Bad Reichenhall: Unterschied zwischen den Versionen

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Seit dem 8. Jahrhundert findet sich in den Quellen als neuer [[Ortsnamen mit Hall (Etymologie)|Ortsname „Hal(l)“]], der bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts den älteren Ortsnamen „Salinas“ gänzlich verdrängte. Bis in das ausgehende 12. Jahrhundert galt die Reichenhaller Saline als die einzige leistungsfähige und exportorientierte Saline im gesamten Ostalpenraum und in weiten Teilen Mitteleuropas. Zahlreiche kirchliche und adelige Eigentümer teilten sich die auf viele Anteile aufgesplitterte Reichenhaller Saline, die eine Monopolstellung innehatte. Üblicherweise ließen die Eigentümer ihre Anteile durch Leibeigene verwalten, die als spezialisierte Arbeiterschicht sich im Laufe der Zeit eine Sonderstellung erarbeiten konnten und schließlich zum Patriziat der Stadt aufstiegen. Durch den Handel mit Salz aus Reichenhall entstand noch vor der ersten Jahrtausendwende der Handelsweg „[[Goldener Steig]]“, der sich zum bedeutendsten in Süddeutschland und Böhmen entwickelte.
Seit dem 8. Jahrhundert findet sich in den Quellen als neuer [[Ortsnamen mit Hall (Etymologie)|Ortsname „Hal(l)“]], der bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts den älteren Ortsnamen „Salinas“ gänzlich verdrängte. Bis in das ausgehende 12. Jahrhundert galt die Reichenhaller Saline als die einzige leistungsfähige und exportorientierte Saline im gesamten Ostalpenraum und in weiten Teilen Mitteleuropas. Zahlreiche kirchliche und adelige Eigentümer teilten sich die auf viele Anteile aufgesplitterte Reichenhaller Saline, die eine Monopolstellung innehatte. Üblicherweise ließen die Eigentümer ihre Anteile durch Leibeigene verwalten, die als spezialisierte Arbeiterschicht sich im Laufe der Zeit eine Sonderstellung erarbeiten konnten und schließlich zum Patriziat der Stadt aufstiegen. Durch den Handel mit Salz aus Reichenhall entstand noch vor der ersten Jahrtausendwende der Handelsweg „[[Goldener Steig]]“, der sich zum bedeutendsten in Süddeutschland und Böhmen entwickelte.


Die vielen Anteilsnehmer und die damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten führten um das Jahr 1070 zur Entstehung einer Amtsgrafschaft, der so genannten „Hallgrafschaft“. Amtsträger war zunächst Graf Arnold von Dießen, dessen Nachkommen sich nach der Burg Wasserburg nannten. Ihm oblag die Organisation und Überwachung der Saline und des Salzhandels. Die Hallgrafschaft wurde innerhalb der Familie weiter verlehnt, ehe der Hallgraf Gebhard II. 1169 in das Kloster Reichersberg eintrat. Dem voraus gegangen waren heftige Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa und dem Salzburger Erzbischof Adalbert II. Daraufhin übernahm Herzog Heinrich der Löwe  die Hallgrafschaft zu Lehen. Ein vom Herzog eingesetzter Stadtrichter nahm die bislang von den Hallgrafen verrichteten Aufgaben wahr. Zwar trug der Wasserburger Graf Dietrich II. 1183 erneut den Titel eines Hallgrafen, ohne allerdings damit Rechte geltend machen zu können. Der letzte Hallgraf, Konrad, starb im Jahre 1259.  
Die vielen Anteilsnehmer und die damit verbundenen Rechtsstreitigkeiten führten um das Jahr 1070 zur Entstehung einer Amtsgrafschaft, der so genannten „[[Hallgrafschaft]]“. Amtsträger war zunächst Graf Arnold von Dießen, dessen Nachkommen sich nach der Burg Wasserburg nannten. Ihm oblag die Organisation und Überwachung der Saline und des Salzhandels. Die Hallgrafschaft wurde innerhalb der Familie weiter verlehnt, ehe der Hallgraf Gebhard II. 1169 in das Kloster Reichersberg eintrat. Dem voraus gegangen waren heftige Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa und dem Salzburger Erzbischof Adalbert II. Daraufhin übernahm Herzog Heinrich der Löwe  die Hallgrafschaft zu Lehen. Ein vom Herzog eingesetzter Stadtrichter nahm die bislang von den Hallgrafen verrichteten Aufgaben wahr. Zwar trug der Wasserburger Graf Dietrich II. 1183 erneut den Titel eines Hallgrafen, ohne allerdings damit Rechte geltend machen zu können. Der letzte Hallgraf, Konrad, starb im Jahre 1259.  


