Kleidung im Reichenhaller Raum (ab 1500): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Tracht und Tourismus'''
'''Tracht und Tourismus'''


Die 1839 erfundene Fotografie verbreitete sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Fremdenverkehrsorten der Bayerischen Alpen. In Reichenhall bot der Fotograf Matthias Welker seit 1858 während der Sommersaison seine Dienste an. Ab Mitte der 1860er Jahre entstanden dann mehrere Ateliers, die sich in der Kurstadt etablierten, wie Franz Greiner, Johann Scherle, Hans Kurz, Julie Madlseder, Heinrich Fritz, P. Schmid und das Atelier Gaus. Die überwiegende Mehrheit der ReichenhallerInnen ließ sich nicht in Tracht, sondern in damals üblicher bürgerlicher Kleidung fotografieren, Herren auch öfter in Uniform. Neben Einheimischen ließen sich viele Sommerfrischler in den Ateliers vor einer Gebirgskulisse in Tracht ablichten, welche sie vom Fotografen für die Aufnahme ausleihen konnten. Die Urlaubsgäste erwarteten bei ihrem Aufenthalt das „Echte“ zu erleben und damit Alpenbewohner in Tracht. Diese kamen den Erwartungen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nach. Viele Gäste besorgten sich für Ihren Urlaub in den Bergen bereits zuhause – etwa beim Berliner Kaufhaus Wertheim - die passende Garderobe. Führend bei der Ausstattung mit alpenländischer Kleidung war die 1900 gegründete Firma Wallach in München. Dort konnte man auch das um 1870 entstandene Dirndlgwand, heute meist Dirndl genannt, erwerben. Es entwickelte sich aus der bäuerlichen Unterkleidung, die von der Dirn (Magd) und jungen Mädchen als leichtes Arbeitsgewand getragen wurde. Durch das Singspiel „Im weißen Rößl“ (1930) wurde es international bekannt und schließlich als typisch für den österreichischen und bayerischen Alpenraum angesehen.
Die 1839 erfundene Fotografie verbreitete sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Fremdenverkehrsorten der Bayerischen Alpen. In Reichenhall bot der Fotograf Matthias Welker seit 1858 während der Sommersaison seine Dienste an. Ab Mitte der 1860er Jahre entstanden dann mehrere Ateliers, die sich in der Kurstadt etablierten, wie Franz Greiner, Johann Scherle, Hans Kurz, Julie Madlseder, Heinrich Fritz, Peter Schmid und das Atelier Gaus. Die überwiegende Mehrheit der ReichenhallerInnen ließ sich nicht in Tracht, sondern in damals üblicher bürgerlicher Kleidung fotografieren, Herren auch öfter in Uniform. Neben Einheimischen ließen sich viele Sommerfrischler in den Ateliers vor einer Gebirgskulisse in Tracht ablichten, welche sie vom Fotografen für die Aufnahme ausleihen konnten. Die Urlaubsgäste erwarteten bei ihrem Aufenthalt das „Echte“ zu erleben und damit Alpenbewohner in Tracht. Diese kamen den Erwartungen vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nach. Viele Gäste besorgten sich für Ihren Urlaub in den Bergen bereits zuhause – etwa beim Berliner Kaufhaus Wertheim - die passende Garderobe. Führend bei der Ausstattung mit alpenländischer Kleidung war die 1900 gegründete Firma Wallach in München. Dort konnte man auch das um 1870 entstandene Dirndlgwand, heute meist Dirndl genannt, erwerben. Es entwickelte sich aus der bäuerlichen Unterkleidung, die von der Dirn (Magd) und jungen Mädchen als leichtes Arbeitsgewand getragen wurde. Durch das Singspiel „Im weißen Rößl“ (1930) wurde es international bekannt und schließlich als typisch für den österreichischen und bayerischen Alpenraum angesehen.


Eine durch Tourneen in ganz Deutschland bekannte Institution war das Reichenhaller Bauerntheater unter der Leitung von Josef Meth, das die Vorstellungen der Theaterbesucher vom Leben im „Gebirg“ nachhaltig prägte. In den Touristenorten traten regelmäßig Trachtenvereine sowie Volkstanz- und Sängergruppen auf. In der Kurstadt vermarktete Jakob Damhofers Sänger-, Jodler und Tänzer-Ensemble „D`Reichenhaller“ folkloristische Veranstaltungen mit Erfolg. Mitglieder des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins Taubenberger aus Holzkirchen führten den von ihnen ersonnenen „Watschenplattler“ zum ersten Mal öffentlich 1907 in Bad Reichenhall zur Unterhaltung der Sommerfrischler auf.
Eine durch Tourneen in ganz Deutschland bekannte Institution war das Reichenhaller Bauerntheater unter der Leitung von Josef Meth, das die Vorstellungen der Theaterbesucher vom Leben im „Gebirg“ nachhaltig prägte. In den Touristenorten traten regelmäßig Trachtenvereine sowie Volkstanz- und Sängergruppen auf. In der Kurstadt vermarktete Jakob Damhofers Sänger-, Jodler und Tänzer-Ensemble „D`Reichenhaller“ folkloristische Veranstaltungen mit Erfolg. Mitglieder des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins Taubenberger aus Holzkirchen führten den von ihnen ersonnenen „Watschenplattler“ zum ersten Mal öffentlich 1907 in Bad Reichenhall zur Unterhaltung der Sommerfrischler auf.