Marzoll (Bad Reichenhall): Unterschied zwischen den Versionen

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'''Schloss und Hofmark'''
'''Schloss und Hofmark'''
   
   
Um 1460 kaufte der Reichenhaller Patrizier Degenhard I. Fröschl den „Hof Marzoll“ (Wohnturm) und erhielt 1475 die Hofmarksrechte (niedere Gerichtshoheit) über Marzoll, sowie 1499 über Schwarzbach. Die Dörfer Türk und Weißbach unterstanden nicht der Hofmark, sondern dem Landgericht Reichenhall. An der Stelle des Wohnturms ließ Degenhard II. Fröschl bis 1536 einen Familiensitz im Stil der Renaissance errichten. Die Schlossanlage in Form eines viereckigen Baukörpers mit vier von Kuppeln gekrönten Ecktürmen war eine der ersten ihrer Art in Bayern. Joseph Fröschl beteiligte sich an einer Verschwörung von Adeligen gegen den Herzog. Er wurde zu Gefängnishaft verurteilt und musste, hoch verschuldet, 1574 das Schloss verkaufen.
Um 1460 kaufte der Reichenhaller Patrizier Degenhard I. Fröschl den „Hof Marzoll“ (Wohnturm) und erhielt 1475 die [[Hofmark Marzoll und Schwarzbach|Hofmarksrechte]] (niedere Gerichtshoheit) über Marzoll, sowie 1499 über Schwarzbach. Die Dörfer Türk und Weißbach unterstanden nicht der Hofmark, sondern dem Landgericht Reichenhall. An der Stelle des Wohnturms ließ Degenhard II. Fröschl bis 1536 einen Familiensitz im Stil der Renaissance errichten. Die [[Schloss Marzoll|Schlossanlage]] in Form eines viereckigen Baukörpers mit vier von Kuppeln gekrönten Ecktürmen war eine der ersten ihrer Art in Bayern. Joseph Fröschl beteiligte sich an einer Verschwörung von Adeligen gegen den Herzog. Er wurde zu Gefängnishaft verurteilt und musste, hoch verschuldet, 1574 das Schloss verkaufen.
Von 1605 bis 1798 waren das Schloss und die Hofmark Marzoll im Besitz der Familie Lasser von Lasseregg. Sie ließ das Anwesen erweitern (Torgebäude) und das Innere im Barockstil umgestalten. 1798 fielen die Hofmarksrechte an das Kurfürstentum Bayern und das Schloss kam in den Besitz der Familie Laßberg. Ab 1834 besaßen die Freiherrn von Aretin das Schloss. Die Freiherren von Malsen, ab 1837 Besitzer des Anwesens, ließen die Renaissance-Kuppeln der vier Türme abtragen und durch Zinnen im Stil der Neugotik ersetzen.  
Von 1605 bis 1798 waren das Schloss und die Hofmark Marzoll im Besitz der Familie Lasser von Lasseregg. Sie ließ das Anwesen erweitern (Torgebäude) und das Innere im Barockstil umgestalten. 1798 fielen die Hofmarksrechte an das Kurfürstentum Bayern und das Schloss kam in den Besitz der Familie Laßberg. Ab 1834 besaßen die Freiherrn von Aretin das Schloss. Die Freiherren von Malsen, ab 1837 Besitzer des Anwesens, ließen die Renaissance-Kuppeln der vier Türme abtragen und durch Zinnen im Stil der Neugotik ersetzen.  


'''Wallfahrt'''  
'''Wallfahrt'''  


Eine bedeutende Wallfahrt zum Heiligen Valentin in der Marzoller Kirche geht auf ein Wunder im Jahre 1496 zurück, bei dem ein Kind aus Thalgau von der Epilepsie geheilt worden sein soll. Die meisten Wallfahrer kamen aus salzburgischen Orten der näheren und weiteren Umgebung, aus Wals, Piding, Ainring und Bergheim, auch aus Salzburghofen, Saaldorf, Anthering und Thalgau. Die Wallfahrt, bei der vor allem lebende schwarze Hennen geopfert wurden, erreichte später im 17. und 18. Jahrhundert ihre höchste Blüte. Durch die beträchtlichen Wallfahrtseinnahmen konnte der Umbau der Kirche (1748-1750) im Barockstil von der Kirche selbst bezahlt werden. Die Wallfahrt kam nach der Aufklärung am Ende des 18. Jh. zum Erliegen. 1809 wurde Marzoll eine eigene Pfarrei, nachdem es seit dem 14. Jh. zur Pfarrei Gmain (Großgmain) gehört hatte.
Eine bedeutende Wallfahrt zum Heiligen Valentin in der Marzoller [[Pfarrkirche St. Valentin (Marzoll)|Kirche]] geht auf ein Wunder im Jahre 1496 zurück, bei dem ein Kind aus Thalgau von der Epilepsie geheilt worden sein soll. Die meisten Wallfahrer kamen aus salzburgischen Orten der näheren und weiteren Umgebung, aus Wals, Piding, Ainring und Bergheim, auch aus Salzburghofen, Saaldorf, Anthering und Thalgau. Die Wallfahrt, bei der vor allem lebende schwarze Hennen geopfert wurden, erreichte später im 17. und 18. Jahrhundert ihre höchste Blüte. Durch die beträchtlichen Wallfahrtseinnahmen konnte der Umbau der Kirche (1748-1750) im Barockstil von der Kirche selbst bezahlt werden. Die Wallfahrt kam nach der Aufklärung am Ende des 18. Jh. zum Erliegen. 1809 wurde Marzoll eine eigene Pfarrei, nachdem es seit dem 14. Jh. zur Pfarrei Gmain (Großgmain) gehört hatte.


'''Gemeinde Marzoll'''
'''Gemeinde Marzoll'''