Der Stadtwerdungsprozess Reichenhalls erfolgte während der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, maßgeblich bestimmt durch die Reorganisationen nach dem Investitursteit und das städtebauliche Programm des Salzburger Erzbischofs Konrad I. von Abenberg. Die Gründung des [[Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno|Augustiner-Chorherrenstifts St. Zeno]] 1136 und die Errichtung einer ersten [[Stadtbefestigung Reichenhall|Stadtmauer]] fallen in diese Zeit. 1144 ist urkundlich von einem „castrum“ die Rede, um 1150 von einem „Oppidum“, 1159 von „civitas“ (Stadt). Damit ist Reichenhall mit Ausnahme der auf römische Tradition zurückgehenden Bischofsstädte als eine der ältesten Städte Bayerns anzusprechen.
Der Stadtwerdungsprozess Reichenhalls erfolgte während der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, maßgeblich bestimmt durch die Reorganisationen nach dem Investitursteit und das städtebauliche Programm des Salzburger Erzbischofs Konrad I. von Abenberg. Die Gründung des [[Augustiner-Chorherrenstift St. Zeno|Augustiner-Chorherrenstifts St. Zeno]] 1136 und die Errichtung einer ersten [[Stadtbefestigung Reichenhall|Stadtmauer]] fallen in diese Zeit. 1144 ist urkundlich von einem „castrum“ die Rede, um 1150 von einem „Oppidum“, 1159 von „civitas“ (Stadt). Damit ist Reichenhall mit Ausnahme der auf römische Tradition zurückgehenden Bischofsstädte als eine der ältesten Städte Bayerns anzusprechen.
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== Der Monopolbruch von 1196 und die Folgen ==
== Der Monopolbruch von 1196 und die Folgen ==


Während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war die Reichenhaller Saline nicht mehr in der Lage, der stark gestiegenen Nachfrage an Salz zu entsprechen. Eine Ursache lag in der politisch krisenhaften Zeit, die dazu führte, dass Reichenhall 1171 in Flammen aufging. Eine allgemein intensive Suche nach neuen Salzvorkommen führte zur Entstehung kleinerer Salinen, so etwa in Hall bei Admont und in Unken. Salz wurde um das Jahr 1190 zudem am Gollenbach und Tuval entdeckt und von den Augustiner-Chorherren aus Berchtesgaden ausgebeutet, ebenso auf dem Dürrnberg, wo die Abtei St. Peter (Salzburg) mit einer vorerst bescheidenen Salzerzeugung begann. Möglich wurde die Salzgewinnung aus Steinsalz erst durch die damals eingeführte Methode des Sinkwerkverfahrens, das vermutlich seinen Ursprung in Lothringen hatte und durch den Orden der Zisterzienser in den Ostalpenraum gebracht wurde.
Während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts war die Reichenhaller Saline nicht mehr in der Lage, der stark gestiegenen Nachfrage an Salz zu entsprechen. Eine Ursache lag in der politisch krisenhaften Zeit, die dazu führte, dass Reichenhall 1171 in Flammen aufging. Eine allgemein intensive Suche nach neuen Salzvorkommen führte zur Entstehung kleinerer Salinen, so etwa in Hall bei Admont und in Unken. Salz wurde um das Jahr 1190 zudem am [[Salzbergwerk Berchtesgaden|Gollenbach und Tuval]] entdeckt und von den Augustiner-Chorherren aus Berchtesgaden ausgebeutet, ebenso auf dem Dürrnberg, wo die Abtei St. Peter (Salzburg) mit einer vorerst bescheidenen Salzerzeugung begann. Möglich wurde die Salzgewinnung aus Steinsalz erst durch die damals eingeführte Methode des Sinkwerkverfahrens, das vermutlich seinen Ursprung in Lothringen hatte und durch den Orden der Zisterzienser in den Ostalpenraum gebracht wurde.
   
