Bayern und Salzburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''
Mit dem militärischen Zusammenbruch am Ende des Ersten Weltkriegs im Herbst 1918 zerfiel das Habsburgerreich; die verschiedenen Völker strebten nach nationaler Unabhängigkeit. In Wien wurde am 12. November 1918 die „Republik Deutschösterreich“ ausgerufen: ''„Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt. Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.“ ''


Ein gewünschter Anschluss Österreichs an das ebenfalls zu einer demokratischen Republik gewordene Deutsche Reich wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ebenso untersagt, wie der Name Deutschösterreich. In Österreich aber herrschte überwiegend die Überzeugung, dass es als eigener Staat nicht lebensfähig sei und ein Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich die einzige Lösung darstelle. Wohl oder übel beugte man sich schließlich den Forderungen der Siegermächte. Im Deutschen Reich wurde ein Anschluss der Republik Deutschösterreich zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings drohten für diesen Fall wesentlich härtere Friedensbedingungen der Siegermächte, weshalb Berlin bei dieser Frage sehr vorsichtig agierte und Schritt für Schritt vorgehen wollte. Vor allem angesichts der Gegnerschaft Frankreichs scheiterten die Anschlusspläne. Sowohl der am 28. Juli 1919 von Deutschland unterzeichnete Friedensvertrag von Versailles als auch der Friedensvertrag von Saint Germain vom 10. September 1919 verboten in ihren Artikeln 80 bzw. 88 den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die Siegermächte wollten dem geschlagenen Deutschland eine Gebietserweiterung oder eine Zunahme seiner Bevölkerung um sechseinhalb Mio. Menschen nicht zubilligen.
Ein gewünschter Anschluss Österreichs an das ebenfalls zu einer demokratischen Republik gewordene Deutsche Reich wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs ebenso untersagt, wie der Name Deutschösterreich. In Österreich aber herrschte überwiegend die Überzeugung, dass es als eigener Staat nicht lebensfähig sei und ein Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich die einzige Lösung darstelle. Wohl oder übel beugte man sich schließlich den Forderungen der Siegermächte. Im Deutschen Reich wurde ein Anschluss der Republik Deutschösterreich zwar grundsätzlich begrüßt, allerdings drohten für diesen Fall wesentlich härtere Friedensbedingungen der Siegermächte, weshalb Berlin bei dieser Frage sehr vorsichtig agierte und Schritt für Schritt vorgehen wollte. Vor allem wegen der Gegnerschaft Frankreichs scheiterten die Anschlusspläne. Sowohl der am 28. Juli 1919 von Deutschland unterzeichnete Friedensvertrag von Versailles als auch der (österreichische) Friedensvertrag von Saint Germain vom 10. September 1919 verboten in ihren Artikeln 80 bzw. 88 den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Die Siegermächte wollten dem geschlagenen Deutschland eine Gebietserweiterung oder eine Zunahme seiner Bevölkerung um sechseinhalb Mio. Menschen nicht zubilligen.
   
   
Für Bayern war aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft die Frage eines möglichen Beitritts Österreichs zum Deutschen Reich von großer Bedeutung. Die bayerische Volkspartei und die von ihr getragenen bayerischen Regierungen war das Kriterium der „Stammesverwandtschaft" zu Österreich die Grundlage der bayerischen Österreichpolitik während der Weimarer Republik. Bayern erhoffte sich durch einen Zusammenschluss mit Österreich eine Stärkung des Föderalismus und ein größeres Gewicht Süddeutschlands im Deutschen Reich.
Für Bayern war aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft die Frage eines möglichen Beitritts Österreichs zum Deutschen Reich von großer Bedeutung. Die bayerische Volkspartei und die von ihr getragenen bayerischen Regierungen war das Kriterium der „Stammesverwandtschaft" zu Österreich die Grundlage der bayerischen Österreichpolitik während der Weimarer Republik. Bayern erhoffte sich durch einen Zusammenschluss mit Österreich eine Stärkung des Föderalismus und ein größeres Gewicht Süddeutschlands im Deutschen Reich.
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''„Deutsch ist unser Staat, denn deutsch ist seine Bevölkerung nach Abstammung, nach Geschichte und Tradition“.''  
''„Deutsch ist unser Staat, denn deutsch ist seine Bevölkerung nach Abstammung, nach Geschichte und Tradition“.''  


Im Jahr 1933 schaltete der ursprünglich christlich-soziale Dollfuß das Wiener Parlament, die Sozialdemokraten und Kommunisten aus und errichtete 1934 einen autoritären Ständestaat. Die demokratische Republik war damit abgeschafft. Diese Entwicklung wurde später als „Austrofaschismus“ bezeichnet. Dollfuß wollte keinen Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, sondern „den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich“. Die seit 1933 verbotene österreichische NSDAP erhielt jedoch immer mehr Zulauf und trat vor allem mit Terrorakten und Putschversuchen in Erscheinung. Außerdem begannen die Nationalsozialisten damit, den Regierungsapparat zu unterwandern und zu zersetzen. Unterstützt wurden sie dabei von der nationalsozialistischen deutschen Regierung, die mit der „1000-Mark-Sperre“ [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2019_6_c.pdf] und weiteren Reisebeschränkungen Österreich wirtschaftlich in die Knie zwingen wollte.
Im Jahr 1933 schaltete der ursprünglich christlich-soziale Dollfuß das Wiener Parlament, die Sozialdemokraten und Kommunisten aus und errichtete 1934 einen autoritären Ständestaat. Die demokratische Republik war damit abgeschafft. Diese Entwicklung wurde später als „Austrofaschismus“ bezeichnet. Dollfuß wollte keinen Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland, sondern ''„den sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich“''. Die seit 1933 verbotene österreichische NSDAP erhielt jedoch immer mehr Zulauf und trat vor allem mit Terrorakten und Putschversuchen in Erscheinung. Außerdem begannen die Nationalsozialisten damit, den Regierungsapparat zu unterwandern und zu zersetzen. Unterstützt wurden sie dabei von der nationalsozialistischen deutschen Regierung, die mit der „1000-Mark-Sperre“ [https://heimatkundeverein-reichenhall.de/fileadmin/PDFs/heimatblaetter/heimatblaetter_2019_6_c.pdf] und weiteren Reisebeschränkungen Österreich wirtschaftlich in die Knie zwingen wollte.
Dazu siehe auch: Anschlusspläne Österreichs und österreichischer Bundesländer nach 1918 [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Anschlusspl%C3%A4ne_%C3%96sterreichs_und_%C3%B6sterreichischer_Bundesl%C3%A4nder_nach_1918] (Historisches Lexikon Bayerns)
Dazu siehe auch: Anschlusspläne Österreichs und österreichischer Bundesländer nach 1918 [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Anschlusspl%C3%A4ne_%C3%96sterreichs_und_%C3%B6sterreichischer_Bundesl%C3%A4nder_nach_1918] (Historisches Lexikon Bayerns)


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