Stadtbefestigung Reichenhall

Aus Bad Reichenhall Wiki
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Die befestigte Stadt Reichenhall um 1700. Schloss Gruttenstein und der Turm von St. Nikolaus sind in die Stadtmauer einbezogen.
Reichenhall Ende des 18.Jahrhunderts
Salzburger Tor von Norden
Stadtmauer zwischen Spitalparkplatz und Forstamtstraße

Die mittelalterliche Ummauerung der Stadt Bad Reichenhall entstand im 12. Jahrhundert, war über 2 km lang und umfasste 14 Türme und mehrere Tore. Im 19. Jahrhundert brach man große Teile der Stadtbefestigung ab. Heute sind noch einige Reste erhalten.

Geschichte

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts war die Entwicklung Reichenhalls zu einer voll ausgebildeten Stadt abgeschlossen, welche 1159 erstmals urkundlich als solche erwähnt wurde. In Bayern gab es damals nur die bekannten Bischofsstädte Regensburg, Passau, Freising, Salzburg und Brixen. Eine Stadtbefestigung ist zu dieser Zeit anzunehmen, da Reichenhall 1144 als „befestigter Ort“ genannt wird. Die Ausdehnung der Stadt hat sich bis ins 19. Jahrhundert kaum verändert (ca. 23 Hektar). Lediglich im Bereich östlich des Peter-und-Paul-Turms wurde die Stadtmauer nach der völligen Zerstörung von 1196 ein Stück zurückgenommen, als man die Stadt etwas kleiner als zuvor wieder aufbaute. Die beiden größten Tore lagen an der Hauptdurchgangsstraße: Das Salzburger Tor im Osten und das Tiroler Tor (oder Obertor) im Westen. Daneben gab es mehrere kleinere Tore oder "Türl". Die Durchschnittshöhe der Stadtmauer betrug 7 Meter, ihr durchschnittliche Stärke im unteren Bereich 1,8 Meter, verjüngte sich nach oben auf etwa 60 cm. Die so genannte "Brustwehr" im oberen Teil war mit Schießscharten ausgestattet, vor denen ein hölzerner überdachter Wehrgang verlief. An der Nordecke der Befestigung stand der etwa 17 Meter hohe Waseneggerturm, der bis zu 2,20 Meter dicke Mauern besaß. In diesem war bis ins 18. Jahrhundert das Gefängnis der Stadt untergebracht. Der frühere Turm der Nikolauskirche war in die Stadtmauer einbezogen, was sich auf alten Stadtansichten erkennen lässt. Vor der Stadtmauer flossen der Triftkanal und der Hammerbach, welche einen zusätzlichen Schutz der Stadtbefestigung bildeten.

Das hügelige Gelände um die Burg Gruttenstein im Osten bildete eine strategische Herausforderung. Mit Hilfe eines tiefen und etwa 15 Meter breiten Grabens vor der Stadtmauer schuf man ein schwer zu überwindendes Hindernis. An der höchsten Stelle der Ummauerung stand die Burg Gruttenstein, welche in die Stadtbefestigung einbezogen war.

Im Laufe der Jahrhunderte hat die Ummauerung der Stadt zahlreiche Angriffe, Verteidigungen, Eroberungen und Teilzerstörungen erlebt, wie etwa in den Jahren 1196, 1266, 1505, 1742/1746 und während der Belagerung durch die Tiroler Aufständischen 1809. Der Unterhalt der Stadtmauern, Türme und Tore stellte Jahrhunderte hindurch eine erhebliche finanzielle Belastung für die Bürgerschaft dar. Nach dem Stadtbrand von 1834 und der städtebaulichen Neuausrichtung auf das Kurwesen entfernte man teilweise die Stadtbefestigung vor allem in Richtung Norden, wo mit der „Badvorstadt“ ein neues Stadtviertel entstand.

Siehe auch: Burgtor (Bad Reichenhall)

Beschreibung

Heute sind nur noch Reste der einstigen Anlage erhalten. Am Parkplatz bei der St.-Johannes-Spitalkirche ragt ein fast 6 Meter hohes Stück Stadtmauer auf. Dort war sie mit einem hölzernen umlaufenden und überdachten Wehrgang zu begehen. Von den beiden großen Toranlagen – Salzburger Tor und Tiroler Tor – ist nichts erhalten geblieben. Von den einstigen Türmen bestehen noch der Peter-und-Paul-Turm und der Pulverturm.

Erhaltene Teile der Stadtbefestigung

Schloss Gruttenstein: Mauerrest am Torgebäude

Stadtgraben, in jüngster Zeit teilweise aufgefüllt (südlich von Gruttenstein)

Pulverturm und Mauerreste (südlich von Gruttenstein)

Peter-und-Paul-Turm (Peter-und-Paul-Gasse)

Mauerzüge am ehem. Tiroler Tor (Obertor) und bei der Nikolauskirche (Anton-Winkler-Straße)

"Runder Turm" (Hinterhof, Poststraße)

Mauerzug mit Torbogenfragment am ehemaligen Waseneggerturm (Kanalstraße-Innsbrucker Straße)

Mauerzug (zwischen Spitalhof-Parkplatz und Forstamtstraße)

Mauerrest mit Schießscharten beim ehem. Salzburger Tor an der Apsis der St.-Johannes-Spitalkirche (Poststraße)

Mauerrest im Innenhof des „Deutschen Kaiser“ (Ludwigstraße)

Mauerzug am ehem. Leitthörl (Rosengasse-Heilingbrunnerstraße)

Stadtgraben an der Nordostseite von Schloss Gruttenstein

Literatur

Johannes Lang: Geschichte von Bad Reichenhall, 2009


Bearbeitung: Andreas Hirsch