Bad Reichenhall: Unterschied zwischen den Versionen

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== Investitionen in der Zeit der Weimarer Republik; Radikalisierung ==
== Investitionen in der Zeit der Weimarer Republik; Radikalisierung ==


In Folge des Weltkrieges wurde der Adel entmachtet, in zahlreichen Ländern kam es zu Umstürzen und neuen Staatssystemen. Das Ausbleiben der Kurgäste führte in Bad Reichenhall zu einer Welle von Schließungen großer Beherbergungsbetriebe. In das entstandene Gästevakuum drängte schon bald der Mittelstand und das Kleinbürgertum, die schon 1921 die Gästezahlen der Vorkriegszeit egalisierten.
In Folge des Weltkrieges wurde der Adel entmachtet, in zahlreichen Ländern kam es zu Umstürzen und [[Arbeiterrat und Soldatenrat nach dem Ersten Weltkrieg in Bad Reichenhall|neuen Staatssystemen]]. Das Ausbleiben der Kurgäste führte in Bad Reichenhall zu einer Welle von Schließungen großer Beherbergungsbetriebe. In das entstandene Gästevakuum drängte schon bald der Mittelstand und das Kleinbürgertum, die schon 1921 die Gästezahlen der Vorkriegszeit egalisierten.
   
   
Um das Bad für ein mondänes Publikum erneut attraktiv zu machen, errichtete man 1925 beim Gasthof Mayerhof im Ortsteil St. Zeno einen Linienflughafen, der erst der dritte in ganz Bayern war. Einmal täglich legte ein Linienflugzeug die Strecke von München-Oberwiesenfeld nach Bad Reichenhall in 60 Minuten zurück. 1927/28 folgte der Bau eines sowohl in staatlicher als auch städtischer Trägerschaft befindlichen [[Kurmittelhaus (Bad Reichenhall)|Kurmittelhauses]], in dem sämtliche Kurmittel der Stadt vereinigt waren. Als zweite Seilschwebebahn in Bayern entstand 1927/28 nach Plänen von Louis Zuegg (System Bleichert) die [[Predigtstuhlbahn|Bahn auf den Predigtstuhl]], die als damals innovativste und vollendetste Seilschwebebahn galt. Sie ist bis heute die älteste im Original erhaltene und ganzjährig verkehrende Großkabinen-Seilschwebebahn der Welt. Ein entscheidendes Motiv für den Bau der Bahn hatte die Aussicht auf attraktive Wintersportmöglichkeiten auf dem Gelände des Lattengebirges geliefert, nachdem bereits 1923 in Bayerisch Gmain zwei Sprungschanzen errichtet worden waren.
Um das Bad für ein mondänes Publikum erneut attraktiv zu machen, errichtete man 1925 beim Gasthof Mayerhof im Ortsteil St. Zeno einen Linienflughafen, der erst der dritte in ganz Bayern war. Einmal täglich legte ein Linienflugzeug die Strecke von München-Oberwiesenfeld nach Bad Reichenhall in 60 Minuten zurück. 1927/28 folgte der Bau eines sowohl in staatlicher als auch städtischer Trägerschaft befindlichen [[Kurmittelhaus (Bad Reichenhall)|Kurmittelhauses]], in dem sämtliche Kurmittel der Stadt vereinigt waren. Als zweite Seilschwebebahn in Bayern entstand 1927/28 nach Plänen von Louis Zuegg (System Bleichert) die [[Predigtstuhlbahn|Bahn auf den Predigtstuhl]], die als damals innovativste und vollendetste Seilschwebebahn galt. Sie ist bis heute die älteste im Original erhaltene und ganzjährig verkehrende Großkabinen-Seilschwebebahn der Welt. Ein entscheidendes Motiv für den Bau der Bahn hatte die Aussicht auf attraktive Wintersportmöglichkeiten auf dem Gelände des Lattengebirges geliefert, nachdem bereits 1923 in Bayerisch Gmain zwei Sprungschanzen errichtet worden waren.
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Die 1920er Jahre hielten auch in Bad Reichenhall eine große Bandbreite dynamischer gesellschaftlicher Entwicklungen aber auch einer politischen Radikalisierung bereit. Hans Linder schuf auf dem Schroffen eine Ausflugsstätte, die als eine Kunstwelt aus Folklore und modernem Unterhaltungsangebot schon bald Kultstatus bei den Freunden volkstümlicher Musik genoss. 1925 übernahm die Stadt die Trägerschaft einer bis dahin privaten Mittelschule, deren Ursprünge auf das Jahr 1914 zurückgehen. Das heutige Karlsgymnasium geht auf diese Schule zurück. 1929 erlangte die Stadt die Kreisunmittelbarkeit.
Die 1920er Jahre hielten auch in Bad Reichenhall eine große Bandbreite dynamischer gesellschaftlicher Entwicklungen aber auch einer politischen Radikalisierung bereit. Hans Linder schuf auf dem Schroffen eine Ausflugsstätte, die als eine Kunstwelt aus Folklore und modernem Unterhaltungsangebot schon bald Kultstatus bei den Freunden volkstümlicher Musik genoss. 1925 übernahm die Stadt die Trägerschaft einer bis dahin privaten Mittelschule, deren Ursprünge auf das Jahr 1914 zurückgehen. Das heutige Karlsgymnasium geht auf diese Schule zurück. 1929 erlangte die Stadt die Kreisunmittelbarkeit.


Bereits 1920 versuchte man, in Bad Reichenhall den „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“, der die Weimarer Republik kategorisch ablehnte und sich antisemitisch gebärdete, dauerhaft zu etablieren, was allerdings nicht gelang. 1921 erfolgte die förmliche Gründung einer Ortsgruppe der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“, die sich wenig später wieder auflöste und 1923 wiederbegründet wurde. Nach dem so genannten Hitlerputsch am 9. November 1923 löste sich die Ortsgruppe erneut auf und spielte bis zur abermaligen Wiedergründung 1929 durch Josef Fallbacher keine Rolle auf kommunaler Ebene. Erst danach setzte eine ideologische Radikalisierung ein, was 1931 im Hotel „Deutscher Kaiser“ zu einer spektakulären Saalschlacht  zwischen Nationalsozialisten und Leuten des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ führte.    
Bereits 1920 versuchte man, in Bad Reichenhall den „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund“, der die Weimarer Republik kategorisch ablehnte und sich antisemitisch gebärdete, dauerhaft zu etablieren, was allerdings nicht gelang. 1921 erfolgte die förmliche Gründung einer Ortsgruppe der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“, die sich wenig später wieder auflöste und 1923 wiederbegründet wurde. Nach dem so genannten Hitlerputsch am 9. November 1923 löste sich die Ortsgruppe erneut auf und spielte bis zur abermaligen Wiedergründung 1929 durch Josef Fallbacher keine Rolle auf kommunaler Ebene. Erst danach setzte eine ideologische Radikalisierung ein, was 1931 im Hotel „Deutscher Kaiser“ zu einer spektakulären Saalschlacht  zwischen Nationalsozialisten und Leuten des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ führte.
 


== Nationalsozialismus; Kriegszeit ==
== Nationalsozialismus; Kriegszeit ==
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