   
Sowohl die Propstei Berchtesgaden als auch die Abtei St. Peter hatten Anteile an der Reichenhaller Saline. Die Gruppe der Anteilsnehmer, damals bereits beherrscht von den Patriziern,  sah ein derartiges Ausscheren aus den Kartellzwängen nicht vor und belegte daher die Propstei mit einer Sonderbesteuerung, später auch mit der Einziehung des Vermögens. Der Salzburger Erzbischof Adalbert II. erblickte in der [[Salzbergwerk Berchtesgaden|Berchtesgadener Salzgewinnung]] eine Konkurrenz nicht so sehr der Reichenhaller Saline, wo er nach wie vor größter Anteilsnehmer war, als viel mehr seiner eigenen Ambitionen auf dem Dürrnberg. Vermutlich in seinem Auftrag sorgten die Grafen von Plain für die Zerstörung der Berchtesgadener Salinenanlagen. Um das Jahr 1194 wollten auch die Reichenhaller Bürger gewaltsam gegen die Berchtesgadener vorgehen, was Kaiser Heinrich VI. scharf verurteilte. In diesem Zusammenhang kritisierte er „den durch großen Reichtum aufgeblasenen Übermut“ der Reichenhaller Bürger. Gegen künftige Einfälle errichteten die Kanoniker aus Berchtesgaden an der Engstelle zwischen Untersberg und Lattengebirge einen Turm, den „Hallthurm“. Indem der Kaiser den Salzburger Erzbischof beauftragte, für die Berchtesgadener Propstei Wiedergutmachung zu erlangen und die Verursacher des Schadens zu bestrafen, erblickte der Erzbischof darin den willkommenen Freibrief, um rücksichtslos gegen das mittlerweile selbstbewusste Bürgertum der führenden Salinenstätte Reichenhall vorzugehen.
Sowohl die Propstei Berchtesgaden als auch die Abtei St. Peter hatten Anteile an der Reichenhaller Saline. Die Gruppe der Anteilsnehmer, damals bereits beherrscht von den Patriziern,  sah ein derartiges Ausscheren aus den Kartellzwängen nicht vor und belegte daher die Propstei mit einer Sonderbesteuerung, später auch mit der Einziehung des Vermögens. Der Salzburger Erzbischof Adalbert II. erblickte in der [[Salzbergwerk Berchtesgaden|Berchtesgadener Salzgewinnung]] eine Konkurrenz nicht so sehr der Reichenhaller Saline, wo er nach wie vor größter Anteilsnehmer war, als viel mehr seiner eigenen Ambitionen auf dem Dürrnberg. Vermutlich in seinem Auftrag sorgten die Grafen von Plain für die Zerstörung der Berchtesgadener Salinenanlagen. Um das Jahr 1194 wollten auch die Reichenhaller Bürger gewaltsam gegen die Berchtesgadener vorgehen, was Kaiser Heinrich VI. scharf verurteilte. In diesem Zusammenhang kritisierte er „den durch großen Reichtum aufgeblasenen Übermut“ der Reichenhaller Bürger. Gegen künftige Einfälle errichteten die Kanoniker aus Berchtesgaden an der Engstelle zwischen Untersberg und Lattengebirge einen Turm, den „Hallthurm“. Indem der Kaiser den Salzburger Erzbischof beauftragte, für die Berchtesgadener Propstei Wiedergutmachung zu erlangen und die Verursacher des Schadens zu bestrafen, erblickte der Erzbischof darin den willkommenen Freibrief, um rücksichtslos gegen das mittlerweile selbstbewusste Bürgertum der führenden Salinenstätte Reichenhall vorzugehen.
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== Kampf um die Zugehörigkeit; Pfleggericht ==
== Kampf um die Zugehörigkeit; Pfleggericht ==


