beherrscht von den Patriziern,  sah ein derartiges Ausscheren aus den Kartellzwängen nicht vor und belegte daher die Propstei mit einer Sonderbesteuerung, später auch mit der Einziehung des Vermögens. Der Salzburger Erzbischof Adalbert II. erblickte in der [[Salzbergwerk Berchtesgaden|Berchtesgadener Salzgewinnung]] eine Konkurrenz nicht so sehr der Reichenhaller Saline, wo er nach wie vor größter Anteilsnehmer war, als viel mehr seiner eigenen Ambitionen auf dem Dürrnberg. Vermutlich in seinem Auftrag sorgten die Grafen von Plain für die Zerstörung der Berchtesgadener Salinenanlagen. Um das Jahr 1194 wollten auch die Reichenhaller Bürger gewaltsam gegen die Berchtesgadener vorgehen, was Kaiser Heinrich VI. scharf verurteilte. In diesem Zusammenhang kritisierte er „den durch großen Reichtum aufgeblasenen Übermut“ der Reichenhaller Bürger. Gegen künftige Einfälle errichteten die Kanoniker aus Berchtesgaden an der Engstelle zwischen Untersberg und Lattengebirge einen Turm, den „Hallthurm“. Indem der Kaiser den Salzburger Erzbischof beauftragte, für die Berchtesgadener Propstei Wiedergutmachung zu erlangen und die Verursacher des Schadens zu bestrafen, erblickte der Erzbischof darin den willkommenen Freibrief, um rücksichtslos gegen das mittlerweile selbstbewusste Bürgertum der führenden Salinenstätte Reichenhall vorzugehen.
   
   
Im Jahre 1196 ließ der Salzburger Erzbischofs Adalbert II. die Stadt Reichenhall dem Erdboden gleichmachen; lediglich das Stift. St. Zeno blieb davon verschont. Diese Vernichtung, die sich durch schriftliche und archäologische Quellen nachweisen lässt, ist als die schwerste in der Geschichte der Stadt anzusehen. Noch zwei Jahrzehnte später überlegte man, die Stadt zu verlegen oder an selber Stelle wieder zu errichten. Der Salzburger Erzbischof, der auf dem Dürrnberg nun konkurrenzlos Salz erzeugen ließ, hatte an einem Wiederaufbau Reichenhalls und seiner Saline kein Interesse, wogegen der Bayernherzog darin die einzige Möglichkeit einer eigenen Salzerzeugungsstätte erblickte. Um sein Interesse am Fortbestand der Stadt zu unterstreichen, ließ er um das Jahr 1218 widerrechtlich die [[Burg Gruttenstein (Bad Reichenhall)|Burg Gruttenstein]] wiedererrichten.  
Im Jahre 1196 ließ der Salzburger Erzbischofs Adalbert II. die Stadt Reichenhall dem Erdboden gleichmachen; lediglich das Stift. St. Zeno blieb davon verschont. Diese Vernichtung, die sich durch schriftliche und archäologische Quellen nachweisen lässt, ist als die schwerste in der Geschichte der Stadt anzusehen. Noch zwei Jahrzehnte später überlegte man, die Stadt zu verlegen oder an selber Stelle wieder zu errichten. Der Salzburger Erzbischof, der auf dem Dürrnberg nun konkurrenzlos Salz erzeugen ließ, hatte an einem Wiederaufbau Reichenhalls und seiner Saline kein Interesse, wogegen der Bayernherzog darin die einzige Möglichkeit einer eigenen Salzerzeugungsstätte erblickte. Um sein Interesse am Fortbestand der Stadt zu unterstreichen, ließ er um das Jahr 1218 widerrechtlich die [[Burg Gruttenstein (Bad Reichenhall)|Burg Gruttenstein]] wiedererrichten.  
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