Nachdem der Vertrag von Nürnberg 1218 für den Herzog von Bayern sowie für den Erzbischof von Salzburg einen gleichrangigen Einfluss auf die Herrschaft über Reichenhall vorgesehen hatte, entbrannte in den Jahrzehnten darauf ein verbittert geführter Krieg um die Vorherrschaft über Reichenhall. Gleichzeitig entwickelte sich die Salinenstadt zu einem bedeutenden Zankapfel im Ringen Salzburgs um eine Lösung vom Mutterland Bayern und der Etablierung einer eigenen Landeshoheit, die um das Jahr 1342 erreicht war. Nach dem  Aussterben der Grafen von Peilstein im Mannesstamm 1218 erlangte der Bayernherzog Ludwig der Kelheimer die dortige [[Grafschaft Reichenhall]], das außerhalb der Hallgrafschaft gelegene Gebiet, das ursprünglich ein Salzburger Lehen gewesen war. Mittelpunkt der Grafschaft Reichenhall war die [[Burg Karlstein (Bad Reichenhall)|Burg Karlstein]], die nun ebenfalls in das Eigentum des Herzogs überging. Nachdem auch die Grafen von Plain 1260 im Mannesstamm erloschen waren, trat der Salzburger Erzbischof in deren Grafschaften das Erbe an. Die in der Grafschaft Reichenhall noch vorhandenen erzbischöflichen Burgen [[Burg Kirchberg (Bad Reichenhall)|Kirchberg]], Vager und Amerang wurden in einem Feldzug von herzoglichen Truppen 1262 zerstört. Die 1266 erfolgte Eroberung und Teilzerstörung Reichenhalls durch den mit dem Erzbischof verbündeten Bischof von Olmütz, Bruno von Schaunburg-Holstein, konnte den dauerhaften herzoglichen Einfluss auf Reichenhall jedoch nicht mehr verhindern.
Nachdem der Vertrag von Nürnberg 1218 für den Herzog von Bayern sowie für den Erzbischof von Salzburg einen gleichrangigen Einfluss auf die Herrschaft über Reichenhall vorgesehen hatte, entbrannte in den Jahrzehnten darauf ein verbittert geführter Krieg um die Vorherrschaft über Reichenhall. Gleichzeitig entwickelte sich die Salinenstadt zu einem bedeutenden Zankapfel im Ringen Salzburgs um eine Lösung vom Mutterland Bayern und der Etablierung einer eigenen Landeshoheit, die um das Jahr 1342 erreicht war. Nach dem  Aussterben der Grafen von Peilstein im Mannesstamm 1218 erlangte der Bayernherzog Ludwig der Kelheimer die dortige [[Grafschaft Reichenhall]], das außerhalb der Hallgrafschaft gelegene Gebiet, das ursprünglich ein Salzburger Lehen gewesen war. Mittelpunkt der [[Grafschaft Reichenhall]] war die [[Burg Karlstein (Bad Reichenhall)|Burg Karlstein]], die nun ebenfalls in das Eigentum des Herzogs überging. Nachdem auch die Grafen von Plain 1260 im Mannesstamm erloschen waren, trat der Salzburger Erzbischof in deren Grafschaften das Erbe an. Die in der Grafschaft Reichenhall noch vorhandenen erzbischöflichen Burgen [[Burg Kirchberg (Bad Reichenhall)|Kirchberg]], Vager und Amerang wurden in einem Feldzug von herzoglichen Truppen 1262 zerstört. Die 1266 erfolgte Eroberung und Teilzerstörung Reichenhalls durch den mit dem Erzbischof verbündeten Bischof von Olmütz, Bruno von Schaunburg-Holstein, konnte den dauerhaften herzoglichen Einfluss auf Reichenhall jedoch nicht mehr verhindern.
   
   
Gerichtliche Entscheidungen zwischen dem Herzog und dem Erzbischof um die künftige Zugehörigkeit Reichenhalls („Reichenhaller Frage“) wurden immer wieder verschoben und auf dem Rechtsweg letztlich nie getroffen. Zu Ende des 13. Jahrhunderts galt es als gesichert, dass Reichenhall eine bayerische Stadt bleiben und nicht der Herrschaft des Salzburger Erzbischofs unterstellt würde.
Gerichtliche Entscheidungen zwischen dem Herzog und dem Erzbischof um die künftige Zugehörigkeit Reichenhalls („Reichenhaller Frage“) wurden immer wieder verschoben und auf dem Rechtsweg letztlich nie getroffen. Zu Ende des 13. Jahrhunderts galt es als gesichert, dass Reichenhall eine bayerische Stadt bleiben und nicht der Herrschaft des Salzburger Erzbischofs unterstellt würde.


In den Jahren von 1275 (Zweiter Erhartinger Vertrag) bis 1342 formierten sich die [[Nasse Grenze (Saalach)|Landesgrenzen]] im Reichenhaller Raum. 1290 trat erstmals ein herzoglich bayerischer Pfleger in Reichenhall auf, wogegen ein erzbischöflich salzburgischer Pfleger auf der nun salzburgischen Plainburg 1317 urkundlich genannt ist. Das Pfleggericht Reichenhall erstreckte sich vom Steinpass im Westen über Reiteralpe und Lattengebirge bis zum Walserberg im Osten, verlief von dort in der Mitte der Saalach bis zum „Goldenen Zweig“ am Fuße des Fuderheubergs, über das Staufengebige und schloss anfänglich auch das Inzeller Becken ein. Später wurde Inzell dem bayerischen Pfleggericht Traunstein angegliedert. Im Süden grenzte das Pfleggericht Reichenhall an den geschlossenen Grundbesitz der Augustiner-Chorherren von Berchtesgaden, deren Herrschaftsbereich 1306 erstmals als „Land“ Erwähnung fand. Deutlich später, 1342, wurde auch das Erzstift Salzburg erstmals als Land genannt. Damit grenzte das Pfleggericht Reichenhall mit Berchtesgaden und Salzburg an zwei eigenständige Länder. Das Dreiländereck auf dem Lattengebirge trägt bis heute den Namen „Dreisesselberg“, da sich hier die Throne („Sessel“) von drei Landesfürsten fanden.
In den Jahren von 1275 (Zweiter Erhartinger Vertrag) bis 1342 formierten sich die [[Nasse Grenze (Saalach)|Landesgrenzen]] im Reichenhaller Raum. 1290 trat erstmals ein herzoglich bayerischer Pfleger in Reichenhall auf, wogegen ein erzbischöflich salzburgischer Pfleger auf der nun salzburgischen [[Plainburg]] 1317 urkundlich genannt ist. Das Pfleggericht Reichenhall erstreckte sich vom Steinpass im Westen über Reiteralpe und Lattengebirge bis zum Walserberg im Osten, verlief von dort in der Mitte der Saalach bis zum „Goldenen Zweig“ am Fuße des Fuderheubergs, über das Staufengebige und schloss anfänglich auch das Inzeller Becken ein. Später wurde Inzell dem bayerischen Pfleggericht Traunstein angegliedert. Im Süden grenzte das Pfleggericht Reichenhall an den geschlossenen Grundbesitz der Augustiner-Chorherren von Berchtesgaden, deren Herrschaftsbereich 1306 erstmals als „Land“ Erwähnung fand. Deutlich später, 1342, wurde auch das Erzstift Salzburg erstmals als Land genannt. Damit grenzte das Pfleggericht Reichenhall mit Berchtesgaden und Salzburg an zwei eigenständige Länder. Das Dreiländereck auf dem Lattengebirge trägt bis heute den Namen „Dreisesselberg“, da sich hier die Throne („Sessel“) von drei Landesfürsten fanden.


== Namengebung; Siegel und Wappen; Stadtrecht; Burgfrieden ==
== Namengebung; Siegel und Wappen; Stadtrecht; Burgfrieden ==
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Nachdem die im 12. / 13. Jahrhundert neu hinzu gekommenen Salzerzeugungsorte vielfach Namen mit dem Namensbestandteil „Hall“ erhielten, grenzte sich die bis dahin „Hall“ benannte Salinenstadt ab und wurde im Jahre 1323 erstmals als „Reychen Halle“ bezeichnet. Der Name bürgerte sich fortan fest ein.
Nachdem die im 12. / 13. Jahrhundert neu hinzu gekommenen Salzerzeugungsorte vielfach Namen mit dem Namensbestandteil „Hall“ erhielten, grenzte sich die bis dahin „Hall“ benannte Salinenstadt ab und wurde im Jahre 1323 erstmals als „Reychen Halle“ bezeichnet. Der Name bürgerte sich fortan fest ein.
   
   
Das erste überlieferte Stadtsiegel datiert von 1279 und zeigt ein mit der Siegesfahne schreitendes widersehendes und nimbiertes Gotteslamm. Der während des 13. und 14. Jahrhunderts deutlich zugenommene politische Einfluss der Herzöge von Niederbayern führte dazu, dass ab dem Jahre 1300 das Siegel und [[Wappen Bad Reichenhall|Wappen]] der Stadt Reichenhall dem Wappen der Herzöge von Niederbayern angepasst wurden und sowohl als heraldische Figur den Panther als auch die Rauten zeigten.
Das erste überlieferte Stadtsiegel datiert von 1279 und zeigt ein mit der Siegesfahne schreitendes widersehendes und nimbiertes Gotteslamm. Der während des 13. und 14. Jahrhunderts deutlich zugenommene politische Einfluss der Herzöge von Niederbayern führte dazu, dass ab dem Jahre 1300 das Siegel und [[Wappen Bad Reichenhall|Wappen]] der Stadt Reichenhall dem Wappen der Herzöge von [[Oberbayern|Niederbayern]] angepasst wurden und sowohl als heraldische Figur den Panther als auch die Rauten zeigten.
   
   
Ein spezielles Reichenhaller Recht, das „Ius Hallensium“, wird bereits im 12. Jahrhundert erwähnt. Erstmals wurde das Stadtrecht 1360 vom Herzog bestätigt. Aus dem Jahre 1440 haben sich elf „Freyhaiten“ der Stadt erhalten.
Ein spezielles Reichenhaller Recht, das „Ius Hallensium“, wird bereits im 12. Jahrhundert erwähnt. Erstmals wurde das Stadtrecht 1360 vom Herzog bestätigt. Aus dem Jahre 1440 haben sich elf „Freyhaiten“ der Stadt erhalten.
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